- Irak-Wahl: Kirchenleute warnen
vor zu großer Euphorie -
- US-Bischöfe und Vatikan:
Neue Normen im Fall von Missbrauch -
- Australische Bischöfe
uneins beim Thema Zölibat -
Verantwortlich:
P. Eberhard v. Gemmingen SJ / Stefan v. Kempis
Redaktion: Stefan von Kempis
Redaktionsschluss: 16.00 Uhr
AUS UNSERER BERICHTERSTATTUNG:
Irak:
Kirchenleute warnen vor zu groer Euphorie
Acht Millionen Iraker haben gestern an den Wahlen teilgenommen - fr viele
Beobachter ein ermutigendes Zeichen. Aber Kirchenleute warnen vor
zuviel Euphorie. "Einerseits kann man zufrieden sein, weil
wir Demokratie und Freiheit nherkommen", sagt der chaldische
Weihbischof von Bagdad, Shlemon Warduni, im Gesprch mit Radio Vatikan.
"Andererseits aber ist es beunruhigend, dass nicht die ganze
irakische Bevlkerung an den Wahlen teilgenommen hat. Das ist also
kein Zeichen der Einheit des irakischen Volkes - wir werden weiter
Schwierigkeiten haben."
Vor allem in sunnitischen Gegenden war die Wahlbeteiligung uerst
niedrig. Im Westen aber ist man beeindruckt von den Fernsehbildern
der verschleierten Frauen, die fr die Stimmabgabe Schlange standen.
"In groer Zahl und trotz groen Risikos haben Iraker ihren
Wunsch nach Demokratie gezeigt", so US-Prsident George Bush.
"Durch seine Teilnahme an freien Wahlen hat das irakische Volk
die anti-demokratische Ideologie der Terroristen klar abgelehnt."
"Christen und Moslems - wir sind alle whlen gegangen wie ein
einziges Volk", sagt der Bagdader Patriarch Emmanuel Delly
gegenber der Nachrichtenagentur asia-news. Der apostolische Nuntius
im Irak, Erzbischof Fernando Filoni, hatte in seiner letzten Wortmeldung
- kurz vor dem Urnengang - lapidar gesagt, Wahlen seien kein Zaubermittel.
Sie knnten sicher nicht die irakische Wirklichkeit von heute oder
morgen ndern. (rv)
Brasilien:
"Weltmeister in sozialer Ungerechtigkeit"
Die Vereinten Nationen haben eine neue Studie zur sozialen Situation in Brasilien
vorgelegt. Darin gibt es zwar einerseits Lob fr die Regierungsprogramme
gegen den Hunger. Andererseits fordert die UNO Sofortmanahmen gegen
extreme Armut, die in 13 Elendsgebieten des grten lateinamerikanischen
Staates sogar noch zugenommen hat. Carlos Lopes ist UNO-Missionschef
in Brasilia. Er sagt: "Gem unserer neuen Analyse kann
man sagen, dass Brasilien tatschlich Weltmeister in sozialer Ungleichheit
ist. Im selben Land Regionen wie in der Ersten und wie in der
Dritten Welt. Hier gibt es hochmodernen Flugzeugbau doch eben
auch Sklavenarbeit. Nimmt man in Rio de Janeiros City den Zug in
die Vororte, passiert man Viertel mit einem Lebensniveau wie in
Belgien und endet an der Peripherie in Distrikten mit einem menschlichen
Entwicklungsgrad wie in Swasiland. Wir haben jetzt in ganz Brasilien
13 Regionen identifiziert, in denen sozusagen die Hauptprobleme
liegen. Denn dort konzentriert sich die Misere. Und diese 13 Regionen
haben immerhin die vierfache Flche Deutschlands, dort leben 26
Millionen Menschen."
Damit besttigt die UNO die Analysen der brasilianischen Bischofskonferenz.
Diese fordert schon lange radikale nderungen in Wirtschafts- und
Sozialpolitik der Regierung Lula da Silva, um dem Elend Einhalt
zu gebieten. (rv)
Vatikan:
"Nach dem Tsunami Fischern helfen"
Der Vatikan will seine Hilfe fr Opfer des Seebebens in Sdostasien verstrken.
Das verspricht Erzbischof Agostino Marchetto vom Ppstlichen Migrantenrat.
Auf einer Vatikan-Konferenz, die heute startete, soll vor allem
ber Hilfe fr Fischer gesprochen werden - sie sind laut Marchetto
"die vom Seebeben des letzten Jahres am meisten betroffene
Kategorie". "Wir werden versuchen, ber die Soforthilfe
und die ersten Hilfeleistungen hinaus zu gehen. Wir werden die Meinungen
aller anhren, um ber eine Hilfe zu entscheiden, die materieller
Art sein kann (wie Schiffe und Netze zum Beispiel), auch in Mithilfe
mit anderen Organisationen, aber besonders hinsichtlich eines spirituellen
und psychologischen Beistandes. Krzlich teilte ein Bischof mit,
dass praktisch eine ganze Generation von Srilankern weggerafft wurde
- und mit ihnen die Traditionen ihrer tausendjhrigen Kultur. Es
wird nicht reichen, den Fischern Schiffe zu geben oder den Obdachlosen
eine Heimsttte, sondern man muss ihnen den Lebensmut und die Begeisterung
wiedergeben." (rv)
DIE
NACHRICHTEN:
Vatikan
Vertreter der US-Bischfe reden derzeit mit Vatikan-Behrden
ber die Normen im Umgang mit Fllen von sexuellem Missbrauch. Die gemischte
Kommission will bis morgen die bisherige Anwendung der Normen berprfen,
die vor zwei Jahren im Zusammenspiel von US-Bischofskonferenz und
Vatikan entwickelt wurden. (zenit/rv)
Papst Johannes Paul II. hat die Grippe - wie viele Rmer
in diesen Tagen. Fr heute wurden alle Audienzen abgesagt; das Ppstliche
Jahrbuch fr 2005, das dem Pontifex heute eigentlich feierlich berreicht
werden sollte, nahm Johannes Paul ohne Audienz entgegen. Ob am Mittwoch
die Generalaudienz stattfinden kann, wei auch der Vatikan-Sprecher
und ausgebildete Arzt - Joaquin Navarro-Valls noch nicht. Die
Grippe habe gestern begonnen, beim Angelus habe man sie dem Papst
schon etwas angesehen. (rv)
Der Papst hat den italienischen Priester Giovanni Francesco
Brugnaro zu seinem Stndigen Beobachter bei der Welt-Tourismus-Behrde
ernannt. Der 62-jhrige wird Nachfolger von Erzbischof Piero
Monni, der sich im Kampf gegen Sex-Tourismus einen Namen gemacht
hat. (rv)
Nach 570 Jahren Vakanz ist die Stelle eines niederlndischen
Kaplans in Rom wieder besetzt. Wie niederlndische Medien berichten,
wurde Jan Heeffer, der Rektor des Ppstlichen Niederlndischen Kollegs,
gestern in sein Amt als "Cappellanus Neerlandicus" in
Rom eingefhrt. Heeffer sei Nachfolger eines Kaplans, der das Amt
bis 1435 innehatte. Der Kaplan sei verantwortlich fr die Seelsorge
an den niederlndischen Pilgern und Staatsbrgern in Rom. (kna)
Der Heiliger Stuhl reagiert khl auf Drohungen jdischer Gruppen
aus den USA. Diese wollen den Vatikan mit einem Prozess zur
Herausgabe von Aktenstcken ber getaufte jdische Kinder zwingen.
Der Vatikan hatte whrend des Zweiten Weltkriegs mitgeholfen, jdische
Kinder in kirchlichen Einrichtungen und Klstern vor den Nazis zu
verstecken. Die amerikanische Nachrichtenagentur cns zitiert einen
Vatikan-Mitarbeiter mit den Worten: "Wenn man wei, wie Archive
funktionieren, dann haben solche Drohungen wenig Sinn." Der
Vatikan habe auerordentliche Anstrengungen unternommen, um sein
so genanntes Geheimarchiv so schnell wie mglich fr Forscher zu
ffnen. Das Angebot werde aber bei weitem nicht so intensiv wahrgenommen,
wie es die Forderungen nach Archiv-ffnung htten annehmen lassen.
(cns)
Ein Kardinal und enger theologischer Berater des Papstes sieht
in Kondomen ein erlaubtes Mittel gegen Aids - allerdings nur im
Extremfall. Nach Angaben einer italienischen Tageszeitung sagte
Kardinal Georges Cottier, in der Drogenszene oder in Teilen der
Welt, wo es viel Elend und sexuelle Promiskuitt gebe, knne man
den Gebrauch von Prservativen fr "legitim" halten. Staaten
und internationale Organisationen drften aber keinesfalls Kondome
beim Kampf gegen Aids als wichtigstes Mittel bezeichnen. Der beste
Schutz gegen Aids bleibe sexuelle Enthaltsamkeit bzw. eheliche Treue.
Der aus der Schweiz stammende Cottier ist Theologe des Ppstlichen
Hauses. (corriere della sera)
Europa
Deutschland
Das Bistum Magdeburg muss in diesem Jahr erneut mit weniger Einnahmen rechnen. Darum reduziert es seinen Haushalt fr 2005 gegenber dem Vorjahr um fast
acht Prozent auf etwa 34,5 Millionen Euro. Grter Ausgabeposten
bleibt mit 45 % die Seelsorge in den Kirchengemeinden, das heit
die dort anfallenden Gehlter und Bauaufgaben. Zugleich ist das
aber auch der Ort, wo am meisten gespart werden soll, denn vor allem
im Baubereich will das Bistum im Jahr 2005 rund zwei Millionen Euro
weniger ausgeben. Gespart wird auerdem in der Verwaltung. Dort
werden die Ausgaben um rund 4,5 Millionen Euro verringert. (pm)
Karl Heinz Jacoby, frherer Trierer Weihbischof, ist am Samstag
im Alter von 86 Jahren in Trier gestorben. Dizesanbischof Reinhard
Marx wrdigte Jacoby als einen aufrechten und zuverlssigen Mann,
der in groer Treue zur Kirche sein schwieriges Amt ausgebt habe.
Der Weihbischof habe sich groe Verdienste um die Ausshnung zwischen
Frankreich und Deutschland erworben. (kna)
Spanien
Der Kinofilm "Das Meer in mir" ("Mar adentro") hat in
Madrid vierzehn "Goyas" bekommen - so heien die wichtigsten
spanischen Filmpreise. Der Film schildert
eine wahre Geschichte von aktiver Sterbehilfe, mit der sich derzeit
auch die spanische Justiz beschftigt. Als Folge des Films, der
auch Oscar-preisverdchtig ist, flammte in Spanien eine neue Debatte
ber aktive Sterbehilfe auf. (efe)
Afrika
Sudan
17 Menschen sind ums Leben gekommen, 64 weitere wurden bei Zusammensten
zwischen der Polizei und Demonstranten in der Hafenstadt Port Sudan
verletzt. Das berichten
lokale Zeitungen. Allerdings knnten die Opferzahlen noch weit ber
den angegebenen liegen, befrchten unabhngige Beobachter. Die Demonstranten
waren Angehrige der Volksgruppe der Beja. Immer wieder kommt es
im Osten des Sudans zu Auseinandersetzungen zwischen der Beja-Minderheit
und der Staatsgewalt. Die Bevlkerung wirft der Regierung vor, die
Randgebiete des Landes, zu denen der Sden, Darfur und der Osten
des Landes zhlen, zu vernachlssigen. (misna)
Asien
Indien
Kirchenleute begren die staatliche Auszeichnung fr die Witwe eines getteten
protestantischen Missionars. Die Frau ist fr den Lotus-Orden
vorgesehen, eine der hchsten Auszeichnungen des Landes. Damit wird
ihr ber die Medien verbreitetes Angebot gewrdigt, den Mrdern
ihres Mannes zu vergeben. Der Missionar und zwei kleine Kinder des
Paares waren 1999 von aufgehetzten Hindus in ihrem Auto angegriffen
und lebendig verbrannt worden. (uca-news)
Indonesien
Nach dem Tsunami ist das berleben der einzigen katholischen Pfarrei in Aceh
ungewiss. Das erklrte der verantwortliche Pfarrer gegenber der
Nachrichtenagentur "UCA-News". Zur ersten Messfeier nach
der Katastrophe seien von seinen frher 400 Pfarr-Angehrigen nur
sechs erschienen. Ob die anderen noch lebten, sei sehr unsicher,
so der 73-jhrige Franziskaner, der seit 1991 in Aceh arbeitet.
(uca-news)
China
Ein Bischof der so genannten "romtreuen" Kirche, der seit Jahren
unter Hausarrest stand, ist offenbar gestorben. Der 81-jhrige Bischof
von Yantai sei Ende Januar in einer Klinik gestorben. Seine sterblichen
berreste habe das Regime ohne jede kirchliche Feier beisetzen lassen,
so die Agentur weiter. Die Regierung halte im Moment noch zwei andere
romtreue Bischfe fest. (asia-news)
Vietnam
Die Regierung hat angekndigt, dass zwei bekannte Regimekritiker aus dem Gefngnis
freigelassen werden. Vorausgegangen war massiver Druck von Menschenrechtsgruppen
und der USA. Ein katholischer Priester und ein Arzt kommen im Rahmen
einer groen Befreiungsaktion zum vietnamesischen Neujahrsfest frei.
Die beiden hatten sich vor allem fr Religionsfreiheit und Menschenrechte
eingesetzt. Mit ihnen drfen angeblich 8.000 weitere Hftlinge das
Gefngnis verlassen. (ap)
Ozeanien
Australien
Erstmals hat sich ein australischer Bischof, der nicht zum Nationalen Priesterrat
gehrt, dessen Forderung nach Abschaffung des Pflichtzlibats angeschlossen. Der Bischof von Wagga Wagga folgte heute in einem Radiointerview
dem Aufruf eines Weihbischofs von Canberra. Dieser hatte in der
letzten Woche alle Bischfe aufgefordert, ffentlich die Reformforderung
des Priesterrats zu untersttzen. Dem Zusammenschluss gehrt rund
die Hlfte der etwa 1650 katholischen Geistlichen Australiens an.
Der Priesterrat hat sich im Dezember in einem Schreiben an die Bischofssynode
in Rom fr die Aufhebung des Eheverbots fr Priester ausgesprochen.
(kna)
Amerika
Vereinigte
Staaten
Gegner der Todesstrafe versuchen sich auf Strategien zu ihrer Bekmpfung zu
verstndigen. Derzeit hoffen die Gruppen darauf, dass das Oberste Gericht
in Washington die Verhngung der Todesstrafe ber Minderjhrige
verbietet. In Kansas und New York versuchen sie auerdem, gnstige
Gerichtsurteile zu nutzen, um die Parlamente zu einer Abschaffung
oder Aussetzung der Todesstrafe zu drngen. Ein Beauftragter der
US-Bischfe weist darauf hin, dass katholische Gruppen landesweit
an so genannten Moratorien fr einzelne Bundesstaaten arbeiten.
Diese US-Staaten sollen rechtzeitig an einer Einfhrung der Hchststrafe
auf ihrem Territorium gehindert werden. (cns)
Brasilien
In Porto Alegre ist das fnfte Weltsozialforum zu Ende gegangen. ber 100.000 Teilnehmer
hatten sich die letzten Tage in ber 2000 Workshops mit globalen
und regionalen Problemen befasst. Beobachter sprechen von einer
"Verzettelung" und "Zersplitterung" der Globalisierungsgegner.
Das Forum von Porto Alegre habe an Bedeutung eingebt - auch, weil
das Weltwirtschaftsforum im schweizerischen Davos viele Themen der
Globalisierungsgegner bernommen habe. Brasiliens Prsident Ignacio
Lula da Silva - einer der wenigen Prominenten in Porto Alegre -
drngte die Teilnehmer dazu, wieder mehr das Gesprch und die direkte
Konfrontation mit dem Treffen von Davos zu suchen. Der Evangelische
Kirchenbund der Schweiz ist hingegen zufrieden mit einem so genannten
"Offenen Forum Davos", zu dem er am Rand des Weltwirtschaftsforums
miteingeladen hatte. Auch in diesem Jahr htten sich wichtige Entscheidungstrger
aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft dabei kritischen Fragen
gestellt. (ag/sek)
Vereinte
Nationen
UNO-Generalsekretr Kofi Annan drngt den Sicherheitsrat
zu Sanktionen gegen den Sudan. Grund seien "schwere Menschenrechtsverletzungen"
in der sudanesischen Provinz Darfur. Einen detaillierten Bericht
dazu werde er bald verffentlichen, so Annan. Die sudanesische Regierung,
die diesen Bericht bereits vorliegen hat, erklrt, in ihm werde
nicht der Vorwurf des "Vlkermords" erhoben. Ein vergleichbarer
UNO-Rapport zur Elfenbeinkste bleibt hingegen zunchst geheim.
Annans Ruf nach Sanktionen gegen den Sudan strkt die Haltung der
USA im Sicherheitsrat. (ap)