Es ist eine fünfhundert
Jahre alte Predigt, aber sie hat es auch heute noch in sich. Der Dominikanerorden
feiert in diesen Tagen das Jubiläum der Geburtsstunde seines Einsatzes für Gerechtigkeit
und Frieden in Lateinamerika, der mit der Predigt von Antonio Montesinos begann. „Mit
welchem Recht haltet ihr die Indianer in dieser gewalttätigen und fürchterlichen Sklaverei?“
fragte Dominikaterpater Montesinos damals. Diese Worte hallen auch heute noch nach,
sagt Schwester Toni Harris, internationale Promotorin des Dominikanerordens für Gerechtigkeit
und Frieden:
„Menschen sehen eine Verbindung zwischen der Botschaft dieser
Predigt vor fünfhundert Jahren und aktuellen Anlässen, die es heute zu bewältigen
gilt. Wir Dominikaner in den USA zum Beispiel verbinden ganz konkret damit die Frage
nach dem Rassismus, den es in unserem Land immer noch gibt. Aber auch die Fragen nach
Migration und Einwanderung kommen in den Blick: Im Land wird es kontrovers diskutiert,
aber die Kirche ist da ganz klar: Jeder Fremde soll mit Würde und Respekt aufgenommen
werden.“
Die Dominikaner waren 1510 nach Hispaniola gekommen, in die heutige
Dominikanische Republik. Und schon kurze Zeit darauf wandte sich Pater Montesinos
gegen die Ausbeutung durch die Spanier: „Ihr bringt die Indianer mit eurer exzessiven
Gier nach Gold um. Schlaft ihr so tief, dass ihr das nicht merkt?“ Das Jubiläum dieser
Worte wirft einen Blick auf all die Probleme, die seit der gewaltsamen Unterwerfung
der Urbevölkerung die Geschichte des Kontinents bis heute verfolgen. Schwester Harris:
„Die
Auswirkungen des Waffenhandels zum Beispiel, die Unmenge an Geld, die Länder für den
Kauf von Waffen aufwenden, das alles hat Auswirkungen auf die Armut weltweit. Es geht
um den Missbrauch von Ressourcen, die für den Kampf gegen die Armut eingesetzt werden
könnten und sollten. Außerdem bin ich mir sicher, dass Themen wie die Immigration,
wie Armut und Rassismus für die meisten Länder in der Welt relevant sind.“