Papstpredigt: Ein Christ muss in seiner Schwäche mutig sein
Der Christ ist dazu
aufgerufen, in seiner Schwäche mutig zu sein. Das betonte Papst Franziskus bei seiner
Morgenmesse im vatikanischen Gästehaus Santa Marta an diesem Dienstag. Am Gottesdienst
nahmen eine Gruppe von Priestern und Mitarbeitern des Gerichts der Apostolischen Pönitentiarie
sowie eine Gruppe aus der Päpstlichen Diplomatenakademie teil. Manchmal, so der Papst,
müssen wir anerkennen, dass wir schwach sind, und vor der Versuchung fliehen, ohne
Sehnsucht nach der Sünde zu haben und ohne zurück zu blicken. Papst Franziskus ging
in seiner Predigt von den Lesungen des Tages aus (Gen 19,15-29; Mt 8,23-27), und benannte
die vier Haltungen, die in Krisensituationen möglich seien: Langsam handeln, nach
rückwärts blicken, Angst haben oder sich an die Gnade des Heiligen Geistes wenden.
Die erste Haltung sei dabei die Haltung Lots, der zögere, seine verdammte Stadt zu
verlassen und sich auf einen Disput mit dem Engel einlasse.
„Es ist sehr
schwer, mit einer Situation der Sünde zu brechen. Das ist schwer! Auch in der Versuchung,
es ist schwer! Doch die Stimme Gottes sagt uns dieses Wort: ‚Flieh! Du kannst dort
nicht kämpfen, weil das Feuer, der Schwefel dich töten werden. Flieh!’. Die heilige
Theresia vom Kinde Jesus lehrte uns, dass einige Male, in einigen Versuchungen die
einzige Lösung darin besteht, zu fliehen und sich deswegen nicht zu schämen; anzuerkennen,
dass wir schwach sind und dass wir fliehen müssen. Und unser Volk sagt das in seiner
einfachen Weisheit ein wenig ironisch: ‚Ein Soldat, der flieht, dient für einen anderen
Krieg’. Fliehen, um auf der Straße Jesu voranzugehen.“
Oft habe man jedoch
Sehnsucht nach den Sünden, die man hinter sich lasse. Man müsse nur an das Volk Gottes
in der Wüste denken, das alles gehabt habe, Dennoch hatte es Sehnsucht nach den „Zwiebeln
Ägyptens“ und diese Sehnsucht habe sie vergessen lassen, dass sie die Zwiebeln am
Tisch der Sklaverei gegessen hätten, so Franziskus. Deswegen sei es weise, dem Rat
des Engels zu folgen, und nicht hinter sich zu blicken, wenn man fliehe. Auch die
Neugier sei eine Versuchung:
„Die Neugierde nützt nichts, sie ist schädlich!
„Aber wie kann man in dieser sündenhaften Welt handeln? Wie wird denn diese Sünde
sein? Ich will sie kennenlernen…´ Nein, lass das! Die Neugierde schadet! Fliehen und
nicht zurückblicken! Wir alle sind schwach, alle, und wir müssen uns verteidigen.
Die dritte Situation haben wir im Boot: es ist die Angst. Wenn auf dem Meer ein großer
Sturm losbricht, wird das Boot von den Wellen überspült: ,Rette uns, Herr, wir sind
verloren!´ Sagen sie. Die Angst. Auch das ist eine Versuchung des Dämons. Wir haben
Angst, auf der Straße des Herren vorwärts zu gehen.”
Außerdem gebe es
die Versuchung der Starre, dort zu bleiben, wo man sich gerade in vermeintlicher Sicherheit
befinde. Doch das sei das Ägypten mit seiner Sklaverei, warnte Papst Franziskus. Die
Angst sei ein schlechter Ratgeber, das habe Christus oft gesagt. Die vierte Verhaltensweise
sei die Anrufung der „Gnade des Heiligen Geistes“, betonte er abschließend. Als Christus
das Meer beruhige, seien die Jünger auf dem Boot voller Staunen gewesen. Angesichts
der Sünde, der Sehnsucht, und der Angst müssten wir uns immer an den Herren wenden,
so der Papst.
„Den Herrn anblicken, den Herrn betrachten. Das erregt in
uns Staunen, ein so schönes, einer neuen Begegnung mit dem Herrn. „Herr, ich habe
diese Versuchung: ich will in dieser Situation der Sünde verbleiben; Herr, ich bin
neugierig und will kennenlernen, wie diese Dinge sind; Herr, ich habe Angst’. Und
sie haben auf den Herrn gesehen: ‚Rette uns, Herr, wir sind verloren!’ Und so stellte
sich das Staunen über die neue Begegnung mit Christus ein. Wir sind weder naive noch
unmotivierte Christen, wir sind tapfer und mutig. Wir sind schwach, aber wir müssen
in unserer Schwachheit mutig sein. Und oftmals muss sich unser Mut in einer Flucht
ausdrücken, bei der man nicht zurück blickt, um nicht der schlechten Sehnsucht zu
verfallen. Keine Angst haben und immer auf den Herrn blicken!”
Wie der
Vatikan bekannt gab, wird Papst Franziskus nur noch in dieser Woche seine gewohnten
morgendlichen Messen abhalten – in der Sommerpause bis September sind diese ausgesetzt.
Anschließend will der Papst die Morgenmessen wieder aufnehmen.