- Papst: Kirche muss auf Fragen
um Krankheit und Tod antworten -
-Hilfsorganisation: Frauen
in Tsunami-Gebieten besonders gefährdet-
- US-Kardinal begrüßt
Bushs zweite Amtszeit -
Verantwortlich:
P. Eberhard v. Gemmingen SJ / Stefan v. Kempis
Redaktion: Birgit Pottler
Redaktionsschluss: 16.00 Uhr
AUS UNSERER BERICHTERSTATTUNG:
Vatikan:
"Nicht um schwierige Fragen drücken"
Die Kirche muss Antworten geben auf die schwierigen Fragen rund um Krankheit,
Schmerz und Tod. Dazu drängte der Papst heute seinen Gesundheitsrat.
"Eine Welt, die oft ohne ein Hoffnungslicht ist, verfällt
auf Lösungen des Todes. Darum müssen wir dringend eine
neue Evangelisierung durchführen - und ein starkes Glaubenszeugnis
geben, das man auch wahrnimmt in diesem weiten, säkularisierten
Gebiet."
Auch die Sorge um Aids-Kranke legt Johannes Paul der Kirche
besonders ans Herz. Vor seiner Lateinamerika-Kommission erinnerte
er heute außerdem nachdrücklich an die Sonntagspflicht.
Den Katholiken müsse klar werden, dass sie ohne regelmäßige
Sonntagsmesse nicht voll ihren Glauben lebten. (rv)
Südostasien:
Spezielle Unterstützung für Frauen gefordert
Nach der großen Flutwelle in Südostasien setzte schnell die Flut
der Solidaritätsbekundungen ein. Eins wurde allerdings bei
den Hilfsmaßnahmen oft übersehen: Die besondere Situation
von Frauen in den Flüchtlingslagern. Gabriela Mischkowski ist
Asien-Referentin bei der Hilfsorganisation "Medica mondiale".
Sie berichtet über die Situation in Sri Lanka und der indonesischen
Unglücksregion Aceh: "Uns haben Nachrichten erreicht,
dass dort Frauen, gleich nachdem die Flutwelle wieder zurück
gegangen ist auch vergewaltigt wurden. Wir haben konkret Nachrichten
über einige Gruppenvergewaltigungen und auch ein Krankenhaus
ganz im Süden von Sri Lanka hat berichtet, dass dort Frauen
behandelt wurden, die vergewaltigt worden sind."
Aus ihrer langjährigen Erfahrung in der Arbeit mit Frauen
in Kriegs- und Krisenregionen weiß "Medica mondiale",
dass wenige bekannt gewordenen Fälle sexualisierter Gewalt
auf eine vielfach höhere tatsächliche Zahl solcher Taten
deutet. Daher die Forderung: "dass regionale und lokale
Frauengruppen beteiligt werden und in alle Entscheidungen, die getroffen
werden, einbezogen werden. Denn die haben den Blick dafür und
können auch am ehesten einen vertraulichen Kontakt mit den
Frauen herstellen. Das ist erst mal das Allerwichtigste."
Außerdem ganz wichtig: weibliches Betreuungspersonal für
die Opfer, psychologische Hilfe und würdige Gebär-Bedingungen
für Schwangere, so "Medica mondiale". (rv)
Vereinigte
Staaten: Kirchenvertreter zu zweiter Amtszeit von Bush
George W. Bush wurde gestern als Präsident der Vereinigten Staaten von
Amerika vereidigt. Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen legte
er zum zweiten Mal den Amtseid auf die Familienbibel ab. Im Land
regt sich die Opposition, Umfragen zufolge glauben nur 49 % der
Bevölkerung, dass Bush die richtigen Konzepte mitbringt. Washingtons
Erzbischof Kardinal Edgar McCarrick ist jedoch überzeugt -
mit Gottes Hilfe wird Bush ein hervorragender Präsident werden:
"Gewiss ist er ein Mann mit einer Vision, einem Programm,
einer der nicht zögert. Sein Programm ist zu einem großen
Teil exzellent. Nur ich denke, dass unglücklicherweise unsere
Nation dabei ist, sich zu spalten. Aber wenn es ihm gelänge,
unsere verschiedenen Staaten zu einer Einheit zu formen und die
Menschen zur Zusammenarbeit zu bewegen, dann könnte er einer
der größten Präsidenten unseres Landes werden. Das
ist wirklich eine große Herausforderung für ihn. Wir
müssen natürlich dafür beten, dass er das mit Gottes
Hilfe schafft. Das Wohlergehen der Welt hängt nämlich
auch von der Einheit dieser Nation ab, von ihrem Fortschritt, Frieden,
Gerechtigkeit und Wohlstand nicht nur den Vereinigten Staaten zu
bringen, sondern allen benachbarten Staaten."
Freiheit war das zentrale Thema in Bushs Antrittsrede. Auf den
Konflikt im Irak ging er direkt nicht ein. Thomas Reese, Jesuit
und Chef der Zeitschrift "America" bezeichnet den Irakkonflikt
dagegen als die Aufgabe schlechthin für Amerikas Präsidenten:
"Ich glaube, dass der Irak die größte Herausforderung
ist, mit der Präsident Bush in seiner zweiten Amtszeit konfrontiert
sein wird. In den Vereinigten Staaten ist die Übereinstimmung
mit seiner Politik im Hinblick auf dieses Land bereits am Schwinden.
Direkt nach der Wahl nahm die Zufriedenheit der Menschen stark ab.
Es gibt viele, die betonen, dass es ein Fehler war, im Irak einzumarschieren.
Viele Amerikaner denken, dass Bush keine Möglichkeit für
einen schnellen Rückzug aus dem Irak hat und dass er dem Land
weder Frieden noch Stabilität bringen kann. Daher nimmt das
Vertrauen in ihn weiter ab." (rv)
Vatikan:
Kongress über Sport und Pastoral
Mit der Bedeutung des Sports für die Entwicklung des Menschen, für
seine Spiritualität, für seine Beziehung zu Gott beschäftigt
sich das kürzlich gegründete päpstliche Sportbüro.
Heute ging in der päpstlichen Lateran-Universität ein
Kongress zu diesem Thema zu Ende, den das Sportbüro des Papstes
gemeinsam mit dem italienischen Zentrum für Sport veranstaltet
hatte. Der Sportbeauftragte des Vatikans ist Kevin Lixey, er ist
überzeugt, dass die Kirche gerade für die Pastoral vom
Sport lernen kann: "Die Kirche interessiert sich dafür,
wie sie sich für jeden Bereich des menschlichen Lebens interessiert.
Und da geht es eben um die pastorale Welt genauso wie eben auch
die – man könnte sagen – menschlichen Werte, also
Sport und Spiel, das Heranbilden von Tugend, Charakter. Das erlaubt
Kindern mit dabei zu sein, mit anderen zurecht zu kommen, das sind
alles Dinge, die wir indirekt vom Sport lernen können. Auch
der Papst hat das ja selber erfahren, als Kanufahrer, Bergsteiger
und Kletterer und beim Fußball im Tor in seiner Jugend. Er
sagt, das ist etwas, was ihn mit der Natur in Kontakt bringt, was
einen auch mit Gott in Kontakt bringen kann. Ich denke aber eben
auch dass Tugenden und Disziplin durch Sport geformt werden können."
(rv)
DIE
NACHRICHTEN:
Vatikan
Zwei
kleine Lämmer hat Papst Johannes Paul II. heute Morgen in seiner
Privatbibliothek gesegnet.
Einer alten Tradition folgend geschieht dies immer am Fest der heiligen
Agnes, das heute begangen wird. Aus der Wolle dieser Lämmer
werden die Pallien gewoben, die der Papst am Hochfest der beiden
Apostel Petrus und Paulus segnet und dann den neu ernannten Metropolitanerzbischöfen
überreicht. Die Lämmersegnung am Tag der heiligen Agnes
leitet sich aus dem Gleichklang des Namens der frühchristlichen
Märtyrerin und dem lateinischen Wort für Lamm, "Agnus",
her. (rv)
Der Rabbiner der Münchener liberalen Jüdischen Gemeinde
Walter Jacob erhält von Johannes Paul II. den päpstlichen
Gregoriusorden. Der 74-jährige Rabbiner werde aus Anlass
des 50. Jahrestages seiner Ordination geehrt, teilte das Abraham
Geiger Kolleg in Berlin mit, dessen Präsident Jacob ist. Bisher
seien nur ganz wenige Juden weltweit auf diese Weise geehrt worden.
(kna)
Europa
Deutschland
Der Beauftragte für Kirchen und Religionsgemeinschaften der CDU/CSU-Bundestagsfraktion,
Hermann Kues, hat Bedenken gegen das neue Antidiskriminierungsgesetz
geäußert. Mit der Vorlage würde "durch die Hintertür"
das Selbstbestimmungsrecht der Kirchen angegriffen. Dadurch, heißt
es in einer Presseerklärung, sei das Ziel verfehlt, dass man
mit diesem Gesetz eigentlich verfolge. (pm)
"Man darf die Katastrophen und das Leid in Afrika nicht
vergessen!" Dazu rufen die ZDF-Journalistin Gundula Gause
und der Direktor von "Missio", Pater Hermann Schalück,
auf. Neben der Hilfe für die Flutopfer in Süd-Ost-Asien
müsse man sein Augenmerk auch auf die Krisen und Konflikte
in Afrika richten. Die Menschen dort benötigten genauso die
Hilfe der wohlhabenden Länder. (pm)
Der Rektor des Rabbinerseminars der Universität Potsdam
hat die Heiligsprechungspraxis unter Papst Johannes Paul II. kritisiert.
"Es drohen Belastungen des Dialogs zwischen Judentum und katholischer
Kirche", schrieb er in einem Artikel für die österreichische
Zeitung "Die Presse". Als Beispiel nannte er unter anderem
den aktuellen Seligsprechungsprozess von Pius XII. Allerdings würdigte
Homolka auch den großen persönlichen Einsatz des aktuellen
Papstes für die Beziehungen zwischen Christen- und Judentum.
(diepresse.at)
Österreich
Der Grazer Kirchenhistoriker Maximilian Liebmann rät zu einer gründlichen
Aufarbeitung der österreichischen Kirchengeschichte in der
Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg. Man habe die ehemaligen Nationalsozialisten, "ob
Täter oder nicht, für die Kirche zurückgewinnen wollen",
sagte Liebmann bei der Tagung "Widerstand in Österreich
1938-1945" im Wiener Parlament. Die historisch korrekte Aufarbeitung
der NS-Zeit durch entsprechende Gedenkveranstaltungen sei dabei
"offensichtlich mehr hinderlich als förderlich" gewesen.
So sei etwa der Frage nachzugehen, warum es kaum Dankgottesdienste
für das Ende des NS-Regimes gegeben habe, sondern fast nur
für das Ende des Krieges, oder warum kein Bischof versucht
habe, einen seiner Priester im Gefängnis zu besuchen. Liebmann
erinnerte an Forschungsergebnisse, wonach die Nazis gut 700 Priester
inhaftierten und 110 in KZs steckten. 1.500 Geistliche hatten Predigtverbot.
(kap)
Italien
Die Zahl der katholischen Web-Sites italienischer Sprache im Internet hat
sich in den vergangenen sechs Jahren verfünffacht. Wie der Missionsnachrichtendienst
Misna weiter meldet, gibt es mittlerweile mehr als 9.000 Homepages
katholischer Gemeinden, Diözesen und Verbände, kirchlicher
Bewegungen sowie katholischer Medien. (misna)
Spanien
"Kondome sind Utensilien, die mich wenig interessieren." Das hat der Pressesprecher
des Heiligen Stuhls, Joaquin Navarro-Valls in einem Interview der
katalanischen Tageszeitung "La Vanguardia" betont. Er
verurteile nicht die in seinem Heimatland Spanien neu aufgekommene
Diskussion über den Gebrauch von Präservativen, so Navarro-Valls.
Wer im Kondom jedoch eine Lösung zur Verhütung von Aids
sehe, der verkenne die in Wirklichkeit viel tiefer sitzenden Probleme.
(afp)
Griechenland
Wegen eines Bands mit Jesus-Karikaturen ist der österreichische Zeichner
Gerhard Haderer von einem Athener Gericht in Abwesenheit zu sechs
Monaten Haft verurteilt worden. Das Gericht befand den Karikaturisten der Verletzung des
öffentlichen Anstands und religiöser Gefühle für
schuldig. Haderer werde Berufung einlegen, berichtet die griechische
Presse heute. Das juristische Verfahren war nach einer Anzeige der
orthodoxen Kirche Griechenlands im Februar 2003 eingeleitet worden.
Damals hatte die Athener Staatsanwaltschaft die Beschlagnahmung
aller Exemplare des Buches angeordnet. (kipa)
Großbritannien
Die Kirche hat einen Priester entlassen, der den Ablauf der Olympischen Spiele
in Athen gestört hatte. Der Erzbischof von Southwark teilte dem 57jährigen
die Entscheidung von Papst Johannes Paul II. am Donnerstag mit.
Der irisch-stämmige Priester will jetzt "beim Himmelsgericht
Berufung einlegen", zitieren ihn britische Zeitungen heute.
Vergangenen August hatte sich der Priester beim Olympia-Marathon
auf den führenden Läufer geworfen, um damit auf das seiner
Meinung nach bevorstehende Jüngste Gericht hinzuweisen. Aufgrund
des Zwischenfalls kam der Läufer nur als Dritter ins Ziel.
(kna)
Nahost
Irak
Die Schiiten im Irak haben die kurzzeitige Entführung des syrisch-katholischen
Erzbischofs von Mossul verurteilt. Ein Sprecher nannte
die Entführung eine "schwere kriminelle Tat". Die
schiitische Gemeinschaft verurteile jede Form von Gewalt, so der
Sprecher des Obersten Rates der Islamischen Revolution. Er bekräftigte
auch den Wunsch nach Zusammenarbeit zwischen Moslems und Christen.
(asia-news)
Israel
Die Regierung von Ariel Sharon will jetzt ein Gesetz zur Anwendung bringen,
nach dem von seinen Eigentümern verlassener, ursprünglich
palästinensischer Bodenbesitz konfisziert werden soll. Das umstrittene Gesetz wurde bereits 1950 beschlossen
und sieht die Aneignung verlassenen palästinensischen Grundbesitzes
durch den Staat Israel vor. Dabei geht es vor allem um Grundstücke
in Ostjerusalem, deren palästinensische Besitzer heute im Gazastreifen
leben. Der Kustos der Franziskaner im Heiligen Land, Pierbattista
Pizzaballa, kritisiert das Vorhaben und befürchtet, dass auch
Christen unter den Folgen des Gesetzes zu leiden haben. (misna)
Amerika
Mexiko
Die Bischöfe sammeln Geld für Aids-Kranke in Afrika. Das Geld, das bei
einer Sonderkollekte zusammenkommt, wollen sie dem Päpstlichen
Gesundheitsrat zur Verfügung stellen. Mexikos Bischöfe
sprechen mit Blick auf Aids bildhaft von einem "Baum des Todes";
seine Zweige seien "Waisenkinder, Arbeitslosigkeit, Armut und
Verletzungen der Menschenrechte." (rv)
Vereinigte
Staaten
Eine vor kurzem veröffentlichte Studie hat ergeben, dass es in den Vereinigten
Staaten immer weniger Abtreibungen gibt. Eine Sprecherin der Bischofskonferenz
des Landes sagte: "Mehr und mehr Leute glauben, dass jedes
Kind ein Recht darauf hat, geboren zu werden und dass Frauen mehr
Unterstützung brauchen." (cathnews)
Kanada
Der Erzbischof von Toronto, Kardinal Aloysius Ambrozic, hat den Premierminister
des Landes dazu gedrängt, sein Veto gegen die "Homo-Ehe"
einzulegen. Die kanadische Verfassung sieht vor, dass dadurch
ein Gesetzgebungsprozess für fünf Jahre stillsteht. So
hätte die Gesellschaft Zeit, über die Heirat gleichgeschlechtlicher
Paare zu diskutieren, sagte Ambozic. (cathnews)