Angesichts der wachsenden Kriegsgefahr in Israel und Palästina haben Vertreter der
beiden großen Kirchen in Deutschland die Konfliktparteien zur Eindämmung der Gewalt
aufgerufen. In einer Erklärung vom Sonntag, die vom Vorsitzenden der Deutschen Katholischen
Bischofskonferenz und vom Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche unterzeichnet
ist, fordern sie „die Verantwortlichen in Gaza mit großem Nachdruck auf, die Strategie
der Gewalteskalation zu beenden – im Interesse der israelischen Bürgerinnen und Bürger
ebenso wie im Interesse des eigenen Volkes, das mehr noch als der Gegner unter der
erneut in Gang gesetzten Gewaltspirale zu leiden hat.“ Die „ohnehin erschöpfte Bevölkerung
im Gaza-Streifen“ dürfe nicht ein weiteres Mal von der eigenen Regierung als Einsatz
in einem Machtspiel missbraucht werden, heißt es weiter. Zugleich fordern die katholische
und evangelische Kirche Deutschlands die israelische Regierung „mit Entschiedenheit“
dazu auf, „in ihren militärischen Maßnahmen den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit
strikt zu beachten“. Israel habe das Recht auf Selbstverteidigung, aber dieses Recht
sei durch die Pflicht zur Rücksichtnahme auf die Zivilbevölkerung begrenzt. Besorgt
zeigen sich beide Kirchen über eine mögliche Ausweitung der Gewalt: „Der gewalttätige
Konflikt im Heiligen Land könnte die Lage im gesamten Nahen und Mittleren Osten destabilisieren
und jene Länder, die in den Umwälzungen der arabischen Welt nach einer neuen, tragfähigen
Ordnung suchen, in eine gefährliche Radikalisierung treiben“, heißt es in der Erklärung.
Dies bedrohe nicht zuletzt auch die Minderheiten in diesen Ländern, unter ihnen die
Christen, die vielerorts ohnedies bereits großen Gefährdungen ausgesetzt seien. (pm
18.11.2012 pr)