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Meldungen vom 27.1.2009

- Scharfe Debatte über Williamson -
- Bagnasco: Kritik am Papst ungerecht! -
- Spannende Moskauer Patriarchenwahl -


Verantwortlich: P. Eberhard v. Gemmingen SJ / Stefan von Kempis
Redaktion: Stefan von Kempis
Redaktionsschluss 16.00 Uhr
Die folgenden Texte basieren auf unserer
Nachrichtensendung „Treffpunkt Weltkirche“ täglich um 16 Uhr.

SPEZIAL: WIEDERAUFNAHME DER LEFEBVRE-BISCHÖFE

Vatikan: „Nach einem falschen Drehbuch“
Im Umfeld des Papstes sind viele bestürzt über die neue Antisemitismus-Debatte. Benedikt XVI. hatte am vergangenen Samstag die Exkommunikation gegen vier traditionalistische Bischöfe aufgehoben; darunter ist auch der Brite Richard Williamson, der den Holocaust leugnet. Jetzt widerspricht die Vatikanzeitung „L`Osservatore Romano“ vehement dem Eindruck, der Papst rehabilitiere einen Leugner des Völkermords an den Juden.
Benedikt habe mit seiner Geste gegenüber der abgespaltenen „Priesterbruderschaft Pius X.“ keineswegs das Zweite Vatikanische Konzil verraten, so die Vatikanzeitung in einem Kommentar, der zum Holocaust-Gedenktag an diesem Dienstag erschien. Die Medien erweckten den falschen Eindruck, dass Benedikt das Gespräch mit dem Judentum oder die Ökumene in Frage stelle. Allerdings sei – so gibt die Vatikanzeitung zu – die Aufhebung der vier Exkommunikationen tatsächlich „nach einem falschen Drehbuch abgelaufen“. Dieser Vermerk im Osservatore ist der erste Hinweis darauf, dass man im Vatikan das zeitliche Zusammenfallen zwischen der Geste des Papstes und dem Skandal um Bischof Williamson bedauert.
Mit Verve bekennt sich die offizielle Zeitung des Vatikans zum Dialog mit anderen Konfessionen und Religionen und erteilt besonders dem Antisemitismus eine Absage. Was Holocaust-Leugner verbreiteten, sei „schwerwiegend und bedauerlich“. Im Übrigen sei die Aufhebung der Exkommunikationen ja nur eine Etappe auf dem Weg zur kirchlichen Einheit mit den Anhängern des schismatischen Erzbischofs Marcel Lefebvre. (rv)

Deutschland/Österreich/Schweiz: „Mit aller Härte ahnden“
Zum Holocaust-Gedenktag an diesem Dienstag schalten sich viele Bischöfe aus dem deutschen Sprachraum in die Debatte um Antisemitismus ein. „Jede Leugnung des Holocaust muss mit aller Härte geahndet werden“, sagte der Münchner Erzbischof Reinhard Marx am Montag. „Die Äußerungen von Williamson sind unsäglich, inakzeptabel und auf das Schärfste zu verurteilen“, so Marx wörtlich.
Bischof Gebhard Fürst von Rottenburg-Stuttgart betont, das Zweite Vatikanische Konzil und zuletzt Papst Johannes Paul II. hätten sich auch zur Mitschuld der Christen am Leiden ungezählter Juden bekannt und dafür um Vergebung gebeten.
In Österreich verweist Bischof Egon Kapellari darauf, dass sich Vatikan-Kardinal Walter Kasper und Papst-Sprecher Federico Lombardi deutlich von Williamsons Äußerungen distanziert hätten. Die Rückkehr der lefebvrianischen Bischöfe in die katholische Kirche könne „für die Kirche im Ganzen in keiner Weise als Abschied vom Zweiten Vatikanischen Konzil verstanden werden“, so der Grazer Bischof. Die Israelitische Kulturgemeinde Wien und der Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Österreich nennen die Aufhebung der Exkommunikation der lefebvrianischen Bischöfe „ein Besorgnis erregendes Zeichen für den christlich-jüdischen Dialog“. Die Leugnung der Shoah durch einen Amtsträger einer Kirche – „welcher auch immer“ - sei unter keinen Umständen akzeptabel. Der jetzige Schritt von Benedikt XVI. mache die konkrete Zusammenarbeit von Christen und Juden nicht leichter. Trotz aller Beteuerungen des Heiligen Stuhls, von der Haltung des Konzils nicht abweichen zu wollen, sei die Linie unklar geworden. Es entstehe der Eindruck, dass die Errungenschaften des Konzils in der Praxis aufgeweicht werden.
„Die Leugnung des Holocaust kann nicht hingenommen werden“, warnen die Schweizer Bischöfe in einem Statement vom Dienstag. Es müsse auch „unmissverständlich festgehalten werden, dass nach dem Recht der katholischen Kirche die Aufhebung der Exkommunikation noch nicht die Versöhnung oder Rehabilitierung, sondern erst die Eröffnung eines Weges auf Versöhnung hin ist“. Mit Blick auf Williamson bitten die Bischöfe „die Mitglieder von jüdischen Gemeinschaften in der Schweiz um Entschuldigung für diese Irritationen, die in den letzten Tagen entstanden sind“. (rv/pm)

Deutsche Bischöfe: „Nein zu Holocaust-Leugnung“
Die Deutsche Bischofskonferenz hat am Montag zu den Themen Traditionalisten und Antisemitismus Stellung genommen. Das Dekret zur Aufhebung der Exkommunikation von vier Bischöfen der Priesterbruderschaft Pius X. sei „Ausdruck des päpstlichen Willens, ein bestehendes Schisma aufzuheben“, erinnert eine Erklärung des Aachener Bischofs Heinrich Mussinghoff.
Freilich habe der Schritt von Papst Benedikt XVI. „Anlass zu einer Reihe kritischer Nachfragen gegeben“, so der Bischof, der in Deutschland für das Gespräch mit dem Judentum zuständig ist. Diese kritischen Fragen „beziehen sich auf die Übereinstimmung mit den jüngeren Stellungnahmen der Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI.“ Die Holocaust-Leugnung durch Bischof Williamson „verstärkt ... die Besorgnis“. „Dieser ausdrücklichen Leugnung des Holocaust, die bereits Gegenstand staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen in Deutschland ist, widersprechen wir auf das Schärfste.“
Mussinghoff erwähnt auch, dass die Verantwortlichen der „Pius-Bruderschaft“ die Konzilserklärung „Nostra Aetate“ zum Gespräch mit den nichtchristlichen Religionen nicht anerkennen. „Wir äußern die deutliche und große Erwartung und dringende Bitte, dass ... die vier Bischöfe und die Pius-Bruderschaft ihre Treue zum Zweiten Vatikanischen Konzil und insbesondere zur Erklärung ,Nostra Aetate’, deren Anliegen Papst Johannes Paul II. sich in seinem langen Pontifikat so beharrlich und segensreich zu eigen gemacht hat, unmissverständlich und glaubwürdig bekunden. Nach dem übergroßen Entgegenkommen des Papstes erwarten wir nun eine klare Aussage der Bruderschaft und ihrer Bischöfe insbesondere zu ,Nostra Aetate’.“
Die Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz geht auch auf andere „Irritationen im katholisch-jüdischen Verhältnis“ ein. „So hat es nach den bedrückenden Tagen des Hamas-Israel-Krieges auch von katholischer Seite eine Kritik am Staat Israel gegeben, die wir zurückweisen müssen.“ „Protest und Klage“ seien „angesichts der Opfer in der jüngsten kriegerischen Auseinandersetzung sehr wohl verständlich“. Aber „das Recht auf Sicherheit des Staates Israel und seiner Bürger“ dürfe „nicht durch eine undifferenzierte Kritik faktisch bestritten werden“. (rv/pm)

Kardinal Bagnasco: „Instrumentalisierte Äußerungen“
Angesichts der scharfen Kritik am Papst, die in Italien vor allem von der in Rom erscheinenden Tageszeitung „La Repubblica“ vorgetragen wird, schließen die italienischen Bischöfe die Reihen. Ihr Vorsitzender, Kardinal Angelo Bagnasco von Genua, ging am Montagabend bei einem Vortrag zum Auftakt der Vollversammlung der Bischofskonferenz in Rom auch auf andere Verstimmungen und Misshelligkeiten im christlich-jüdischen Dialog ein:
„Leider hat es in letzter Zeit nicht an Reserven einiger Vertreter der italienischen Rabbinerkonferenz gefehlt. Sie haben dieses Jahr auch nicht am ,Tag des Dialogs zwischen Katholiken und Juden’ teilgenommen, der in Italien und einigen anderen Ländern begangen worden ist. Wir wünschen uns, dass diese Schwierigkeiten bald überwunden werden; gleichzeitig können wir aber auch die ungerechten Worte über das Handeln von Papst Benedikt XVI. nur verurteilen.“
Jeder wisse doch, wie sehr dem Papst der Dialog mit dem Judentum am Herzen liege. Im großen Jesusbuch des Papstes bilde gerade dieser Dialog den Dreh- und Angelpunkt. Kardinal Bagnasco weiter:
„Was die Aufhebung der Exkommunikation gegen die Bruderschaft Pius X. betrifft – da drücken wir unsere Wertschätzung für diesen Gnadenakt des Heiligen Vaters aus. Wir sagen aber gleichzeitig Nein zu den unfundierten und unmotivierten Äußerungen von einem der vier Bischöfe, was die Shoah betrifft: Das sind Erklärungen, die schon ein paar Monate alt sind, die man aber jetzt aufgreift, um sie zu instrumentalisieren. Erklärungen, die auch die Bruderschaft selbst schon zurückgewiesen hat.“ (rv)
Hier zum Nachhören

Reaktionen aus der jüdischen Welt: „Klarer Affront“
Der Zuständige für das Gespräch mit dem Judentum ist im Vatikan der deutsche Kardinal Walter Kasper. Er berichtete in einem Interview mit der italienischen Tageszeitung „La Repubblica“ von einem scharfen Protest des Rabbiners David Rosen. Der römische Oberrabbiner Riccardo Di Segni betont gegenüber einer italienischen Nachrichtenagentur, mit der Aufhebung der Exkommunikationen habe er kein Problem; das sei eine innere Angelegenheit der Kirche. Das Problem sei vielmehr, dass hier „nicht nur einem einzelnen Holocaust-Leugner Raum und Würde gegeben wird, sondern einer ganzen Bewegung, die nicht das akzeptiert, was das Konzil über die Juden gesagt hat“.
Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Salomon Korn, spricht von einem „klaren Affront“ aus Rom. Mit seiner Geste mache ausgerechnet ein deutscher Papst einen Holocaust-Leugner gesellschaftsfähig, so Korn gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen“. Korn äußerte sich positiv über Reaktionen aus der Deutschen Bischofskonferenz; doch blieben sie offenbar „nahezu folgenlos“. Schon am Montag hatte der Zentralrat der Juden die „Priesterbruderschaft Pius X.“ als „dezidiert antisemitisch agierende Gruppe“ verurteilt.
Auch die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschlands (ORD) kritisiert die „Wiederaufnahme“ des Traditionalisten-Bischofs Richard Williamson in die katholische Kirche scharf. Der Rabbiner der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, ORD-Vorstandsbeirat Julian-Chaim Soussan, sagte am Dienstag, dieser Schritt sei angesichts der Opfer der Shoah „untragbar“. Ein Dialog mit Vertretern des Vatikans sei unter den gegebenen Umständen derzeit nicht möglich. Soussan äußerte sich zum Abschluss der dreitägigen Jahreskonferenz des ORD, die erstmals in Berlin stattfand. Das Verhältnis zum Vatikan sei nach der Debatte um die Karfreitagsfürbitte ohnehin angespannt gewesen, so der Rabbiner. Nun habe es einen Tiefpunkt erreicht. Er habe von einem Papst deutscher Herkunft eher erwartet, dass er Shoah-Leugner ausschließe, nicht aber rehabilitiere.
Die „Jerusalem Post“ schlägt derweil der Regierung in Tel Aviv vor, den israelischen Botschafter beim Heiligen Stuhl für drei Monate zurückzurufen. Ein Leitartikel der Zeitung wirft dem Papst vor, ungewollt „Jahrzehnte des Fortschritts in den Beziehungen zwischen Katholiken und Juden seit Johannes XXIII. zunichte zu machen“. Offenbar habe Benedikt „einfach eine strategische Entscheidung getroffen“: Danach sei das Projekt, „die Ultra-Konservativen wieder in die Kirche zurückzuführen, viel wichtiger als die Beziehung der Kirche zu „ihren geliebten älteren Brüdern““. Die Geste des Papstes sei „ein außergewöhnliches Signal moralischer Gleichgültigkeit“; die „jüdische Würde“ verlange eine „abgewogene Antwort“ darauf. Die Zeitung schlägt ein „dreimonatiges Moratorium in den Kontakten der jüdischen Gemeinschaft zum Vatikan“ vor. In dieser Zeit solle Tel Aviv seinen Botschafter vom Vatikan abziehen. Der Kommentar trägt die Überschrift „Iudicium Perversum“. (ansa/rv/kna)

Blick ins Archiv: Der Papst und die Shoah
Die große Frage ist, ob Papst Benedikt XVI. – der an diesem Dienstag keine öffentlichen Termine absolviert – bei seiner Generalaudienz am Mittwoch auf die Debatten der letzten Tage eingehen wird. Schon nach seiner Polen-Reise im Frühjahr 2006 hatte es einmal eine ähnliche Irritation gegeben: In seiner Ansprache auf dem Gelände des früheren KZ Auschwitz hatte Benedikt damals erklärt, Hitler und eine Gruppe von Verbrechern hätten das deutsche Volk sozusagen zu Geiseln genommen. In einer Generalaudienz fand er kurz danach in Rom deutliche Worte zum Völkermord an den Juden. Wörtlich sagte er am 31. Mai 2006:
„Eben an jenem Ort, der in der ganzen Welt traurige Berühmtheit erlangt hat, habe ich vor meiner Rückkehr nach Rom Halt machen wollen. Im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau ließ Hitler, wie in anderen ähnlichen Lagern, mehr als sechs Millionen Juden umbringen. In Auschwitz- Birkenau starben außerdem an die 150.000 Polen und Zehntausende Männer und Frauen anderer Nationen. Angesichts des Grauens von Auschwitz gibt es keine andere Antwort als das Kreuz Christi: die Liebe, die bis in den tiefsten Abgrund des Bösen hinab gestiegen ist, um den Menschen an seiner Wurzel zu retten, wo seine Freiheit sich gegen Gott auflehnen kann. Möge die heutige Menschheit Auschwitz und die anderen ,Todesfabriken’ nicht vergessen, in denen das nationalsozialistische Regime versucht hat, Gott zu beseitigen, um seinen Platz einzunehmen! Möge sie nicht der Versuchung des Rassenhasses nachgeben, der am Anfang der schlimmsten Formen des Antisemitismus steht! Mögen die Menschen wieder erkennen, dass Gott der Vater aller ist und uns alle in Christus dazu beruft, zusammen eine Welt der Gerechtigkeit, der Wahrheit und des Friedens aufzubauen!“ (rv)
Hier zum Nachhören

Williamson: „Aufgebauscht“
Der umstrittene Holocaust-Leugner Williamson selbst hat in seiner Wochen-Kolumne nicht direkt auf die Bestürzung über seine Äußerungen reagiert. Stattdessen wertet er die Geste des Papstes als einen „großen Schritt nach vor für die Kirche“. Das „Problem der Kirche seit dem Zweiten Vatikanum“ sei „eine Trennung der katholischen Autorität von der katholischen Wahrheit“ gewesen. Mit dem Dekret habe der Vatikan nun „einen entscheidenden Schritt zurück in Richtung ihrer Wiedervereinigung gemacht“. Keiner könne heute mehr sagen, dass Katholiken, die die Tradition aufrecht erhielten, außerhalb der Kirche stünden. Allerdings brauche es sicher noch Zeit, bis die „Neo-Modernisten in Rom“ erkennen, „wie sie den Glauben falsch verstehen“. Er danke dem Papst, dass er „das Dekret durchgebracht“ habe, obwohl es einen „aufgebauschten und zeitlich abgestimmten Medienaufruhr“ dagegen gebe.
Der lefebvrianische Bischof Bernard Fellay leitet die „Pius-Bruderschaft“. Er macht in einem „Brief an die Gläubigen“ deutlich, dass seine Gemeinschaft von ihren Positionen nicht abrückt. Fellay wörtlich: „Hinsichtlich des Zweiten Vatikanums möchten wir Vorbehalte zum Ausdruck bringen.“ (rv)


WEITERE THEMEN DES TAGES:

Russland: Wahl eines Patriarchen – Bischöfe beim Papst
Es sind entscheidende Stunden für die Christen in Russland: In Moskau sind über 700 Delegierte zusammengetreten, um einen neuen orthodoxen Patriarchen zu wählen. Und in Rom treffen sich gleichzeitig katholische Bischöfe aus Russland mit dem Papst. Wir sprechen mit dem neuen katholischen Erzbischof Paolo Pezzi aus Moskau.
„Wir haben in Russland die gleichen Probleme wie in verschiedenen westlichen Ländern: Das Christentum erlebt Gegenwind. Die Beziehungen zum Staat sind allerdings, trotz mancher Schwierigkeiten mit einigen Behörden, im großen und ganzen gut; man hilft uns auch, wenn unsere ausländischen Priester, die zum Dienst nach Russland kommen, Visa-Probleme haben.“
Mit Aufmerksamkeit verfolgen die Katholiken in Russland, wer an die Spitze der orthodoxen Kirche des Landes rücken wird. Die Wahlen dazu finden in diesen Stunden in der Christus-Erlöser-Kathedrale am Roten Platz von Moskau statt; mit einem Ergebnis wird nicht vor Dienstagabend gerechnet. Es ist die erste Patriarchenwahl seit Ende der Sowjetunion; unter den 711 Delegierten machen die Bischöfe weniger als ein Drittel aus. Die Katholiken erhoffen sich von einem neuen Patriarchen gute ökumenische Beziehungen.
„Ich kann dazu vor allem sagen, dass wir immer mehr eine Sorge teilen – dass sich nämlich das Christentum nicht von der Gesellschaft entfernen darf, sondern sie immer mehr durchdringen sollte. Die Sorge ist, dass wir im kulturellen und sozialen Raum unbedingt zu einem gemeinsamen Zeugnis kommen müssen. Da ist die Tatsache, dass sich immer häufiger katholische und orthodoxe Persönlichkeiten treffen und austauschen, ein wichtiges Faktum.“
Russlands Orthodoxe stellen die größte orthodoxe Nationalkirche. Unter den drei Kandidaten für das Amt des Moskauer Patriarchen ist auch der bisherige „Außenminister“ der russisch-orthodoxen Kirche, Metropolit Kyrill von Smolensk. Er gilt als Favorit der Bischöfe seiner Kirche und kennt Papst Benedikt persönlich. Der verstorbene Patriarch Alexij II. hingegen ist nie mit Johannes Paul II. oder dem jetzigen Papst zusammengetroffen. (rv)
Hier zum Nachhören


DIE NACHRICHTEN:

Europa

Österreich
Schlimmer als die Christenverfolgungen im Römischen Reich unter Nero oder Diokletian sind heutzutage die Verbrechen, „die jährlich an Christen weltweit verübt werden“. Dies betonte der Menschenrechtssprecher der ÖVP, der Abgeordnete Wolfgang Großruck, am Montag in einer Pressemitteilung. Wörtlich stellte er fest: „Wenngleich es viele nicht wissen oder wahrhaben wollen, gehören die Christen zu den am meisten verfolgten Menschen. Statistiken sprechen von rund 250 Millionen Verfolgten und zehntausenden Toten weltweit jährlich.“ Das seien Zahlen, die schockieren und über die man nicht zur Tagesordnung übergehen könne. Österreichische Regierungsmitglieder sollten das Thema Christenverfolgung auch auf europäischer Ebene thematisieren und vor allem die Menschen in Europa dafür sensibilisieren. (kap)

Schweiz
Die Generalsekretärin von Caritas Internationalis will einen Appell zur Armutsbekämpfung starten. Lesley Anne Knight erklärte, sie wolle beim diesjährigen Weltwirtschaftsforum in Davos insbesondere für die Umsetzung der UNO-Millenniumsziele eintreten. Diese sehen eine Halbierung der weltweiten Armut bis zum Jahr 2015 vor. Die aktuelle Finanzkrise dürfe nicht dazu führen, dass dieses Ziel weiter aufgeschoben werde, so die Generalsekretärin weiter. Knight will zudem die besondere Problematik des Klimawandels für die Armen ansprechen. Das Weltwirtschaftsforum, an dem rund 2400 Manager und Politiker aus 90 Staaten teilnehmen, findet vom 28. Januar bis 1. Februar statt und wird sich vor allem mit der globalen Finanzkrise beschäftigen. (rv)
Das Kinderhilfswerk „Unicef“ hat am Dienstag mehr als eine Milliarde Dollar für seine Notfallhilfe 2009 gefordert. Die Hilfe ist für Frauen und Kinder bestimmt, die unter den Auswirkungen des weltweiten Klimawandels zu leiden haben. Damit übersteigt die jetzige Budgetforderung diejenige des vergangenen Jahres um 17 Prozent. Einer Pressemitteilung des Hilfswerks zufolge ist diese Zunahme vor allem auf den erhöhten Hilfsbedarf in Ländern des östlichen und südlichen Afrika zurückzuführen. Der weltweite Klimawandel ist laut Unicef eines der schwerwiegendsten Probleme der Zukunft. Spezialisten schätzen, dass er die Zahl der Hungernden bis 2010 um 50 Millionen Personen erhöhen könnte. (afp)
Die Einsiedelei St. Verena in der Schweiz soll zum ersten Mal von einer Frau bewohnt werden. Die 63-jährige Religionspädagogin Verena Dubacher wird zur ersten weiblichen Eremitin der Verena-Schlucht, die nach der gleichnamigen Heiligen benannt ist. Um die freigewordene Stelle hatten sich 20 Männer und Frauen beworben. Aus gesundheitlichen Gründen war der bisherige Eremit, der 77-jährige Bruder Johannes, im vergangenen Oktober aus der Einsiedelei ausgezogen. Nach Renovierungsarbeiten soll Schwester Verena im Frühjahr dieses Jahres dort einziehen. (kipa)

Spanien
Die spanischen Bischöfe sind mit der Regierung des Landes über das Thema Abtreibung offenbar erneut in Konflikt geraten. Mit der geplanten Lockerung des Abtreibungsgesetzes riskiere Spanien, zum „Abtreibungshof Europas“ zu werden. So kritisierte der emeritierte Erzbischof von Pamplona, Fernando Sebastian Aguilar, laut Vatikan-Zeitung „L`Osservatore Romano“ den neuen Gesetzesentwurf. Mit der Reform des Abtreibungsgesetzes solle nach Angaben der Regierung Abtreibung als „Recht“ und kostenlose Leistung des nationalen Gesundheitssystems anerkannt werden. Lebensschützer befürchten, dass die Reform illegal durchgeführten Abtreibungen Vorschub leistet, etwa wenn Frauen eigene Gesundheitsrisiken vorschieben, um abtreiben zu können. (ansa)

Afrika

Südafrika
Ein Krisengipfel zur Regierungsbildung in Simbabwe ist am Dienstag ohne klares Ergebnis zu Ende gegangen. Die südafrikanische Staatengemeinschaft (SADC) hatte nach ihrer Sitzung in Pretoria erklärt, dass Oppositionsführer Morgan Tsvangirai am 11. Februar als Premierminister vereidigt werden solle. Zudem hatte sie vorgeschlagen, die besonders umkämpfte Leitung des Innenministeriums für sechs Monate zwischen Präsident Robert Mugabe und Tsvangirai aufzuteilen. Tsvangirai und seine Partei MDC hatten jedoch nach der Veröffentlichung der Erklärung deutlich gemacht, mit den getroffenen Beschlüssen nicht einverstanden zu sein. Für das Wochenende kündigte die MDC ein Treffen an, bei dem man sich eine definitive Meinung zu den Vorschlägen machen wolle. (afp)

Naher Osten

Nahost
Im Gazastreifen gestaltet sich die Rückkehr zum alltäglichen Leben immer noch schwierig. Die materiellen Schäden und die Nahrungsmittelknappheit seien im Verhältnis zu den psychischen Schäden der Bevölkerung das geringste Problem. Dies sagte der katholische Pfarrer von Gaza-Stadt, Manawel Musallam, gegenüber der Nachrichtenagentur „Asianews“. Nach Ende der Israelianischen Bombardements lebten die Menschen im Gaza-Streifen in ständiger Angst vor neuen Angriffen. (asianews)

Asien

Philippinen
Die katholischen Bischöfe und die muslimischen Ulama-Führer möchten aktiv zum Friedensprozess in ihrem Land beitragen. Mit einem Punkteplan wollen beide religiöse Gruppen die Verhandlungen zwischen der philippinischen Regierung und der Islamischen Befreiungsfront zu unterstützen. Der Vorschlag solle Eckpunkte für einen dauerhaften Frieden liefern. Das erklärte der Erzbischof von Davao Stadt, Fernando Capalla, in der Vatikan-Zeitung „Osservatore Romano“. Der Entwurf entstand in Zusammenarbeit mit der Universität von Mindanao und sieht Treffen zwischen den Konfliktparteien vor, die einen Dialog in Gang bringen sollen. Nach Scheitern des vorherigen Friedensplans im August 2008 hatte die philippinische Regierung die religiösen Führer um Unterstützung gebeten. (or)

China
Zu Beginn des chinesischen Neujahrsfestes an diesem Dienstag haben die sechs größten Religionsgemeinschaften in Hongkong zu Frieden und Harmonie aufgerufen. Solidarität, Nächstenliebe, gesunde ethische und moralische Prinzipien, innere Läuterung und Spiritualität könnten helfen, die aktuelle Krise zu überwinden. Das schrieben führende katholische und evangelische Vertreter sowie die geistlichen Oberhäupter von Buddhismus, Konfuzianismus, Taoismus und Islam in einer gemeinsamen Botschaft. (zenit)

Amerika

Mexiko
Im Zentrum von Mexiko-Stadt ist am Montag eine Bronzestatue Johannes Pauls II. enthüllt worden. Das 2,30 Meter hohe Monument soll an den ersten Mexiko-Besuch des Papstes vor 30 Jahren erinnern. Der Apostolische Nuntius, Erzbischof Christoph Pierre, erklärte bei der Einweihung, die Statue zeige, wie sehr die Mexikaner Johannes Paul II. in ihre Herzen geschlossen hätten. Im Land gibt es bereits eine weitere Statue, Straßenzüge und Brücken, die an das im Jahr 2005 verstorbene Kirchenoberhaupt erinnern. (kna)

Brasilien
Drei Bischöfe des Amazonas-Staats Pará werden von Unbekannten mit dem Tode bedroht. Der Bischof der Diözese Marajó, José Luis Azcona, hatte zuvor öffentlich Drogen- und Menschenhandel im Amazonasgebiet angeprangert. Einer seiner ebenfalls bedrohten weltlichen Mitarbeiter wurde bereits ermordet worden. Einem von der Polizei aufgezeichneten Telefongespräch zufolge ist auf den Bischof ein Kopfgeld in Höhe von umgerechnet rund 375.000 Euro ausgesetzt. Neben Azcona werden der österreichische Bischof Erwin Kräutler in der Diözese Xingu und der italienische Bischof von Abaetetuba bedroht. Die brasilianische Bischofskonferenz hat den bedrohten Kirchenleuten und den von ihnen verteidigten Minderheiten wiederholt ihre Solidarität ausgesprochen. (rv)
Mit einer breiten Beteiligung kirchlicher und ökumenischer Organisationen startet in diesen Stunden das neunte Weltsozialforum in der Amazonas-Metropole Belem. So sind etwa der internationale Caritas-Dachverband „Caritas Internationalis“ und der Weltkirchenrat mit Delegationen vertreten. Mit dabei sind auch Vertreter von „CIDSE“, einem Dachverband von 16 katholischen Entwicklungshilfe-Organisationen aus Europa und Nordamerika. Schon im Vorfeld des eigentlichen Weltsozialforums tagte in Belem in den vergangenen Tagen das Weltforum „Theologie und Befreiung“, das sich mit der Entwicklung einer Theologie der „Nachhaltigkeit des Lebens auf der Erde“ beschäftigte. Zentrales Thema des bis 31. Januar dauernden Weltsozialforums sind Alternativen zu dem nach Meinung der Veranstalter gescheiterten Modellen der derzeitigen Form der Globalisierung und des Neoliberalismus. Eine zentrale Rolle werden Analysen zur globalen Finanzkrise und Vorschläge zur Veränderung des internationalen Finanzsystems spielen. Angemeldet sind mehr als 80.000 Teilnehmer aus 150 Ländern. - Das seit 2001 jährlich stattfindende Sozialforum versteht sich selber als alternativer Gegenentwurf zum gleichzeitig Weltwirtschaftsforum in Davos. (kap)

Vereinte Nationen

Generalsekretär Ban Ki-moon hat die neuerlichen Zusammenstöße zwischen sudanesischen Truppen und Rebellen in Darfur scharf kritisiert. In einer Pressemitteilung vom Montag forderte er beide Konfliktparteien zu einem sofortigen Ende der Kämpfe auf. - Unterdessen erklärte auch die neue Botschafterin der USA bei den Vereinten Nationen, Susan Rice, die Besorgnis von Präsident Obama angesichts des Völkermords in Darfur. Rice forderte, dass das volle Kontingent der von UNO und Afrikanischer Union geleiteten Minuad-Truppen in Darfur stationiert werden solle. Der seit Februar 2003 dauernde Bürgerkrieg im Westen des Sudan hat bislang 300.000 Todesopfer gefordert. (afp)


Die obigen Texte basieren auf unserer Nachrichtensendung Treffpunkt Weltkirche” täglich um 16 Uhr. Die Quellen unserer Nachrichtensendung sind u.a. die Agenturen Kna, Kathpress, Ansa, Efe, Afp, Kipa, Reuters, Ap, ADN-Kronos, Upi, Cns, Uca, Misna, Osservatore Romano – die Vatikanzeitung in deutscher Sprache, sowie vatikaninterne Quellen. Der Newsletter ist nur zur persönlichen Information bestimmt. Grundlage für Zitate oder Übernahmen aus unserem Programm kann nicht unser Internetauftritt oder der Newsletter, sondern nur unser Radio-Programm sein. Die jeweils aktuelle Nachrichten- oder Magazinsendung von Radio Vatikan können Sie u.a. auf unserer Internetseite hören.

 






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