RADIO VATIKAN - OFFIZIELLE WEBSEITE - Online-News 8.7.2014

Tagesmeldungen vom 8.7.2014

- Reform des IOR: Phase eins beendet -
- „Es braucht Zuhören“: Der Papst und der Missbrauch -
- Vatikan stellt Haushalte vor -
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Verantwortlich: P. Bernd Hagenkord SJ / Stefan von Kempis
Redaktion: Nina Oezelt
Redaktionsschluss 16.00 Uhr
Die folgenden Texte basieren auf unserer
Nachrichtensendung „Treffpunkt Weltkirche“ täglich um 16 Uhr
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THEMEN DES TAGES:

Reform des IOR: „Wenn man eine Reform beginnt, dann kostet die auch“
Er habe gelernt, wie wichtig Transparenz ist. Das sagt der Präsident des vatikanischen Finanzinstitutes IOR, Ernst von Freyberg, im Interview mit Radio Vatikan. Das IOR stellte an diesem Dienstag zum zweiten Mal einen Jahresbericht vor und schließt damit die erste Phase seiner Reform ab. Diese Phase sei an den Start gegangen, um dem Papst Optionen zu geben, die Entscheidungen zur Zukunft des IOR zu treffen, das geschehe nun. Das Wichtigste sei, dass das IOR nun wisse, wer genau Kunde sei. Man habe sich jedes der 16.000 Konto einzeln angeschaut und dafür auch Fachwissen von außen dazu geholt. Nur sehr wenige Konten seien nicht korrekt gewesen, erklärt Freyberg. Eine Reihe der Konten habe man geschlossen, so steht es auch im Bericht, aber dafür gäbe es gute Erklärungen. (rv)
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Nach dem Treffen mit Missbrauchsopfern: „Es muss ein Beispiel für alle Bischöfe und Oberen sein“
Drei Stunden lang hat Papst Franziskus an diesem Montag, den 7. Juli, sechs ausgewählten Opfern von Missbrauch durch Priester zugehört. Die beiden Deutschen unter ihnen wurden von dem Jesuiten und Psychologie-Professor Pater Hans Zollner begleitet. Pater Bernd Hagenkord sprach mit Zollner über diese lange, intensive und emotionsgeladene Begegnung im Haus des Papstes. Es sei eine zunächst sehr angespannte Atmosphäre gewesen, so Pater Zollner. „Für mich ist die bewegendste Erkenntnis einfach, dass es diese Art von Zuhören braucht, um an diese Art von tiefer Verwundung und Verletzung überhaupt irgendwie heranzukommen und eine Möglichkeit zu finden, Vertrauen, das so bitterlich enttäuscht worden ist, wie jemand auch gesagt hat: zerstört worden ist, vielleicht in gewisser Weise wieder aufbauen zu können.“ (rv)
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Südsudan: Drei Jahre unabhängig - und tausend Sorgen
In Leuchtschrift war der Schriftzug „Free at last“ – Endlich frei - in der neuen Hauptstadt Juba zu lesen. Am 9. Juli 2011 feierte der Südsudan seine Unabhängigkeit nach fünf Jahrzehnten Krieg mit dem Norden. Lichter, Tänze, Trommeln – manche warteten ihr Leben lang auf diesen Moment. Nun sind drei Jahre vergangen nachdem Präsident Salva Kiir seinen Amtseid vor Zehntausenden Bürgern abgelegt hatte – und ein grausamer Bürgerkrieg hinterlässt täglich seine Spuren. Marina Peter, die sich seit 30 Jahren mit den Problemen des Sudans beschäftigt und derzeit für das ökumenische Netzwerk Sudan Focal Point im Bereich der politischen Analyse und im Kampf für die Friedens- und Menschenrechte tätig ist, war damals bei der Unabhängigkeitsfeier dabei. Sie berichtet von der damaligen Freude nach einer langen Geschichte von Unterdrückung. Und von den Sorgen des Landes heute. (rv)
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Indonesien: Ex-General gegen Ex-Möbelpacker
Eine junge muslimische Demokratie im indischen Ozean steht vor einer wichtigen Wahl. Indonesien, der riesige Inselstaat, entscheidet zwischen zwei sehr unterschiedlichen Kandidaten. Der amtierende Präsident Susilo Bambang Yudhoyono darf nach mehr als zehn Amtsjahren nicht mehr antreten. Seit dem Sturz der Suharto-Diktatur im Jahr 1998 gab es keine so eine wichtige Wahl im größten muslimischen Land der Welt, erklärt gegenüber Radio Vatikan Theophilus Bela, Präsident des Jakarta Christlichen Forums und Generalsekretär des Indonesischen Komitee für Religionen und Frieden. Wahlberechtigt sind rund 190 Millionen Bürgerinnen und Bürger. Sie können sich entscheiden zwischen dem volksnahen Gouverneur der Hauptstadt Jakarta, Loko Widodo, und Prabowo Subianto, einem dem Ex-General mit zweifelhafter Vergangenheit, wie seine Gegner sagen. Der 62jährige Prabowo absolviert eher kriegerisch wirkende Wahlkampfauftritte. Anders Loko Widodo, den viele Medien mit „Obama“ vergleichen. (rv)
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Nahost: Fast alle Muslime lehnen ISIS ab
Der Anführer der islamistischen Terror-Gruppe ISIS, Abou Bakr Al-Baghdadi, hat alle Muslime der Welt aufgerufen, ihn als geistliches Oberhaupt des Islam anzuerkennen und ihm zu gehorchen. Die Gruppe ISIS hatte vergangene Woche bereits ein sogenanntes Kalifat ausgerufen, also die Einführung eines islamischen Gottesstaates, der sich über den gesamten arabischen Raum erstreckt. Für islamische Gelehrte aus dem Nahen Osten sind die Ankündigungen Al-Baghdadis ein Affront und nicht hinnehmbar. Das sagt im Gespräch mit Radio Vatikan der libanesische Richter am sunnitischen Gerichtshof und ehemaliger Generalsekretär der obersten sunnitischen Gelehrteninstanz in Beirut, Mohamad Nokari. ISIS hätte gar nicht das Recht, im Namen des Islam zu sprechen oder ein Kalifat auszurufen. (rv)
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UNSERE LATEINNACHRICHTEN:

Jede Woche frisch: unsere Nachrichten auf Latein. Gero P. Weishaupt übersetzt für Radio Vatikan ausgewählte Meldungen unseres Programms. (rv)
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DIE NACHRICHTEN:

Vatikan

Der Haushalt des Heiligen Stuhls schließt für das Jahr 2013 mit einem Defizit von knapp 24,5 Millionen Euro ab. Das teilte der Vatikan am Dienstag mit. Der Verlust ergebe sich vor allem aus der Verminderung des Goldwertes, die mit 14 Millionen Euro zu Buche schlage. Größter Ausgabenposten waren laut der Mitteilung mit 125 Millionen Euro die Löhne und Gehälter für 2.886 Empfänger. Der Haushalt des vatikanischen Governatorats, der unabhängig vom Heiligen Stuhl geführt wird, schloss 2013 mit einem Aktivsaldo von 33 Millionen Euro. Das sind 10 Millionen mehr als im Vorjahr. Aus den beiden Bilanzen von Heiligem Stuhl und der Verwaltungsbehörde des Vatikan ergeben sich Überschüsse von knapp 10 Millionen Euro. Zum Jahresende beschäftigte die Verwaltungsbehörde des Vatikan den Angaben zufolge 1.951 Personen. Die Beiträge aus der Weltkirche an den Heiligen Stuhl entsprachen mit gut 22,4 Millionen Euro etwa denen von 2012. Rund 54 Millionen Euro steuerte die Vatikanbank IOR bei. Das Governatorat ist der Verwaltungsapparat für die täglichen Amtsgeschäfte im Vatikanstaat. Dessen Leitung liegt in den Händen der Päpstlichen Kommission für den Staat der Vatikanstadt. (kna)

Europa

Deutschland
Fachleute aus Kirche und Medizin fordern ein Umdenken beim Thema Sterbehilfe. Statt das Recht auf Selbsttötung gesetzlich möglichst breit zu verankern, sollten Gesellschaft und Politik für eine würdevolle Begleitung Todkranker sorgen. Das betonten am Montag die Herausgeber eines neuen wissenschaftlichen Bandes zu diesem Thema. Der katholische Moraltheologe und Mitbegründer der sogenannten „Spiritual Care“, Gerhard Höver, sagte: „Sterbebegleitung ist Vertrauenssache. Und Spiritualität ist dabei nicht nur ein Element, sondern das tragende Dach der Hospizbewegung“. Darüber hinaus sei es wichtig, dass Pflegeteams die Familien bis über den Tod des Patienten hinaus begleiten. (kna)

Schweiz/Vatikan
Sitten hat einen neuen Bischof: Jean-Marie Lovey, den Propst der Augustiner-Chorherren vom Großen Sankt Bernhard. Das teilte der Vatikan an diesem Dienstag mit. Der 64 Jahre alte Lovey wird Nachfolger von Bischof Norbert Brunner, ehemaliger Präsident der Schweizer Bischofskonferenz. Brunner ist 72 Jahre alt, er hatte vor gut einem Jahr seinen Amtsverzicht bekannt gegeben, die Diözese jedoch als Administrator weiterhin geleitet. Gegenüber Journalisten sagte der neu ernannte Bischof, er gehe mit Vertrauen auf die Zukunft in das Amt. Ein Datum für die Bischofsweihe und den Amtsantritt stehen noch nicht fest, müssen aber gemäß Kirchenrecht innerhalb von drei Monaten erfolgen. (rv/kipa)

Ukraine
Ein 42jähriger griechisch-katholischer Priester ist in der ostukrainischen Stadt Donezk entführt worden. Tichon Kulbaka werde seit Freitag vermisst. In der Millionenstadt Donezk wird seit Tagen gekämpft, nachdem sich die Separatisten aus den umliegenden Gebieten in die Stadt geflüchtet sind. Griechisch-katholische Priester und Gläubige der mit Rom unierten Ostkirche gelten bei den Separatisten als „Verräter“, da ihre Kirche die Maidan-Proteste im Frühling unterstützt hatte. Kulbaka selber organisierte bisher täglich ökumenische Friedensgebete auf dem Verfassungsplatz von Donezk. Er hatte die Separatisten mehrfach kritisiert. (risu/kap)

Naher Osten

Keine weiteren Mittel aus Deutschland für den Mauer- und Siedlungsbau Israels im besetzen Palästina: Das fordert die internationale katholische Organisation der Friedensbewegung „Pax Christi“ von der deutschen Regierung. Zum zehnten Jahrestag des sogenannten „Mauergutachtens“ ermahnt Pax Christi Drittstatten wie Deutschland, derartige völkerrechtswidrige Situationen nicht zu billigen. Das Mauergutachten wurde im Jahr 2004 vom Internationalen Gerichtshof in Den Haag beschlossenen und von der UN-Vollversammlung angenommen. In den Grundsätzen des Gutachtens wird Israel dazu aufgefordert, den Mauerbau zu beenden, bestehende Bauten abzureißen, Enteignungen rückgängig zu machen sowie Entschädigungen für entstandene Schäden zu leisten. (pm)

Asien

Indien
Die indische Hilfsorganisation „Rescue Foundation“ hat in den vergangenen zwanzig Jahren mehr als 5.000 Zwangsprostituierte aus den Händen von Menschenhändlern befreit. Die meisten von ihnen seien minderjährig, rund zwanzig Prozent HIV positiv. Das sagte die Präsidentin der Organisation im Interview mit der KNA. „Manche Mädchen werden bis zu 35 Mal am Tag vergewaltigt“, so die Präsidentin. Derzeit sammelt die Organisation für ein weiteres Schutzzentrum in der Millionen-Stadt Delhi. Finanziell unterstützt wird die Nichtregierungsorganisation dabei vom Kindermissionswerk „Die Sternsinger“. (kna)

China
Mindestens 20 Millionen Jugendliche aus ländlichen Teilen Chinas haben die Schule verlassen, um in Städten Arbeit zu finden. Sie folgten damit dem Vorbild ihrer Eltern, die oft als Wanderarbeiter tätig sind. Das ergab eine Studie des Professors Liu Chengbin, einem Soziologen der Huazhong Universität für Wissenschaft und Technik. Die Studie zeigte weiter, dass sich viele der Jugendlichen dadurch eine Erweiterung ihres Horizonts und neue Erfahrungen erhofften. Aus der Sicht der Eltern, sagt Professor Liu, koste die Fortsetzung ihrer Schul- oder gegebenenfalls auch Hochschulausbildung nicht nur ein Vermögen, sondern garantierten darüber hinaus keinesfalls später einmal einen sicheren Arbeitsplatz. Tatsächlich berichten Chinesische Zeitungen nicht selten über Absolventen, die arbeitslos bleiben oder als Putzkraft arbeiten. Für Professor Liu besteht die größte Sorge allerdings darin, dass solche Schulabbrecher in die Kriminalität abrutschen könnten. (asianews)

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Die Quellen unserer Nachrichtensendung sind u.a. die Agenturen Kna, Kathpress, Ansa, Efe, Afp, Kipa, Reuters, Ap, Adnkronos, Upi, Cns, Ucanews, Misna, Kirche in Not, Osservatore Romano, – die Vatikanzeitung in deutscher Sprache, sowie vatikaninterne Quellen. Der Newsletter ist nur zur persönlichen Information bestimmt. Grundlage für Zitate oder Übernahmen aus unserem Programm kann nicht unser Internetauftritt oder der Newsletter, sondern nur unser Radio-Programm sein. Die jeweils aktuelle Nachrichten- oder Magazinsendung von Radio Vatikan können Sie u.a. auf unserer Internetseite hören.
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Programmvorschau:

Heute Abend, 08.07.2014: Radioakademie
Klartext:
Papst Franziskus im Gespräch mit jungen Leuten – Teil 3

Sonntag Abend, 13.07.2014: Zur Zukunft des vatikanischen Geldinstitutes IOR
Interview mit dem Finanzmanager und scheidenden IOR-Präsidenten Ernst von Freyberg / Papst Franziskus hört Missbrauchsopfern zu: Interview mit Pater Hans Zollner SJ, der die Opfer durch das Treffen begleitet hat

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Nachrichtenarchiv von Radio Vatikan

Radio Vatikan sendet täglich:16.00 h „Treffpunkt Weltkirche“20.20 Uhr „Magazin“6.20 Uhr Wiederholung des „Magazins“ vom Vortag

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·
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Im Internet:

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