Vereinigte Staaten: Bei Bischofstreffen mit Vertertern des Judentums Aufruf zu Engagement
gegen neuen Antisemitismus
Ein Dialog mit Eigendynamik – das ist die Einschätzung des Pariser Kardinals Jean-Marie
Lustiger nach einem Treffen prominenter Kardinäle und Bischöfe mit jüdischen Theologen
in New York. Die zweitägigen Spräche, gestern zu Ende gegangen, widmeten sich dem
Thema: „Was ist das höchste Gebot?“. Ursprünglich war nur eine kleine, informelle
Begegnung geplant gewesen. Aber dann wurde daraus die vielleicht bislang größte Begegnung
von Kardinälen und Vertretern des internationalen Judentums überhaupt: Rund 60 Teilnehmer
kamen zusammen, darunter auch der Wiener Kardinal Christoph Schönborn und der Aachener
Bischof Heinrich Mussinhoff. Die Initiative war von amerikanischen Vertretern des
orthodoxen Judentums ausgegangen. Eine ungewöhnliche Geste der sonst eher dialogscheuen
Rabbiner, so Kardinal Lustiger, der selbst als junger Mann vom Judentum zum Christentum
konvertiert ist. Er hatte die Kontakte für das Treffen vermittelt. Die eher theologischen
Ansprachen sind noch nicht veröffentlicht. Aber jüdische Teilnehmer erklärten anschließend
gegenüber der Presse, sie hätten die Katholiken gebeten, sich energischer gegen neu
aufkommenden Antisemitismus in der Welt zu äußern. Papst Johannes Paul II., hieß es,
habe mehr für den christlich-jüdischen Dialog getan als irgendeiner zuvor. Jetzt,
da sein Pontifikat vielleicht bald zu Ende gehe, habe man dafür sorgen wollen, dass
seine freundschaftlichen Äußerungen nicht ohne Wirkung blieben.