2015-06-09 09:30:00

Ein Jahr nach Friedensgebeten: Frieden braucht Mut


Um Frieden zu schaffen, braucht es Mut, sehr viel mehr, als Krieg zu führen. Das waren die Worte von Papst Franziskus vor genau einem Jahr, beim Gebetstreffen in den Vatikanischen Gärten, gemeinsam mit den Präsidenten Palästinas und Israels und dem ökumenischen Patriarchen Bartholomaios. Papst Franziskus hatte nach seiner Reise ins Heilige Land Shimon Peres und Mahmud Abbas in den Vatikan eingeladen.

Ein Jahr später herrscht immer noch kein Frieden im Heiligen Land. Aber das Gebetstreffen hat gezeigt, was möglich ist. Das sagt im Gespräch mit Radio Vatikan Erzbischof Michael Fitzgerald, ehemaliger Präsident des Päpstlichen Rates für Interreligiösen Dialog und Nuntius in Ägypten. „Ich bezweifle, dass das Treffen mit Abbas und Peres in Jerusalem selbst möglich gewesen wäre, sie kamen in den Vatikan, um zu beten. Und nicht alle waren mit diesen Gebeten einverstanden, ganz und gar nicht. Aber sie hatten den Mut, zu kommen. Und genau diesen Mut, Schritte zu tun, mit denen nicht alle einverstanden sind und die dann zu Durchbrüchen führen können, genau diesen Mut braucht es.“ Im interreligiösen Dialog habe er gelernt, dass die Früchte der Bemühungen nicht sofort zu erwarten seien, so Fitzgerald. Deswegen habe er auch Hoffnung, dass aus den Gebeten im Vatikan noch etwas wachsen könne.

Vor einem Jahr hatte es viele Proteste gegeben, von allen Seiten. Peres hatte vom „Frieden unter Gleichen“ gesprochen, Abbas forderte Gerechtigkeit für sein Volk. Und dann beteten sie, nacheinander und jede Religion für sich, für diesen Frieden.

Nach seiner Emeritierung als Nuntius lebt Fitzgerald in Jerusalem, einer Stadt, in der Dialog nicht in der Lage zu sein scheint, die Probleme zwischen den Religionen in den Griff zu bekommen. Es gibt jedoch auch positive Entwicklungen, berichtet Fitzgerald. „Es ist eine Stadt des Friedens, aber gleichzeitig auch eine Stadt voller Spannungen. Ökumenische gibt es Fortschritt, denn die verschiedenen christlichen Konfessionen arbeiten enger zusammen." Der grundsätzliche Konflikt aber ist noch nicht gelöst. Gebet sei hier zunächst ein wichtiger Schritt, vor allem weil es den Mut zeige, Schritte zu tun, so Fitzgerald. Die eigentliche Lösung müsse dann aber freilich von anderer Seite kommen. „Es ist die politische Situation, die es Muslimen, Christen und Juden nicht erlaubt, zusammen zu kommen. Ich bete und hoffe, dass sich das wandelt, aber es ist eine politische Situation, die eine politische Lösung braucht. Und die scheint mir in weiter Ferne zu liegen.“

 

(rv 08.06.2015 ord)








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