Der christlich-jüdische Dialog erlebt im Moment "eine Zeit der Gnade". Das glaubt
der frühere Erzbischof von Paris, Kardinal Jean-Marie Lustiger. Bei einem Gesprächstreffen
zwischen Bischöfen und jüdischen Repräsentanten in Lyon widersprach Lustiger dem Eindruck,
dass im Dialog beider Religionen jetzt eigentlich alles erreicht sei, was sich erreichen
lasse. Viele Christen hätten das Gefühl, dass die "Freundschaft zum jüdischen Volk
sie ein bißchen von der Kirche und von ihrem Glauben entfernt". Die Kirche müsse sich
also ihrer eigenen Identität noch mehr bewußt werden und sich vor allem das Alte Testament
noch mehr aneignen. Die Nähe zum jüdischen Volk und Glauben sei im christlichen Glauben
selbst angelegt, so Lustiger, der selbst ein zum Christentum übergetretener Jude ist. (la-croix
01.02.06 sk)