2006-09-18 13:54:08

Gemmingen: Papst und Muslime einig, 'Man darf Gott nicht durch den Kakao ziehen!"


RealAudioMP3 P. v. Gemmingen, gestern hat der Papst noch einmal die Reaktionen auf seine Vorlesung in Regensburg bedauert. Meinen Sie, das reicht jetzt? Wie geht’s jetzt weiter?

"Es reicht sicher nicht, da sich so ein Sturm nicht so leicht besänftigen lässt. Wie geht es weiter? Die Kirche und der Vatikan werden sicher alles tun, was nötig und möglich ist für den guten Fortgang des Dialogs mit den Muslimen. Aber mir scheint, dass das Ganze eingebettet ist in einen wahrscheinlich schon jahrzehntelangen Prozess des Konfliktes zwischen dem so genannten Westen und der muslimischen-arabischen Welt. Ich würde sagen, dass es da zwei Gruppen gibt. Die eine bei den Muslimen, die schießen wollen und die eigentlich von den gemäßigten Muslimen entwaffnet werden sollten. Der gemäßigte Islam sollte sich aussprechen und wirklich aktiv werden gegen die Islamisten, die den Islam zu einer Ideologie machen.
Auf der anderen Seite müssen wir hier im Westen lernen, was der Papst auch immer wieder sagt, dass man Religionen und Gott nicht durch den Kakao ziehen darf. Die Mohammedkarikaturen waren wirklich völlig überflüssig, denn sie hatten weder mit Kunst noch mit Pressefreiheit etwas zu tun. Wenn solche Tendenzen weiter gehen, also die Religion des anderen weiter durch den Kakao gezogen wird, dann wird das schlimmer. Und dann ist auch ein Wort eines Papstes wirklich nur ein Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Es geht also eigentlich um einen ganzen Weltprozess und nicht, dass die Kirche irgendwas anderes macht."

Glauben Sie, dass das der Papst vielleicht absichtlich gemacht haben könnte, oder war das eher ein Unfall? Wie sieht man das im Vatikan?

"Ich glaube, der Papst ist sich noch nicht genügend bewusst, dass er nicht nur als Professor sprechen kann. Er ist immer auch eine politische Stimme, da er Papst ist. Er wird vermutlich merken, ‚Meine Güte, ich kann nicht einfach wissenschaftlich reden, sondern ich muss leider immer darüber nachdenken, was das für diplomatische Folgen hat.’"

Der Papst hat gestern auch gesagt, dass das Ganze eine Einladung zu einem offenen und ehrliche Dialog mit großem gegenseitigen Respekt sein soll. Wie kann das jetzt konkret aussehen?

„Ich würde mir persönlich wünschen, dass der Papst noch öfters ganz ausdrücklich sagt: ‚Ich habe größte Hochachtung vor jedem Muslim, der sich auf seinem Gebetsteppich beugt und Allah anbetet, und ich habe überhaupt kein Verständnis und keinen Respekt vor Menschen, die die Überzeugung anderer Leute lächerlich machen. Das sollte er öfters deutlich machen. Heute morgen habe ich von Al Jasira-Korrespondenten in Berlin gehört, dass die Muslime immer gedacht hätten, der Papst sei auf ihrer Seite gegen diejenigen, die Religion lächerlich machen. Und jetzt seien sie enttäuscht, weil sie den Eindruck haben, er ist nicht auf ihrer Seite. Aber sie täuschen sich.“


Manche ärgern sich, dass der Papst sich entschuldigt hat. Dabei hat er das gar nicht, sondern nur sein Bedauern über das Mißverständnis ausgedrückt. Glauben Sie, das war richtig?

„Ja, ich glaube, dass das richtig war. Wenn er sich entschuldigt hätte, dann hätte er gesagt: ‚Ich bin schuldig, ich habe einen großen Fehler gemacht.’ Aber er hat keinen moralischen Fehler gemacht, für den man sich entschuldigen müsste. Es wäre überhaupt unehrlich gewesen, wenn er sich entschuldigt hätte. Er kann nur sagen, ‚Es tut mir furchtbar leid, dass ihr den Eindruck gewinnen musstest, ich sei gegen euch oder ich respektiere euch nicht.“

(rv 180906 akk)








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