„Echte KinderRechte“
– so heißt ein Projekt der Dominikanerschwester Jordana Schmidt, mit der sie auf die
rechtliche Situation von Kindern aufmerksam machen will. Gemeinsam mit 50 Kindern
aus drei Bethanien-Kinderdörfern entwickelte die als Sprecherin des „Wort zum Sonntags“
bekannte Ordensfrau Text und Musik für eine CD mit Begleitbuch. Als Paten konnten
prominente Unterstützer gefunden werden, so steht Familienministerin Ursula von der
Leyen für das Recht auf Mitbestimmung, Erzbischof Zollitsch für das Recht auf Religion
und Henry Maske für das Recht auf gewaltfreie Erziehung. Die Lieder heißen „Gut gemacht!“,
„Hey du!“ oder „Tabu“. Schwester Jordana zu ihrer Motivation für das Projekt:
„Ich
finde schon, dass Kinderrechte mit Füßen getreten werden, weil Kinder ihre Stimme
in der Gesellschaft nicht so erheben und können in der Gesellschaft und für ihre Rechte
einstehen, wie das Erwachsene tun. Ich finde, Kinder brauchen eine Lobby und ein Sprachrohr.
Die CD ist ein Beispiel dafür, dass man Kindern auch zuhören kann, die wirklich etwas
ganz Wichtiges zu sagen haben.“
Sr. Jordana arbeitet in einem Kinderdorf
als Erziehungsleiterin und hat Erfahrung mit Kindern aus sogenannten „schwierigen“
Verhältnissen. Kinder lebten keineswegs immer in einer heilen Welt, wie in dem Lied
„Tabu“ deutlich wird. Das heißt es im Refrain „Keiner darf mir wehtun, darf mich schlagen,
das ist Tabu…“
„Kinder sind ja so, dass sie Dinge selber ansprechen, die
wichtig sind. Zum Beispiel das Recht auf gewaltfreie Erziehung. Da zeigt der Titel
„Tabu“ – es gibt Dinge, die darf ich nicht mit mir machen lassen, die muss ich nicht
mit mir machen lassen. Das tragische ist ja immer, dass Kinder denken, Erwachsene
dürfen alles, und die dürfen mich auch schlagen. Kinder, die misshandelt oder missbraucht
werden, haben oft den Eindruck, dass sei so in Ordnung, weil sie es nicht besser wissen.
Unsere Kinder sagen: Nein, das ist nicht in Ordnung. Wir sagen euch: Ihr habt ein
Recht und keiner darf dir weh tun, keiner darf dich schlagen, keiner darf dich streicheln,
wenn du das selber nicht willst, und die wollen wirklich aufmerksam darauf machen.“
Die
Texte wurden inhaltlich von vorne bis hinten von den Kindern gestaltet, erzählt Sr.
Jordana.
„Angefangen hat das vor eineinhalb Jahren, da haben wir eine Traumwerkstatt
gemacht. Da waren fünfzig Kinder zwischen fünf und vierzehn Jahren, die zum Thema
Kinderrechte gearbeitet haben. Wir haben da Puppenspiele gemacht, wir haben gemalt,
Collagen erstellt, Interviews geführt, Theater gespielt, um von den Kindern zu erfahren,
was braucht ihr, um groß zu werden, was stört euch an der Welt, was würdet ihr anders
machen, was würdet ihr den Politikern raten. Herausgekommen sind ganz viele Ideen
und Vorschläge, aus denen dann ein professioneller Texter Texte gemacht hat, die zu
95 Prozent die Ideen der Kinder wiedergeben. Die Kinder haben die Texte noch einmal
begutachtet, und gesagt ‚Hör mal, das hast Du aber falsch verstanden’ oder ‚Das Wort
versteh’ ich nicht’; dann hat der Texter das noch einmal umgeändert. Reiner Horn hat
die Musik gemacht. Die Kinder haben das eingesungen – bevor gab es sogar ein kleines
Casting: Welche Stimme eignet sich mehr für den Chor, und welche als Solostimme –
Dann haben die Kinder das richtig professionell eingespielt im Studio: Das war ein
ganz tolles Erlebnis für die, wirklich mitzubekommen, wie aus Ideen ganz Besonderes
wird und nachher Lieder, die wirklich eine so hohe Qualität und so eine Tiefe haben,
dass wir die wirklich in ganz Deutschland verbreiten können.“
Ein andres
Lied heißt „So stelle ich mir den Himmel vor“
„Da haben Kinder überlegt,
wie stelle ich mir den Himmel vor und haben wunderbare Gedanke gehabt. Ein Kind hat
erzählt, mein Papa ist gestorben und das hat ein Auto gemalt, das war ein Peugeot
207, weil im Himmel ja Wünsche erfüllt werden, und der bekommt den da. Ein anderes
Kind hat einen Schmetterling gemalt, ganz bunt und schön, und dann hat er den schwarz
übermalt. Wir haben dann gefragt: ‚Was ist denn das? Der ist doch jetzt ganz traurig!
Ist der tot?“ Und die Antwort: ‚Ja der ist gestorben, aber das ist nicht schlimm,
weil der kann ja noch fliegen, und im Himmel ist das nicht so schlimm.’ Man hat so
gemerkt, diese religiösen Gefühle, die jedes Kind hat, die kommen in Wünschen zum
Ausdruck, wie denn der Himmel ist. Ein wunderbares Bild, das mir sehr gut gefällt:
Im Himmel ist Gott selber das Licht, und wenn er lacht, ist alles gut. Die haben ein
ganz tolles Verhältnis zu Gott und zum Himmel. Ganz anders, als wir Erwachsene das
haben.”
Ziel des Projekts ist es, die gesellschaftliche Auseinandersetzung
über die Rechte von Kindern anstoßen, Politik und Öffentlichkeit sensibilisieren,
Kinder und ihre Eltern informieren und zur Auseinandersetzung anregen, Pädagogen,
Erzieher, Lehrer und Menschen in der Betreuung von Kindern im Kindergarten- und Grundschulalter
zu einer Beschäftigung mit dem Thema animieren und in dieser Arbeit zu unterstützen. „Echte
KinderRechte“ mit dem innovativen Ansatz des Perspektivwechsels, der Authentizität
durch betroffene Kinder und dem Ziel der ganzheitlichen gesellschaftlichen Sensibilisierung
aller Zielgruppen, begeisterte die Deutsche Kommission der UNESCO und wurde am 3.
Juli 2008 bei einem Festakt als „Offizielles UN-Projekt der Weltdekade“ ausgezeichnet.
Die Bethanien Kinderdörfer wurden 1956 von den Dominikanerinnen von Bethanien
in Deutschland gegründet. Bis heute konnten sie weit über 2.000 Kindern ein Stück
Kindheit und ein Zuhause geben. In Deutschland gibt es drei Bethanien Kinderdörfer
mit mehr als 300 Plätzen für Kinder in Not. Viele der notwendigen Angebote können
nur über Spenden sichergestellt werden. Weitere Informationen unter www.bethanien-kinderdoerfer.de.