RADIO VATIKAN - OFFIZIELLE WEBSEITE - Online-News 9.6.2014

Tagesmeldungen vom 9.6.2014

- Papst an Peres und Abbas: „Frieden braucht Mut“ -
- Reaktionen aus Nahost: „Neue Horizonte eröffnet“ -
- Italiens Presse: „Historische Begegnung im Vatikan“ -
____________________________________
Verantwortlich: P. Bernd Hagenkord SJ / Stefan von Kempis
Redaktion: Nina Oezelt
Redaktionsschluss 16.00 Uhr
Die folgenden Texte basieren auf unserer
Nachrichtensendung „Treffpunkt Weltkirche“ täglich um 16 Uhr
____________________________________

FRIEDENSGEBETE IM VATIKAN:

Die Bilder sind um die Welt gegangen: Drei Männer, die sich umarmen, sich die Hände reichen und die mit dieser Geste den Willen und den Mut zum Frieden im Nahen Osten und auf der ganzen Welt zeigen. Das Friedenstreffen von Papst Franziskus mit dem israelischen und palästinensischen Präsidenten, Shimon Peres und Mahmud Abbas, in Anwesenheit des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. und des Franziskanerkustos des Heiligen Landes Pater Pierbattista Pizzaballa hat am Sonntagabend bei strahlendem Sonnenschein in den Vatikanischen Gärten stattgefunden. (rv)

Papst: „Spirale des Hasses durchbrechen“
Während des 90-minütigen Gebetstreffens in den Vatikanischen Gärten forderte der Papst von beiden Seiten den Mut, die Verhandlungen wieder aufzunehmen. Die „Spirale des Hasses und der Gewalt“ müsse durchbrochen werden, so Franziskus. Um Frieden zu schaffen, sei weit mehr Mut erforderlich als zum Kriegführen. „Es braucht den Mut, Ja zu sagen zur Begegnung und Nein zur Auseinandersetzung; Ja zum Dialog und Nein zur Gewalt; Ja zur Verhandlung und Nein zu Feindseligkeiten; Ja zur Einhaltung der Abmachungen und Nein zu Provokationen“, sagte der Papst. Er hoffe, dass diese Begegnung der Beginn eines neuen Weges sei, auf der Suche nach dem, was beide Parteien eine. Franziskus beendete seine kurze Ansprache mit dem Ausruf „Schalom, Pace, Salam“. (rv/kna)
Hier lesen Sie die Rede des Papstes
Hier finden Sie die Friedensgebete

Peres und Abbas: Die Ansprachen bei den Friedensgebeten
Shimon Peres rief Israelis und Palästinenser zu Kompromissen und Opfern für den Frieden auf. „Wir müssen den Schmerzschreien, der Gewalt und dem Konflikt ein Ende setzen“, so der Präsident Israels wörtlich. Beide Parteien müssten hierbei Partner auf Augenhöhe sein, es müsse um einen „Frieden zwischen Gleichen“ gehen. Mahmud Abbas erbat in seiner Ansprache im Namen von Muslimen und Christen von Gott einen gerechten Frieden zwischen Israelis und Palästinensern. Er forderte die Achtung von Freiheit und Menschenwürde in einem „souveränen und unabhängigen Staat“ der Palästinenser. Palästina und insbesondere Jerusalem müssten für Juden, Christen und Muslime sowie für allen anderen Besucher ein sicherer Ort für Gebet und Gottesdienst sein. (rv/kna)
Hier mehr in Text und Ton

Reaktionen aus Nahost: „Papst öffnet neue Horizonte“
Die Friedens-Anrufung im Vatikan stößt auf positive Reaktionen im Heiligen Land: Die Einladung des Papstes sei „unerwartet“ und gleichzeitig „eine große Geste“ gewesen, urteilt Pater David Neuhaus vom Lateinischen Patriarchat in Jerusalem, im Gespräch mit Radio Vatikan. Neuhaus ist für die Hebräisch sprechenden Katholiken zuständig; aus seiner Sicht haben die Friedensgebete von Rom „neue Horizonte“ eröffnet. Der Patriarchalvikar für Jerusalem, William Shomali, hofft nun, dass es zu weiteren Friedensgebeten mit Israelis und Palästinensern kommen wird. „Ich hoffe deshalb von ganzem Herzen, dass das nächste Friedensgebet hier in Jerusalem stattfinden wird“, so Shomali gegenüber Radio Vatikan. (rv)
Hier mehr in Text und Ton

Die Presse zu den Friedensgebeten von Rom
In der italienischen Presse wird der Begegnung im Vatikan viel Platz eingeräumt. Sie zeichnet das Gebetstreffen als „historische Begegnung“. Der „Corriere della Sera“ titelt: „Mut des Friedens – Papst drängt Peres und Abu Mazen zur Umarmung“. Ernüchternd ist das Urteil der wichtigsten Zeitungen in Jerusalem über die Begegnung im Vatikan. Die „Jerusalem Post“ unterstreicht den sehr „formalen“ Charakter der Begegnung im Vatikan. Es sei das erste Mal seit über einem Jahr gewesen, dass sich Mahmud Abbas und Shimon Peres öffentlich getroffen hätten. Der Vatikan habe im Vorfeld versucht, zu hohe Erwartungen zu dämpfen – und in der Tat habe es keinen Durchbruch in Rom gegeben, so die „Jerusalem Post“: Signale eines möglichen Kompromisses im Konflikt habe es allerdings nicht gegeben, urteilt die Zeitung. (rv)
Hier mehr in Text und Ton

____________________________________

DIE NACHRICHTEN:

Vatikan

Bei der Papstmesse in der Casa Santa Marta hat Franziskus die Bedeutung der Seligpreisungen hervorgehoben. Die seien „das Programm des christlichen Lebens“, so der Papst in seiner Predigt bei der Morgenmesse. Es seien wenige und kurze Worte, aber sie seien praktisch, genauso wie die christliche Religion, ergänzte er. Diese Seligpreisungen sind ein bekannter Abschnitt der Bergpredigt in Matthäusevangelium Kap.5 (3-12). Der Papst wiederholte – ähnlich wie in seiner Ansprache bei dem Friedenstreffen am Sonntagabend in den Vatikanischen Gärten – „dass wir Mut brauchen“ würden, um den Hass zu besiegen. (rv)
Hier mehr in Text und Ton
Der Papst hat am Montag Francis Gurry
, Leiter der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO), im Vatikan empfangen. Über den Inhalt des Gespräches äußerte der Vatikan sich nicht. Die WIPO wurde 1967 mit dem Ziel gegründet, den Schutz von Urheberrechten weltweit zu fördern. Rund um den Vatikan kommt es immer wieder zu Vorfällen der Urheberrechts-Missachtung. 2011 nutzte der italienische Bekleidungshersteller „Benetton“ ohne Rücksprache mit dem Vatikan ein Bild, das Benedikt XVI. zeigte, für Werbezwecke. Darauf küsste der emeritierte Papst den Großscheich der Kairoer Al-Azhar-Universität auf den Mund. Nach juristischem Einschreiten durch den Vatikan zog Benetton die Werbekampagne zurück. (kna)
Am Sonntag besucht Franziskus Sant´Egidio in Rom.
Die katholische Basisgemeinschaft, die Ableger in vielen Ländern der Welt hat, kündigte folgende Programmpunkte an: Ein Zusammentreffen des Papstes mit Armen und Behinderten in der Kirche Santa Maria in Trastevere, danach ein privater Besuch am nahegelegenen Hauptsitz von Sant´Egidio. Papst Benedikt XVI. hatte 2009 bereits die Armenküche der Gemeinschaft besucht. Sant´Egidio wurde 1968 in Trastevere von dem Historiker Andrea Riccardi gegründet und widmet sich karitativer Arbeit, der Ökumene, dem Dialog der Religionen und der Vermittlung in Bürgerkriegsgebieten. Die Gemeinschaft zählt 60.000 Mitglieder in 70 Ländern. (kna)
Zwei italienische Priester,
die in den vierziger Jahren Opfer der SS wurden, kommen ihrer Seligsprechung näher. Der diözesane Prozess für Giuseppe Bernardi (1897-1943) und Mario Ghibaudo (1920-1943) ist abgeschlossen, das Dossier geht nun an den Vatikan, zum zweiten Teil des Seligsprechungs-Verfahrens. Beide Priester sind im Zweiten Weltkrieg von der SS-Division „Leibstandarte Adolf Hitler“ ermordet worden. Es war das erste Massaker nach der deutschen Besetzung von Italien 1943. Der Seligsprechungsprozess war im Mai 2013 von der Diözese Cuneo-Fossano eingeleitet worden. (kna)

Europa

Europäische Union
Der Europäische Jüdische Kongress (EJC) verlangt, Jean-Marie Le Pen für extremistische Äußerungen gegen Juden zu bestrafen. Nachdem der jüdische französische Sänger Patrick Bruel die rechtsextreme Partei des Front-National-Politikers kritisierte, hatte Le Pen entgegnet: „Nächstes Mal stecken wir ihn in den Ofen.“ Für EJC-Präsident Moshe Kantor spiegelt diese Äußerung „das wahre Gesicht der extremen Rechten Europas“ wider; es sei nach wie vor von Fremdenhass und Antisemitismus geprägt. Kantor fordert von der Europäischen Union, die parlamentarische Immunität Le Pens aufzuheben, damit eine Strafverfolgung in Gang gesetzt werden könne. 1997 war die Immunität Le Pens schon einmal aufgehoben worden, nachdem er den Holocaust als ein „Detail“ der Weltgeschichte bezeichnet hatte. (kna)

Deutschland/Vatikan
Reinhard Schweppe, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland beim Vatikan, war an diesem Montag zu seinem Abschiedsbesuch bei Papst Franziskus. Schweppes Amtszeit läuft in diesem Monat aus. Er habe dem Papst berichtet, wie positiv die Bundesregierung die zunehmenden diplomatischen Initiativen des Vatikans wahrnehme, zuletzt die Initiative zu den Friedensgebeten im Vatikan, so Schweppe gegenüber Radio Vatikan. Insgesamt nehme man das Pontifikat interessiert wahr. Schweppe war seit 2011 Botschafter im Vatikan, er trat seinen Dienst direkt nach der Papstreise Benedikts XVI. nach Deutschland an. Es ist der letzte Botschafterposten für Schweppe, er geht anschließend in Ruhestand. (rv)

Afrika

Ägypten
Der neue Präsident Abdel Fattah al-Sisi hat bei seiner Amtseinführung am Sonntag die wichtige Rolle der koptischen Kirche in der ägyptischen Gesellschaft gewürdigt. In seiner Rede an die Nation sprach al-Sisi, ein früherer General, ausführlich „von der herausragenden Rolle der Kopten in der ägyptischen Geschichte“. Die koptische Kirche könne zusammen mit der sunnitischen Universität al-Azhar in Kairo „einen wichtigen Beitrag leisten, um den religiösen Diskurs von den Instrumentalisierungen zu befreien, die er in den letzten Jahren erfahren hat“, so al-Sisi. Eine so breite Würdigung der koptischen Christen, welche ungefähr zehn Prozent der Bevölkerung ausmachen, hat es aus dem Mund eines ägyptischen Staatschefs noch nie gegeben. (rv)

Nigeria
Sanusi Lamido Sanusi ist der neue Emir von Kano. Sanusi war ehemaliger Chef der nigerianischen Zentralbank. Das Amt des Emir gilt in Nigeria als das zweithöchste Oberhaupt der nigerianischen Muslime. Unter anderem ist es seine Aufgabe, Spannungen zwischen Christen und Muslimen zu schlichten. Der 52-jährige Sanusi ist wegen „Rücksichtslosigkeit und Fehlverhalten“ als Chef der Zentralbank von Präsident Goodluck Jonathan entlassen worden. Zuvor hatte Sanusi mehrfach die Korruptionsbekämpfung der Regierung kritisiert. (kna)

____________________________________

Die Quellen unserer Nachrichtensendung sind u.a. die Agenturen Kna, Kathpress, Ansa, Efe, Afp, Kipa, Reuters, Ap, Adnkronos, Upi, Cns, Ucanews, Misna, Kirche in Not, Osservatore Romano, – die Vatikanzeitung in deutscher Sprache, sowie vatikaninterne Quellen. Der Newsletter ist nur zur persönlichen Information bestimmt. Grundlage für Zitate oder Übernahmen aus unserem Programm kann nicht unser Internetauftritt oder der Newsletter, sondern nur unser Radio-Programm sein. Die jeweils aktuelle Nachrichten- oder Magazinsendung von Radio Vatikan können Sie u.a. auf unserer Internetseite hören.

____________________________________

Programmvorschau:

Dienstag Abend, 10.6.2014: Radio-Akademie zum Apostolischen Schreiben „Evangelii gaudium“ von Papst Franziskus
In dieser Folge: Magdalena Holztrattner, Leiterin der Katholischen Sozialakademie, Wien

__________________________________________

Nachrichtenarchiv von Radio Vatikan

Radio Vatikan sendet täglich:16.00 h „Treffpunkt Weltkirche“20.20 Uhr „Magazin“6.20 Uhr Wiederholung des „Magazins“ vom VortagRadio Vatikan ist außerdem zu hören bei:

· Radio Horeb um 16.00 und 18.00 Uhr, über ASTRA 1A - Tonunterträger von Pro7 (Frequenz 7.38 MHz - analog) und ZDF (7.56 MHz - digital). Im Kabel u.a.: München 89,6 / Augsburg 106,45 / Regensburg 101,8 / Rosenheim 101,5 / Kempten 103,6 / Luxemburg 100,5.
· Domradio Köln über Kabel im Erzbistum Köln und Satellit zwischen 18.00 Uhr und 20.00 Uhr.
· Radio Gloria über Kabel in der Schweiz und Satellit.
·
World-Radio-Network um 8.15, 9.30, 16.00, 19.00 und 0.45 Uhr MESZ, Tonunterträger von MTV-deutsch, (Frequenz 7.38 MHz).
· Radio Stephansdom um 19.40 Uhr, in Wien auf UKW 107,3 kHz, sowie im Kabel über 87,7 oder 105,0 MHz
· Radio Grüne Welle um 6.30, 10.00 und 16.00 Uhr, in Südtirol auf UKW 103,0 (Bozen) und 97,8 (Brixen)
· Radio Maria Österreich um 16.00 und 18.00 Uhr im Großraum Innsbruck auf UKW 104.8 und im Mostviertel/NÖ auf UKW 104.7. Im Kabel u.a. Telekabel Wien 102.7 MHz
· Radio Maria Schweiz um 16.00 und 18.00 Uhr kann in weiten Teilen der Deutschschweiz direkt aus der Luft empfangen werden

Im Internet:

Die deutschsprachigen Sendungen sind hier online live und auf Abruf zu hörenWeitere Informationen hierUnseren aktuellen Programmflyer können Sie anfordern bei:
Ulrich Knop, Im Hafer 2, D-71636 Ludwigsburg, Tel./Fax: 0049 (0) 7141 - 43212, Email: programm@radiovatikan.de
oder hier zum downloaden

Post: Radio Vatikan - sezione tedesca, I-00120 Città del Vaticano
Fax: 0039 - 06 - 6988 3844
e-Mail: deutsch@vatiradio.va