2008-08-20 15:23:41

Georgien: Zeichen der Versöhnung


RealAudioMP3 Im Konflikt zwischen Georgien und Russland haben das Oberhaupt der georgisch-orthodoxen Kirche und der Oberbefehlshaber der russischen Streitkräfte im Kaukasus ein Zeichen der Versöhnung gesetzt. Der russisch-orthodoxe Metropolit Kyrill von Smolensk und Kaliningrad hat vor wenigen Tagen dem georgisch-orthodoxen Patriarchen Ilia II. telefoniert. Beide Seiten hätten vereinbart, den Dialog fortzusetzen und zu einer friedlichen Konfliktlösung beizutragen, so die Nachrichtenagentur Interfax.
Die orthodoxen Kirchen Russlands und Georgien könnten einen wichtigen Beitrag für eine rasche Friedenslösung leisten, ist der Länderreferent für Georgien bei „Kirche in Not“, Marko Tomashek, überzeugt.

„Denn solange es Kriegshandlungen gab, konnten die Kirchen wenig für den Frieden tun. Ihr blieb nichts anderes übrig, als Friedensappelle an beide Seiten zu richten. Aber sobald die Situation wieder ruhiger wurde, haben die Kirchenoberhäupter sowohl auf russischer als auch auf georgischer Seite sich um humanitäre Hilfe bemüht und positive Aufrufe gemacht. Sie haben sich dafür eingesetzt, dass Kriegsgefangene ausgetauscht werden konnten. Der Patriarch in Moskau, Alexij II., hat des Weiteren geholfen, dass der georgische Patriarch Ilia in die verwüstete Stadt Gori einreisen konnte, und zwar unter Schutz der russischen Armee, damit sein Mitbruder die Toten auf georgischer Seite bergen und nach Hause bringen durften.“

Beim Kaukasuskonflikt geht es gemäß Tomashek auch um die künftige Form Europas. Nach der Unabhängigkeit des Kosovos fühlten sich nämlich die byzantinischen Kirchen Europas vermehrt unter Druck. Dies sei mit dem Kaukasuskonflikt wieder sichtbar geworden. Deshalb sei die große Herausforderung der Kirchen Europas, dass:

„dieses byzantinische Modell in Osteuropa in der modernen Welt aufrecht erhalten werden kann. Denn die orthodoxen Kirchen sind historisch gesehen eng mit dem Staat verbunden. Daher sind alle christlichen Kirche aufgerufen, eine andere Architektur für das Verhältnis von Staat und Kirche sowie für die Frage nach Sicherheit für ganz Europa zu entwickeln.“

In Georgien gebe es im Augenblick andere Probleme. So laufe die Hilfe für Flüchtlinge nach Einschätzung der Caritas nur schleppend an. Marko Tomashek:

„Das ist in erster Linie ein logistisches Problem, denn solange es weiterhin Kriegshandlungen gibt, ist es schwierig, Hilfe anzubieten. Vielleicht waren die Hilfsleistungen aus dem Westen langsam. Erfreulich ist aber, dass alle Kirchen bereit waren, dem Feind bzw. der anderen Seite humanitäre Hilfe zu gewähren und anzubieten. Das finde ich ein positives Moment, das nicht unterschätzt werden soll.“

Unterdessen zögert Russland den Abzug seiner Truppen aus Georgien weiter hinaus. Die Armee kontrolliere weiterhin etwa ein Drittel des georgischen Territoriums, teilte derweil der leitende Erzbischof der Baptistischen Kirche von Georgien, Merab Gaprindashvili, in einem Rundschreiben mit.

(rv/idea/afp 20.08.2008 mg)








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