RADIO VATIKAN - OFFIZIELLE WEBSEITE - Online-News 20.12.2016

Tagesmeldungen vom 20.12.2016

- Tote in Berlin: Papst schickt Beileidstelegramm -
- „Jetzt Nicht einmauern“: Kardinäle Müller und Kasper zum Anschlag von Berlin -
- Erstmals Direktorin für Vatikanische Museen -

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Verantwortlich: P. Bernd Hagenkord SJ / Stefan von Kempis
Redaktion: Stefan von Kempis
Redaktionsschluss 16.00 Uhr
Die folgenden Texte basieren auf unserer
Nachrichtensendung „Treffpunkt Weltkirche“ täglich um 16 Uhr
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FOKUS ANSCHLAG IN BERLIN:

Trauer und Bestürzung nach der Mordnacht von Berlin
Terroranschlag in Berlin: Die zwölf Tote und mindestens 48 Verletzten vom Weihnachtsmarkt am Montagabend erschüttern viele Menschen. Ein Lastwagen war am Breitscheidplatz in West-Berlin offenbar vorsätzlich in die Menge auf einem Weihnachtsmarkt an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche gerast.

„Tief erschüttert“ ist Kardinal Reinhard Marx, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. „Die Gewalt auf dem Weihnachtsmarkt ist das Gegenteil dessen, was die Besucher wollten“, sagt er an diesem Dienstagmorgen in einer Erklärung. Er habe „Mitgefühl“ für die „Angehörigen der Toten und Verletzten“ und werde „für alle beten“. Es sei „eine schwere Stunde für die Stadt Berlin und unser Land“ – da gelte es, „dass wir als Gesellschaft zussammenstehen und zusammenhalten“. (rv)
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Papst schickt Beileidstelegramm nach Berlin
In einem Telegramm nach Berlin zeigt sich Papst Franziskus „tief betroffen von der schrecklichen Gewalttat in Berlin“ und bekundet den Hinterbliebenen „sein Mitgefühl und seine Nähe in ihrem Schmerz“. Das Schreiben auf Deutsch an den Berliner Erzbischof, in dem nicht direkt von einem Anschlag die Rede ist, ist von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin unterzeichnet. Im Gebet vertraue Papst Franziskus die Verstorbenen der Barmherzigkeit Gottes an und bitte um Genesung der Verletzten. Ebenso danke er den Rettungs- und Ordnungskräften für ihren tatkräftigen Einsatz. „Papst Franziskus verbindet sich mit allen Menschen guten Willens, die dafür arbeiten, dass der mörderische Wahnsinn des Terrorismus keinen Platz in unserer Welt hat. In diesem Sinne bittet er den barmherzigen Gott und Vater um Trost, Schutz und heilenden Segen.“ (rv)
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Terror in Berlin: Kardinal Müller mahnt zu Zusammenhalt
Kardinal Gerhard Ludwig Müller ist entsetzt über den Terroranschlag in Berlin. Der Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation brachte im Gespräch mit Radio Vatikan seine Anteilnahme für die Opfer und ihre Familien zum Ausdruck und lud dazu ein, Gott um Vergebung und Trost zu bitten. Zugleich äußerte der höchstrangige deutsche Kurienkardinal die Mutmaßung, der „symbolische Wert“ der Terrorattacke wenige Tage vor Weihnachten an einem belebten Adventsmarkt sei „vielleicht sogar berechnet“. Insofern sei es „auch ein Anschlag auf unsere christliche Kultur, auf unsere besondere Art und Weise, gerade die Familie, das Zusammengehörigkeitsgefühl am Weihnachtsfest in den Mittelpunkt zu stellen.“ (rv)
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Kardinal Kasper: „Jetzt nicht einmauern!“
„Natürlich war ich, als ich es gestern Abend im Fernsehen gesehen habe, zutiefst erschüttert.“ Das sagt der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper an diesem Dienstag im Gespräch mit Radio Vatikan. „Meine Gedanken sind in erster Linie bei den Opfern und bei den Angehörigen der Opfer. Als Bischof und Kardinal kann man da nur beten für die Menschen in Deutschland und in Berlin, auf dass sie die Ruhe und die Fassung bewahren, den Mut nicht verlieren und weiterzumachen.“ Kasper ist der emeritierte Präsident des Päpstlichen Einheitsrates. Zum Attentat von Berlin sagte er weiter: „Wir können uns nicht einmauern in dieser Situation!“ (rv)
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Berliner Erzbischof Koch: „Es ist Nacht“
Er kam gerade aus Leipzig zurück, da hörte er in den Nachrichten vom Anschlag in seiner Bischofsstadt. Jetzt spricht Berlins Erzbischof Heiner Koch von Hilflosigkeit. „Wir können, denke ich, im Moment nur mitschweigen. Mitschweigen nach dem furchtbaren Unglück mit den Angehörigen, mit denen, die dort direkt Hilfe leisten. Wir erleben hier unsere ganze Ohnmacht, die Ohnmacht des Nicht-mehr-weiter-Wissens. Wir hatten in Berlin natürlich immer auch die Befürchtung: Irgendwann wird hier auch mal was passieren. Aber wir waren natürlich auch froh, dass lange nichts passiert ist.“ (domradio)
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Gedächtniskirche: „Nicht ins Schneckenhaus verkriechen“
Er war Zeuge der Mordnacht von Berlin: Anselm Lange ist der Vorsitzende der Gedächtniskirchengemeinde. Die Ruine der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche erhebt sich, an die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs mahnend, in unmittelbarer Nähe des Breitscheidplatzes, wo am Montag der Terror zugeschlagen hat. Zu Focus TV sagte Lange: „Wenn man sich vergegenwärtigt, dass dies ja nicht irgendein Platz ist, sondern der zentrale Platz der City-West mit einem zerstörten Kirchturm darauf, der genau dies ausdrücken soll, international: dass hier ein Ort des Friedens, der Versöhnung, des friedlichen Zusammenlebens ist… und zumal ein Weihnachtsmarkt, wo Menschen aus dem ganzen Bundesgebiet und aus der Welt hierherkommen, um genau diesen Geist der Freundschaft, der Familie, des geselligen Beisammenseins zu zelebrieren…“ (focus.tv)
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WEITERE THEMEN DES TAGES:

 Türkei: Weihnachtsverbot in Istanbul?
Wohin entwickelt sich die Türkei? Das muss man sich nicht erst seit dem Mord am russischen Botschafter vom Montagabend in Ankara fragen. Für Befürchtungen und Fragen sorgt auch die Meldung, dass am deutsch-türkischen Elitegymnasium Istanbul Lisesi Weihnachten im Unterricht angeblich nicht thematisiert werden darf. Laut dem Auswärtigen Amt soll dieser Streit inzwischen beigelegt sein. Aber der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, traut der Beschwichtigung nicht. „Offensichtlich hat es große Auseinandersetzungen gegeben, um eine klarere islamische Ausrichtung der Schule zu garantieren.“ (dr/rv)
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UNSERE LATEINNACHRICHTEN:

Jede Woche frisch: Unsere Nachrichten auf Latein. Gero P. Weishaupt übersetzt für Radio Vatikan ausgewählte Meldungen unseres Programms. (rv)
Hier die aktuellen Nuntii Latini
Hier das Archiv der Nuntii Latini

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DIE NACHRICHTEN:

Vatikan

Papst Franziskus kondoliert Präsident Putin: In einem von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin unterzeichneten Telegramm drückt dieser die Trauer aus, die der Papst beim Erhalt der Nachricht vom Tod des Botschafters des Landes in der Türkei, Andrei Karlov, empfunden habe. Karlov war an diesem Montag bei einem Anschlag auf sein Leben erschossen worden. Der Papst wolle seine geistliche Solidarität ausdrücken, heißt es in dem vom Pressesaal des Vatikan verbreiteten Telegramm. Zuvor hatte bereits der für die Außenbeziehungen des Vatikan zuständige Erzbischof Paul Richard Gallagher den Botschafter Russlands beim Heiligen Stuhl angerufen und ihm ebenfalls kondoliert, wie der Vatikan bekannt gab. (rv)
Die Leitung der Vatikanischen Museen übernimmt erstmals eine Frau. Papst Franziskus ernannte an diesem Dienstag die Italienerin Barbara Jatta zur neuen Direktorin der Museen. Die bisherige Vize-Direktorin wird ihr Amt am 1. Januar antreten. Sie löst den Kunsthistoriker Antonio Paolucci ab. Jatta wurde am 6. Oktober 1962 in Rom geboren. Sie studierte an der Sapienza-Universität von Rom – der größten Europas – und spezialisierte sich u.a. in Archivkunde im Vatikan. Seit 1994 unterrichtet sie Geschichte graphischer Kunst in Neapel, von 1996 an arbeitete sie an der Apostolischen Bibliothek des Vatikans. Von dort wechselte sie im vergangenen Juni in die Vatikanischen Museen. (rv)
Papst Franziskus hat familienfreundlichere arbeits- und sozialrechtliche Regelungen für seine Angestellten erlassen. Eingeführt wird unter anderem eine vergütete Beurlaubung zur Pflege kranker Angehöriger: für bis zu zwei Jahre können sich Vatikanangestellte in Zukunft zur Pflege freinehmen und dabei 80 Prozent des Gehalts beziehen. Großzügiger werden insbesondere auch die Regelungen, die mit punktuellen Freistellungen zur Versorgung behinderter Kinder oder Angehöriger zu tun haben. Die Neuerungen unter dem Titel „Vorsorge für die Familie“ treten am 1. Januar 2017 in Kraft, hieß es in einer Mitteilung des Arbeitsbüros des Heiligen Stuhles von diesem Dienstag. Im Vatikan arbeiten alles in allem mehr als 4.500 Angestellte. (rv)
Albrecht von Boeselager betrachtet sich weiter als „rechtsgültig gewählten Großkanzler“ des Souveränen Malteserordens. „Das Verfahren, mit dem meine Amtsenthebung betrieben wurde, entbehrt jeder rechtlichen Grundlage“, heißt es in einer persönlichen Stellungnahme, die der KNA vorliegt. Er werde sich wegen zahlreicher Regelverstöße an das Ordensgericht wenden, so von Boeselager. Zudem rechne er damit, dass es auch zu einer Untersuchung durch den Heiligen Stuhl kommt. Von Boeselager ist seit 2014 Großkanzler des Souveränen Malteserordens. Vergangene Woche teilte der Großmeister des Ordens, Fra Matthew Festing, überraschend mit, dass das regulär bis 2019 laufende „Mandat des Großkanzlers zu Ende“ sei. (kna)

Europa

Deutschland
Im Streit um die Interpretation des päpstlichen Schreibens Amoris Laetitia hält der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, den Text für „nicht so missverständlich, wie manche behaupten“. Als Konsequenz daraus sollten etwa wiederverheiratete Geschiedene nicht bis zum Ende ihres Lebens „wie in einer Sackgasse eingemauert sein“ und gegebenenfalls auch wieder zur Kommunion und zur Beichte gehen dürfen. Das sagte Marx am Dienstag der Agentur KNA. „Der Papst will, dass wir einen neuen, pastoralen Blick auf die Realität werfen und unser Leben, auch wenn es nicht immer gelungen ist, mit dem Anspruch des Evangeliums verbinden und der Barmherzigkeit Gottes vertrauen.“ (kna)

Polen
In der Parlamentskrise in Polen hat die katholische Kirche Regierung und Opposition zum Dialog aufgerufen. Beide Konfliktparteien sollten „einen Schritt zurücktreten und miteinander reden“, sagte der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanislaw Gadecki, am Montag in einem Interview der polnischen Nachrichtenagentur KAI. „Ohne ein ernsthaftes Gespräch kann dieser Streit nicht gelöst werden.“ In Polen werfen sich die nationalkonservative Regierung und die Opposition gegenseitig die Verletzung von demokratischen Grundregeln vor. Gadecki mahnte: „Jeder Politiker sollte sich fragen: Bin ich ein Baumeister des Friedens, und wie viel bin ich es?“ Zudem solle er sich fragen: „Trage ich Verantwortung für dieses Chaos?“ (kna)

Naher Osten

Syrien
Die katholische Friedensbewegung „Pax Christi“ hat die vom Weltsicherheitsrat beschlossene Entsendung von Beobachtern ins syrische Aleppo begrüßt. Die Resolution stärke das Völkerrecht und die Rolle der Vereinten Nationen bei der Vermittlung im Syrienkrieg, erklärte die Organisation am Dienstag in Berlin. Pax Christi fordert „flankierend internationale Verhandlungen über weitere Waffenstillstände“. Von der Bundesregierung verlangt die Organisation, „keine Waffen mehr aus Deutschland an Länder zu liefern, die aktiv Kriegsparteien in Syrien sind“. (kna)

Amerika

Kolumbien
Erzbischof Dario de Jesus Monsalve will trotz jüngster Morddrohungen nach eigenem Bekunden sein Engagement im Friedensprozess fortsetzen. Unbekannte hatten am Wochenende dem Erzbischof von Cali ein Flugblatt unter der Tür des erzbischöflichen Sitzes im Zentrum der zweitgrößten kolumbianischen Stadt hindurchgeschoben. Darauf war zu lesen: „Tod der FARC, Santos und dem kommunistischen Klerus“. Monsalve hat sich stets für den Friedensprozess mit der FARC-Guerilla in Kolumbien eingesetzt. Zudem war Calis Erzbischof in den vergangenen Jahren ein wichtiger Vermittler bei Verhandlungen über Geiselfreilassungen. (kna/kap)

Nicaragua
Die Behörden haben Medienberichten zufolge 557 Gefangene aus Anlass des kürzlich beendeten Heiligen Jahres zum Thema Barmherzigkeit begnadigt. Wie der Päpstliche Nuntius in Nicaragua, Erzbischof Fortunatus Nwachukwu, erklärte, ist Präsident Daniel Ortega damit einer Bitte von Papst Franziskus nachgekommen. Regierungssprecherin Rosario Murillo erklärte, unter den Freigelassenen von Montag seien auch 52 Frauen seien. Profitiert hätten von der Amnestie nur Häftlinge, die zu Freiheitsstrafen unter fünf Jahren verurteilt worden seien und bereits einen erheblichen Teil ihrer Strafe abgesessen hätten. (kna)

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