Der Vorsitzende der
Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, hat Journalisten den Text des
Motu Proprio heute in München vorgestellt. Er glaubt, dass diese Anordnung des Papstes
nicht viel in den Gemeinden ändern wird, sieht die Sache aber positiv:
„Ich
bin ganz fest davon überzeugt, dass das ein positiver Schritt ist, damit die, die
diese Messe lieben, nicht einfach so in ein sektenmäßiges Abseits gedrängt werden,
als ob sie etwas tun, was unnormal erscheint. Man kann eine Messe, die man über Jahrhunderte
in der Kirche gehabt hat, nicht einfach so abdrängen ins Negative. Wer das getan hat
und in diesem Sinn von einem Bruch spricht, der hat es im Grunde genommen auch nicht
verstanden.“
Keiner könne eine Messform als ihr Eigentum reklamieren:
„Ich
finde diese Messe ist etwas, was schon immer der ganzen Kirche gehörte, sie gehörte
schließlich auch mir. Schließlich habe ich als junger Priester darin meine eucharistische
Frömmigkeit aufgebaut. Ich habe das nie als etwas Fremdes empfunden. Ich muss aber
sagen, dass ich in bald 25 Jahren bischöflichen Dienstes doch sehen muss und sehen
darf, dass abgesehen von einigen Missbräuchen da und dort im Ganzen das liturgische
Reformwerk ausgezeichnet gelungen ist. Da ist auch sehr viel Ehrfurcht am Platz, die
Gemeinden haben es gut akzeptiert.“
Das Anliegen des Papstes sei vor allem
die Einheit der Kirche, sagt Lehmann:
„Die Zahlen – ohne dass ich jetzt
mit Zahlen spielen oder gar Politik machen will – die Zahlen der traditionell orientierten
Mitchristen sind ja nicht so groß – natürlich hängen sich ja auch einige Leute aus
ganz unterschiedlichen Gründen daran auf. Wenn wir im letzten Jahr festgestellt haben,
dass wir vielleicht nicht genügend aber ausreichend Angebote machen, da dürfte eigentlich
keine so aufgeregte Atmosphäre entstehen. Ich hoffe, dass man von beiden Seiten die
Heißsporne etwas in die Mitte bringt. Der Papst will das jedenfalls.“