Ökumene mit Wirkmacht: Altsyrische Kirche hat die Nahostsynode im Blick
Das Instrumentum laboris
lässt die hohen Erwartungen an die Nahostsynode weiter ansteigen. Zu diesem Ergebnis
kommen die Kirchen altsyrischer Tradition; der Papst hatte das Arbeitspapier am Sonntag
auf Zypern vorgestellt. Der Salzburger Kirchenhistoriker Dietmar Winkler war an der
Entstehung des Instrumentum laboris beteiligt; zur Nahostsynode hat er sich jüngst
beraten – mit Vertretern der Assyrischen und Apostolischen Kirche des Ostens, der
syrisch-orthodoxen, der chaldäisch-katholischen, der maronitischen, der syrisch-katholischen
sowie der syro-malabarischen Kirche. Bei einer Tagung der Wiener Stiftung „Pro
Oriente“ im irakisch-kurdischen Sulaimaniyah seien dabei vor allem zwei Hoffnungen
aufgekommen, berichtet Winkler: „Die erste ist natürlich, dass die
Situation im Nahen Osten mehr ins Licht der Öffentlichkeit und ins Bewusstsein rückt.
Das wird im Übrigen auch der katholischen Kirche hoch angerechnet, dass sie auf diesem
Gebiet Initiative gezeigt hat. Denn alles, was die katholische Kirche verändert, verändert
die anderen Kirchen auch. Darin lässt sich die Bedeutung der katholischen Kirche ablesen
– trotz mancher schwieriger Herausforderungen hinsichtlich der Ökumene. Der zweite
Punkt schließlich ist, dass speziell die Ostkirchen in den Diskussionsprozess der
Sondersynode voll eingebunden werden. Das ist ein Wunsch, den sie wirklich haben:
nicht nur Beobachter oder Zuschauer zu sein, sondern vollwertig in den Diskussionsprozess
eingebunden zu werden.“ Die lokale Politik beeinflusst unweigerlich
die Ökumene-Bestrebungen in Nahost, unterstreicht Dialogexperte Winkler. Papst Benedikt
hat in dem Arbeitspapier zur Synode herausgestellt, dass „die Besetzung der Palästinensergebiete
durch Israel das Alltagsleben der Menschen erschwert, die Bewegungsfreiheit einschränkt,
sowie die Wirtschaft und das soziale und religiöse Leben bremst“. Seit Jahrzehnten
destabilisierten das Fehlen einer Lösung für den israelisch-palästinensischen Konflikt,
der mangelnde Respekt vor dem internationalen Recht und den Menschenrechten sowie
der Egoismus der Machthaber das Gleichgewicht in der Region. Die Bevölkerung sei so
ständig drohender Gewalt ausgesetzt, die schnell zu Hoffnungslosigkeit führen könne.
Vor diesen Problemen stehen die Kirchen vor Ort aber gemeinsam, betont Winkler, und
zeichnet folgendes Bild von den spezifischen Herausforderungen für die Synode: „Die
Situation im Nahen Osten stellt die katholische Kirche vor andere Herausforderungen
als andere Regionalsynoden. Wenn ich eine Lateinamerika- oder Afrikasynode einberufe,
habe ich eine andere ökumenische und politische Situation als im Nahen Osten. Im Nahen
Osten ist einfach die Minderheitensituation für alle Kirchen derart gleich, dass man
fast nur ökumenisch denken kann. Von daher ist der wohlerprobte Ablauf für die Einberufung
von solchen Sondersynoden hier noch einmal zu überdenken – die ökumenische Situation
ist einfach noch einmal stärker zu bedenken.“ Folglich sind die
Kirchen altsyrischer Tradition um eine starke Ökumene für eine starke Wirkkraft im
Alltag bemüht – in ihrem Abschluss-Kommunique weisen sie entsprechend auf die Notwendigkeit
weiterer gemeinsamer Arbeit und Akzente in der Caritas, der Pastoral sowie in der
Bildungsarbeit hin. Die Arbeit von „Pro Oriente“ kommt im Instrumentum laboris
konkret zur Sprache: Neben dem offiziellen Dialog wird die Stiftung exemplarisch als
positives Beispiel für den Dialog auf nicht-offizieller Ebene genannt. Papst Benedikt
XVI. hatte das Arbeitspapier am Sonntag zum Abschluss seiner Zypernreise für die Bischofssynode
über den Nahen Osten vorgestellt. Nach einer feierlichen Messe im Sportpalast von
Nikosia mit rund 5.000 Gläubigen teilte er das rund 40-seitige Dokument an die anwesenden
Patriarchen und Bischöfe aus dem Nahen Osten aus. In dem Dokument geht es um die Hilfe
für die Christen im Nahen Osten, den interreligiöse Dialog mit Muslimen und Juden,
sowie die Ökumene mit den Ostkirchen und den palästinensisch-israelischen Konflikt.