Zurückhaltend äußert sich der Bischof von Tunis, Maroun Elias Lahham, zu den Perspektiven
des Landes. Es sei noch nicht absehbar, ob sich das Land auf eine Demokratie zubewege,
sagte er am Dienstag gegenüber dem römischen Pressedienst Misna. Bislang seien Demokratien
in dieser Weltgegend „inexistent“. Daher bereite es den Tunesiern Sorge, die ersten
zu sein, die dies versuchten. Aber bald werde man sehen, ob die neue Regierung tatsächlich
offen und demokratisch ist. „Es gibt den Versuch, von einem autoritären Regime zu
einem demokratischen Regime zu wechseln“, betonte Lahham. Offenbar übernähmen die
weniger korrupten Ex-Mitarbeiter Ben Alis nun die Verantwortung in der Exekutive.
Aber das Problem sei, dass in den 23 Jahren unter Präsident Zine El Abidine Ben Ali
kaum andere Führungspersönlichkeiten hochkommen konnten. Umso mehr seien baldige Wahlen
notwendig.
Wunsch nach Freiheit Zu Beginn der Demonstrationen in
Tunesien sei es um Arbeitslosigkeit und hohe Lebenshaltungskosten gegangen, sagte
Lahham zu Misna. Aber schon am zweiten Tag habe sich gezeigt, dass politische Fragen
im Vordergrund standen. „Mehr als wirtschaftliche Probleme, die in diesen internationalen
Krisenjahren auch viele andere Länder betreffen, war es der Wunsch nach Freiheit,
der die Tunesier bewegt", so der Bischof. Von den 10 Millionen Bewohnern Tunesiens
sind 21.000 Katholiken.