Vatikanisches Geheimarchiv
Das Archiv heißt aus traditionellen Gründen „geheim“, was jedoch nur „privat und nicht öffentlich zugänglich“ besagt. Was jahrhundertelang unter Verschluss lag, veröffentlicht der Braunschweiger Archiv-Verlag derzeit als Nachdruck. Die Archivare begrüßen es, dass sie ihre Lieblingsstücke ans Licht holen und dabei Weltgeschichte zum Anfassen bieten können.
Benedikt XVI. begann 1998mit der Öffnung der Archivbestände der Römischen Inquisition und der Indexkongregation (1571-1917) für die Forschung: z.B. die eigenhändig unterschriebene Aussage Galileis, dass die Erde nicht im Mittelpunkt des Kosmos stehe, das Dokument von 1307, das den Orden der Tempelritter vom Götzendienst freisprach.
Sichere Angaben über ein offizielles Archiv gibt es erst seit dem 4. Jahrhundert. Die Archivbestände befanden sich beim Lateran, in der Confessio von St. Peter, seit 1083 auch am Fuß des Palatin in der Nähe des Titusbogens. Papst Paul V. gelang es 1612, den größten Teil der verschiedenen Archive zusammenzulegen und so das „Geheimarchiv des Vatikans“ zu begründen. 1798 wurde auch das Archiv der Engelsburg aus Sicherheitsgründen in den Vatikan gebracht. Zusammen mit den Beständen desStaatssekretariates und der Nuntien kam es 1810 durch Napoleon nach Paris. Einiges kehrte später mit erheblichen Schäden und Verlusten zurück; im Frieden von Tolentino ( 1797) hatte Napoleon schon die Herausgabe von 500 Handschriften und wertvollen Drucken (auch anderen Kunstwerken) erzwungen. Da dem Vatikan das Geld fehlte, um alle Dokumente zurückzutransportieren, endeten z.B. zahllose Prozessakten der Inquisition bei französischen Altpapierhändlern.
Zu den Themensammlungen des Geheimarchivs gehören u.a. die Akten des Konzils von Trient, die des I. Vatikanischen Konzils, auch die Archive einiger römischer Patrizierfamilien: Borghese, Boncompagni, Patrizi, Rospigliosi, religiöser Orden, Bruderschaften, des Staatssekretariates seit 1816, die Dokumente der verschiedenen Dikasterien der Römischen Kurie.
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