2007-12-05 13:29:21

Vatikan: Ablaß für Lourdes


Zum 150. Geburtstag der Marienerscheinungen von Lourdes gewährt der Papst einen so genannten „vollkommenen Ablaß“. Das entsprechende Dekret wurde an diesem Mittwoch von der Apostolischen Pönitenziarie veröffentlicht. Wer zwischen dem 8. Dezember des laufenden und des nächsten Jahres mehrere Orte in Lourdes aufsucht, die in Beziehung zur Seherin Bernadette Soubirous stehen, und weitere Bedingungen erfüllt, erhält den vollkommenen Ablaß. Mit dieser Entscheidung erfüllt Papst Benedikt nach Angaben des Statements „die Bitten zahlreicher Gläubiger“. Seit seinem Amtsantritt hat Papst Benedikt XVI. immer wieder Ablässe gewährt. Zum Jubiläum des französischen Marienwallfahrtsortes Lourdes wird er wohl im Lauf des nächsten Jahres auch selbst dorthin reisen.
(rv 05.12.2007 sk)

Stichwort: Ablass.

Bedeutet keine billige Sündenvergebung für Fernsehzuschauer des „Urbi et Orbi“-Segens, sondern etwas ganz anderes: einen tiefer Griff nämlich in den „Schatz der Kirche“, den Heilige und große Christen im Lauf der Jahrhunderte aufgehäuft haben. Ablass bedeutet nicht: Jeder für sich, sondern: Sich einklinken und teilhaben am „Überschuss des Guten“. Der Papst leugnet nicht die Gefahr von Missbräuchen, weist aber darauf hin, dass der Ablass den Fragen und Anliegen der „einfachen und demütig glaubenden Menschen“ entgegenkommt, und findet es unfair, „wenn zuletzt nur noch die Missbräuche in Erinnerung bleiben“.

Am Beispiel des so genannten „Portiuncula“-Ablasses aus der Zeit des hl. Franz von Assisi im 13. Jahrhundert zeigt er, wie sich der Ablass historisch entwickelt hat und welcher Gedanke dahintersteht. Dem heiligen Franz sei es darum gegangen, dass auch einfache Menschen durch einen bewussten, existenziellen Akt ausdrücken können, dass sie die ihnen in der Beichte gewährte Vergebung mit Freude entgegennehmen. Im Bußwesen der alten Kirche bestand dieser Akt, die so genannte „große Kirchenbuße“, in der Regel in einer Jerusalem-Wallfahrt, die aber gefährlich, zeitraubend und teuer war. Die Neuerung des hl. Franz, dass dieser Akt auch ein Gang nach Assisi sein konnte, bedeutete für damalige Verhältnisse also „eine Ablöse, einen Ab-Laß, der das ganze Bußwesen verändern“ musste. Mit dem Ablass wurde der Bußgedanke symbolisch (denn der Portiunkula-Ablass war ja eine „Buße der Beladenen, denen ihr Leben selbst schon Buße genug auferlegt“), und er erfuhr eine „Verinnerlichung“, wobei der jetzige Papst aber trotzdem seinen „sinnlichen Ausdruck“ lobt, der sich etwa in einer Wallfahrt zeigt.

In einem zweiten Moment seiner Entwicklung nahm das Ablasswesen dann die Ahnen- und Totenverehrung auf, „ein Urempfinden der Menschheit..., das sich ... die ganze Menschheitsgeschichte hindurch vielfältigen Ausdruck geschaffen hat.“ Der Ablass, der diese Tradition aufgriff und umformte, um ihren „reinen Sinn hervortreten (zu) lassen“, bedeutete nun auch, den Verstorbenen fürbittend auch über die Schwelle des Todes hinaus Liebe zu bezeigen. „Stellvertretende Liebe ist eine zentrale christliche Gegebenheit“, so der jetzige Papst; für sie gebe es keine „Todesgrenze“. „Die Möglichkeiten des Helfens und des Schenkens erlöschen für den Christen mit dem Tod nicht“.

Und in einem dritten Schritt kam dann der Aspekt hinzu, sich im Gebet „hineinfallen zu lassen in die Gemeinschaft der Heiligen“; im geistlichen Bereich gebe es nun mal „kein Privateigentum“, sondern da gehöre „allen alles“. „Alles kommt von Christus her, aber weil wir zu ihm gehören, wird auch das Unsere zum Seinigen und erhält heilende Kraft.“ Genau das sei mit dem Begriff „Schatz der Kirche“ gemeint. In den ersten Monaten seiner Amtszeit als Papst hat Benedikt XVI. mehrere Ablässe gewährt.

(Aus: S. Kempis, Benedikt XVI.. - das Lexikon. Leipzig 2007)







All the contents on this site are copyrighted ©.