Gottesglaube und Alltagsleben driften zwar zunehmend auseinander, das heißt aber nicht,
dass man „Kirchenkrise“ und „Gotteskrise“ gleichsetzen dürfe. Dies betont der Pastoraltheologe
Paul Zulehner, der eine Studie zur Entwicklung der Religiosität in Österreich erstellt
hat. 1.000 Personen wurden dazu repräsentativ befragt und die Ergebnisse mit Daten
aus den Jahren 2007, 1992 und 1988 verglichen.
Die Zahl jener Menschen, denen
Gott ein wichtiger Teil in ihrem Leben ist, fiel im Zeitraum von 1988 bis 2007 von
42 auf 34 Prozent. Sie stieg jedoch bis 2012 wieder auf 39 Prozent an. Auffällig bei
dieser Entwicklung sei, dass es der Frage nach „Gott an sich“ besser ergehe als jener
nach „Gott im Leben“, so dass ein Auseinanderklaffen zwischen Gottesglauben und faktischem
Lebensvollzug zu diagnostizieren sei, so Zulehner.
Bemerkenswert auch die
Detailanalyse: Demnach sind Frauen (41 Prozent) für den Gottesglauben etwas offener
als die Männer (37 Prozent). „Die jüngeren Menschen, die ihr Leben vor sich haben,
sind je nach Jahrgängen weniger gottoffen als die Ältern, die das Leben mehr hinter
sich haben und Lebensbilanz ziehen“, so Zulehner, der außerdem ein starkes Stadt-Land-Gefälle
hervorhob: Im urbanen Raum sei „die Gottferne der Bevölkerung am größten“. Prognosen
über Zukunftsentwicklungen machte der Theologe nicht.