Die lateinamerikanischen Bischöfe haben die Situation der Kirche in ihren Ländern
beklagt: Vor allem der Rückgang der Gläubigen sei ein ernstes Problem, hieß es im
Abschlusskommuniqué der CELAM, des lateinamerikanischen Bischofsrates, gestern in
Lima. Zugleich wiesen die Bischöfe auf die hohe Armutsrate und die Ausgrenzung indigener
Völker hin. Papst Benedikt XVI. wird sich über die Sitzung heute Abend ausführlich
informieren, wenn er Kardinal Giovanni Battista Re empfängt. Der Präfekt der Bischofskongregation
hat an der Bischofstagung in Lima teilgenommen. Das nächste Mal werden sich die CELAM-Mitglieder
zum ersten Mal in Kuba treffen. Auf diese Insel richtet sich momentan die Aufmerksamkeit
der Weltöffentlichkeit: Zum ersten Mal hat dort Präsident Fidel Castro in Havana eine
Demonstration von Dissidenten zugelassen. Allerdings: Damit verbunden sind strenge
Regeln und Repressionen für Journalisten und ausländische Parlamentarier. Donnerstag
Nacht wurden der tschechische Senator Karl Schwarzenberg und der deutsche CDU-Bundestagsabgeordnete
Arnold Vaatz von der kubanischen Polizei des Landes verwiesen. Sie hatten vorher verschiedene
oppositionelle Gruppen in Kuba besucht, darunter auch einige kirchliche. Donnerstag
Abend Ortszeit standen auf einmal kubanische Polizisten in seinem Hotelzimmer und
sagten ihm zuerst, dass sie eine Passkontrolle durchführen wollten. Danach erklärten
sie ihm, dass er aus Kuba ausgewiesen werde. Gründe gaben die Polizisten keine an,
wie Vaatz uns gegenüber aus Madrid heute morgen erzählte: "Ich habe mehrfach
gefragt, was der Grund dieser Geschichte ist; man hat mir dazu keine Auskunft gegeben.
Ich habe gefragt, ob ich gegen die kubanischen Gesetze verstoßen hätte, man hat mir
aber auch da keine Auskunft gegeben. Dann habe ich erklärt, dass ich dieses nicht
getan hätte und aus diesem Grunde nicht verstehen könne, weshalb ich ausgewiesen würde.
Das hat man zur Kenntnis genommen. Ich habe dann noch erklärt, dass es ein Verstoß
gegen internationales Recht sei, wenn man mir den Kontakt mit meiner Botschaft nicht
gestattet; auch das wurde zur Kenntnis genommen - aber es gab einfach insgesamt keinerlei
Erklärungen." Der tschechische Senator Schwarzenberg hatte erklärt, die Abschiebungen
zeigten deutlich, dass es sich hier um das Verhalten eines totalitären Staates handle.
Fidel Castros Regime, das die katholische Kirche deutlich unterdrückt, wenn auch die
Situation seit dem Besuch von Johannes Paul II. vor einigen Jahren etwas besser wurde,
geht mit diesen Abschiebungsaktionen allerdings einige Gefahren ein: Schließlich müssen
die Außenminister der Europäischen Union in den nächsten Wochen darüber entscheiden,
ob sie das vor kurzem aufgenommene Gespräch mit Kuba weiterführen will. Da sind seine
Abschiebung und die Verweigerung der Einreise an zwei polnische Abgeordnete natürlich
deutliche Zeichen, sagt Arnold Vaatz: "Die Europäische Union muss meines Erachtens
überdenken, ob es richtig war, die Sanktionen zu beenden. Nach meiner Auffassung war
das ein grauenvoller Irrtum. Fidel Castro hat diese andere Gangart in Europa dazu
benutzt, um die Opposition noch viel stärker zu bedrängen, als das vorher üblich war;
also sie zu dezimieren, zu zerstören, zu unterlaufen. Er nutzt das außerdem als einen
Windschatten zur Unterbrechung aller internationalen Kontakte." Und deshalb
fordert Arnold Vaatz, der selbst in der kommunistischen DDR als Oppositioneller einschlägige
Erfahrung gemacht hat: Unterstützung für die kubanische Opposition: "Es ist
dringend notwendig, dass man diese mutigen und engagierten Menschen, die dort für
die Stärkung der Zivilgesellschaft arbeiten, unterstützt. Das hat die Europäische
Union nicht mehr getan. Sie hat ihnen ihren Schutz und ihre öffentliche Aufmerksamkeit
entzogen, und ich hoffe, dass es wenigstens ausbleibt, dass diese Menschen dies mit
ihrer Gesundheit und ihrem Recht auf Freiheit oder gar mit ihrem Leben bezahlen müssen.
Ich mache mir allergrößte Sorgen um die Menschen, die in der kubanischen Opposition
arbeiten. Die Ausweisung von ein paar Parlamentariern ist nicht das große Problem.
Ich als Parlamentarier stehe unter einer gewissen internationalen Obhut, man kann
mit mir nicht verfahren, wie man will. Viel, viel größere Sorgen mache ich mir um
die Sorgen, die ohne Kontakt nach außen, ohne Kontakt untereinander und ohne Rechtsschutz
auf Kuba jetzt das bevorzugte Angriffsziel dieses Regimes sind. Das ist eine Botschaft,
die in Europa ankommen muss!" (rv 21. 12. 05 lw)