Der Vorsitzende der Spanischen Bischofskonferenz bittet um Vergebung für die Rolle
der Kirche zur Zeit des Bürgerkriegs in den dreißiger Jahren. Der Schritt kommt überraschend
und könnte in der vergifteten innenpolitischen Atmosphäre Spaniens eine wohltuende
Wirkung entfalten.
Erst vor kurzem waren in Rom fast fünfhundert Märtyrer aus
der Zeit des Bürgerkriegs selig gesprochen worden. Das retrospektive Selbstbild der
spanischen Kirche schien damit festgezurrt: auf der Seite der Opfer in dem achtjährigen
Blutvergießen. Mit allem, was das impliziert: eher auf der politischen Rechten verortet,
da, wo damals der Caudillo Francisco Franco erschien, da, wo heute die oppositionelle
Volkspartei steht. Das Hickhack der Kirche mit der Linksregierung von Joseluis Zapatero
schien in den letzten Jahren, an immer neuen Streitthemen vorgeführt, diesen Eindruck
zu bestätigen: Spaniens Kirche steht rechts. „Die Kirche war ein Opfer“, sagte vor
ein paar Jahren der heutige Bischof von Cordoba mit Blick auf den Bürgerkrieg. Umso
überraschender, dass jetzt Bischof Ricardo Blazquez von Bilbao um Vergebung bittet
für die - wie er formuliert – „konkrete Rolle“ der Katholiken in den Jahren des Bürgerkriegs.
Blazquez verlas das Mea Culpa auf der Vollversammlung der Bischöfe. Und in einem zweiten
Text würdigte er auch die „versöhnliche Rolle“ des verstorbenen Kardinals Vicente
Tarancon „nach dem Tod des Diktators Franco“. Blazquez` zwei Botschaften waren offenbar
nicht mit allen Bischöfen abgesprochen; die Zeitung „El Pais“ spricht von „überraschtem
Verstummen“ bei vielen Oberhirten. Ein Jahr vor den Parlamentswahlen sind die beiden
Texte eine wichtige, versöhnliche Geste an die spanische Gesellschaft. Blazquez, der
allerdings als Vorsitzender der Bischofskonferenz abtritt, signalisiert, dass die
Kirche nicht Partei ist. Kurz nach den Seligsprechungen von Rom zeigt dieser Kirchenmann
Größe. (apic 20.11.2007 sk)