Der am Samstag überraschend
verstorbene Bischof von Bozen-Brixen, Wilhelm Egger, hinterlässt eine große Lücke
nicht nur in seinem Bistum, sondern auch als Fachmann der Heiligen Schrift. Das sagt
im Gespräch mit Radio Vatikan der Medienbeauftragte der Diözese, Josef Innerhofer.
Er war mit Bischof Egger seit 40 Jahren befreundet.
„Er war eine sehr
liebenswürdige Persönlichkeit, sehr weltoffen, hochgebildet – er hat zirka zehn Sprachen
gesprochen oder mindestens verstanden. Persönlich war er ein Mensch des Dialogs und
der Mitte. Er war kein Radikaler, sondern ein Hirte, der versucht hat, die Menschen
zusammenzuführen. In einer Diözese wie der unseren, wo es verschiedene Gruppen gibt,
besonders auch drei Sprachgruppen, und wo es ein Hickhack zwischen den einzelnen Gruppen
und Parteien ist, da fehlt einer, der ausgeglichen ist, der mit allen reden kann,
der versucht, die Menschen zusammenzuführen und nicht aufeinander loszulassen. Und
da wird er sicher fehlen.“
Erst Anfang des Jahres hatte Papst Benedikt
XVI. den Brixener Bischof zum Sondersekretär der Weltbischofssynode zum Thema Bibel
berufen. Wilhelm Egger war ein ausgewiesener Kenner der Heiligen Schrift.
„Die
Bischofssynode ist ja schon zum großen Teil vorbereitet. Er musste nur gewisse Sondierungen
machen. Wenn er nicht mehr da ist, werden sie schon einen anderen finden – die Weltkirche
hat über eine Milliarde Menschen Mitglieder und Hunderttausende Priester und Fachleute.
Das ist kein großes Problem. Schwerwiegender ist: Er war ja Präsident der Bibelkommission
zur Übersetzung der Bibel in moderne deutsche Sprache. Da wird er mehr vermisst werden,
weil es nicht so viele Bischöfe im deutschen Sprachraum gibt, die Experten für Bibel
sind.“
All diese Aufgaben machen deutlich, dass Bischof Egger nicht nur
große Sympathien bei den Gläubigen hatte, sondern auch große Wertschätzung von Seiten
der Kirchenleitung erfuhr. Josef Innerhofer:
„Südtirol ist ja nicht eine
Vorzeigediözese, ein Bistum von besonderer Bedeutung. Wir sind eine doppelsprachige
Diözese, die weder richtig Deutsch noch Italienisch ist. Sein Wissen, seine Ausgeglichenheit
und auch sein Bekanntheitsgrad haben dazu geführt, dass er immer wieder internationale
Aufgaben bekommen hat. Er hat aber diese Aufgaben nie gesucht. Es ist ihm um das Wesentliche
gegangen. Und wenn er gemerkt hat, dass darunter seine Diözese leiden könnte, weil
er zuviel unterwegs ist, hat er die Aufgabe abgegeben.“
Bischof Egger,
der dem Kapuzinerorden angehörte, war im Alter von 68 Jahren überraschend den Folgen
eines Herzinfarkts erlegen. Noch vor zwei Wochen hatte er Papst Benedikt XVI. in seiner
Diözese empfangen. Das Kirchenoberhaupt hatte im örtlichen Priesterseminar seinen
Sommerurlaub verbracht. (rv 18.08.2008 gs)