2012-04-15 13:37:19

Guinea-Bissau: Große Unsicherheit nach Militärputsch


RealAudioMP3 In Folge des Militärputsches in Guinea-Bissau könnte das westafrikanische Land in noch größere Armut und Unsicherheit abrutschen. Am Donnerstagabend hatten Soldaten den Regierungschef Carlos Gomes Junior und Interimspräsident Raimundo Pereira festgenommen. In Guinea-Bissau, das als eines der ärmsten Länder der Welt gilt, kommen Aufstände und Staatsstreiche seit der Unabhängigkeit 1974 häufig vor; eine volle Amtsperiode von fünf Jahren konnte bislang kein Präsident bestreiten. Tote hat es bei diesem Putsch wohl bisher nicht gegeben, erzählt Pater Davide Sciocco, der in Guinea-Bissau Direktor eines lokalen Radios ist, gegenüber Radio Vatikan. Es habe allerdings ein paar Schießereien gegeben. Politisch seien dem Staat aktuell die Hände gebunden, so der Pater weiter. Eigentlich hätten in Guinea-Bissau in zwei Wochen Präsidentschaftswahlen stattfinden sollen.

„Alle Aktivitäten des Staates sind reduziert oder eingeschränkt. In ihrer letzten Erklärung haben die Militärs nochmals bestätigt, dass alle privaten Radios Sendeverbot haben. Auch unser Radio ,Sol Mansi‘ wird seit Beginn des Putsches von zwei Soldaten bewacht. Die Situation ist ruhig, aber sehr traurig und beunruhigend. Leider ist das ein erneuter Rückschritt, denn wirtschaftlich ging es in unserem Land ein wenig aufwärts, auch, was die Stabilität betrifft.“

Nach Angaben des Kirchenmannes handelt es sich beim Putsch um eine Art „Kurzschlusshandlung“ des Militärs; den Plan zur tatsächlichen Machtübernahme gebe es eigentlich gar nicht, meint Pater Sciocco:


„Die Militärs fordern nichts. Sie haben einfach entschieden, die Machthaber zu entfernen, weil diese einen geheimen Pakt mit der Afrikanischen Union und Angola darüber hatten, das Militärkommando handlungsunfähig zu machen. Das Militär ist zuvorgekommen, will aber eigentlich gar nicht die Macht. Es hat sich jetzt mit den Parteien zusammengesetzt, um eine politische Lösung zu finden und die Macht zu übergeben.“


Nach Verständigung oder einer „Machtrückgabe“ sieht es in Guinea-Bissau laut jüngster Medienberichte allerdings nicht aus: Die Putschisten hätten eine Regierung der nationalen Einheit ohne Beteiligung von Regierungschef Gomes und Präsident Pereira gefordert, berichtete die Agentur efe. Die Putschisten wollten selbst mehrere Minister stellen. Mitglieder der gestürzten Regierung fürchten derweil um ihr Leben, gab Außenminister Mamadou Djalo Pires am Samstag in Portugal an. Regierungschef Gomes und weitere Regeirungsmitglieder sollen sich dagegen in Sicherheit befinden.


Die Europäische Union hat derweil die Finanzhilfen gedrosselt, die regelmäßig in das arme westafrikanische Land fließen. Ein Stopp dieser Hilfen wird fatale Folgen haben, prognostiziert Pater Sciocco:

„Guinea-Bissau ist immer in wirtschaftlichen Schwierigkeiten und hängt zu großem Teil von internationalen Hilfen ab. Eine Isolation würde unser Land also in eine wirklich große Krise stürzen. Die Instabilität fördert illegale Vorgänge, angefangen beim Handel und Drogenhandel, der in Guinea-Bissau einen seiner Umschlagplätze hat.“

(rv/efe 15.04.2012 pr)







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