RADIO VATIKAN - OFFIZIELLE WEBSEITE - Online-News 8.10.2017

Tagesmeldungen vom 8.10.2017

- Papst: „Christentum mehr als Summe von Geboten“ -
- Venezuela: Bischöfe ermuntern zu Wahlbeteiligung -
-
Österreich: Vorreiter bei Priesterausbildung -
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Verantwortlich: P. Bernd Hagenkord SJ / Stefan von Kempis
Redaktion: Christine Seuss
Redaktionsschluss 16.00 Uhr
Die folgenden Texte basieren auf unserer
Nachrichtensendung „Treffpunkt Weltkirche“ täglich um 16 Uhr
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THEMEN DES TAGES:

Angelus: Christentum ist mehr als Summe von Geboten
Gott hält sein Wort und rächt sich nicht, auch wenn er durch die Irrtümer und Sünden der Menschen enttäuscht ist: Über diese „große Neuheit des Christentums“ sprach Papst Franziskus an diesem Sonntag beim traditionellen Angelusgebet auf dem Petersplatz. Der Papst ging bei seinen Überlegungen vom Tagesevangelium aus, in dem Jesus vor seinen Gegnern in Jerusalem spricht und ihnen die Parabel des Weinbergs erläutert (Mt. 21,33-43). (rv)
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Venezuela: Von Wahlrecht Gebrauch machen
Die Bischöfe Venezuelas fordern das Volk dazu auf, ihr Wahlrecht wahrzunehmen und an den kommenden Regionalwahlen „in großer Anzahl” teilzunehmen. „Die Krise des Landes“, so erinnern die katholischen Bischöfe in einer Erklärung vom Freitag, „ist lange noch nicht überwunden.“ Die Regionalwahlen hätten bereits vor über einem Jahr stattfinden sollen, wurden aber „auf willkürliche Weise“ durch die derzeitigen Machthaber verschoben, betonen die Bischöfe. Umso wichtiger sei es, dass das Wahlvolk seine demokratische Verantwortung wahrnehme und am kommenden 15. Oktober „frei und ohne Beeinflussung“ abstimme. (fides)
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Österreich: Den ganzen Menschen zum Priester ausbilden
Von der vor allem aufs Spirituelle konzentrierten Ausbildung für Priesteramtskandidaten hin zu einer Ausbildung, die die Reifung des ganzen Menschen in den Blick nimmt: Das ist eine der wichtigsten Neuerungen in der „Ratio fundamentalis“, der vatikanischen Rahmenordnung zur Priesterausbildung, die im vergangenen Dezember veröffentlicht wurde. In Österreich hat man einige der vorgeschlagenen Neuerungen schon lange eingeführt, erzählt im Gespräch mit Radio Vatikan Weihbischof von St. Pölten, Anton Leichtfried. Er war in Castel Gandolfo bei einem Kongress der Kleruskongregation, um gemeinsam mit 230 Bischöfe und Seminarleitern der Weltkirche die Richtlinien zu vertiefen. (rv)
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DIE NACHRICHTEN:

Vatikan

Papst Franziskus hat am Sonntag den italienischen Kapuzinerpater Arsenio von Trigolo (1849-1909) gewürdigt. Der am Samstag im Mailänder Dom seliggesprochene sei ein ergebener Diener Gottes gewesen, der trotz vieler schwerer Prüfungen im Leben nie die Hoffnung verloren habe, sagte der Papst nach seinem Angelus-Gebet auf dem Petersplatz. Der Pater und Gründer eines Schwesternordens hatte sich immer wieder gegen Verleumdungen wehren müssen und Zeiten der Entfremdung durchlebt. (kna)
Franziskus hat am Samstag Kroatiens Ministerpräsident Andrej Plenkovic zu einer Audienz im Vatikan empfangen. Dabei sprach er mit ihm u.a. über die vom Papst eingesetzte Kommission, die die historische Rolle von Alojzije Stepinac (1898-1960) im Zweiten Weltkrieg klären soll. Der Heiligsprechungsprozess für den einstigen Erzbischof von Zagreb sorgt für Streit zwischen katholischen Kroaten und orthodoxen Serben. Eine gemeinsame Kommission hatte keine Einigung finden können.
(rv/kna)
Das Kirchenrecht muss sich permanent dem Kirchenbild anpassen, das sich durch das Zweite Vatikanische Konzil weiterentwickelt hat. Das schreibt Papst Franziskus in einem Brief zur Hundertjahrfeier des ersten Kodex des Kirchenrechts. Mit einem Zitat seines Vorgängers Benedikt XVI. schreibt Franziskus, nach dem Konzil habe es einen Übergang gegeben von einer Ekklesiologie – also Lehre von der Kirche –, die von Kirchenrecht geformt wurde, zu einem Kirchenrecht, das an die Ekklesiologie angepasst werde. Es sei „nötig, dass das Kirchenrecht immer der konziliaren Ekklesiologie entspricht“.
Der erste Kodex des Kirchenrechts wurde im Mai 1917 vom damaligen Papst Pius X. in Kraft gesetzt. (rv)
Die frühere Führung des vatikanischen Kinderkrankenhauses Bambin‘ Gesù soll Spendengelder veruntreut haben – jetzt nähert sich der entsprechende Prozess vor einem Vatikangericht dem Ende. Am Montag soll als letzte Zeugin die Direktorin der Klinik aussagen, anschließend hält der Staatsanwalt sein Schlussplädoyer. Begonnen hat der Prozess Mitte Juli 2017. Angeklagt sind der frühere Leiter der Krankenhaus-Stiftung, Giuseppe Profiti, und der frühere Schatzmeister der Stiftung, Massimo Spina. Ihnen wird vorgeworfen, im Zug der Renovierung einer Kardinalswohnung mehr als 400.000 Euro an Stiftungsgeldern veruntreut zu haben. (rv)

Europa

Deutschland
Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) fordert, dass der Klimaschutz ein „Schwerpunkt“ in den Jamaika-Verhandlungen wird. „Der Klimaschutz ist die Überlebensfrage der Menschheit“, sagte Müller der „Bild am Sonntag“. Die Natur schicke eine Warnung nach der anderen, aber „wenn wir diese Warnungen ignorieren, kommen in Zukunft Katastrophen, die uns alle hinwegfegen werden“. Die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens müsse deshalb ein Schwerpunkt in den aktuellen Koalitionsverhandlungen sein, betonte Müller.
(kna)
Kardinal Reinhard Marx hat zu einem neuen Nachdenken über das Christentum aufgerufen und vor der „Gefahr einer Frömmigkeit, die nur äußerlich ist“, gewarnt. Es gelte, „beim Christentum nicht nur von Werten oder Traditionen zu sprechen – all das ergibt sich nur aus der Person Jesu von Nazareth“. Das sagte der Erzbischof von München am Samstag bei einem Gottesdienst in der Liebfrauenkirche. Religion bleibe „ein Megathema des 21. Jahrhunderts – mit all den Herausforderungen, die sich damit verbinden“, so der Kardinal. Der entscheidende Unterschied des Christentums liege in der „Person Jesu von Nazareth, der nicht einfach nur ein Prophet ist oder ein Religionsstifter, sondern in dem Gott sich selbst darstellt“, erklärte Kardinal Marx. 
(pm)
Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße hat Unternehmer dazu ermuntert, sich im Umgang mit Mitarbeitern und Kunden anständig zu verhalten, ohne dabei allein gesetzliche Vorgaben zum Maßstab zu machen. „Anstand lebt von dem Bewusstsein, dass wir alle als Menschen die gleiche Würde haben – egal ob arm oder reich, jung oder alt, heimisch oder zugewandert.“ Das sagte er am Freitag bei einer Veranstaltung der Industrie- und Handelskammer Schwerin. „Ohne ein Mindestmaß an Anstand kann die Gesellschaft nicht funktionieren“, so Heße. (pm)

Deutschland/Vatikan
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird an diesem Sonntag in Rom erwartet, wo er Papst Franziskus am Montag seinen Antrittsbesuch abstatten wird. Nach der Audienz wird er sich in die Gemeinschaft Sant’Egidio begeben, wo er mit den Verantwortlichen über Fragen der europäischen Einheit, der Migration und der Armut sprechen wolle, wie aus einem Pressestatement der Gemeinschaft hervorgeht. Bereits am Sonntagabend wird Steinmeier aus Anlass des Reformationsjubiläums einen Vortrag in der evangelisch-lutherischen Christuskirche Roms halten. (rv/pm)

Italien
Neue unangenehme Nachrichten für die Legionäre Christi: Der ehemalige Rektor eines römischen Priesterkollegs hat zugegeben, in einer Beziehung zu leben und aus dieser zwei Kinder zu haben. Das gab die Ordensgemeinschaft der Legionäre Christi, die das Kolleg leitet, an diesem Samstag selbst bekannt. Pater Oscar Turrion war bereits im vergangenen August als Rektor des Päpstlichen Kollegs Maria Mater Ecclesiae ersetzt worden, damals hatte der Pater allerdings nur die kürzlich erfolgte Geburt einer Tochter zugegeben. Nach Bekanntwerden der Tatsache, dass Turrion bereits ein älteres Kind und somit seit Jahren eine heimliche Familie unterhalten hatte, äußerte sich nun auch das Leitungspersonal der Legionäre zu dem Fall.
(reuters/ansa)

Naher Osten

Libyen
In Libyen sind die Überreste von 21 ägyptischen Kopten gefunden worden, die durch Kämpfer des selbst ernannten Islamischen Staates vor laufenden Kameras enthauptet worden sind. Das bestätigten libysche Autoritäten offiziell an diesem Freitag. Ein geständiger Islamist hatte den Behörden die Stelle des Massengrabes genannt und auch die Namen mehrerer beteiligter IS-Schergen verraten. Die verschleppten Bauarbeiter, die Großteils aus der Provinz Minya in Ägypten stammten, waren 2015 an der Küste in der Nähe der ehemaligen IS-Hochburg Sirte getötet worden. Die Grausamkeit der Hinrichtung und die Tatsache, dass diese per Video verbreitet worden war, hatte weltweit für Entsetzen gesorgt.
(fides)

Asien

Philippinen
Die philippinischen Bischöfe verwahren sich gegen Vorwürfe, sie wollten die Regierung von Präsident Duterte unterminieren, indem sie
Polizisten Asyl anbieten. Der zuständige Sekretär des Büros für öffentliche Angelegenheiten der Bischofskonferenz, Jerome Secillano, betonte in einem Interview, dass die Kirchenführer nicht gegen die Regierung arbeiten wollten, indem sie Polizisten, die im Zusammenhang mit dem umstrittenen Drogenkrieg in Gewissenskonflikte geraten, Obdach und Schutz gewähren. Justizminister Vitaliano Aguirre hatte die Kirche beschuldigt, Zeugen zu verbergen und die gerichtliche Aufarbeitung von Todesfällen zu verhindern. (ucanews)
Schluss mit außergerichtlichen Exekutionen auf den Philippinen: Dieser Appell kommt von den Jesuiten des Landes. In allen Diözesen, Kirchen, Schulen und anderen religiösen Einrichtungen der Philippinen sei der Aufruf einsehbar, mit dem sich die Jesuiten in den Chor der katholischen Institutionen einreihen, die dem Drogenkrieg des philippinischen Präsidenten eine Absage erteilen, berichtet der Osservatore Romano. Bereits seit einigen Wochen läuten jeden Abend die Glocken der katholischen Kirchen, um an die Opfer der Todesschwadrone zu erinnern, mit denen Duterte der ausufernden Drogenkriminalität im Lande Herr werden will. (or)

China
Zwei Bischöfe, die mehrere Jahre in Arbeitslagern verbracht haben, sind in hohem Alter bereits im August verstorben. Das gab der Vatikan an diesem Wochenende bekannt. Beide Bischöfe – es handelt sich um Erzbischof Silvester Li Jiantang (92) und Bischof Paul Xie Tingzhe (86) – waren offenbar romtreu, auch wenn das Päpstliche Jahrbuch ihre Namen nicht aufführte. Li war emeritierter Bischof in der Provinz Shanxi, Xie stammte aus Xinjiang-Urumqi und galt als sogenannter Untergrundbischof. Das heißt, er war offenbar vom Vatikan, nicht aber vom chinesischen Regime anerkannt. Interessant ist, dass der Vatikan den Tod der Bischöfe trotz ihres (aus Pekings Sicht) unterschiedlichen „Status“ in einem einzigen Kommuniqué meldete. (rv/asianews)

Ozeanien

Australien
Die Führung der australischen Bischofskonferenz war in den letzten Tagen zu Hintergrund-Beratungen im Vatikan. Dabei ging es, wie ein Vatikanstatement euphemistisch erklärte, „um die Lage der Kirche in Australien zur Zeit“. Gemeint ist damit auch der Umgang mit kirchlichen Missbrauchsfällen, den unter anderem eine von der australischen Regierung eingesetzte Kommission unter die Lupe nimmt. Außerdem muss sich der aus Australien stammende Kurienkardinal George Pell wegen Missbrauchsvorwürfen in Melbourne Anhörungen stellen.
(rv)

Amerika

Vereinigte Staaten
Die Regierung Donald Trump macht den Zugang zur Pille auf Rezept schwieriger. Das ergibt sich aus Ausführungsbestimmungen, die jetzt veröffentlicht wurden. Sie beziehen sich auf die von Trumps Vorgänger im Präsidentenamt, Barack Obama, durchgesetzte Gesundheitsreform. Dieses sogenannte „Obamacare“ haben Trumps Republikaner trotz mehrerer Anläufe nicht zu Fall bringen können; doch schrauben sie in den neuen Bestimmungen zumindest an einigen Elementen der Reform. Von nun an können Arbeitgeber aus religiösen oder moralischen Gründen Einspruch erheben, wenn Arbeitnehmer auf Kosten der Krankenkasse verhüten oder abtreiben wollen. Arbeitgeber müssen dann nicht mehr für Versicherungs-Policen zahlen, zu denen auch eine kostenlose Abgabe von Verhütungsmitteln gehört. (reuters)

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