Weiterhin schlagen die Äußerungen von Papst Benedikt XVI. zum Islam weltweit für hohe
Wellen. Benedikt XVI hatte am vergangenen Dienstag bei einer Vorlesung in Regensburg
einen mittelalterlichen Religionsdialog referiert und gesagt, nicht vernunftgemäß
handeln, sei dem Wesen Gottes zuwider. Das wurde als Kritik am islamischen Dschihad,
dem Heiligen Krieg und am Profeten Mohammed verstanden wurde. Religionsführer aus
Kuweit, Iran, Pakistan und anderen islamischen Ländern forderten ine Entschuldigung
des Papstes. Auch in der westlichen Welt war der Papst auf Kritik gestoßen. Der Leiter
der Pressesaals des Heiligen Stuhls hatte am Donnerstag in einer Erklärung deutlich
gemacht, dass es ein Mißverständnis sei, wenn die Äußerungen des Papstes als islamfeindlich
interpretiert würden. Radio Vatican hat heute mit Pater Khalil Samir gesprochen,
er ist Professor für Islamwissenschaften in Beirut und am Orientlischen Institut in
Rom. Es sei dem Papst, so der Jesuitenpater, nicht um eine Kritik am Islam gegangen,
sondern er habe vor allem die Einheit von Vernunft und Religion herausstellen wollen.
Dies könne eine Basis für den Dialog sein.
„Der Dialog muss ein Dialog
in Wahrheit sein. Das bedeutet, ich kann nicht, um dem Anderen ein Gefallen zu tun,
nur die Hälfte meines Denkens mitteilen. Der Heilige Vater hat den schönsten Vers
aus dem Koran zur Toleranz zitiert, wo es heißt: „Es kann keinen Zwang in Glaubensfragen
geben. Aber er sagt auch, dass es Stellen im Koran gibt, die in eine andere
Richtung verstanden werden können. So wie es – das müssen wir auch sagen – auch in
der Bibel solche Stellen gibt.“
Nicht vernunftgemäß zu handeln, sei aber,
so Benedikt XVI. dem Wesen Gottes zuwider. Die Krise, die in der arabischen Welt beobachtet
werde, habe ihren Grund in einer enggeführten Interpretation des Koran.
„Das
sind Fundamentalisten, so wie ja auch manche christliche Fundamentalisten Gewalt rechtfertigen
mit Berufung auf einzelne Verse der Bibel. Die wahre Lösung ist: Die Vernunft umschließt
das Spirituelle, das Religiöse, das Ethische. Das genau ist es, was Christen, Moslems
und Juden zu verwirklichen suchen. Es ist ein integraler Humanismus, wo alle versuchen,
sich vernünftig mit dem Anderen auszutauschen – das bedeutet eine Dialog führen. Das
ist es, was der Heilige Vater vorschlägt.“ (rv 160806 mc)