Der brutale Mord an dem jordanischen Aktivisten Nahed Hattar, der am Sonntag in Amman vor dem Eingang des Gerichts getötet wurde, ruft auch unter den Katholiken in Jordanien Abscheu und Trauer hervor. Erzbischof Maroun Lahham verurteilt im Namen der katholischen Glaubensgemeinschaft das grausame Verbrechen, für das es jedoch seiner Ansicht nach kein religiöses Motiv gibt. „Auslöser“, so Erzbischof Lahham, „sind politische und ideologische Faktoren. Es gibt kein religiöses Motiv“. Dem stimmte auch das Patriarchalvikariat zu, das betont, dass die „politische und ideologische Differenzen mit den Instrumenten des Dialogs und der Konfrontation gelöst werden müssen und nie zu Tod und Blutvergießen führen sollten“.
Weil er auf „Facebook“ eine Karikatur mit dem Titel „der Gott des Islamischen Staates“ geteilt hatte, das einen bekanntes Mitglied des Islamischen Staates zeigt, welches vor kurzem bei einem US-amerikanischen Luftangriff ermordet wurde, und sich im Paradies mit zwei Frauen vergnügt und Gott auffordert, ihm ein Glas Wein zu servieren, wurde der 56-jährige Aktivist im August vor Gericht geladen worden. Denn das Teilen dieses Posts hatte zu heftiger Reaktionen in den sozialen Medien geführt, die auch auf die christliche Identität Hattars anspielt. Hattar hatte damals den Post mit folgendem Statement begründet, er sei „nicht gläubig“, aufgrund dessen forderten die islamistischen Gruppen von den zivilen Behörden, dass er gerichtlich verfolgt werden sollte, weil die Verbreitung dieses Materials die nationale Einheit untergrabe. Deshalb wurde schließlich am 12. August ein Haftbefehl gegen Hattar erlassen. Die Anklage lautete „Verbreitung von Material, dass religiöses Empfinden beleidigt“. Gestern sollt vor Gericht eine Verhandlung in diesem Prozess stattfinden, als ein mit einer Thobe (muslimische Männergewand) gekleideter bärtiger Mann auf den Treppen vor dem Gericht ihn mit drei Schüssen tötete.
Nahed Hattar war Sohn einer katholischen Familie, selbst jedoch nicht gläubig. Bereits
als Student war er für seine äußerst kritischen linken Positionen bekannt. In der
Vergangenheit musste er wiederholt seine Meinung vor Gericht verteidigen, war er auch
der Verleugnung der haschemitischen Monarchie angeklagt worden. In der Vorwoche bestätigten
die Ergebnisse der Parlamentswahl eine Rückkehr des politischen Zweiges der Muslimbrüder
Jordanien „Islamische Aktionsfront“ in das Parlament. Sie erhielten 15 der insgesamt
130 Sitze, nachdem die islamistischen Parteien die Wahlen in den Jahren 2010 und 2013
boykottiert hatten. Es handelt sich dabei um einen eher kompakten und gut organisierten
Block, während die anderen Kandidaten, die ins Parlament gewählt wurden größtenteils
Clans oder Stämme vertreten, deren einzige Gemeinsamkeit, die Unterstützung der Monarchie
ist.
(fides 26.09.2016 ah)
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