RADIO VATIKAN - OFFIZIELLE WEBSEITE - Online-News 17.11.2014

Tagesmeldungen vom 17.11.2014

- Papst warnt vor „kirchlichem Mikroklima“ -
- Kardinal Müller für familienfreundlichere Arbeitswelt  -
- Kardinal Koch: „1989 war kein Vorteil für Ökumene“ -
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Verantwortlich: P. Bernd Hagenkord SJ / Stefan von Kempis
Redaktion: P. Bernd Hagenkord SJ
Redaktionsschluss 16.00 Uhr
Die folgenden Texte basieren auf unserer
Nachrichtensendung „Treffpunkt Weltkirche“ täglich um 16 Uhr
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TOP-THEMEN AUS DEM VATIKAN:

Papstpredigt: Warnung vor „kirchlichem Mikroklima“
Wenn Christen zwar Jesus nahe sein wollen, nicht aber den Armen und Vernachlässigten in der Welt, dann entsteht ein „kirchliches Mikroklima“, das nichts mit Kirche zu tun hat. Das sagte Papst Franziskus bei seiner Predigt während der Morgenmesse an diesem Montag. Die Versuchung, sich in einem solchen Mikroklima zu isolieren, begegne der Kirche in jeder Epoche der Geschichte. Immer wieder bildeten Gläubige „eine Gruppe mit einer falschen Kirchlichkeit des Privilegs der Nähe zum Herrn“. Die Gefahr sei groß, dass sie „ihre erste Liebe vergessen, diese Liebe, die wir alle gespürt haben, als uns der Herr das erste Mal gerufen hat“, so der Papst. (rv)
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Papst: „Kein einheitliches Modell für Beziehungen“
Wenn die Kirche über Ehe und Familie spricht, dann darf sie nicht in die Falle von Ideologien geraten. Das sagte Papst Franziskus an diesem Montag in seiner Eröffnungsansprache für einen interreligiösen Kongress zu Ehe und Familie im Vatikan. Familie sei in der Regel der Ort, an dem Menschen zuerst „Werte und Ideale einatmen“. Zwar komme es in Familien oft zu Spannungen, doch seien Familien auch „der Bereich, an dem diese Spannungen gelöst werden“. Die Kirche betone die „Komplementarität von Mann und Frau“; doch man dürfe nicht so tun, „als ob alle Beziehungen zwischen den Geschlechtern auf ein einheitliches und statisches Modell zurückgehen“. Franziskus kündigte an, zum Weltfamilientreffen im September 2015 nach Philadelphia in die USA zu reisen. (rv)
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Kardinal Müller: „Wir dürfen uns das positive Wort Gender nicht rauben lassen“
Es braucht ein Nachdenken über das „Zueinander von Mann und Frau“ in der Kirche und den öffentlichen Institutionen. Das betont der Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, im Interview mit Radio Vatikan. Anne Preckel sprach mit ihm an diesem Montag am Rande des interreligiösen Kolloquiums zum Thema „Die Komplementarität von Mann und Frau“ im Vatikan. Die Leiblichkeit des Menschen und seine seelisch-geistige Ausrichtung seien nicht voneinander zu trennen, betonte der deutsche Kurienkardinal mit Blick auf die sog. „Gender-Theorie“. „Wir dürfen uns das positive Wort Gender nicht rauben lassen!“ Weiter sprach er sich für familienfreundlichere Verhältnisse in der Arbeitswelt aus. (rv)
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Kardinal Koch: 89er-Wende war „kein Vorteil für die Ökumene“
„Die Wende in Europa 1989 war kein Vorteil für die Ökumene.“ Das sagte der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates, Kardinal Kurt Koch, am Montag im Radio-Vatikan-Interview. Nach dem Fall der Mauer seien die orientalisch-katholischen Kirchen, die Stalin verboten hatte, „wieder zum Vorschein“ gekommen: „Und von orthodoxer Seite kam daraufhin wieder der alte Vorwurf von Uniatismus und Proselytismus.“ Der Schweizer Kurienkardinal beklagt auch die „vielen ökumenischen Irritationen“, die unlängst durch „diese politischen Auseinandersetzungen“ in der Ukraine aufgekommen seien. „Wir haben immer wieder große Anklagen von russisch-orthodoxer Seite gehört. Dass es deswegen zu ökumenischen Spannungen kommt, finde ich sehr schade.“ (rv)
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WEITERE TOP-THEMEN:

El Salvador: Gedenken an die 1989 ermordeten Jesuiten
Die Kirche in El Salvador denkt in diesen Tagen an acht Mordopfer, die vor genau 25 Jahren durch Militärs hingerichtet wurden. Am 16. November 1989 waren Soldaten der Armee in die Kommunität der Jesuiten an der Universität in San Salvador eingedrungen, hatten sechs Padres und zwei Mitarbeiterinnen gezwungen, sich auf den Rasen vor dem Haus zu legen und sie dann erschossen. Die Morde führten der Welt die Brutalität des Bürgerkrieges in Zentralamerika vor Augen, sagt der Jesuit Michael Czerny, der damals in El Salvador arbeitete und heute den Päpstlichen Friedensrat berät. (rv)
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Flüchtlinge in Jordanien: Alles verloren außer dem Glauben
Jordanien ist für viele christliche Flüchtlinge aus dem Irak zum Ort der letzten Hoffnung geworden. Monsignore Roberto Cona von der Päpstlichen Nuntiatur in Amman hofft, dass westliche Länder noch mehr Flüchtlinge aufnehmen; im gleichen Atemzug fordert er aber auch, es müsse alles getan werden, um die Existenz der Christen im Nahen Osten zu sichern. Cona erklärt, die Botschaft des Vatikans halte in Amman Kontakt zu den anderen Botschaften und weise diese immer wieder auf die Problematik der irakischen Flüchtlinge hin. (rv)
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Ukraine: „Religion war Herzstück der Maidan-Revolution“
Vor genau einem Jahr begannen die Proteste auf dem Kiewer Maidan-Platz. 365 Tage später lässt sich auch belegen, dass die Kirchen damals an vorderster Front waren, wie Ostkirchen-Fachmann P. Peter Galadza vom „Andriy Sheptytsky-Institut“ im kanadischen Ottawa betont. „Im Unterschied zu vielen westlichen Gesellschaften, bei denen die Religion an den Rand von politischen Protesten gestellt wird, war und ist das in der Ukraine komplett anders“, so Galadza gegenüber Radio Vatikan. Heute wollen Religionsführer in der Ukraine aus seiner Sicht „vor allem mithelfen, einen neuen Staat mitaufzubauen“. (rv)
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DIE NACHRICHTEN:

Vatikan

Papst Franziskus fährt im September 2015 zum Weltfamilienkongress in die USA. Das kündigte er bei einem Kongress im Vatikan an diesem Montag an. Der achte Weltfamilienkongress findet in Philadelphia statt, ihm wird besondere Bedeutung zugemessen, weil er einige Wochen vor der nächsten Bischofssynode stattfinden wird, die ebenfalls die Familie zum Thema haben wird. Papst Benedikt XVI. war zwei Mal zu einem Familienkongress gefahren, zuletzt 2012 nach Mailand. Das VIII. Welttreffen der Familien 2015 findet vom 22. bis 27. September statt. (rv)
Zu einem Kurzbesuch war Papst Franziskus vergangenen Sonntag in der päpstlichen Sommerresidenz Castelgandolfo in den Albaner Bergen. Anlass war die Einweihung von zwei Metallskulpturen des argentinischen Künstlers Alejandro Marmo. Nach einem Mittagessen in der Mühle auf dem Bauernhof des Anwesens, traf er zunächst eine Gruppe von Argentiniern, bevor er die Skulpturen segnete. Seine Rückfahrt unterbrach der Papst kurz, um Kardinal Jorge Maria Mejia zu besuchen, der sich zur Rekonvaleszenz in der Klinik Pio XI. in Rom befindet. Kardinal Mejia war früher Archivar und Bibliothekar der Kurie. (rv)
Ein früherer Finanzchef der römischen Basilika S. Maria Maggiore ist von der Justiz des Vatikanstaats wegen Betrugs zu drei Jahren und zwei Monaten Haft verurteilt worden. Der polnische Geistliche Bronislaw Morawiec soll rund 200.000 Euro aus dem Etat des Gotteshauses veruntreut haben. Der Richterspruch erfolgte in erster Instanz. Da Morawiec Einspruch erhoben hat, ist das Urteil noch nicht rechtskräftig. Die vatikanische Wirtschaftspräfektur war bei einer Untersuchung der Bilanzen von Maria Maggiore auf Unregelmäßigkeiten gestoßen. Im Jahr 2009 soll der Geistliche demnach für einen Wohnungskauf Gelder zu Lasten der Basilika abgezweigt haben. Auf Anordnung des Erzpriesters von Maria Maggiore, Kardinal Abril y Castello Santos, wurden daraufhin Untersuchungen eingeleitet. (kna)
Die Familie ist das Fundament der Gesellschaft: Das betonte Papst Franziskus am Montag in einer Ansprache an Bischöfe aus Sambia, die zu Besuch in Rom sind. Der Papst forderte die Bischöfe auf, dieses Fundament in besonderer Weise zu schützen und junge Menschen und Paare in ihrem Glauben zu bestärken. Von Armut gehe die größte Gefahr für den Glauben aus, betonte Franziskus. Denn diese mache anfällig „für leere Versprechen, die in schwierigen Zeiten schnelle Hilfe zu bieten scheinen“. Papst Franziskus lobte die Entwicklung der Kirche in Sambia und ermutigte die Bischöfe, weiterhin das Evangelium zu verbreiten. Dies sei eine nie endende Aufgabe, zitierte Franziskus aus seinem Apostolischen Schreiben Evangelii Gaudium vom Herbst letzten Jahres: „Es ist dringend notwendig, die Kulturen zu evangelisieren, um das Evangelium zu inkulturieren. (…) Jede Kultur und jede gesellschaftliche Gruppe bedarf der Läuterung und der Reifung.“ (rv)

Europa

Deutschland
Vertreter aus Politik und Kirche kritisieren die neue Sat.1-Kuppelshow „Hochzeit auf den ersten Blick“. Dabei treffen sich Heiratswillige auf dem Standesamt und geben einem noch unbekannten Partner das Ja-Wort. Ex-Landesbischöfin Margot Käßmann bemängelt das Konzept der Show, die an diesem Sonntagabend erstmals ausgestrahlt wird: „Die Zeiten des Verkuppelns sind vorbei.“ Die Ehe sei „definitiv kein Spaß für eine kurze Fernsehunterhaltung“; die Beteiligten wüssten nicht, „ob sie sich im wahrsten Sinne des Wortes überhaupt riechen können“. Käßmann hatte sich 2007 als erste Bischöfin scheiden lassen und dies öffentlich mitgeteilt. Die Sat.1-Sendung kritisiert sie als oberflächlich: „In einer Zeit, in der die Ehe zur TV-Show wird, möchte ich für Ernsthaftigkeit plädieren, auch wenn manche mich als Spaßverderberin hinstellen werden.“ (kna)

Türkei/Vatikan
Mehmet Pacaci ist der neue Botschafter der Türkei beim Heiligen Stuhl sein. Er ist wie schon sein Vorgänger ein Islamwissenschaftler. Pacaci übergab Papst Franziskus am Montag sein Beglaubigungsschreiben. Zuletzt war der 65-Jährige in der Zentrale des türkischen Religionsamtes in Ankara für Außenbeziehungen zuständig. Pacaci studierte Islamische Theologie an der Universität in der türkischen Hauptstadt und lehrte dort von 1992 bis 2008 als Professor. Die folgenden drei Jahre beriet er als Mitglied des Religionsamtes die türkische Botschaft in Washington (USA) in religionspolitischen und sozialen Fragen. Der deutsche Jesuit Felix Körner, der mehrere Jahre in Ankara gearbeitet hat und jetzt in Rom lehrt, begrüßt die Berufung Pacacis. Damit setze die Türkei ihre dialogorientierte Linie gegenüber dem Vatikan fort. Papst Franziskus wird Ende November die Türkei besuchen und dabei - wie sein Vorgänger Benedikt XVI. - auch dem Religionsamt in Ankara seine Aufwartung machen. (kna/rv)

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Die Quellen unserer Nachrichtensendung sind u.a. die Agenturen Kna, Kathpress, Ansa, Efe, Afp, Kipa, Reuters, Ap, Adnkronos, Upi, Cns, Ucanews, Misna, Kirche in Not, Osservatore Romano, – die Vatikanzeitung in deutscher Sprache, sowie vatikaninterne Quellen. Der Newsletter ist nur zur persönlichen Information bestimmt. Grundlage für Zitate oder Übernahmen aus unserem Programm kann nicht unser Internetauftritt oder der Newsletter, sondern nur unser Radio-Programm sein. Die jeweils aktuelle Nachrichten- oder Magazinsendung von Radio Vatikan können Sie u.a. auf unserer Internetseite hören.
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Programmvorschau:

Dienstag Abend, 18.11., 20.20 Uhr: Radio-Akademie (Teil 3) - von Gudrun Sailer
Vor der Papstreise in die Türkei
Am Monatsende trifft Papst Franziskus in der Türkei Patriarch Bartholomaios I. – über die ökumenische Bedeutung der Papstreise sprechen wir mit dem Ökumene-Experten Prälat Nikolaus Wyrwoll

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Nachrichtenarchiv von Radio Vatikan

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