2015-11-16 11:55:00

„Gebt eure christliche Identität nicht auf, um ,normal´ zu sein“


Was schwächt eine Gesellschaft, was zerstört sie von innen? Papst Franziskus warnte an diesem Montag bei der Morgenmesse in Santa Marta vor Einheitsdenken, Weltlichkeit und Selbstaufgabe. Aus einer „giftigen Wurzel“ wie der überzogenen Selbstanpassung der Christen wachse letztlich Verfolgung. Ein Humanismus, der sich an die Stelle von Jesus, dem wahren Menschen setze, zerstöre die christliche Identität, so der Papst.

„Damals schrieb der König seinem ganzen Reich vor, alle sollen zu einem einzigen Volk werden und jeder solle seine Eigenart aufgeben“, heißt es in der Lesung des Tages aus dem Ersten Buch der Makkabäer. Weltlichkeit, Abfall vom Glauben, Verfolgung: Diesen Leseschlüssel präsentierte Papst Franziskus für die alttestamentliche Bibelstelle. „Es sind keine Unterschiede erlaubt: alle gleich. Und in der Geschichte der Kirche, in der Kirche, haben wir das gesehen. So etwa, wenn die religiösen Feste neue Namen erhielten. Weihnachten hat einen anderen Namen: um die Identität auszulöschen.“

Wie aber verhält sich das Aufgeben des Eigenen mit dem Streben nach Einheit? Franziskus meditierte weiter: „Es hat mich immer beeindruckt, dass der Herr beim letzten Abendmahl in jenem langen Gebet für die Einheit der Seinen betete und den Vater bat, sie von jedem Geist der Welt zu befreien, von jeder Weltlichkeit, denen die Weltlichkeit zerstört die Identität; die Weltlichkeit führt zum Einheitsdenken.“ Es beginne mit einer kleinen Wurzel, ende aber „in der Verzweiflung, in der Verfolgung. Das ist die Täuschung der Weltlichkeit, und deshalb bat Jesus den Vater bei jenem Abendmahl: Vater, nimmt sie nicht aus der Welt, sondern bewahre sie vor der Welt, vor jenem Humanismus, der den Platz des wahren Menschen Jesus Christus einnimmt, der uns die christliche Identität raubt und uns zum Einheitsdenken führt: Alle machen es so, warum wir nicht?“ Und Franziskus bat um eine kritische Selbsterforschung: „Wie ist meine Identität? Christlich oder weltlich? Bezeichne ich mich als christlich, weil ich als Kind getauft wurde und in einem christlichen Land geboren bin, wo alle Christen sind? Die Weltlichkeit tritt langsam ein, sie wächst, rechtfertigt sich, sie steckt an.“

Die Liturgie in den letzten Tagen des Kirchenjahres – mit dem 1. Advent am 29. November beginnt das nächste Kirchenjahr – sei voller Warnungen vor den „giftigen Wurzeln“. „Und wir bitten den Herrn für die Kirche, damit der Herr sie vor jeder Form der Weltlichkeit schütze. Die Kirche möge immer die Identität von Jesus Christus haben, auf dass wir alle die Identität haben, die wir in der Taufe erhalten haben, und dass diese Identität nicht, weil wir wie alle anderen sein möchten, aus Gründen der „Normalität“, über Bord geworfen werde. Dass der Herr uns die Gnade geben möge, unsere christliche Identität zu bewahren und zu schützen gegen den Geist der Weltlichkeit, der immer wächst, sich rechtfertigt und ansteckt.“

(rv 16.11.2015 gs)








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