2012-09-09 15:12:20

Vatikan/Nahost: Voraussetzungen für Frieden


Ein sofortiges Ende der Gewalt und ein Dialog über die legitimen Erwartungen der Bevölkerung sind nach Einschätzung des Vatikans erste Voraussetzung für einen Frieden in Syrien. Außerdem müsse die Einheit des Landes erhalten und eine Aufspaltung nach ethnischen und religiösen Grenzen vermieden werden. Das betonte der Sekretär des vatikanischen Dialogrates, Pater Miguel Angel Ayuso Guixot, am Wochenende bei einer Konferenz in Istanbul über die jüngsten Entwicklungen in Nordafrika und Nahost. Weiter müsse Syrien als Mitglied der Völkerfamilie den legitimen Erwartungen der internationalen Gemeinschaft Rechnung tragen. Umgekehrt sollte sich die internationale Gemeinschaft ernsthaft für einen Frieden in Syrien und der gesamten Region einsetzen.

Der Vatikan bemühe sich, den teils widersprüchlichen Stimmen von katholischer Seite in der Konfliktsituation Rechnung zu tragen und zugleich einen Ausweg aus der Spirale der Gewalt und dem diplomatischen Stillstand zu finden, so Ayuso. Er könne die Sorgen der nahöstlichen Patriarchen nicht ignorieren, die sich, "terrorisiert vom Schreckgespenst der Lage der Christen im Irak", mehr oder weniger deutlich hinter das Assad-Regime stellen. Andere Geistliche, wie der Jesuit Paolo Dall'Oglio nach seiner Ausweisung aus Syrien, hätten öffentlich Partei für die Rebellen ergriffen.

Die Kirche sollte sich im Konflikt außerhalb der Parteinpolitik halten - nicht aus Feigheit, sondern aus "Mut, eine Brücke zwischen den verschiedenen Gemeinschaften zu bilden", so Ayuso. Er unterstrich die Legitimität der Regierung in Damaskus, forderte zugleich aber auch, dass es die berechtigten Erwartungen der Menschen berücksichtige und nicht als "Einfluss von außen" abtue.

In den Ländern des "Arabischen Frühlings" muss nach Ansicht des zweiten Mannes im vatikanischen Dialogrates eine "Kultur der Demokratie" gefördert werden. Und das brauche Zeit und verlange Geduld. Es müssten demokratische Regierungen entstehen, die die Menschenrechte achteten und die Religionsfreiheit förderten. Aus Marokko, Tunesien und Ägypten seien nach den Sieg islamischer Parteien pragmatische und moderate Töne zu hören gewesen. Allerdings hätten sich auch moderate Muslimführer skeptisch gegenüber der westlichen Demokratie geäußert, die ihnen mitunter zu "atheistisch" erscheine.

Hier unterstütze der Vatikan die Haltung der renommierten Kairoer Al-Azhar-Universität, die sich für Demokratie, Menschenrechte und Kultfreiheit "im Rahmen der islamischen Tradition" ausgesprochen habe. Diese Position sei der der Salafisten vorzuziehen, die "die Religion instrumentalisiert, um Zwietracht innerhalb der arabischen Nationen" zu säen.

(kna 09.09.2012 gs)








All the contents on this site are copyrighted ©.