RADIO VATIKAN - OFFIZIELLE WEBSEITE - Online-News 4.9.2015

Tagesmeldungen vom 4.9.2015

- Ungarn: „Wir machen eben, was wir können“ -
Interreligiöser Dialog nie zum Scheitern verurteilt -
Franziskus: Die Gnade der geschwollenen Zunge -
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Verantwortlich: P. Bernd Hagenkord SJ / Stefan von Kempis
Redaktion: Gudrun Sailer
Redaktionsschluss 16.00 Uhr
Die folgenden Texte basieren auf unserer
Nachrichtensendung „Treffpunkt Weltkirche“ täglich um 16 Uhr
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THEMEN DES TAGES:

Ungarn: „Wir spüren nur, dass die Ungeduld wächst“
In Ungarn harren weiter Tausende Flüchtlings aus den Kriegsgebieten in Syrien und Irak aus. Hunderte haben sich Berichten zufolge zu Fuß auf den Weg nach Österreich gemacht. Die Asylsuchenden sollen sich nach dem Willen der Behörden in einem der fünf Flüchtlingszentren des Landes registrieren lassen, wie es das EU-Recht vorsieht, doch viele Menschen lehnen das ab, weil sie nicht in Ungarn bleiben wollen. Rund um den Budapester Ostbahnhof campieren seit Wochen Menschen auf Durchreise. Sie versorgt der ungarische Malteser Hilfsdienst. Wir haben mit Christiana Habsburg gesprochen, die mit ihrem Mann Michael Habsburg-Lothringen, dem Botschafter des Malteserordens in Ungarn, Tag für Tag dort Dienst tut. Sie berichtet von selbstlosen Menschen, die zum Helfen kommen, vom Wunsch vieler Flüchtlinge, nach Deutschland zu kommen und von der wachsenden Unruhe unter den Menschen, die in Ungarn ausharren müssen. (rv)
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Interreligiöser Dialog nie zum Scheitern verurteilt
Juden und Christen teilen die Überzeugung vom Wert und der Würde des Lebens. Das betonen der katholische Erzbischof von Westminster, Vincent Nichols, und der Oberrabbiner Großbritanniens, Ephraim Mirvis. Gemeinsam waren Sie am Donnerstag bei Papst Franziskus, mit Radio Vatikan sprachen die beiden über die Herausforderungen der Religion in einer säkularen Welt und den interreligiösen Dialog. Am Besuchstag der beiden Religionsvertreter im Vatikan ging das Bild eines kleinen syrischen Jungen um die Welt, der nach der Flucht über das Mittelmeer leblos an einem Strand in der Türkei lag. Oberrabbiner Mirvis sieht in der Flüchtlingsdebatte ganz Europa auf den Plan gerufen. „Hier ist ein Paradigmenwechsel nötig, wie wir uns in Europa zu dem Leiden der Menschen verhalten müssen. Natürlich haben Politiker ihre Arbeit und ihre Prioritäten. Aber wir haben sicher eine moralische Verantwortung, angemessen auf das echte Leiden der Menschen zu reagieren. Das geschieht nun vor den Toren Europas, innerhalb Europas, im Nahen Osten und weltweit. Wir müssen darauf eine passende Antwort finden.” (rv)
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Franziskus: „Sich auf die Zunge beißen statt schlecht reden“
In der Kirche gibt es eine Krankheit: Spaltung und Zwietracht säen. Christen dagegen sind dazu aufgerufen, Frieden zu stiften und zu versöhnen, so wie Jesus es tat. Darüber hat Papst Franziskus bei seiner Morgenpredigt in der Casa Santa Marta gesprochen. Gott habe seinen Sohn geschickt, „um durch ihn alles zu versöhnen“, wie es in der Tageslesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Kolosser heißt. Ohne Jesus sind Frieden und Versöhnung nicht möglich, sagte Franziskus. Unsere Aufgabe sei es „inmitten aller Nachrichten von Krieg und Hass, auch in den Familien, Männer und Frauen des Friedens zu sein, Männer und Frauen der Versöhnung.“ „Und es tut uns gut, uns zu fragen: Säe ich Frieden? Mit meiner Zunge, säe ich da Frieden oder Zwietracht? Wie oft haben wir über jemanden sagen hören, na, der hat aber eine scharfe Zunge. Und das ist ein Übel, eine Krankheit in unserer Kirche: Spaltung säen, Hass säen, nicht Frieden säen.“ (rv)
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Ratzinger-Schülerkreise: Künftig enger zusammenarbeiten
Neue Perspektive für den Ratzinger-Schülerkreis: Die ehemaligen Promovenden bei Professor Joseph Ratzinger werden in Zukunft enger mit dem „Neuen Ratzinger-Schülerkreis“ zusammenarbeiten. Das kündigte der Sprecher des Schülerkreises, Pater Stephan Horn SDS, im Gespräch mit Radio Vatikan an. Am vergangenen Wochenende trafen sich die Ratzinger-Theologen und –Theologinnen in Castel Gandolfo und feierten am Sonntag einen Gottesdienst mit dem emeritierten Papst im Vatikan. „Es gibt noch keine konkreten Pläne, aber ich habe darüber mit dem emeritierten Papst Benedikt XVI. gesprochen“, so Pater Horn. Man wolle beide Kreise enger verzahnen und auch die Tagungen künftig gemeinsam organisieren. (rv)
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DIE NACHRICHTEN:

Vatikan

Dass Christen und Muslime miteinander über das Themenfeld Religion und Gewalt sprechen, ist heute nötiger denn je. Das sagte der Sekretär des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog, der spanische Priester Miguel Angel Ayuso Guixot, bei einem Treffen zwischen Vertretern des Christentums und des Islam in Athen. „Wir wissen, dass viele der heute existierenden Konflikte, obwohl sie vorgeben auf religiösen Differenzen zu gründen, nicht als religiös gerechtfertigt werden können”, sagte der Vatikanvertreter bei einem Empfang für Diplomaten. „Deshalb kann es für uns nur eine Antwort geben: uns als Gläubige zu treffen, die vereint sind in dem Anliegen, gegen ungerecht im Namen der Religion begangene Gewalt vorzugehen.” (rv)
Nicht schlecht hat ein römischer Optiker im Zentrum der Stadt gestaunt, als in neuer Kunde in sein Geschäft hineinkam: Papst Franziskus kam am Donnerstag pünktlich zur Abenddämmerung begleitet von seinen Leibwächtern und Polizisten in Zivil vor dem Optiker an der Via del Babuino in der Nähe der Piazza del Popolo an. Das anvisierte Ziel des Papstes war die Ottica Spiezia, Franziskus' Optiker seines Vertrauens. Der Papst selber wollte keine neue Brille kaufen, sondern seine bisherige Lesehilfe reparieren lassen, berichtet der Optiker Alessandro Spiezia. Der Papst habe ihm gesagt, er wolle nicht viel Geld ausgeben. „Papst Franziskus sagte mir aber, er wolle auf jeden Fall meine Arbeit korrekt bezahlen“, so Spiezia. Nach seinem 40minütigem Aufenthalt beim Optiker füllten sie die umliegenden Gassen mit Schaulustigen, ehe der Papst wieder in den Vatikan zurückkehrte. (rv)

Vatikan/Vereinigte Staaten
Papst Franziskus wird seine Rede vor dem US-Kongress am 24. September in englischer Sprache halten. Das kündigte Washingtons Kardinal Donald Wuerl Medienberichten zufolge am Mittwoch Ortszeit in einem Gespräch mit dem „Christian Science Monitor“ an. Die Messe zur Heiligsprechung Junipero Serras werde der Papst hingegen auf Spanisch feiern, wird Wuerl zitiert. Dies sei eine Anerkennung der Bedeutung der hispanischen Bevölkerung in den Vereinigten Staaten, die heute „einen erheblichen Teil der Kirche ausmacht“. Wuerl erwartet, dass Franziskus vor dem Kongress klare Worte zu den Themen Umwelt und Einwanderung finden wird. (kna)

Europa

Deutschland
Der vor fünf Jahren angestoßene Gesprächsprozess in der katholischen Kirche hat für „eine neue Gesprächs- und Dialogkultur“ gesorgt. Das sagte der frühere Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur anlässlich des nun zu Ende gehenden Dialogprozesses. Der heutige Freiburger Alterzbischof hatte 2010 vor dem Hintergrund des Missbrauchsskandals und des damit verbundenen Vertrauensverlustes den Dialogprozess angestoßen. Die erste Großveranstaltung fand ein Jahr später in Mannheim statt. Zwischen 2012 und 2014 ging es in Hannover, Stuttgart und Magdeburg um thematische Schwerpunkte. Am 11. und 12. September findet die Reihe in Würzburg ihren Abschluss. (kna)

Deutschland/Vatikan
Zu Gesprächen über die Neuausrichtung in der Diözese Limburg ist die Diözesanleitung am Donnerstag nach Rom gereist. Das teilte Diözesansprecher Stephan Schnelle der deutschen katholischen Nachrichtenagentur mit. Ihm zufolge wollen der Apostolische Administrator für die Diözese, Weihbischof Manfred Grothe, und sein Ständiger Vertreter, Domkapitular Wolfgang Rösch, bei den Gesprächen im Vatikan auch die Frage einer materiellen Wiedergutmachung durch den früheren Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst ansprechen. Die Diözese verlangt von dem Bischof Schadenersatz. (kna)

Spanien
Eine bedeutende spanische Auszeichnung geht in diesem Jahr an den katholischen Orden der Barmherzigen Brüder: der Fürstin-von-Asturien-Preis für Völkerverständigung. Der Preis ist mit 50.000 Euro dotiert und wird jedes Jahr im Herbst im spanischen Oviedo verliehen, wie der Orden auf seiner Website mitteilte. Die Jury begründete die Preisvergabe mit dem außergewöhnlichen sozialen Engagement der Barmherzigen Brüder; zuletzt beispielsweise im Einsatz gegen die Ebola-Epidemie, die 2014/15 in mehreren afrikanischen Ländern wütete und sowohl Ordensmitglieder als auch einigen ihrer Mitarbeiter das Leben kostete. Der Generalprior des Ordens, Jesus Etayo Arrondo, sagte, er wolle den Preis vor allem den bedürftigen Menschen widmen. (kap)

Naher Osten

Syrien
Gerüchte über eine bevorstehende Freilassung des im Mai verschleppten Pfarrers Jacques Murad haben sich bisher nicht bestätigt. Murad leitete bis zu seiner Entführung das Kloster Mar Elian in Syrien und die Gemeinde Qaryatayn. Ein christlicher libanesischer Fernsehsender hatte ein kurzes Video veröffentlichte, das Pfarrer Murad in offensichtlich gutem Zustand zeigt. Das Video enthält jedoch keine genauen Angaben über das Datum der Aufnahme. Pater Murad hatte zahlreiche Flüchtlinge aus der Umgebung in seinem Kloster Mar Elian aufgenommen, die er dort auch mit Hilfe muslimischer Wohltäter versorgte. Bewaffnete Entführer entführten den Priester am 21. Mai aus dem Kloster entführt. (fides)

Israel
Die christlichen Schulen in Israel haben zu unbefristeten Streiks aufgerufen. Sie fühlen sich durch die finanziellen Kürzungen um 45 Prozent innerhalb von wenigen Jahren diskriminiert. Sie mussten das Schulgeld erhöhen und sehen sich nun in ihrer Existenz gefährdet. Nach Angaben der Nachrichtenagentur „Fides“ haben Verhandlungen zwischen den christlichen Schulen und dem Bildungsministerium zu keiner Einigung geführt. Die Forderung des Ministeriums, die Schulen zu verstaatlichen, haben die Schulen abgelehnt, da sie den eigentlichen Bildungsauftrag und die christliche Präsenz im Heiligen Land dadurch gefährdet sehen. Neben einer Solidaritätskundgebung Anfang der Woche soll es nun zu weiteren Demonstrationen kommen. Die Streiks sollen so lange andauern, bis die Forderungen berücksichtigt werden. Von den zirka 33.000 Schülern an den insgesamt 47 christlichen Schulen ist den Angaben zufolge etwa die Hälfte nicht getauft. (fides)

Asien

Indien
150 Millionen Arbeiter in Indien haben in einem 24-stündigen Streik gegen die geplanten staatlichen Wirtschaftsreformen protestiert. Die Kirche unterstützt ihre Forderungen. „Die Reformen würden in große Ungerechtigkeit münden“, sagt laut der Agentur Asianews Jesuitenpater Cedric Prakash, der Leiter eines Zentrums für Menschenrechte in Westindien. Die geplanten Reformen favorisierten große Industrieunternehmen, so der Priester. Die geplanten Reformen sehen eine Privatisierung staatlicher Firmen und die Ausnahme von Unternehmen mit weniger als 40 Mitarbeitern aus dem Arbeitsrecht vor. Premierminister Narendra Modi hatte einen wirtschaftlichen Aufschwung und mehr Arbeitsplätze versprochen. (asianews) 

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Die Quellen unserer Nachrichtensendung sind u.a. die Agenturen Kna, Kathpress, Ansa, Efe, Afp, Kath.ch, Reuters, Ap, Adnkronos, Upi, Cns, Ucanews, Misna, Kirche in Not, Osservatore Romano, – die Vatikanzeitung in deutscher Sprache, sowie vatikaninterne Quellen. Der Newsletter ist nur zur persönlichen Information bestimmt. Grundlage für Zitate oder Übernahmen aus unserem Programm kann nicht unser Internetauftritt oder der Newsletter, sondern nur unser Radio-Programm sein. Die jeweils aktuelle Nachrichten- oder Magazinsendung von Radio Vatikan können Sie u.a. auf unserer Internetseite hören
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Programmvorschau:

Sonntag Abend, 6. September, 20.20 Uhr: Menschen in der Zeit
Anton Börner
– Unternehmer, Wein- und Bibelkenner


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Nachrichtenarchiv von Radio Vatikan

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