RADIO VATIKAN - OFFIZIELLE WEBSEITE - Online-News 5.10.2017

Tagesmeldungen vom 5.10.2017

- Neuer Horizont in der Lebensschutz-Akademie -
- Spanien hofft auf Vermittlung der Kirche -
- Theologe sieht Papst als Schmutzkampagne-Opfer -
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Verantwortlich: P. Bernd Hagenkord SJ / Stefan von Kempis
Redaktion: Stefan von Kempis
Redaktionsschluss 16.00 Uhr
Die folgenden Texte basieren auf unserer
Nachrichtensendung „Treffpunkt Weltkirche“ täglich um 16 Uhr
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BLICKPUNKT LEBEN:

Papst definiert neuen Horizont seiner Lebensschutz-Akademie
Mit einer Grundsatzrede empfing Papst Franziskus an diesem Donnerstag die Mitglieder der neu aufgestellten Päpstlichen Akademie für das Leben in Audienz. Schon in seinen ersten Worten wurde deutlich, worauf die Neuausrichtung der Akademie zielt, die seinerzeit Papst Johannes Paul II. gegründet hatte: Franziskus will einen größeren Rahmen abstecken, in dem die Schwergewichte aus Forschung und Lehre, die Mitglieder der Akademie sind, in Zukunft tätig werden sollen. (rv)
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Manfred Lütz: Debatte in der Lebensschutz-Akademie erwünscht
Dass Papst Franziskus in seine neu aufgestellte Päpstliche Akademie für das Leben auch nicht-katholische Mitglieder berief, fand nicht überall Beifall. Derart milieufremde Akademiker vertreten teils auch Ansichten, die vom kirchlichen Lehramt abweichen. So etwa ernannte Franziskus den anglikanischen Priester und Gelehrten Nigel Biggar, der Abtreibungen in einem bestimmten Zeitraum für ethisch vertretbar hält. Der deutsche Psychiater Manfred Lütz ist ein langjähriges Mitglied der bisherigen Päpstlichen Akademie für das Leben, Franziskus ernannte ihn – wie viele andere „Bisherige“ – auch in die erneuerte Akademie. Der Papst habe bewusst eine heterogene Zusammensetzung der Akademie eingeführt. Lütz findet das gut. (rv)
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WEITERE THEMEN:

Papst fordert internen Versöhnungsprozess im Irak
Franziskus ruft den Irak zu einem internen Versöhnungsprozess auf. Das sei „nötiger denn je“, sagte er am Donnerstag im Vatikan zu irakischen Bischöfen. Auf das Abspaltungs-Referendum in Irakisch-Kurdistan ging der Papst nicht ausdrücklich ein, sprach aber mahnend von „neuer Unsicherheit über die Zukunft“. Franziskus wandte sich an die Synode der chaldäisch-katholischen Bischöfe aus dem Irak; sie findet unter der Leitung von Patriarch Louis Raphaël Sako in Rom statt. Auf der Tagesordnung der Gespräche stünden viele heikle Themen, sagte der Papst: „die Auswanderung von Christen, der Wiederaufbau der Dörfer, die Rückkehr von Flüchtlingen und Vertriebenen“. (rv)
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Frühmesse: Die eigenen Wurzeln wiederentdecken
Christen sollten „ihre eigenen Wurzeln wiederentdecken“, statt sich selbst „psychologisch ins Exil“ zurückzuziehen. Dazu hat Papst Franziskus bei seiner Frühmesse in der Santa-Marta-Kapelle im Vatikan ermutigt. In seiner Predigt legte er die Lesung aus dem Buch Nehemia aus, die davon erzählt, wie nach der Rückkehr aus dem Babylonischen Exil in Jerusalem erstmals wieder öffentlich aus dem Gesetz Gottes vorgelesen wird. Sieben lange Jahrzehnte hatte das Exil des Volkes Israel gedauert, erinnerte Franziskus in Santa Marta; die Psalmen beschrieben die Sehnsucht der Menschen nach der fernen, zerstörten Stadt Jerusalem. Das sei „vor allem eine Reise gewesen, um die Wurzeln des Volkes wiederzufinden“. (rv)
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Spanien hofft auf Vermittlung der Kirche
Bei der EU ist sie abgeblitzt – jetzt hofft die katalanische Regionalregierung angeblich auf eine Vermittlung des Vatikans in ihrem Streit mit Madrid. Das meldet die konservative spanische Tageszeitung „La Razón“ an diesem Donnerstag. Dem Regionalpräsidenten Carles Puigdemont sei klar geworden, dass er von der EU keine Hilfe erwarten kann, er setze jetzt auf die „anerkannte diplomatische Kompetenz“ des Heiligen Stuhls. Puigdemonts Nummer Zwei, Oriol Junqueras, hat am Mittwoch mit Kardinal Juan José Omella gesprochen, dem Erzbischof von Barcelona. Dieser wiederum hatte am Abend zuvor in Madrid den spanischen Regierungschef Mariano Rajoy getroffen. (rv)
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DIE NACHRICHTEN:

Vatikan

Die Art der Kritik erinnere ihn sehr an ein „Dirty Campaigning“. Mit deutlichen Worten kritisiert der Salzburger Theologe Dietmar Winkler die „brüderliche Zurechtweisung“, die einige Theologen und Bischöfe an Papst Franziskus adressiert haben. Inhaltlich sei die „Correctio“ indiskutabel, da sie „an der heutigen kirchlichen und gesellschaftlichen Realität völlig vorbei geht“, unterstrich Winkler. Insofern zeige die Papstkritik, dass offenbar „trotz theologischer Ausbildung und Studiums theologisches Denken und Reflektieren bis in Kardinalsränge nicht jedem gelingt“ – mehr noch sei die „Correctio“ ein „schönes Beispiel für mangelnde Hermeneutik“ und ein Zeichen dafür, dass „manche in unserer Kirche mit der Pluralisierung der Lebenswelten nicht zurande kommen“. Das papstkritische Schreiben „Correctio filialis de haeresibus propagatis“ (Kindliche Zurechtweisung wegen der Verbreitung von Häresien) hatte sich Ende September vor allem über traditionalistische Blogs verbreitet. (kap)
Eine Einheit der Christen ist nur möglich, wenn dabei „der Inhalt des offenbarten Glaubens in seiner Gesamtheit“ bewahrt bleibt. Das sagte Papst Franziskus am Donnerstag in einer Audienz für den internationalen Dachverband von Bibelgesellschaften. „In Glaubensdingen stünde jeder Kompromiss in Widerspruch zu Gott, der die Wahrheit ist.“ Eine „Versöhnung“ der Christen untereinander lasse sich nicht „auf Kosten der Wahrheit vereinbaren“, so Franziskus unter Berufung auf die Ökumene-Enzyklika „Ut unum sint“ seines Vorgängers Johannes Paul II. (rv)

Europa

Serbien
Die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ beklagt Gewalt gegen Flüchtlinge in Osteuropa. Die Polizei in Kroatien, Ungarn und Bulgarien misshandle vor allem Kinder und Jugendliche, um sie am Grenzübertritt aus Serbien zu hindern, so der Leiter des Einsatzes in Serbien, Stéphane Moissaing. 92 Prozent der Jugendlichen tragen „ernsthafte körperliche und psychische Schäden“ davon, so Moissaing, was sie „noch anfälliger“ mache und „in die Arme der Menschenhändler, die die EU behauptet, zu bekämpfen“ drücke. Hunderttausende Migranten, die meisten Flüchtlinge aus dem Nahen und Mittleren Osten, überquerten den Balkan auf dem Weg nach Westeuropa, bis die „Balkanroute“ im März 2016 geschlossen wurde. Mehrere Tausend von ihnen sind in Serbien gestrandet und versuchen nun jeden Tag, ihre Reise fortzusetzen. (afp)

Afrika

Mali
Malis Bischöfe zeigen sich „besorgt“ über die Lage der Christen im Land. Vor allem im Zentrum des Landes seien Christen in den letzten Wochen und Monaten vermehrt Opfer von islamistischen Angriffen geworden, erklärt der Vorsitzende der Bischofskonferenz Edmond Dembélé gegenüber der AFP. Kirchen würden gestürmt und Kruzifixe und Heiligenfiguren entfernt. Auch die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch verurteilt die dschihadistischen Gruppen, die Zivilisten und Soldaten hinrichte und Kindersoldaten rekrutiere. Seit 2012 Islamisten nach Mali kamen, ist die Lage in dem westafrikanischen Land angespannt. Trotz eines Friedensabkommen im Jahr 2015 verschlechterte sich die Lage zuletzt wieder. (afp)

Asien

Pakistan
Einer der Anwälte der wegen angeblicher Gotteslästerung zum Tode verurteilten pakistanischen Christin Asia Bibi nährt Hoffnungen auf ihre baldige Freilassung. „Ich bin überzeugt, dass sie in zwei oder drei Monaten frei sein wird“, sagte Khalil Tahir Sandhu in einem Interview. Der Jurist und Minister für Menschenrechte und Minderheiten der pakistanischen Provinz Punjab vertritt Asia Bibi gemeinsam mit anderen Anwälten vor dem Höchstgericht in Islamabad. Internationaler Druck über Solidaritätserklärungen, Medienberichte und diplomatische Initiativen seien im Kampf um Bibis Freilassung „sehr hilfreich“, so Sandhu. Explizit verwies er auf 13.000 Unterstützungsunterschriften, die der deutsche Botschafter jüngst überreicht habe. Asia Bibi wurde vor mehr als acht Jahren in ihrem Heimatdorf Ittanwali in der Provinz Punjab verhaftet. (kap)

Myanmar/Bangladesch
Vertreter der katholischen Kirche in Bangladesch sind erschüttert über die Situation in den Flüchtlingslagern der aus Myanmar vertriebenen Rohingya. Die Menschen benötigten „dringend Nahrungsmittel, Medizin, gute Unterkünfte und sanitäre Einrichtungen“, so Bischof Moses Costa. Der Anblick vor Ort sei schockierend gewesen berichtete der Erzbischof von Chittagong. Er hatte Ende September zusammen mit Kardinal Patrick D'Rozario aus der Hauptstadt-Erzdiözese Dhaka die Flüchtlingslager in Cox's Bazar besucht. Viele Frauen und Kinder seien inzwischen depressiv, ergänzte Costa. Die Flüchtlinge hätten ihm von der Gewalt in Myanmars Teilstaat Rakhine, von Vergewaltigungen und von der Ermordung von Angehörigen berichtet. Gleichzeitig ist für Erzbischof Costa, seine Bischofskollegen und die Regierung von Bangladesch aber auch klar, dass die Lager keine dauerhafte Lösung sind. (kna)

Amerika

Vereinigte Staaten
Trump überholt den Papst – aber nur auf Twitter: Der US-Präsident ist mit derzeit 39,7 Millionen Followern das Staatsoberhaupt mit den meisten Abonnementen bei dem Kurznachrichtendienst. Papst Franziskus folgt ihm auf dem Fuß mit 39,5 Millionen Followern. Das sind über acht Millionen Abonnenten mehr als im letzten Jahr, in dem Franziskus sich dem damaligen US-Präsidenten Barack Obama mit 78 Millionen Abonnementen geschlagen geben musste. Deutlich vorne liegt der Papst indes mit der Zahl der Sprachen, in denen er Kurznachrichten verschickt: es sind neun, einschließlich Latein, Arabisch und Deutsch. Trump twittert nur auf Englisch. (pm)

Bolivien
Die Kirche in Bolivien kritisiert das Vorhaben von Präsident Evo Morales, sich erneut zur Wahl zu stellen. Die Bevölkerung hatte sich in einem Referendum Anfang 2016 knapp gegen eine unbegrenzte Zahl von Amtszeiten für das Präsidentenamt in ihrem Land ausgesprochen. Die sozialistische Regierungspartei MAS versucht nun auf juristischem Wege eine erneute Kandidatur des seit 2006 amtierenden Morales zu ermöglichen. Die Opposition kritisiert schon seit längerem einen schweren Verstoß gegen die demokratischen Grundrechte. (kna)

Brasilien
Das Parlament hat für einen kompletten Schuldenerlass für Kirchen und religiöse Vereinigungen durch die Zentralregierung gestimmt. Medienberichten zufolge handelt es sich bei den Schulden etwa um nicht gezahlte Sozialabgaben. Zudem sieht die Regelung eine generelle Steuerbefreiung für religiöse Bildungseinrichtungen über die kommenden fünf Jahre vor. Besonders evangelikale Abgeordnete hatten sich für den Schuldenerlass stark gemacht. Sie glauben, dass die Forderungen des Bundes gegen die Verfassung von 1988 verstoßen. Demnach sind Kirchen und religiöse Institutionen bereits teilweise steuerbefreit. Wegen nicht gezahlter Steuern drohten Medienberichten zufolge rund einem Dutzend evangelikaler Großkirchen Millionenstrafen des Finanzamtes. (kna)

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