Iran: Verschärfte Überwachung und Unterdrückung von Christen?
Drei Tage nach den
schweren Unruhen verschärfen die politischen Machthaber in Iran den Ton. Es sei lediglich
eine „randalierende Minderheit“, die gegen die Regierung aufbegehre, äußerte der iranische
Außenminister, Manusher Mottaki, zu den jüngsten gewaltsamen Protesten im Land. Und
Präsident Mahmud Ahmadinedschad spricht davon, dass Israel und die USA die Konflikte
„inszenieren“. Die Kirche im Land steckt mitten in diesem politischen Pulverfass
und ist darum bemüht, die Anspannungen nicht weiter zu verschärfen. Auch will sie
die Christen im Land, die sowieso schon ein großes Risiko tragen, nicht noch mehr
gefährden. Das Bistum Teheran übt sich deswegen in Zurückhaltung und verpflichtet
alle kirchlichen Amtsträger zum Schweigen. Der "Kirche in Not"-Sprecher Berthold Pelster
steht mit Christen im Iran in Kontakt und wagt eine Einschätzung aus Deutschland: „Die
Unruhen der letzten Tage und Wochen werden sicher dazu führen, dass das Herrschaftssystem
im Iran die Zügel noch fester anzieht und die Überwachungs- und Unterdrückungsmaßnahmen
noch weiter verschärfen wird. Für die Christen wird die Situation dadurch noch schwieriger
werden als bisher schon. Christen gehören zu den Minderheiten im Iran - und die Minderheiten
werden im Iran in vielfältiger Weise diskriminiert und unterdrückt. Die Christen sind
in doppelter Weise Außenseiter, da sie einmal zu einer religiösen Minderheit zählen,
gleichzeitig aber auch eine ethnische Minderheit darstellen, da sie beispielsweise
zu den Armeniern oder Assyrern zählen.“
Die Errichtung eines schiitischen
Gottesstaates sei das Langziel der Regierung, unter dem alle religiösen Minderheiten
im Land zu leiden hätten. Präsident Ahmadineschad wolle den Gottesstaat vor allem
mit Hilfe derMedien errichten. Die gegenwärtigen Proteste könnten allerdings
dazu beitragen, dieses Ziel zu verhindern, so Pelster.
„Im Moment steht
diese Entwicklung wirklich auf der Kippe. Es ist auch sicherlich kein Zufall, dass
die Oppositionsbewegung gerade in den letzten Tagen auf die Straße gegangen ist. Das
hat zu tun mit dem Aschura-Fest, zu dem sie an den Tod ihres dritten Imams Hussein
erinnert haben. Als dieser Imam getötet wurde, ging es auch um die Auseinandersetzung
mit Recht und Unrecht. Und um genau diese Fragen geht es ja jetzt bei den Protesten.
Die Oppositionsbewegung hat das Gefühl, dass sich der Iran in eine falsche Richtung
entwickelt hat. Dass aus dem Iran ein unterdrückerischer Staat, ein Überwachungsstaat
geworden ist. Das stimmt für viele Muslime im Iran nicht mit dem überein, wofür die
iranische Revolution gestanden hat.“
Unterdessen dauert
die Verhaftungswelle im Land an. An diesem Mittwochmorgen hat das Parlament in Teheran,
das von Konservativen dominiert wird, eine harte Bestrafung der Oppositionellen gefordert,
die während der Auseinandersetzungen festgenommen wurden. Die Proteste seien „antireligiös“
und „konterrevolutionär“ gewesen, so die Abgeordneten.