Im Konflikt zwischen
Georgien und Russland haben das Oberhaupt der georgisch-orthodoxen Kirche und der
Oberbefehlshaber der russischen Streitkräfte im Kaukasus ein Zeichen der Versöhnung
gesetzt. Der russisch-orthodoxe Metropolit Kyrill von Smolensk und Kaliningrad hat
vor wenigen Tagen dem georgisch-orthodoxen Patriarchen Ilia II. telefoniert. Beide
Seiten hätten vereinbart, den Dialog fortzusetzen und zu einer friedlichen Konfliktlösung
beizutragen, so die Nachrichtenagentur Interfax. Die orthodoxen Kirchen Russlands
und Georgien könnten einen wichtigen Beitrag für eine rasche Friedenslösung leisten,
ist der Länderreferent für Georgien bei „Kirche in Not“, Marko Tomashek, überzeugt.
„Denn
solange es Kriegshandlungen gab, konnten die Kirchen wenig für den Frieden tun. Ihr
blieb nichts anderes übrig, als Friedensappelle an beide Seiten zu richten. Aber sobald
die Situation wieder ruhiger wurde, haben die Kirchenoberhäupter sowohl auf russischer
als auch auf georgischer Seite sich um humanitäre Hilfe bemüht und positive Aufrufe
gemacht. Sie haben sich dafür eingesetzt, dass Kriegsgefangene ausgetauscht werden
konnten. Der Patriarch in Moskau, Alexij II., hat des Weiteren geholfen, dass der
georgische Patriarch Ilia in die verwüstete Stadt Gori einreisen konnte, und zwar
unter Schutz der russischen Armee, damit sein Mitbruder die Toten auf georgischer
Seite bergen und nach Hause bringen durften.“
Beim Kaukasuskonflikt geht
es gemäß Tomashek auch um die künftige Form Europas. Nach der Unabhängigkeit des Kosovos
fühlten sich nämlich die byzantinischen Kirchen Europas vermehrt unter Druck. Dies
sei mit dem Kaukasuskonflikt wieder sichtbar geworden. Deshalb sei die große Herausforderung
der Kirchen Europas, dass:
„dieses byzantinische Modell in Osteuropa in
der modernen Welt aufrecht erhalten werden kann. Denn die orthodoxen Kirchen sind
historisch gesehen eng mit dem Staat verbunden. Daher sind alle christlichen Kirche
aufgerufen, eine andere Architektur für das Verhältnis von Staat und Kirche sowie
für die Frage nach Sicherheit für ganz Europa zu entwickeln.“
In Georgien
gebe es im Augenblick andere Probleme. So laufe die Hilfe für Flüchtlinge nach Einschätzung
der Caritas nur schleppend an. Marko Tomashek:
„Das ist in erster Linie
ein logistisches Problem, denn solange es weiterhin Kriegshandlungen gibt, ist es
schwierig, Hilfe anzubieten. Vielleicht waren die Hilfsleistungen aus dem Westen langsam.
Erfreulich ist aber, dass alle Kirchen bereit waren, dem Feind bzw. der anderen Seite
humanitäre Hilfe zu gewähren und anzubieten. Das finde ich ein positives Moment, das
nicht unterschätzt werden soll.“
Unterdessen zögert Russland den Abzug
seiner Truppen aus Georgien weiter hinaus. Die Armee kontrolliere weiterhin etwa ein
Drittel des georgischen Territoriums, teilte derweil der leitende Erzbischof der Baptistischen
Kirche von Georgien, Merab Gaprindashvili, in einem Rundschreiben mit.