2010-06-08 11:02:46

Ökumene mit Wirkmacht: Altsyrische Kirche hat die Nahostsynode im Blick


RealAudioMP3 Das Instrumentum laboris lässt die hohen Erwartungen an die Nahostsynode weiter ansteigen. Zu diesem Ergebnis kommen die Kirchen altsyrischer Tradition; der Papst hatte das Arbeitspapier am Sonntag auf Zypern vorgestellt. Der Salzburger Kirchenhistoriker Dietmar Winkler war an der Entstehung des Instrumentum laboris beteiligt; zur Nahostsynode hat er sich jüngst beraten – mit Vertretern der Assyrischen und Apostolischen Kirche des Ostens, der syrisch-orthodoxen, der chaldäisch-katholischen, der maronitischen, der syrisch-katholischen sowie der syro-malabarischen Kirche.
Bei einer Tagung der Wiener Stiftung „Pro Oriente“ im irakisch-kurdischen Sulaimaniyah seien dabei vor allem zwei Hoffnungen aufgekommen, berichtet Winkler:
 
„Die erste ist natürlich, dass die Situation im Nahen Osten mehr ins Licht der Öffentlichkeit und ins Bewusstsein rückt. Das wird im Übrigen auch der katholischen Kirche hoch angerechnet, dass sie auf diesem Gebiet Initiative gezeigt hat. Denn alles, was die katholische Kirche verändert, verändert die anderen Kirchen auch. Darin lässt sich die Bedeutung der katholischen Kirche ablesen – trotz mancher schwieriger Herausforderungen hinsichtlich der Ökumene. Der zweite Punkt schließlich ist, dass speziell die Ostkirchen in den Diskussionsprozess der Sondersynode voll eingebunden werden. Das ist ein Wunsch, den sie wirklich haben: nicht nur Beobachter oder Zuschauer zu sein, sondern vollwertig in den Diskussionsprozess eingebunden zu werden.“
 
Die lokale Politik beeinflusst unweigerlich die Ökumene-Bestrebungen in Nahost, unterstreicht Dialogexperte Winkler. Papst Benedikt hat in dem Arbeitspapier zur Synode herausgestellt, dass „die Besetzung der Palästinensergebiete durch Israel das Alltagsleben der Menschen erschwert, die Bewegungsfreiheit einschränkt, sowie die Wirtschaft und das soziale und religiöse Leben bremst“. Seit Jahrzehnten destabilisierten das Fehlen einer Lösung für den israelisch-palästinensischen Konflikt, der mangelnde Respekt vor dem internationalen Recht und den Menschenrechten sowie der Egoismus der Machthaber das Gleichgewicht in der Region. Die Bevölkerung sei so ständig drohender Gewalt ausgesetzt, die schnell zu Hoffnungslosigkeit führen könne. Vor diesen Problemen stehen die Kirchen vor Ort aber gemeinsam, betont Winkler, und zeichnet folgendes Bild von den spezifischen Herausforderungen für die Synode:
 
„Die Situation im Nahen Osten stellt die katholische Kirche vor andere Herausforderungen als andere Regionalsynoden. Wenn ich eine Lateinamerika- oder Afrikasynode einberufe, habe ich eine andere ökumenische und politische Situation als im Nahen Osten. Im Nahen Osten ist einfach die Minderheitensituation für alle Kirchen derart gleich, dass man fast nur ökumenisch denken kann. Von daher ist der wohlerprobte Ablauf für die Einberufung von solchen Sondersynoden hier noch einmal zu überdenken – die ökumenische Situation ist einfach noch einmal stärker zu bedenken.“
 
Folglich sind die Kirchen altsyrischer Tradition um eine starke Ökumene für eine starke Wirkkraft im Alltag bemüht – in ihrem Abschluss-Kommunique weisen sie entsprechend auf die Notwendigkeit weiterer gemeinsamer Arbeit und Akzente in der Caritas, der Pastoral sowie in der Bildungsarbeit hin.
Die Arbeit von „Pro Oriente“ kommt im Instrumentum laboris konkret zur Sprache: Neben dem offiziellen Dialog wird die Stiftung exemplarisch als positives Beispiel für den Dialog auf nicht-offizieller Ebene genannt.
Papst Benedikt XVI. hatte das Arbeitspapier am Sonntag zum Abschluss seiner Zypernreise für die Bischofssynode über den Nahen Osten vorgestellt. Nach einer feierlichen Messe im Sportpalast von Nikosia mit rund 5.000 Gläubigen teilte er das rund 40-seitige Dokument an die anwesenden Patriarchen und Bischöfe aus dem Nahen Osten aus. In dem Dokument geht es um die Hilfe für die Christen im Nahen Osten, den interreligiöse Dialog mit Muslimen und Juden, sowie die Ökumene mit den Ostkirchen und den palästinensisch-israelischen Konflikt.

(kathpress/la repubblica 08.06.2010 vp)







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