Österreich/D: Suche nach neuen Ideen für den Strafvollzug
Nicht nur Deutschland
steht nach der tödlichen Prügelattacke in der Münchner S-Bahn unter Schock. Nun stellen
sich viele die Frage, wie die Täter „gerecht“ bestraft werden sollen. Die Gesellschaft
brauche neue Ideen für den Strafvollzug. Das sagt der evangelische Gefangenenseelsorger
Matthias Geist im Gespräch mit „Kathpress“. Geist nimmt an einer Tagung in Wien teil,
die nächste Woche organisiert wird. Unter dem Titel „Menschenbild im Strafrecht –
Brennpunkt christlicher Sozialethik“ werden Fachleute aus dem deutschsprachigen Raum
erwartet. Diskutiert werden u.a. die Themen „Kriminalität und Lebenswelt Gefängnis“,
„Das Recht der Gesellschaft – das Recht der Betroffenen“ und „Ethische Forderungen
an die Strafrechtsentwicklung in Europa“. Gefängnisseelsorger Geist sagt, dass
die aktuelle Situation unbefriedigend sei.
„Ich erlebe tagtäglich in den
Gefängnissen menschliche Ohnmacht und Haftumstände, unter denen die Menschen sich
nicht tatsächlich bessern können. Es geht darum, Menschen auch mit ihrer Tat zu konfrontieren,
aber im gesellschaftlichen Diskurs das so fortzuführen, dass eine Versöhnung mit Täter-Opfer-Ausgleich
ganz anderer Form statt findet. Das heißt, dass wirklich mit dem Menschen gesprochen
wird, mit dem Menschen in Dialog getreten wird und der Mensch in seiner Ganzheit gesehen
wird. Freiheitsstrafen als allein seligmachendes Mittel mit oft sehr sehr langen Strafen,
die - jeden Tag allein genommen - nicht wirklich Sinn ergeben, helfen nicht weiter,
sondern führen eher vom Ziel weg und bringen Menschen oft erst recht wieder ins Gefängnis.“ Deshalb
gelte es, den derzeit vorherrschenden Verwahrungs- und Wegsperrvollzug zu überwinden,
so Gefängnisseelsorger Geist. Ziel der Tagung sind Modelle für einen effizienteren
und humaneren Strafvollzug.
Hier noch ein passender Programmhinweis: Die
Sendung „Kreuzfeuer – Kirche, wo es kritisch wird“ behandelt das Thema „Zivilcourage
– auf Leben und Tod?“ (kap/rv 17.09.2009 mg)