Raphaela Schmid lehrt Philosophie an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom.
Die Leiterin des Becket-Instituts für Religionsfreiheit kennt die chinesische Kirche
gut. Zu den Beziehungen Vatikan-China sagte sie uns heute:
"Das bleibende
Problem, das für eine endgültige Lösung wohl aus dem Weg geschafft werden muß, ist
die Patriotische Vereinigung. Das ist nicht nur ein katholisches Problem, denn alle
fünf offiziell eingetragenen Religionsgemeinschaften Chinas haben eine solche Patriotische
Vereinigung, die sie kontrolliert, und diese Vereinigung wird von den meisten Gläubigen
als sehr problematisch angesehen. Auf lokaler Ebene sind Regierungsbeamte oft
gar nicht so interessiert daran, die Kirche zu kontrollieren - der Aufwand ist sehr
groß, und wenn die keine Schwierigkeiten machen, braucht man sich doch nicht darüber
aufzuregen, wer wo in die Kirche geht. Dagegen ist die Patriotische Vereinigung natürlich
sehr daran interessiert, volle Kontrolle zu behalten. Zunächst einmal hat sie ein
finanzielles Interesse: Man hat alles konfisziert, was jemals der Kirche gehört hat,
und es handelt sich da angeblich um 13 Billionen Yuan - das ist nicht gerade wenig.
Und die Patriotische Vereinigung ist auch eine riesige Bürokratie: Sie hat 3.000 leitende
Beamte und viele Mitarbeiter. Sie hat einen Selbsterhaltungsdrang als Organisation.
Für die ist es natürlich wichtig, weiterhin eine Rolle zu spielen. Für die Regierung
hingegen ist es manchmal von viel größerem Interesse, lokal den Frieden herzustellen."