Die chinesische Regierung läßt vielleicht doch vier Bischöfe im Oktober zu einer Synode
in den Vatikan reisen. Das meint ein kirchlicher China-Kenner. Eine Absage aus Peking
sei weder offiziell noch definitiv. Papst Benedikt XVI. hatte vier chinesische Oberhirten
zur Bischofssynode eingeladen, darunter auch einen Bischof der so genannten "Untergrundkirche"
Chinas. Schon Johannes Paul II. hatte in den neunziger Jahren zu einer Asien-Sondersynode
im Vatikan Bischöfe aus dem kommunistischen China eingeladen - die damals nicht ausreisen
durften. Die Einladung Johannes Pauls hatte damals aber nur Vertretern der romtreuen
Kirche gegolten. Benedikt XVI. machte das letzte Woche anders: Er lud nur einen Bischof
der so genannten "Untergrundkirche" ein, dafür aber drei der so genannten "Patriotischen
Vereinigung", also der regimenahen Katholiken-Organisation. Diese Einladung war eine
Premiere; allerdings hat sich der neue Papst offenbar schon in Köln bei seinem jüngsten
Besuch "privat" mit einigen Priestern der "Patriotischen Vereinigung" getroffen. Auf
Benedikts Einladung vom letzten Dienstag kam nun zunächst eine harsche Reaktion aus
Peking. Der Schritt des Papstes zeige "keinen Respekt" und widerspreche den "doch
eigentlich guten Absichten des Papstes", zitierte die amtliche Nachrichtenagentur
Xinhua einen ungenannten Sprecher. Dieser Anonymus stand nach Angaben der Agentur
sowohl für die "Patriotische Vereinigung" als auch für die vom Regime kontrollierte,
"offizielle" Bischofskonferenz von China. Man habe dem Vatikan doch schon gesagt,
so Xinhua weiter, dass hohes Alter und Krankheiten den eingeladenen Bischöfen eine
Romreise nicht möglich machen würden. Aber Vorsicht - "das ist ganz und gar keine
Antwort Pekings". Sagt zumindest Pater Bernardo Cervellera. Der China-Experte, der
längere Zeit in Peking gearbeitet hat, leitet die katholische Internet-Nachrichtenagentur
Asianews. Und er macht darauf aufmerksam, dass sich bisher ja nur ein ungenannter
Vertreter der staatsnahen "Patriotischen Vereinigung" geäußert habe. "Ich glaube",
so Cervellera, "dass Präsident Hu Jintao noch seine ganze Freiheit hat, wie er auf
die Einladung des Papstes reagiert." Die "Patriotische Vereinigung" habe so unwirsch
reagiert, weil sie sich an den Rand gedrängt fühle. Schließlich sei Präsident Hu immer
unzufriedener mit dem Verband. Die "Patriotische Vereinigung" bekomme es nämlich nicht
hin, dass an der religiösen Front Ruhe einkehrt - die "harmonische Gesellschaft",
die ein Projekt der Regierung voranbringen will. Der Präsident könne also durchaus
die vier eingeladenen Bischöfe doch noch in den Vatikan reisen lassen. Damit würde
er auf eine bemerkenswerte Einladung des Papstes reagieren, die weiter geht als alles,
was bisher aus dem Vatikan kam. Und der chinesische Präsident könnte damit gegenüber
der "Patriotischen Vereinigung" seine Eigenständigkeit demonstrieren. Vielleicht kommen
sie also doch? Unter dem Eis zwischen Rom und Peking knackt und taut es weiter... (sk
12.09.05 sk)