2016-09-26 14:27:00

Jordanien: Erzbischof Lahham verurteilt Mord an Nahed Hattar


Der brutale Mord an dem jordanischen Aktivisten Nahed Hattar, der am Sonntag in Amman vor dem Eingang des Gerichts getötet wurde, ruft auch unter den Katholiken in Jordanien Abscheu und Trauer hervor. Erzbischof Maroun Lahham verurteilt im Namen der katholischen Glaubensgemeinschaft das grausame Verbrechen, für das es jedoch seiner Ansicht nach kein religiöses Motiv gibt. „Auslöser“, so Erzbischof Lahham, „sind politische und ideologische Faktoren. Es gibt kein religiöses Motiv“. Dem stimmte auch das Patriarchalvikariat zu, das betont, dass die „politische und ideologische Differenzen mit den Instrumenten des Dialogs und der Konfrontation gelöst werden müssen und nie zu Tod und Blutvergießen führen sollten“.

Weil er auf „Facebook“ eine Karikatur mit dem Titel „der Gott des Islamischen Staates“ geteilt hatte, das einen bekanntes Mitglied des Islamischen Staates zeigt,  welches vor kurzem bei einem US-amerikanischen Luftangriff ermordet wurde, und sich im Paradies mit zwei Frauen vergnügt und Gott auffordert, ihm ein Glas Wein zu servieren, wurde der 56-jährige Aktivist im August vor Gericht geladen worden. Denn das Teilen dieses Posts hatte zu heftiger Reaktionen in den sozialen Medien geführt, die auch auf die christliche Identität Hattars anspielt. Hattar hatte damals den Post mit folgendem Statement begründet, er sei „nicht gläubig“, aufgrund dessen forderten die islamistischen Gruppen von den zivilen Behörden, dass er gerichtlich verfolgt werden sollte, weil die Verbreitung dieses Materials die nationale Einheit untergrabe. Deshalb wurde schließlich am 12. August ein Haftbefehl gegen Hattar erlassen. Die Anklage lautete „Verbreitung von Material, dass religiöses Empfinden beleidigt“. Gestern sollt vor Gericht eine Verhandlung in diesem Prozess stattfinden, als ein mit einer Thobe (muslimische Männergewand) gekleideter bärtiger Mann auf den Treppen vor dem Gericht ihn mit drei Schüssen tötete. 


Nahed Hattar war Sohn einer katholischen Familie, selbst jedoch nicht gläubig. Bereits als Student war er für seine äußerst kritischen linken Positionen bekannt. In der Vergangenheit musste er wiederholt seine Meinung vor Gericht verteidigen, war er auch der Verleugnung der haschemitischen Monarchie angeklagt worden. In der Vorwoche bestätigten die Ergebnisse der Parlamentswahl eine Rückkehr des politischen Zweiges der Muslimbrüder Jordanien „Islamische Aktionsfront“ in das Parlament. Sie erhielten 15 der insgesamt 130 Sitze, nachdem die islamistischen Parteien die Wahlen in den Jahren 2010 und 2013 boykottiert hatten. Es handelt sich dabei um einen eher kompakten und gut organisierten Block, während die anderen Kandidaten, die ins Parlament gewählt wurden größtenteils Clans oder Stämme vertreten, deren einzige Gemeinsamkeit, die Unterstützung der Monarchie ist.

(fides 26.09.2016 ah)








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