- Vatikan: Sagt "Nie wieder"
zu Verbrechen wie dem Holocaust -
- Kardinalsstaatsekretär
Sodano gedenkt der Tsunami-Opfer -
- Foltervorwürfe gegen
die Übergangsregierung im Irak -
Verantwortlich:
P. Eberhard v. Gemmingen SJ / Stefan v. Kempis
Redaktion: Hilde Regeniter
Redaktionsschluss: 16.00 Uhr
AUS UNSERER BERICHTERSTATTUNG:
UNO:
Vatikanmann, "Nie wieder" zu Verbrechen gegen die Menschlichkeit
Die UNO-Vollversammlung hat gestern in New York erstmals in ihrer Geschichte
mit einer Zeremonie der Befreiung der nationalsozialistischen Konzentrations-
und Vernichtungslager am Ende des Zweiten Weltkriegs gedacht. Konkreter
Anlass dazu: der 60. Jahrestag
der Befreiung von Auschwitz-Birkenau am kommenden Donnerstag. Mit
dabei war auch der Stndige Beobachter des Heiligen Stuhles bei
den Vereinten Nationen, Erzbischof Celestino Migliore.
In seiner Ansprache bezeichnete Migliore die Gedenkfeier als Anlass
fr alle Menschen guten Willens unabhngig ihrer politischen berzeugung
"Nie wieder" zu derartigen Verbrechen zu sagen. Mit aufrichtigem
politischen Willen, menschlicher Moral und geistigem Rckhalt knne
die Menschheit es schaffen, ein fr alle Mal die jeweiligen Kulturen
so zu verwandeln, dass die Vlker der Welt das Leben schtzen und
schtzen und sich fr Frieden einsetzen. Die systematische Vernichtung
des jdischen Volkes sei ohnegleichen und bleibe "ein Schandfleck
in der Geschichte der Menschheit." Im Interview mit Radio Vatikan
betonte Migliore: "In diesem Jahr jhrt sich auch die Grndung
der UNO zum 60. Mal. Whrend man noch dabei war, die Charta der
Vereinten Nationen zu formulieren, kamen die unerhrten Verbrechen
in den Konzentrationslagern der Nazis ans Licht. Und so wurde die
UNO gleichzeitig so etwas wie eine Antwort auf diesen Vlkermord."
Eine Hauptaufgaben der Vereinten Nationen sei heute, Mittel und
Mechanismen zu finden, um drohende Verbrechen gegen die Menschlichkeit
und massive Menschenrechtsverletzungen rechtzeitig zu erkennen und
zu verhindern: "Vor allem wird man versuchen, die Mglichkeiten
des "Peacekeeping" und des "Peacebuilding" auszubauen.
Wir brauchen Mechanismen, die uns garantieren, dass das Leben von
Menschen auch dann geschtzt wird, wenn deren Regierung es nicht
sichern kann oder will." (rv)
Schweiz:
Kirche fr Erhalt der Sonntagskultur
Gewerkschaften und Kirchen wollen ein Referendum gegen die geplante Ausweitung
der Geschftzeiten am Sonntag. Heute wurden rund 75.000 Unterschriften
fr eine solche Volksabstimmung bei der Bundesverwaltung in Bern
eingereicht - damit sind die Voraussetzungen erfllt, das Referendum
knnte bereits im Juni stattfinden. Wolfgang Brgstein ist der Sekretr
der Nationalkommission Justitia et Pax der Schweizer Bischofskonferenz.
Er sagt: "Wir sind davon berzeugt, dass die Leute heute
mit den Mglichkeiten des Sonntagseinkaufs durchaus zufrieden sind
und dass es keine weitere Ausweitung braucht. Und wir sind darber
hinaus auch der berzeugung, dass es sich hier politisch um eine
Salami-Taktik handelt: Es ist ein erster Schritt hin zu einer generellen
Liberalisierung der Arbeitszeiten."
Dass dies die Sonntagskultur im Land stark beschneiden wrde,
befrchtet nicht nur die Kirche. Denn: "dann ist es eben
nicht mehr selbstverstndlich, dass man sich fr den Sonntag verabreden
kann oder dass am Sonntag beide Elternteile zu Hause sind. Wir wollen
dabei nicht als Modernisierungsblockierer erscheinen, wir sind durchaus
dafr und sehen auch ein, dass die bisherigen Mglichkeiten des
Einkaufs beibehalten werden, aber wir wollen keine Ausweitung, weil
das zu Lasten der Familien geht." (rv)
Indonesien:
Aufbauarbeiten schreiten voran
Die Zahl der Opfer der Seebeben-Katastrophe in Sdostasien liegt inzwischen
bei ber 280.000. Allein in Indonesien kamen 228.000 Menschen ums
Leben oder werden noch vermisst. Der italienische Missionar Ferdinando
Severi ist vor Ort in der am strksten vom Unglck betroffenen Region
Aceh auf der Insel Sumatra. Wir haben ihn nach dem Stand der Wiederaufbauarbeiten
gefragt: "In der Stadt selbst sind viele Straen schon wieder
freigerumt. Im Zentrum haben manche Besitzer ihre Lden bereits
gereinigt und wieder geffnet. Am Stadtrand dagegen trmen sich
noch immer Dreck und Abfall, bis zu ein, zwei Metern hoch. Und noch
immer stt man bei den Rumungsarbeiten auf weitere Leichen. Gestern
erst haben Helfer der deutschen Caritas bei der Reinigung eines
stdtischen Krankenhauses tote Kinder unter den Trmmern geborgen."
In der Provinzhauptstadt Banda Aceh selbst sind die Menschen
mittlerweile mit ausreichend Lebensmitteln und Wasser versorgt,
sagt Pater Severi: "Aber entlang der Kste, wo wirklich
alles von der Flut weggerissen wurde, sind die berlebenden auf
Hilfe aus der Luft oder mit Schiffen angewiesen, und da fehlt es
noch immer am Ntigsten. Leider kommt es trotz aller Appelle der
Regierung im Unglckgebiet immer wieder zu Zusammensten mit den
Rebellen." (rv)
Vatikan:
"Christus gibt Antwort auf Frage nach Leid"
Wo bleibt der Glaube angesichts von so groem Leid, wie es die Flutkatastrophe
in Sdostasien ber die Menschen gebracht hat? Diese Frage hat gestern
Abend Kardinalstaatssekretr Angelo Sodano bei einer Gedenkmesse
am 30. Tag nach der Katastrophe im Petersdom gestellt. In Vertretung
des Papstes feierte der Regierungschef des Vatikanstaates die Eucharistie:
"Wieder einmal hat sich der Mensch als eine sehr kleine
Sache gefhlt angesichts der Komplexitt des Planeten, auf dem wir
leben. Spontan ist in uns der innere Auftrieb aufgekommen, zum Himmel
zu blicken und dort eine Antwort auf all die Fragen zu bekommen,
die aus diesem tragischen Verlust entstehen. Manch einer hat sich
auch gefragt, wieso der Mensch, der zum Mond fliegen konnte, der
eine Sonde auf den Jupitermond schicken konnte ber eine Milliarde
Kilometer von der Erde entfernt, warum der Mensch so machtlos ist
gegenber solchen Katastrophen."
Der Kardinal erinnerte an den heiligen Augustinus, der schreibt,
dass er lange keine Antwort auf die Frage des "Warum"
von Leid gefunden hat. Erst spter habe er erkannt, dass der Mensch
im Blick auf Christus verstehen kann, dass er von Gott geliebt ist
- immer und berall. "Fr alle ist das Leben ein Durchgang.
Fr alle ist es eine Pilgerschaft in Richtung der Ewigkeit. Der
Tod ist das gemeinsame Erbe, aber wie es die Liturgie fr das Totengedenken
gut ausdrckt, "bedrckt uns auch das Los des sicheren Todes,
so trstet uns doch die Verheiung der knftigen Unsterblichkeit".
Die Worte, die Jesus Marta sagt, sind in das Gewissen eines jeden
Glubigen eingemeielt: "Ich bin die Auferstehung und das Leben.
Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt". Diese
innere Sicherheit untersttzt uns auf unserem Lebensweg auf dieser
Erde, wir wissen sehr gut, dass das Leben nichts anderes ist als
ein Durchgang zur Ewigkeit."
Kardinal Sodano unterstrich die Betroffenheit von Papst Johannes
Paul II. angesichts des Unglcks und erneuerte den Aufruf des Papstes
zur Solidaritt gegenber den Bedrftigen. (rv)
DIE
NACHRICHTEN:
Europa
Deutschland
Auch 60 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz sehen
die katholischen Bischfe weiterhin Anzeichen fr eine Verdrngung
der im deutschen Namen begangenen Nazi-Verbrechen. In einer heute in Mainz
verffentlichten Erklrung der deutschen Bischfe heit es weiter,
auch die Kirche msse sich nach ihrer Mitverantwortung fragen und
ber die lange Tradition des Antisemitismus im Christentum Rechenschaft
ablegen. Die Vorstellung einer Kollektivschuld lehnten die Bischfe
ab. Sie ermahnten aber: "In verschiedenem Grad haben auch die
Mitlufer und alle diejenigen, die weggesehen haben, Mitschuld auf
sich geladen." Wie ernsthaft das Gedenken der Kirche an die
Opfer von Auschwitz sei, msse sich auch der Sorge um die berlebenden
beweisen. Diese htten ein Anrecht auf "menschliche Begleitung,
die den Schmerz nicht betubt, aber human zu tragen" helfe.
(pm)
Die Landesregierung Nordrhein-Westfalens hat dem ppstlichen
Reisemarschall Bischof Renato Boccardo grtmgliche Untersttzung
beim Weltjugendtag im August in Kln zugesagt. Polizei und Rettungsdienste
seien auf das Groereignis vorbereitet, sagte Innenminister Fritz
Behrens (SPD) gestern in Dsseldorf nach einem Treffen mit Boccardo.
Nordrhein-Westfalen wolle sich der Weltffentlichkeit als "gastfreundliches
und aufgeschlossenes Land" prsentieren. Es stnden bereits
ausreichend Unterknfte in Schulen und Familien zur Verfgung. Das
Verkehrskonzept fr die An- und Abreise der Teilnehmer stehe fest.
(kna)
Bundestagsprsident Wolfgang Thierse hat gestern Abend das Weltjugendtagskreuz
im Deutschen Bundestag begrt. Durch diesen Aufenthalt "sagen
wir ffentlich, dass wir als Abgeordnete das Ereignis Weltjugendtag
untersttzen", so Thierse wrtlich, als er das Kreuz vor dem
Reichstagsgebude entgegennahm. Der Weltjugendtag sei ein Ereignis
der Weltkirche und eine Gelegenheit, Deutschland in der Welt zu
reprsentieren und sich als guter Gastgeber zu zeigen. Das Groereignis
beweise, dass das Christentum nicht aussterbe, sondern immer noch
"voller Vitalitt" stecke, so Thierse weiter. (pm)
sterreich
Als "ungeheuerliche Kommerzialisierung und Ausbeutung des weiblichen
Krpers, die wir nicht hinnehmen drfen", hat die "Aktion
Leben" den zwischen Grobritannien und Rumnien geplanten Handel
mit menschlichen Eizellen kritisiert. Das Vorhaben der britischen Regierung, rumnischen Frauen
fr die Eizellespende umgerechnet 1.437 Euro anzubieten, mache sich
auf beispiellose Weise die Notlage von Menschen zunutze. (kap)
Vor einer "Alarmstimmung" angesichts rcklufiger Priesterzahlen
hat der Grazer Bischof Egon Kapellari gewarnt. "Wir haben
in sterreich und auch in der Steiermark einen Priestermangel, zweifellos.
Aber wir brauchen das nicht zu dramatisieren", so Kapellari
in einem Interview des ORF. Die Kirche sei "ein Netz, das viele
tragen - Priester und Laien, stndige Diakone, Ordensleute".
So ein Netz halte auch dann, wenn einige Knoten reien, so der Bischof
weiter. (kap)
Die Katholische Hochschuljugend sterreichs (KHJ) hat sich gegen
Zugangsbeschrnkungen an den Universitten ausgesprochen. Fr
die KHJ-Vorsitzende Barbara Mandl steht "auer Diskussion,
dass jeder Mensch das gleiche Recht auf Bildung hat - und dass es
Aufgabe des Staates ist, Bildungsmglichkeiten zu schaffen und den
Zugang zu ihnen zu garantieren". Finanzielle oder anders geartete
Zugangshrden zur Universitt wrden diesem Recht auf Bildung widersprechen,
so Mandl in einer Mitteilung. (kap)
Schweiz
Unwissen in religisen Fragen strkt den Einfluss der Sekten. Das hat der Prsident
der Schweizer Bischofskonferenz, Amede Grab, im Gesprch mit der
Zeitung "Zrcher Oberlnder" beklagt. Gewisse Kreise versuchten,
das Christentum systematisch lcherlich zu machen, so der Kirchenmann
weiter. Durch Nichtwissen entfalte sich in religisen Belangen eine
Gleichgltigkeit, die im besseren Fall nur zu einer Betonung des
Laizismus fhrt und im schlechteren zu einem Aufblhen von Sekten.
(kipa)
Russland
Der neue ukrainische Prsident Wiktor Juschtschenko hat sich gestern Abend
in Moskau mit dem Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch
Alexij II., getroffen. Im anschlieenden Pressegesprch betonte der Prsident,
er bemhe sich um Neutralitt im schwierigen innerorthodoxen Konflikt:
"Wir wissen, unter welchen Umstnden das kirchliche Leben in
der Ukraine existiert: Es gibt viele Konfessionen; sie haben ihre
jeweilige Geschichte, und sie ist oft sehr komplex". Juschtschenko
selbst bezeichnet sich als glubiger orthodoxer Christ. (kap)
Afrika
gypten
Heute vor 25 Jahren ist in gypten die Sharia als einzige Quelle der Gesetzgebung
eingefhrt worden. 1983 geschah dies mit unterschiedlich starker Konsequenz
im Sudan, 1979 im Iran und in Pakistan, seit 2000 in Teilen Nigerias
und 1994 im Jemen und in Libyen. Darber hinaus ist in vielen, weiteren
islamischen Staaten eine Rckbesinnung auf eine "rein-islamische"
Gesetzgebung und Rechtsprechung zu beobachten. Nicht selten wird
die (Wieder-)Einfhrung der Sharia durch Schauprozesse - vor allem
wegen Ehebruchs - ffentlich demonstriert. (pm)
Nahost
Irak
Sicherheitskrfte, die der bergangsregierung des Landes unterstellt sind,
sollen wiederholt Gefangene gefoltert und misshandelt haben. So heit es in
einem Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch.
Die Behrden htten nichts getan, um diese Aktionen zu stoppen.
"Auch auslndische Beobachter haben ihre Augen verschlossen",
heit es weiter. (ap)
Asien
Nordkorea
Die Regierung hat die Nahrungsmittelrationen drastisch reduziert. Das geht aus einem
Bericht des Welternhrungsprogramms hervor. Mit 250 Gramm Getreide
pro Tag muss ein Erwachsener nun auskommen. Das seien nur drei Viertel
der empfohlenen Mindestmenge an Nahrungsmitteln, sagte ein Sprecher
des Programms. (afp)
Pakistan
In der Provinz Peschawar im Nordwesten des Landes hat erstmals seit drei Jahren
wieder ein Treffen von Christen, Hindus und Moslems stattgefunden. Es sei eine groe
Herausforderung, sagte ein Sprecher der Bischofskonferenz des Landes.
In Peschawar haben islamische Fundamentalisten groen Einfluss.
(uca-news)
Myanmar
Den Laien soll in der Erzdizese Mandalay eine grere Rolle zukommen. Das beschlossen
der Erzbischof und die Priester des Bistums. Sie whlten fnf Gemeindemitglieder
aus, die in Zukunft den Erzbischflichen Laienrat bilden sollen.
(uca-news)
Afghanistan
Zuversichtlich ber den Wiederaufbau des Landes hat sich sterreichs Caritas-Prsident
Franz Kberl geuert. Er bereiste in der vergangenen
Woche die Provinz Kundus und machte sich ein Bild von den dortigen
Manahmen. Er sei beeindruckt, sagte Kberl, dass die Menschen auch
nach 23 Jahren Krieg "nicht die Hoffnung auf eine bessere Zukunft
verloren" htten. (kap)
Indien
Der Bischof der Dizese Kottar, Leon Tarmaraj, hat die Fischer an den Ksten
ermutigt, wieder ihrer Arbeit nachzugehen. Fr etwa 100.000 Menschen
an der Sdkste Indiens ist der Fischfang Lebensgrundlage. Nach
dem Tsunami waren viele von ihnen so verngstigt, dass sie seither
nicht mehr aufs Meer gefahren sind. Der Bischof bereist seit Wochen
die Dizese und trifft sich mit Betroffenen und Helfern. (asia-news)
Bei einer Massenpanik unter Hindu-Pilgern sind im Westen des
Landes mindestens 30 Menschen zu Tode getrampelt worden, Dutzende
wurden verletzt. Das meldet die ARD-Tagesschau. Die tatschlichen
Opferzahlen knnten allerdings wesentlich hher liegen, ein Regierungsvertreter
sprach von 150 Toten. Als in der Nhe eines Tempels Feuer ausbrach,
gerieten die Pilger in Panik und versuchten gleichzeitig, den Ort
der Prozession ber einen engen Pfad zu verlassen. (tagesschau.de)
Vereinte
Nationen
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW)
fordert eine internationale Strafverfolgung fr die Verbrechen im
Sudan. Da sich die Regierung
in Khartum unwillig zeige, die Tter zur Verantwortung zu ziehen,
msse der UNO-Sicherheitsrat den Internationalen Strafgerichtshof
damit befassen, verlangte HRW gestern Abend in New York. Das Gericht
sei genau fr solche Flle geschaffen worden. (kna)