- Gedenkminute auch im Vatikan
-
- Papst betet für Opfer
des Seebebens in Südost-Asien -
- Frankreichs Präsident
hält an Trennung von Staat und Kirche fest -
Verantwortlich:
P. Eberhard v. Gemmingen SJ / Stefan v. Kempis
Redaktion: Stefan von Kempis
Redaktionsschluss: 16.00 Uhr
AUS UNSERER BERICHTERSTATTUNG:
Vatikan:
Papst betet fr Tsunami-Opfer
Papst
Johannes Paul II. ruft zum Gebet fr die Opfer der Flut-Katastrophe
in Sdost-Asien auf. Bei seiner Generalaudienz im Vatikan meinte
er heute vor Tausenden von Pilgern: " In Europa gilt der
heutige Tag der Trauer um die zahlreichen Opfer des Seebebens, das
auf tragische Weise den Sdosten Asiens heimgesucht hat. Ich bitte
von neuem alle darum, mit mir fr die vielen Toten und fr die Menschen
in groen Schwierigkeiten zu beten."
Ein Mitarbeiter Johannes Pauls las heute eine weihnachtliche
Betrachtung des Papstes vor: "In diesen Tagen haben wir
das Geheimnis der Geburt Jesu betrachtet. In Ihm ist Gott endgltig
in die Geschichte eingetreten, um Menschen jeglicher Herkunft und
aller Zeiten die Gabe der Erlsung zuzuwenden. Der allgemeine Heilswille
Gottes erstrahlt am Hochfest der Erscheinung des Herrn, das wir
morgen feiern: Die drei Weisen aus dem Orient, die den neugeborenen
Gottessohn von Bethlehem anbeten, reprsentieren dabei die gesamte
Menschheit.
Von Anfang an zielt die frohe Kunde vom Heil Gottes auf alle Menschen
und Vlker. Daraus folgt der Missions-Auftrag des Gottesvolkes,
den wir Maria, der Mutter der Kirche, anvertrauen. Unter ihren himmlischen
Schutz stellen wir das gerade begonnene Jahr: Du erhabne Mutter
des Erlsers und Pforte des Himmels, hilf deinem Volke!"
Auf
deutsch sagte der Papst: "Mit groer Freude begre ich
die deutschsprachigen Pilger und Besucher zu dieser ersten Audienz
im neuen Jahr! Christus, der Herr, ist erschienen. Sein Heil werde
allen Menschen und Vlkern zuteil! Maria, die Knigin des Friedens,
helfe und begleite uns auf all unseren Wegen. Euch allen ein gesegnetes,
glckliches Neues Jahr!" (rv)
Vatikan:
Gedenkminute fr Flut-Opfer
Auch der Vatikan hat heute Mittag um 12 Uhr mit Gedenkminuten an die Opfer
des Seebebens in Sdost-Asien erinnert. Hier bei Radio Vatikan feierten
Redakteure eine Messe fr die Tsunami-Opfer. Eine Spenden-Kampagne
des ppstlichen Hilfswerks "Cor Unum" im Innern des Vatikans
geht noch bis nchsten Montag weiter. In der rmischen Basilika
Santa Maria Maggiore findet heute Abend ein Solidaritts-Konzert
statt; dabei wird um Spenden gebeten, die "Cor Unum" nach
Sdostasien weiterleiten wird.
Nicht nur Regierungen in Europa, sondern auch kirchliche Organisationen
stocken ihre Hilfe fr die Opfer auf. Bei der Flut-Katastrophe sind
auch viele Christen und Kirchen zu Schaden gekommen. Allein in der
indischen Stadt Nagappattinam in Tamil Nadu haben offenbar 800 christliche
Familien ihre Unterkunft verloren. Im indonesischen Aceh kamen etwa
150 Christen um, rund 5.000 wurden obdachlos. Auf den Nikobaren-Inseln
im Indischen Ozean wurden fnf christliche Drfer vllig vernichtet.
Kennzeichnend fr die Lage in den Katastrophen-Gebieten ist aber
die Hilfe ber religise und konfessionelle Grenzen hinweg. Die
indonesischen Bischfe bitten um langfristige Untersttzung. In
einem Hirtenbrief erinnern sie daran, dass den Opfern weiter geholfen
werden msse, wenn der Tsunami aus den Schlagzeilen verschwunden
sei.
Der Kommentar eines anglikanischen Dekans aus Sydney zur Flutwelle
hat in Australien eine Debatte ausgelst. Der Dekan hatte die Flutwelle
als eine "Warnung Gottes" bezeichnet. Die Interpretation
der Katastrophe als Strafe Gottes rief bei Kirchenleuten fast aller
Religionen in Australien deutliche Proteste hervor. (agenturen/rv)
sterreich:
Kardinal, "Jeder berlebende ist ein Wunder"
Der Wiener
Kardinal Christoph Schnborn ist erschttert aus Indonesien zurckgekehrt.
Auf Sumatra hatte er eines der am hrtesten vom Seebeben getroffenen
Katastrophen-Gebiete besucht. In Wien berichtete Schnborn heute,
was er da gesehen hat: "Viele traumatisierte Menschen. Auf
der anderen Seite sehr beeindruckende Glaubens-Haltungen sowohl
bei Muslimen wie bei Christen."
"Die groe Hoffnung ist natrlich, dass die vielen Mittel,
die in der Welt gesammelt wurden und noch werden, zielgerecht eingesetzt
werden und die Menschen, die Wiederaufbau-Hilfe brauchen, sie auch
bekommen."
Der Kardinal findet, dass in der Region Aceh nahe am Epizentrum
des Seebebens "jeder berlebende ein Wunder" ist.
"Das ist eine Naturkatastrophe - sie ist nicht von Menschen
gemacht. Die Erde ist unser Gastplanet, wir sind auf ihr nur zu
Gast. Daran werden wir jetzt wieder einmal erinnert. Wir haben uns
daran gewhnt, ganz selbstverstndlich auf dieser Erde zu leben
und alles fr selbstverstndlich zu nehmen. Aber es ist eben nicht
selbstverstndlich, dass wir hier wohnen knnen, dass die Erde nicht
unter uns bebt und dass wir hier meistens doch sehr ertrgliche
Zustnde haben!" (rv)
DIE
NACHRICHTEN:
Vatikan
Die Polemik um Papst Pius XII. und getaufte jdische Kinder
weitet sich auf den seligen Papst Johannes XXIII. aus. Dieser soll noch
als Erzbischof 1946 empfohlen haben, getaufte jdische Kinder nicht
an ihre Familien zurckzugeben, wenn ihre katholische Erziehung
nicht garantiert werde. Eine entsprechende Note in franzsischer
Sprache, die bisher Pius XII. zugeschrieben wurde, soll in Wirklichkeit
von der Hand seines spteren Nachfolgers sein. Ein franzsischer
Historiker weist darauf hin, dass die Tagebcher von Erzbischof
Angelo Giuseppe Roncalli, dem spteren Papst Johannes, zu diesem
Punkt schweigen. In der Tageszeitung "La Croix" vermutet
ein Priester, Roncalli habe damals einfach auf Anfrage hin die damalige
Position des Vatikans wiedergegeben, ohne seine eigene Meinung zu
nennen. Dagegen sagte ein Mitarbeiter der Kongregation fr Heiligsprechungen
gegenber der Zeitung "Corriere della Sera", der sptere
Papst Johannes XXIII. sei eigentlich "noch traditionalistischer
als Pius XII." gewesen. Abseits aller Polemik wissen Historiker,
dass Erzbischof Roncalli zahlreichen Verfolgten des Nazi-Regimes,
darunter auch vielen Juden, geholfen hat. (afp)
Europa
Deutschland
Islamische Dachverbnde in Deutschland streben eine wertkonservative Koalition
mit Protestanten an. Das berichtet die Zeitung "Welt am Sonntag" mit
Blick auf ein Spitzentreffen des Zentralrats der Muslime, des Islamrats
und der trkischen Dachorganisation DITIB am 11. Januar mit dem
Rat der Evangelischen Kirche Deutschlands. Zu einem "tabulosen"
Dialog hatte der Ratsvorsitzende, Bischof Wolfgang Huber, eingeladen.
Ihm geht es um ein Gesprch unter anderem ber die Verurteilung
des religis motivierten Terrorismus sowie die Vereinbarkeit von
muslimischer Lebensordnung mit dem Grundgesetz. Nach Angaben der
"Welt am Sonntag" wollen die Islam-Verbnde im Gegenzug
die liberale Haltung der EKD zur Abtreibung, zur Homosexualitt
und zur Familie kritisieren. (idea)
Die evangelische Kirche sollte sich fr die Bewegung von messianischen
Juden ffnen, die an Jesus Christus als den Messias glauben.
Das sagte der frhere EKD-Ratsvorsitzende, Eduard Lohse, bei einem
Besuch der evangelischen Erlserkirchengemeinde in Jerusalem. In
einem Vortrag ber den Apostel Paulus wies er darauf hin, dass dieser
seinen jdischen Glauben mit seiner Hinwendung zu Jesus Christus
nicht aufgegeben habe. Lohse zufolge hat die Kirche zu Unrecht das
Christentum weitgehend vom Judentum gelst. Ein Fehler sei auch
gewesen, Juden, die sich dem christlichen Glauben zuwenden wollen,
zur Abkehr von ihrem jdischen Glauben zu zwingen. "Wenn Jesus
Christus im Zentrum der messianischen Gemeinden steht, sollten wir
auf die jesusglubigen Juden unvoreingenommen zugehen", so
Lohse. (idea)
Die Deutschen wollen sich im neuen Jahr mehr in Kirchen und Gemeinden
engagieren. Zugleich nehmen sie sich vor, sich strker fr ihre
Mitmenschen einzusetzen. Das hat eine reprsentative Umfrage des
BAT-Freizeit-Forschungsinstitutes ergeben. Etwa 17 % wollen mit
Sicherheit in Kirche und Gemeinde mitarbeiten; neun Prozent wollen
es "vielleicht" tun. Das wren zusammen rund 20 Millionen
Brger. Nach Angaben des Instituts liegt der Anteil derer, die sich
2005 in der Kirche ehrenamtlich bettigen wollen, um acht Prozent
hher als Ende 2003. (idea)
Die Glubigen im Erzbistum Kln haben im Jahr 2004 ber 221.000
Euro fr den so genannten "Peterspfennig", die jhrliche
Kollekte fr die Aufgaben des Papstes, zur Verfgung gestellt.
Im Auftrag des Papstes hat Kardinalstaatssekretr Angelo Sodano
fr diese "grozgige Spende" gedankt. Sie mache es dem
Papst mglich, "seiner pastoralen Sorge wie bisher auf allen
fnf Kontinenten wirksam Ausdruck zu verleihen". (pm)
sterreich
Die so genannte Baby-Holocaust-Gedenksttte in Wien ist in der Nacht auf Dienstag
mit Farbbeuteln beschmiert worden. Die Polizei stellte "schwere
Sachbeschdigung" fest. Bereits zuvor wurde die Fassade mit
Parolen wie "Christenpest raus" und "Abtreibung ist
Frauenrecht" verunziert. Die Gedenksttte ist immer wieder
Ziel von Demonstranten. Die letzte Kundgebung fand am 18. Dezember
statt. (kath.net)
Schweiz
Auch in der Schweiz sind im Moment die Sternsinger unterwegs und sammeln fr
notleidende Kinder in aller Welt. Aus der diesjhrigen Sternsingeraktion sollen 100.000
Franken fr Kinderprojekte in den Katastrophengebieten zur Verfgung
gestellt werden. Das teilte das kirchliche Hilfswerk Missio gestern
mit. Seit vielen Jahren werden in Thailand, Indonesien, Sri Lanka
und Indien zahlreiche Projekte mit Sternsingergeldern gefrdert.
Viele dieser von Orden und Bistmern geleiteten Schulen, Waisenhuser,
Kindergrten und Wohnheime wurden vom Seebeben zerstrt oder beschdigt
und sind auf Hilfe angewiesen. (kipa)
Frankreich
Prsident Jacques Chirac hlt an dem Gesetz zur Trennung von Kirche und Staat
fest. Das hundert Jahre alte Gesetz gehre zum "Herzen des
republikanischen Paktes", meinte Chirac gestern in Paris. Er
widersprach damit dem UMP-Parteichef Nikolas Sarkozy. Der mgliche
Nachfolger Chiracs im Prsidentenamt tritt fr eine nderung des
Gesetzes ein, vor allem fr eine staatliche Subventionierung von
Moscheen und Imamen. Damit will Sarkozy die franzsischen Moslems
besser unter Kontrolle bekommen. Chirac traf sich gestern mit Religionsvertretern,
darunter Kardinal Jean-Marie Lustiger von Paris. Nach Angaben des
franzsischen Grorabbiners war sich die Runde einig, an der strikten
Trennung von Staat und Religion festzuhalten. (efe/rv)
Italien
Der Klner Kardinal Joachim Meisner will in Rom an die katholischen Glaubens-
und Blutzeugen des 20. Jahrhunderts erinnern. Bei einer Messe auf der
Tiberinsel wird er am 10. Januar einen Brief des Schriftstellers
und Journalisten Heinrich Ruster in der Bartholomos-Kirche hinterlegen.
Es handelt sich dabei um seinen letzten Brief 1942 aus dem Konzentrationslager
Sachsenhausen. Darin erklrt er sich bereit, sein "Los aufrecht
und gottvertrauend" zu tragen. Die Kirche St. Bartholomus
ist seit 2002 zentraler Gedchtnisort fr alle Glaubenszeugen des
vergangenen Jahrhunderts. (pm)
Serbien
Ohne eine Rckkehr von rund "250.000 aus dem Kosovo vertriebenen Serben"
ist nach den Worten des orthodoxen Bischofs Artemije kein Wiederaufbau
der Region mglich. Die Reparatur der bei den jngsten Unruhen von Albanern
zerstrten Gotteshuser drfe nicht der UNO-Mission im Kosovo berlassen
werden, sagte Artemije in einem Interview der franzsischen Tageszeitung
"La Croix". Ein Wiederaufbau unter den gegenwrtigen Bedingungen
sei "illusorisch". Der Bischof warnte davor, den Wiederaufbau
denen zu berlassen, die fr die Zerstrungen verantwortlich gewesen
seien. (kna)
Russland
Der russisch-orthodoxe Patriarch Alexij II. hat in seiner Weihnachtsbotschaft
an das Geiseldrama von Beslan im September erinnert. In "ihrem
gottwidrigen Wahnsinn" htten Terroristen ihre Hand gegen Kinder
erhoben und damit jedes Herz mit Gram und Schmerz erfllt, sagte
der Moskauer Patriarch. Die "furchtbare Tragdie" habe
aber gezeigt, dass das russische Volk seine moralischen Ideale lebendig
erhalten habe. Ausdrcklich erwhnte der Moskauer Patriarch die
Rckgabe einer Muttergottes-Ikone. Er ging aber nicht auf Details
ein. Eine Vatikan-Delegation hatte im August die Ikone der Gottesmutter
von Kazan der russisch-orthodoxen Kirche zurckgegeben. (kna)
Ukraine
Das Oberhaupt der katholischen Kirche des stlichen Ritus, Kardinal Lubomir
Husar, hat einen Appell an den neuen Prsidenten Viktor Juschtschenko
gerichtet. Er gratulierte dem Sieger der Wahl vom 26. Dezember, ermahnte ihn aber auch,
er solle die Hoffnungen, die die Nation in ihn setze, jetzt auch
erfllen. (cns)
Afrika
gypten
Gestern sind elf koptische Christen in Kairo frei gekommen. Die Gruppe war
am 8. Dezember verhaftet worden, weil sie zusammen mit anderen Kopten
gegen die Zwangsbekehrung einer Frau zum Islam protestiert hatte.
Bereits Ende Dezember waren insgesamt 23 gefangene Christen wieder
freigelassen worden. (asia-news)
Nahost
Israel
Israelische Archologen haben in Jerusalem offenbar den biblischen Teich Siloah
entdeckt. Das Wasserbecken soll etwa 2.500 Quadratmeter gro sein,
was den Ausmaen eines olympischen Schwimmbeckens entsprche. Bisher
wurden eine Treppe, eine Ecke des Bassins und 30 Meter breite Stufen
freigelegt, die in den Teich fhren. Die genaue Gre konnte noch
nicht festgestellt werden, da der Groteil der Anlage sich unter
einem Garten der griechisch-orthodoxen Kirche befindet, die noch
keine Grabungen gestattete. Im Neuen Testament wird der Teich erwhnt,
als Jesus einem Blindgeborenen einen Brei aus Erde und Speichel
auf die Augen strich und ihm dann befahl, zum Teich zu gehen und
sich zu waschen. Der Blinde "ging hin und wusch sich und kam
sehend wieder", so das Johannes-Evangelium. (idea)
Amerika
Vereinigte
Staaten
Die Laienbewegungen, die sich nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil gebildet
haben, stehen in den USA hoch im Kurs. Dennoch ist die Mitgliedschaft
in einer solchen Bewegung kein Ersatz fr das Engagement in der
Pfarrei. Das betonte jetzt ein Vatikan-Mitarbeiter. Die Laienbewegungen
stellten aber eine ntzliche Ergnzung zum Pfarrei-Leben dar. (cns)
Die Erzdizese Portland hat in dieser Woche eine Anzeigenkampagne
gestartet. Sie soll Menschen ansprechen, die von Kirchenleuten
missbraucht wurden, und sie ermutigen, diese Vorflle anzuzeigen.
Indessen hat sich der Bischof der Dizese Orange County, Tod Brown,
ffentlich bei Opfern von sexuellem Missbrauch durch Priester entschuldigt.
(ap/ansa)
Mexiko
Die mexikanische Regierung hat einen Comic fr Einwanderer in die USA verteidigt. Amerikanische Medien hatten kritisiert, dass es sich bei
dem Comic um eine Anleitung fr den illegalen Grenzbertritt handele.
Er zeigt unter anderem, wie Immigranten am besten den Rio Grande
berqueren knnen. 1,5 Millionen Exemplare sind laut der Regierung
bereits im Umlauf. Mexiko verteidigt sich unter Hinweis darauf,
dass beim Versuch des illegalen Grenzbertritts immer wieder Dutzende
von Mexikanern ums Leben kommen. (reuters)