2008-08-18 15:41:29

Südtirol trauert um Bischof Egger


RealAudioMP3 Der am Samstag überraschend verstorbene Bischof von Bozen-Brixen, Wilhelm Egger, hinterlässt eine große Lücke nicht nur in seinem Bistum, sondern auch als Fachmann der Heiligen Schrift. Das sagt im Gespräch mit Radio Vatikan der Medienbeauftragte der Diözese, Josef Innerhofer. Er war mit Bischof Egger seit 40 Jahren befreundet.

„Er war eine sehr liebenswürdige Persönlichkeit, sehr weltoffen, hochgebildet – er hat zirka zehn Sprachen gesprochen oder mindestens verstanden. Persönlich war er ein Mensch des Dialogs und der Mitte. Er war kein Radikaler, sondern ein Hirte, der versucht hat, die Menschen zusammenzuführen. In einer Diözese wie der unseren, wo es verschiedene Gruppen gibt, besonders auch drei Sprachgruppen, und wo es ein Hickhack zwischen den einzelnen Gruppen und Parteien ist, da fehlt einer, der ausgeglichen ist, der mit allen reden kann, der versucht, die Menschen zusammenzuführen und nicht aufeinander loszulassen. Und da wird er sicher fehlen.“

Erst Anfang des Jahres hatte Papst Benedikt XVI. den Brixener Bischof zum Sondersekretär der Weltbischofssynode zum Thema Bibel berufen. Wilhelm Egger war ein ausgewiesener Kenner der Heiligen Schrift.

„Die Bischofssynode ist ja schon zum großen Teil vorbereitet. Er musste nur gewisse Sondierungen machen. Wenn er nicht mehr da ist, werden sie schon einen anderen finden – die Weltkirche hat über eine Milliarde Menschen Mitglieder und Hunderttausende Priester und Fachleute. Das ist kein großes Problem. Schwerwiegender ist: Er war ja Präsident der Bibelkommission zur Übersetzung der Bibel in moderne deutsche Sprache. Da wird er mehr vermisst werden, weil es nicht so viele Bischöfe im deutschen Sprachraum gibt, die Experten für Bibel sind.“

All diese Aufgaben machen deutlich, dass Bischof Egger nicht nur große Sympathien bei den Gläubigen hatte, sondern auch große Wertschätzung von Seiten der Kirchenleitung erfuhr. Josef Innerhofer:

„Südtirol ist ja nicht eine Vorzeigediözese, ein Bistum von besonderer Bedeutung. Wir sind eine doppelsprachige Diözese, die weder richtig Deutsch noch Italienisch ist. Sein Wissen, seine Ausgeglichenheit und auch sein Bekanntheitsgrad haben dazu geführt, dass er immer wieder internationale Aufgaben bekommen hat. Er hat aber diese Aufgaben nie gesucht. Es ist ihm um das Wesentliche gegangen. Und wenn er gemerkt hat, dass darunter seine Diözese leiden könnte, weil er zuviel unterwegs ist, hat er die Aufgabe abgegeben.“

Bischof Egger, der dem Kapuzinerorden angehörte, war im Alter von 68 Jahren überraschend den Folgen eines Herzinfarkts erlegen. Noch vor zwei Wochen hatte er Papst Benedikt XVI. in seiner Diözese empfangen. Das Kirchenoberhaupt hatte im örtlichen Priesterseminar seinen Sommerurlaub verbracht.
(rv 18.08.2008 gs)









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