Rowan Williams: Für die Ökumene von den Mönchen lernen
Die Vesper in San
Gregorio am Samstagabend war der Abschluss Tages der Begegnungen für Rowan Williams,
den Erzbischof von Canterbury und Haupt der anglikanischen Kirche. Weniger als sechs
Monate nach dem Friedenstreffen von Assisi hatte er wieder die Gelegenheit, sich mit
Papst Benedikt auszutauschen.
Bei der Privataudienz am Samstagmorgen sei es
um ähnliche Themen gegangen wie schon in Assisi, so Erzbischof Rowan im Interview
mit Radio Vatikan.
„Wir haben ein wenig über die Situation im Nahen Osten
und die Antwort der Kirche darauf gesprochen. Wir teilen die Sorge, die Frustration
und auch die Unsicherheit darüber, was die Zukunft dort bringen wird. Wir haben dann
auch über meine Ansprache gesprochen, die ich in Genf bei der UNO über Menschenrechte
allgemein gehalten habe. Wir haben uns dann recht lebhaft über die theologischen Fundamente
für Menschenrechte unterhalten und darüber, eine solides Verständnis des Bildnisses
Gottes im Menschen zu haben. Wir sind uns hier ganz einig darin, dass die theologische
Debatte wieder mehr in den Diskurs muss.“
Erzbischof Williams war gekommen,
um mit Papst Benedikt die Vesper zu feiern, ganz in der Tradition der jeweiligen Vorgänger.
Die Tatsache, dass bereits drei Erzbischöfe von Westminster hier gewesen seien, mache
deutlich, wie sehr der Beginn der Missionierung Englands mit diesem Ort verbunden
würde.
„Dadurch, dass wir zu den gemeinsamen Wurzeln und der gemeinsamen
Vergangenheit zurück gehen, schaffen wir auch eine Gemeinschaft in der Gegenwart.
Selbst die protestantischsten der englischen Christen erkennen diese Wurzel an. Das
gibt uns die Kraft, weiter für die sichtbare Einheit zu streiten, wann immer sie kommen
mag.“
Neben den gemeinsamen Wurzeln sei aber auch die Mönchsgemeinschaft
der Kamaldulenser, die in diesem Jahr 1.000 Jahre alt wird und zu deren Kloster die
Kirche gehört, in der Papst Benedikt und Erzbischof Rowan feierten, eine Inspiration:
Auch die Ökumene könne von den Mönchen lernen:
„Die Bedeutung des Mönchslebens
sowohl für die Ökumene als auch für die Evangelisierung – auch das war ein Thema –
liegt daran, dass die Mönchsgemeinschaft eine Gemeinschaft ist, die sich um das Wort
Gottes versammelt. Sie sind nicht verwandt oder haben Stammesloyalitäten, sie sind
schlicht eine Gemeinschaft, die gemeinsam die Psalmen singt und die sich mit dem Gebet
Jesu identifizieren.“
Erzbischof Williams wird bereits im Oktober dieses
Jahres nach Rom zurückkehren, um vor der Bischofssynode zur Neuevangelisierung zu
sprechen, ein weiteres Thema der Privataudienz bei Papst Benedikt.
„Es ist
glaube ich sehr klar, dass ich eingeladen bin, um eine theologische Reflexion über
die Natur der Evangelisierung zu geben. Ich fühle mich geehrt, das tun zu dürfen.
Ich hoffe, dass das ein Zeichen dafür ist, dass wir bei der Evangelisierung in Europa
zusammen arbeiten können. Es wäre desaströs, wenn das eine Kirche alleine versuchen
würde und glauben würde, sie allein könne es schaffen. Es gibt nicht den einen und
wahren Schlüssel für die Evangelisierung, wir brauchen so viele und so tiefe Ressourcen,
wie wir finden können.“