2012-09-20 11:15:55

Spekulationen zur Ehe Jesu


RealAudioMP3 Die Vorstellung eines Papyrusfragments in Rom hat in den Medien zu neuen Spekulationen über eine Ehe Jesu geführt. Auf dem Dokument steht in koptischer Sprache: „Jesus sagte zu Ihnen: „Meine Frau". Die Mutmaßungen in den Medien folgten auf dem Fuße: Bei dieser Frau handele es sich um Maria Magdalena.

Die US-amerikanische Historikerin und Religionswissenschaftlerin Karen L. King hatte den Papyrus bei einem Kongress in Rom vorgestellt, sie widersprach aber dabei vehement der Interpretation, wir würden nun etwas über die Frau Jesu erfahren.

„Dieses Fragment ist kein Beweis dafür, dass Jesus verheiratet war.“ Eine klare Aussage von Prof. King zur Einschätzung ihres Forschungsobjektes. Sie hatte es vom Besitzer, der anonym bleiben wolle, erhalten und erste Überprüfungen ließen es plausibel erscheinen, dass der etwa kreditkartengroße Papyrus authentisch sei, was sein Alter angeht: Er lasse sich ins vierte Jahrhundert datieren. Andere Forscher könnten nun an der Universität Harvard, wo King lehrt, weitere Untersuchungen anstellen. Die Entstehungsgeschichte des Papyrus würde in etwa der von anderen Texten um die Bibel herum folgen, so King: „Wir stellen uns das so vor: Der Text wurde ursprünglich gegen Ende des zweiten Jahrhunderts auf Griechisch verfasst, dann irgendwann ins Koptische übersetzt. Wir haben nun das Fragment einer Kopie davon.“

Allein diese Herkunftsgeschichte spreche dagegen, den Text in irgendeiner Form als Beweis anzusehen: eine Kopie einer Übersetzung eines 150 Jahre nach Jesu Tod verfassten Textes. Es gebe aber noch weitere Gründe: „Der zweite Grund ist, dass die frühesten und historisch verlässlichen Zeugnisse über den historischen Jesus immer noch aus den Evangelien des Neuen Testamentes kommen. Und die sagen nichts über die Ehe Jesu. Sie sagen nicht, dass er verheiratet war, sie sagen aber auch nicht, dass er es nicht war.“

Eine Einschätzung, der Bibelwissenschaftler widersprechen. Jesu Rolle als Wanderprediger schließe wie etwa auch bei Johannes dem Täufer eine Ehe aus. Das Papyrus-Fragment „mag als Text wahnsinnig interessant sein, aber für die Frage nach dem historischen Jesus gibt er absolut nichts her", sagte Peter Pilhofer, Professor für Neues Testament an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg der Agentur epd.

Zumindest bei der Einschätzung der Beweiskraft des Stückes sind sich die Forscher einig. Prof King: „Um es zu wiederholen und ich kann das gar nicht oft genug sagen: Das ist kein Beweis, das Jesus verheiratet war.“

(rv/epd 20.09.2012 ord)








All the contents on this site are copyrighted ©.