RADIO VATIKAN - OFFIZIELLE WEBSEITE - Online-News 9.1.2013

Tagesmeldungen vom 9.1.2013

- D: Streit um Missbrauchsforschungsprojekt -
- Aufarbeitung von Missbrauchsfällen geht weiter -
- Kardinal Sandri besucht Christen in Ägypten -
____________________________________
Verantwortlich: P. Bernd Hagenkord SJ / Stefan von Kempis
Redaktion: Stefan von Kempis
Redaktionsschluss 16.00 Uhr
Die folgenden Texte basieren auf unserer
Nachrichtensendung „Treffpunkt Weltkirche“ täglich um 16 Uhr

____________________________________

ZUM STREIT UM DAS KIRCHLICHE FORSCHUNGSPROJEKT ZU MISSBRAUCH:

Deutschland: Streit um Missbrauchserforschung
Es sollte einer der Meilensteine bei der Aufarbeitung der Missbrauchsskandale sein: das Forschungsprojekt zu sexuellem Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige. Mitte Juli 2011, also ein Jahr nach Beginn der Aufdeckung der Missbrauchsskandale, stellten die deutschen Bischöfe das Projekt vor; es sollte vom Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen durchgeführt werden. Doch jetzt brechen die Bischöfe ihre Zusammenarbeit mit dem Institut „mit sofortiger Wirkung“ ab. Der Grund: Sie haben das Vertrauen zu dessen Leiter, dem Professor Christian Pfeiffer, verloren. (rv/vdd)
Hier mehr in Text und Ton

Bischof Ackermann: „Es geht nun einmal um sehr diffizile Fragen“
Der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, zeigte sich an diesem Mittwoch in einem Interview zur Krise um das groß angelegte Missbrauchs-Forschungsprojekt enttäuscht über das Ende der Zusammenarbeit mit dem Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen. Doch die Bischofskonferenz habe sich zu diesem Schritt gezwungen gesehen, da das Vertrauensverhältnis zum Leiter des Projekts, Christian Pfeiffer, leider völlig zerrüttet gewesen sei. Knackpunkt bei den Differenzen sei der Umgang mit den äußerst sensiblen Daten gewesen, die zur Erhebung der Studie nötig gewesen seien. Die Deutsche Bischofskonferenz sei aber weiter von der Notwendigkeit der Aufarbeitung überzeugt und werde in den kommenden Wochen Gespräche mit potentiellen neuen Partnern führen. (domradio)
Hier mehr in Text und Ton

Deutschland: Justizministerin warnt Kirche
Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger warnt die katholische Kirche vor einer halbherzigen Aufklärung des Missbrauchsskandals. Im Gespräch mit der „Süddeutschen Zeitung“ forderte sie die Bischöfe am Mittwoch zu einer externen wissenschaftlichen Aufarbeitung auf. „Der Vorwurf, Zensur und Kontrollwünsche behinderten eine unabhängige Aufarbeitung, sollte durch den Vorsitzenden der Bischofskonferenz schnell aus der Welt geschafft werden“, sagte sie in München. Der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz hat den Hannoveraner Kriminologen Pfeiffer unterdessen scharf kritisiert. Matthias Kopp warf Pfeiffer am Mittwoch Sprunghaftigkeit und mangelnde Seriosität vor. (rv/pm/kna)
Hier lesen Sie mehr über die Positionen der einzelnen Parteien

Eine Zensur findet nicht statt!
Es geht um Aufklärung, aber es geht auch um Vertrauen und um Rechtsgüter. Schnelles Fingerzeigen und laute „Zensur!“-Rufe bringen die Missbrauchs-Aufarbeitung nicht voran.
Ein Kommentar von Pater Bernd Hagenkord

____________________________________

WEITERE THEMEN DES TAGES:

Benedikt XVI.: „Glauben heißt: In Gottes Geheimnis eintreten“
Ein „heiliger Tausch“: Gott wird Mensch, „damit wir Kinder Gottes werden können“. Darüber hat Papst Benedikt an diesem Mittwoch bei seiner Generalaudienz meditiert. Er ging von einem Satz des Prologs im Johannes-Evangelium aus: „Das Wort ist Fleisch geworden.“„Das Wort, der ewige Sinn, der alles trägt und hält, ist einer unter anderen geworden, ist eingetreten in diese Geschichte. Das Wort Fleisch, dem hebräischen Sprachgebrauch gemäß, besagt hier: der Mensch in seiner Ganzheit, Leib und Seele, aber doch mit Betonung auf der Zerbrechlichkeit, der Armseligkeit dieses unseres Menschseins.“ (rv)
Hier mehr in Text und Ton

Vatikan/Israel: Hoffnung auf baldigen Abschluss der Verhandlungen
Die Verhandlungen zu einem Abkommen zwischen Israel und dem Heiligen Stuhl werden hoffentlich bald ihren Abschluss finden. Das sagte der neue apostolische Nuntius in Israel, Erzbischof Giuseppe Lanzarotto, im Interview mit Radio Vatikan. Die Verhandlungen, bei denen es unter anderem um die traditionelle Steuerbefreiung für kirchliche Nonprofit-Organisationen im Heiligen Land geht, werden seit 18 Jahren geführt, ohne dass bislang ein konkretes Ergebnis erzielt wurde. (rv)
Hier mehr in Text und Ton

Syrien: „Keine Chance mehr für Friedenslösung“
Er gehört zu den Letzten, die noch auf eine Verhandlungslösung in Syrien setzen: Papst Benedikt XVI. Vor Diplomaten hat er am Montag einen nationalen Dialog in dem Bürgerkriegsland angemahnt und gewarnt, bei einem Weitergehen des militärischen Konflikts werde es „nur Verlierer“ geben. Doch der deutsche Friedensforscher Thomas Hoppe hält die Zeit der Diplomatie in Syrien für abgelaufen. Dabei hatte er selbst noch vor wenigen Monaten ein Eingreifen der internationalen Gemeinschaft gefordert, um humanitäre Hilfe zu gewährleisten. (domradio)
Hier mehr in Text und Ton

____________________________________

UNSER FILMTIPP:

Der Geschmack von Rost und Knochen
Ein junger Mann reist mit seinem fünfjährigen Sohn von Nordfrankreich an die Côte d'Azur, zieht dort zur Familie seiner Schwester und nimmt einen Job als Türsteher an. Er lernt eine junge Waltrainerin kennen, die bei einem durch einen Orka verursachten Unfall beide Unterschenkel verliert. Obwohl der Mann weder Mitleid noch Mitgefühl empfindet, hilft er der jungen Frau ins Leben zurück. Das kraftvolle, mitunter wuchtig entwickelte (Melo-)Drama führt seine Handlungsstränge zu einem emotional aufwühlenden Ende zusammen und besticht durch außergewöhnliche Schauspielerleistungen in den beiden Hauptrollen. - Sehenswert ab 16. (FilmDienst)
Hier zur Rezension

____________________________________

DIE NACHRICHTEN:

Vatikan

„Johannes Paul II. wird sehr bald heilig gesprochen – wenn nicht noch in diesem Jahr, dann sicher im kommenden.“ Das sagte Kurienkardinal Giovanni Battista Re an diesem Mittwoch einer italienischen Nachrichtenagentur. Benedikt XVI. hatte seinen unmittelbaren Vorgänger auf dem Stuhl Petri im Mai 2011 auf dem Petersplatz selig gesprochen. Derzeit läuft im Vatikan das Verfahren für eine Heiligsprechung des aus Polen stammenden Karol Wojtyla, der von 1978 bis 2005 Papst war. Re war unter Johannes Paul zunächst Substitut im Staatssekretariat und später Präfekt der Bischofskongregation. (agi)

Vatikan/Ägypten
Kardinal Leonardo Sandri ist für eine Woche zu Besuch bei den katholischen Gemeinden in Ägypten. Am Montag und Dienstag besuchte der Präfekt der Ostkirchenkongregation das lateinische Vikariat und die Nuntiatur in Alexandrien. Dabei würdigte er den Einsatz der ägyptischen Ordensschwestern vom heiligen Herzen Jesu und sprach ihnen Mut zu: „Die Gesellschaft von heute ist zweifellos anders als jene von vor 100 Jahren. Aber es genügt, auf den Ort zu schauen, an dem eure Mission ihren Ursprung genommen hat - Ägypten, dieses gastfreundliche Land, das das Jesuskind aufgenommen hat“, so der Kardinal. Sandri plädierte in diesem Kontext für „neue Formen der Nächstenliebe, die die Situation erfordert“. Weiter ging er auf die Bedeutung der Bekehrung im Jahr des Glaubens ein. Am Mittwochabend trifft der Kardinal den koptisch-katholischen Patriarchen von Alexandria, Antonios Naguib. (rv)

Europa

Österreich
Unglücklich über die Weiterführung der Asylproteste mit Hungerstreik in der Wiener Votivkirche zeigt sich der Wiener Caritas-Direktor Michael Landau. Die Caritas sei bereits am 18. Dezember in die besetzte Kirche gerufen worden, um zu deeskalieren; seither biete sie den protestierenden Flüchtlingen Alternativen zur Unterbringung in der kalten Kirche an. Die Lage in dem Gebäude könne, so Landau im ORF, auf Dauer nicht befriedigend sein. Die Caritas wolle weiter „mit den Menschen im Gespräch bleiben“ und dabei auch Erreichtes deutlich machen - darunter etwa das Gespräch mit der Innenministerin oder die Thematisierung auch durch den Wiener Bürgermeister. Lösungen würden jedoch bei der Politik liegen, während der Caritas die Betreuung und das Anbieten von Hilfe obliege. (kap)

Belgien
Die Finanzierung von Kirchen und Moscheen in der belgischen Region Wallonien soll reformiert werden. Der zuständige Minister Paul Furlan plane einen „einheitlichen und zeitgemäßen Rechtsrahmen für alle Religionsgemeinschaften“, berichtet die Tageszeitung „Le Soir“ an diesem Mittwoch. Die in Wallonien gültigen Regelungen zur Kirchenfinanzierung stammten teilweise noch aus der Zeit vor 1900, so der Sozialist. Medienberichten zufolge will Furlan am Mittwoch der wallonischen Regierung seine Pläne vorlegen. - In Belgien werden die Kirchen nach der Enteignung im Zuge der Französischen Revolution vom Staat finanziert. Vor allem die Zunahme muslimischer Gebetsorte erfordere Neuregelungen, etwa auch in den Bereichen Städtebau oder Feuerschutz, erläuterte Furlan. (kna)

Afrika

Zentralafrika
Vertreter des zentralafrikanischen Präsidenten François Bozizé und der Rebellengruppierung Seleka sind zu den, für diesen Mittwoch angesetzten, Friedensverhandlungen erschienen. Diese finden in Libreville, im benachbarten Gabon, unter der Leitung der Zentralafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft statt. Das späte Erscheinen der Rebellen hatte zu Spekulationen geführt, dass die Gespräche doch in letzter Minute platzen würden. Die Rebellen, die seit Dezember vergangenen Jahres im Krieg mit der Zentralregierung sind, fordern von dieser die Einhaltung von Friedensverträgen aus den Jahren 2007 bis 2011. Die Lage in Zentralafrika wird von Beobachtern kritisch eingeschätzt. (afp/rv/bbc)

Tunesien
Die Justiz hat den Mörder des polnischen Salesianerpaters Marek Rubinsky verurteilt. Der 45-jährige Chokri Ben Mustapha Bel Sadek Besteri muss lebenslang in Haft. Der Ordensmann war am 18. Februar 2011, kurz nach Ausbruch des sogenannten „Arabischen Frühlings“, mit durchschnittener Kehle in der Salesianerschule von Manouba aufgefunden worden. Das Prozessende hatte sich verzögert, nachdem der Verurteilte auf Anraten der Anwälte sein früheres Geständnis widerrufen hatte. Pater Rubinsky wurde ermordet, weil sein Mörder einen Kredit in Höhe von ca. 1.000 Euro nicht zurückerstatten konnte, den er für den Kauf von Arbeitsmaterialien erhalten hatte. Der Täter hatte das Geld für andere Dinge ausgegeben. (fides)

Naher Osten

Irak
Die Ermordung einer Lehrerin im nordirakischen Mosul lässt die Ängste der christlichen Minderheit wieder hochkommen. Die chaldäische Christin ist das jüngste Opfer einer ganzen Reihe gezielter Anschläge gegen die schrumpfende christliche Gemeinde. Der prominenteste Fall war die Ermordung des chaldäisch-katholischen Erzbischofs von Mosul, Faraj Rahho, im Jahr 2008. Mosul ist als Hochburg des Wahhabismus bekannt, einer besonders extremen Auslegung des sunnitischen Islam, der vor allem von Saudi-Arabien gefördert wird. Der Terror hat zur massiven Flucht und Beeinträchtigung der christlichen Bevölkerung im Irak geführt. Die Regierung kann die Sicherheit der Christen nicht mehr garantieren. (rv)

Asien

Indien
Katholische Laienverbände in Indien lehnen die Todesstrafe und ebenso die chemische Kastration von Vergewaltigern ab. In einem Statement wenden sie sich gegen einen entsprechenden Gesetzesvorschlag. Todesstrafe oder Kastration seien „nicht mit der christlichen Position vereinbar“, so der Verband „Catholic Secular Forum“ (CSF) mit Sitz in Bombay. Die Regierung will mit dem Gesetz auf den Fall der 23-jährigen Studentin reagieren, die Mitte Dezember in Delhi von fünf jungen Männer vergewaltigt wurde und am Monatsende an den Folgen der Gewalt starb. In ihrem Memorandum an die indische Regierung fordern christliche Bewegungen, Aufklärungsunterricht als Pflichtfach an den staatlichen Schulen einzuführen. Zur Bekämpfung von Vergewaltigungen „muss die Mentalität der Schüler geändert werden“, wobei die Betonung „auf der Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau“ liegen müsse. (fides)

____________________________________

Die Quellen unserer Nachrichtensendung sind u.a. die Agenturen Kna, Kathpress, Ansa, Efe, Afp, Kipa, Reuters, Ap, Adnkronos, Upi, Cns, Ucanews, Misna, Kirche in Not, Osservatore Romano, – die Vatikanzeitung in deutscher Sprache, sowie vatikaninterne Quellen. Der Newsletter ist nur zur persönlichen Information bestimmt. Grundlage für Zitate oder Übernahmen aus unserem Programm kann nicht unser Internetauftritt oder der Newsletter, sondern nur unser Radio-Programm sein. Die jeweils aktuelle Nachrichten- oder Magazinsendung von Radio Vatikan können Sie u.a. auf unserer Internetseite hören.
____________________________________

Programmvorschau:

Heute Abend, 09.01.2013: Die Woche in Rom
Themen u.a.: Die Bischofsweihe von Georg Gänswein / Gerechtigkeit und Frieden: „Wahre Reformen verkürzen nicht den Sozialstaat“ / Die Generalaudienz

Donnerstag Abend, 10.01.2013: Kreuz des Südens
Themen u.a.: Der Papst würdigt Katholiken in Kambodscha / Syrien: Hilfe wäre möglich / Bahrein: Die Lage der Christen / Ägypten: Das Land braucht eine neue Revolution / Kardinal Sandri in Ägypten

Freitag Abend, 11.01.2013: Prisma-Magazin
Themen u.a.: Weihrauch ist vom Aussterben bedroht / „Das wichtigste Lebensmittel“: UNO-Konferenz zum Thema Wasser / Kirchenaustritts- und Mitgliedszahlen in Österreich

Samstag Abend, 12.01.2013: Unsere Woche
Katholische Schulen geraten in den Laizitätsstreit in Frankreich / Mit der Betrachtung zum Sonntag von Veronika Prüller Jagenteufel, Wien

___________________________________________

Nachrichtenarchiv von Radio Vatikan

Radio Vatikan sendet täglich:16.00 h „Treffpunkt Weltkirche“

20.20 Uhr „Magazin“

6.20 Uhr Wiederholung des „Magazins“ vom Vortag

Radio Vatikan ist außerdem zu hören bei:

· Radio Horeb um 16.00 und 18.00 Uhr, über ASTRA 1A - Tonunterträger von Pro7 (Frequenz 7.38 MHz - analog) und ZDF (7.56 MHz - digital). Im Kabel u.a.: München 89,6 / Augsburg 106,45 / Regensburg 101,8 / Rosenheim 101,5 / Kempten 103,6 / Luxemburg 100,5.
· Domradio Köln über Kabel im Erzbistum Köln und Satellit zwischen 18.00 Uhr und 20.00 Uhr.
· Radio Gloria über Kabel in der Schweiz und Satellit.
·
World-Radio-Network um 8.15, 9.30, 16.00, 19.00 und 0.45 Uhr MESZ, Tonunterträger von MTV-deutsch, (Frequenz 7.38 MHz).
· Radio Stephansdom um 19.40 Uhr, in Wien auf UKW 107,3 kHz, sowie im Kabel über 87,7 oder 105,0 MHz
· Radio Grüne Welle um 6.30, 10.00 und 16.00 Uhr, in Südtirol auf UKW 103,0 (Bozen) und 97,8 (Brixen)
· Radio Maria Österreich um 16.00 und 18.00 Uhr im Großraum Innsbruck auf UKW 104.8 und im Mostviertel/NÖ auf UKW 104.7. Im Kabel u.a. Telekabel Wien 102.7 MHz
· Radio Maria Schweiz um 16.00 und 18.00 Uhr kann in weiten Teilen der Deutschschweiz direkt aus der Luft empfangen werden

Im Internet:

Die deutschsprachigen Sendungen sind online live und auf Abruf zu hören unter: www.radiovaticana.de

Weitere Informationen hier

Das Vier-Monatsprogramm können Sie anfordern bei: Winfried Aufterbeck, Wiesenstr. 9a, D-40878 Ratingen.
- Tel.: 0 21 02 / 711711 Fax: 0 21 02 / 2 14 13, E-mail: aufterbeck@radiovaticana.de

Post: Radio Vatikan - sezione tedesca, I-00120 Città del Vaticano
Fax: 0039 - 06 - 6988 3844
e-Mail: deutsch@vatiradio.va