RADIO VATIKAN - OFFIZIELLE WEBSEITE - Online-News 28.11.2014

Tagesmeldungen vom 28.11.2014

- Papst Franziskus beginnt Besuch in der Türkei -
- Gespräche mit Präsident und Premier in Ankara -
- Papstappell an Islam: „Gemeinsam gegen Gewalt!“ -
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Verantwortlich: P. Bernd Hagenkord SJ / Stefan von Kempis
Redaktion: Stefan von Kempis
Redaktionsschluss 17.00 Uhr
Die folgenden Texte basieren auf unserer
Nachrichtensendung „Treffpunkt Weltkirche“ täglich um 16 Uhr
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PAPSTREISE IN DIE TÜRKEI:

Papst beginnt seinen Besuch in der Türkei
Papst Franziskus ist am Freitagvormittag in Ankara eingetroffen. Damit beginnt sein dreitägiger Besuch in der Türkei. Es ist die sechste Auslandsreise dieses Papstes und der vierte Türkeibesuch eines Papstes überhaupt in der neueren Geschichte. Der erste Pontifex am Bosporus war Paul VI. im Jahr 1957. In Ankara besuchte Franziskus am Freitagmittag zunächst das Mausoleum von Staatsgründer Kemal Atatürk; anschließend empfing ihn Präsident Recep Tayyip Erdoğan im neugebauten Präsidentenpalast der Hauptstadt. Am Abend besuchte der Papst – wie 2006 schon sein Vorgänger Benedikt XVI. – das Religionsamt „Diyanet“. Anlass der Reise ist eine Begegnung mit dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. am Sonntag in Istanbul; dabei werden der Papst und Bartholomaios eine gemeinsame Erklärung unterzeichnen. Außerdem besucht der Papst die Blaue Moschee. Es ist das erste Mal, dass Franziskus als Papst ein islamisches Gebetshaus betritt. Der Besuch findet unter hohen Sicherheitsvorkehrungen statt. Franziskus soll in Ankara von 2.700 und in Istanbul von rund 7.000 Polizisten geschützt werden. (rv)

Papst fordert „gleiche Rechte“ für Christen in der Türkei
„Gleiche Rechte“ und „gleiche Pflichten“ für nicht-muslimische Staatsbürger in der Türkei: Das forderte Papst Franziskus in seiner ersten Rede auf türkischem Boden. Franziskus war der erste Staatsgast im neugebauten Präsidentenpalast von Ankara, einem 1000-Zimmer-Komplex in neo-osmanischem Stil. In seiner Ansprache im Beisein von Präsident Recep Tayyip Erdoğan und Ministerpräsident Ahmet Davutoğlu lobte der Papst die Türkei zunächst als „natürliche Brücke zwischen zwei Kontinenten und zwischen unterschiedlichen kulturellen Ausdrucksformen“. (rv)
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Im Wortlaut: Ansprache an türkische Politik, „Wir brauchen einen Dialog“

Papst appelliert an Muslime: „Gemeinsam gegen Gewalt“
Religionsführer haben „die Pflicht“, öffentlich gegen Gewalt einzutreten, die sich auf religiöse Gründe beruft. Das hat Papst Franziskus am Freitagnachmittag betont. In Ankara besuchte er das Amt für religiöse Angelegenheiten, die sogenannte „Diyanet“, höchste Autorität des sunnitischen Islam der Türkei. Dabei forderte er für die Gewalt muslimischer Terroristen wie etwa des „Islamischen Staats“ „die stärkste Verurteilung“ durch islamische Autoritäten. Ausdrücklich bekannte sich Franziskus in seiner Ansprache zum katholisch-islamischen Dialog. (rv)
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Im Wortlaut: Ansprache bei Diyanet, „Gewalt verdient Verurteilung“

Das türkische Religionsamt Diyanet: „Wächter des rechten Islam“
Papst Franziskus hat in Ankara an diesem Freitag das staatliche Religionsamt besucht, die Diyanet. Die riesige Behörde ist Sitz des Zentralrates, der höchsten religiösen Autorität des sunnitischen Islam in der Türkei und zugleich die Behörde, die alle Glaubensfragen regelt. Hier werden theologische Rechtsgutachten verfasst, Lehrbücher für den Religionsunterricht geschrieben und Pilgerreisen nach Mekka organisiert. Eingesetzt wurde sie vom türkischen Staatsgründer Atatürk 1924. (rv)
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Türkei: Rechtlicher Status der Religionsgemeinschaften und verbesserungswürdige Religionspolitik
Die Religionspolitik der Türkei ist „verbesserungswürdig“. Das sagt im Interview mit Radio Vatikan der Türkei Experte der Konrad Adenauer Stiftung, Ottmar Oehring, der selbst in der Türkei aufgewachsen ist. Die Regierung in Ankara sehe jeden Besuch eines Papstes „einigermaßen kritisch, aber gleichzeitig ist sie natürlich auch zufrieden, dass der Papst, wenn er in die Türkei kommt, auch – natürlich zwangsläufig, muss man sagen – der Regierung und dem Staatsoberhaupt seine Aufwartung macht.“ (rv)
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Franziskus besucht zwei Moscheen
Nachdem Benedikt XVI. als erster Papst eine Moschee besucht und sogar die Schuhe ausgezogen und meditiert hatte, sind auch während Papst Franziskus’ Besuch in Istanbul zwei ähnliche Stippvisiten am Samstag geplant: Zuerst die Hagia Sophia und anschließend die benachbarte Sultan-Ahmet-Moschee, die vor allem in Europa als „Blaue Moschee“ bekannt ist. (rv)
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Ost- und Westkirche: Ein halbes Jahrhundert Ökumene
Im Jahr 1054 schien alles entschieden: Papst Leo IX. und der Patriarch von Konstantinopel Michael I. hatten sich gegenseitig exkommuniziert, eine Verbindung von orthodoxer und katholischer Kirche schien über viele Jahrhunderte unmöglich. Erst die Rückgabe einer gestohlenen Reliquie machte eine neue Ökumene möglich. Wenn Papst Franziskus an diesem Freitag in die Türkei reist, dann nicht, um die Katholiken zu besuchen – ihnen widmet er nur wenige Stunden. Denn: Offizieller Anlass des Besuchs sind die Begegnungen mit dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. Franziskus ist es wie schon seinen Vorgängern ein Anliegen, die Beziehung zu den orthodoxen Kirchen zu stärken. (rv)
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Türkei: Nur wenig Zeit für Katholiken im Papstprogramm
15.600 „lateinische“ Katholiken leben insgesamt im Apostolischen Vikariat Istanbul, Ankara und Bursa; an ihrer Spitze steht der (ursprünglich aus Frankreich stammende) Bischof Louis Pelatre. Natürlich, so versichert Pelatre im Interview mit Radio Vatikan, freuen sich die Katholiken der Türkei auf Franziskus und werden ihm einen herzlichen Empfang bereiten. Allerdings seien sie auch ein wenig enttäuscht, dass die Päpste immer nur wegen der Ökumene nach Istanbul kämen. (rv)
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„Papst, wer?“ und „Frieden ist Frieden“ – eine  Umfrage am Taksim-Platz
 Wer ist das eigentlich, Papst Franziskus? Nicht allen Menschen ist das klar, auch in Istanbul nicht, der Stadt, die der Papst ab diesem Samstag für zwei Tage besucht, wie unsere Korrespondentin Anne Preckel erfahren musste. Während es in der christlichen Gemeinschaft Istanbuls schon brummt – der Papst kommt!- , muss man sich auf dem Taksim-Platz erst einmal durchfragen, um jemanden zu finden, der Franziskus kennt. „Wisst ihr, wer das ist?“ - Eine Gruppe türkischer Teenager schaut interessiert auf das Bild mit Franziskus vor türkischer Flagge auf meinem Heftchen, das ich ihnen unter die Nase halte. „Mhh, nein“ – „Das ist Papst Franziskus, der kommt doch dieses Wochenende nach Istanbul“, helfe ich ihnen auf die Sprünge. „Achso, der Papst..? Super Papst!“ (rv)
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UNSERE KOMMENDEN LIVE-ÜBERTRAGUNGEN:

Samstag, 29. November 2014:
Radio Vatikan kommentiert live und mit deutschem Kommentar die Messe in der katholischen Heilig-Geist-Kathedrale in Istanbul ab 14.45 Uhr. Anschließend ab 17 Uhr nimmt Franziskus in der orthodoxen Patriarchalkirche Sankt Georg an einem ökumenischen Gebet teil. Daran schließt sich eine Begegnung mit dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomäus I. an, dem Ehrenoberhaupt der Orthodoxie. Auch diesen Moment übertragen wir live mit deutschem Kommentar.

Sonntag, 30. November 2014:
Am Sonntag, dem Fest des Apostels Andreas, wird Franziskus mit Bartholomäus an der Göttlichen Liturgie in der Sankt-Georgs-Kirche teilnehmen. Die Live-Übertragung von Radio Vatikan mit deutschem Kommentar beginnt um 8.15 Uhr. Beide Kirchenoberhäupter, die zuletzt im Mai in Jerusalem zusammengetroffen waren, wollen dabei eine ökumenische Erklärung unterzeichnen. Diese Übertragung beginnt um ca. 11 Uhr.

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WEITERE THEMEN DES TAGES:

Papst: Ordensleute sollen Flüchtlinge und Arme helfen
Papst Franziskus erwartet von geweihten Männern und Frauen konkrete Gesten der Nächstenliebe – beispielsweise gegenüber Flüchtlingen und Armen. Das ist eine der wichtigsten Botschaften von Franziskus in einem Brief an Ordensleute, für die er das „Jahr des geweihten Lebens“ ausgerufen hat. In seinem Schreiben anlässlich des 50. Jahrestags des vom Zweiten Vatikanischen Konzil formulierten „Lumen gentium“, die Dogmatische Konstitution über die Kirche, betont Franziskus die Erneuerung des religiösen Lebens. Ihre Geschichte sei wichtig, um die Identität am Leben zu erhalten, aber auch, um die Einheit der Familie und das Gefühl der Zugehörigkeit der Mitglieder zu stärken. Ein Augenmerk müsse aber auch auf der „Anpassung an die neuen Bedürfnisse“ liegen. (rv)
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Im Wortlaut: das Apostolische Schreiben des Papstes zum Jahr des geweihten Lebens

Nahost: Kinderspital rettete 5 Kinder aus Gaza
Kinder und Jugendliche leiden am meisten am Konflikt zwischen Israelis und Palästinenser. Eine wichtige Hilfe bietet das Caritas Babyhospital in Bethlehem, so Paul Rutz, Präsident der Kinderhilfe Bethlehem, im Gespräch mit Radio Vatikan. Rutz ist emeritierter Domherr des Bistums Basel und erzählte uns, das Krankenhaus habe unter großen logistischen Schwierigkeiten fünf kranke Kinder aus dem Gazastreifen aufgenommen und wolle unbedingt noch mehr nach Betlehem holen. (rv)
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EU: Mehr tun gegen Menschenhandel
Eine schärfere Gangart gegen Menschenhandel fordern die Kirchen Europas von der Europäischen Union. Die EU und ihre Mitgliedsstaaten müssten dringend den schon bestehenden Rechtsrahmen gegen Menschenhandel umsetzen und die Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft und jenen kirchlichen Organisationen verstärken, die mit den Opfern arbeiten. Das erklärten die Teilnehmer eines Dialogseminars, das am Donnerstag mit Vertretern der christlichen Kirchen Europas und der EU-Kommission in Brüssel stattfand. Menschenhandel sei moderne Sklaverei, kriminelle Aktivität und lukratives weltweites Geschäft, hieß es in der gemeinsamen Mitteilung. (kap)
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DIE NACHRICHTEN:

Europa

Deutschland
Der emeritierte Essener Weihbischof Franz Grave hat die Pharma-Unternehmen aufgefordert, sich stärker für die Menschen in den Entwicklungsländern einzusetzen. Dass zwei Milliarden Menschen keinen ausreichenden Zugang zu medizinischer Versorgung haben, sei ein Skandal, schreibt Grave in einem am Donnerstag in Essen veröffentlichten Nachhaltigkeitsbericht der forschenden Pharmaunternehmen (VfA). Nachdrücklich fordert der Geistliche in seiner Stellungnahme die Abgabe preiswerterer Medikamente, um so auch den Ärmsten der Armen zu helfen. (kna)

Frankreich
Ein Gesetzentwurf der „Kommission über das Ende des Lebens“ zur Euthanasie-Regelung in Frankreich soll voraussichtlich am 10. Dezember vorgestellt werden. Dies berichtet die französische katholische Tageszeitung „La Croix“. Demnach wollen die mit dem Entwurf beauftragten Abgeordneten - der Sozialist Alain Claeys (PS) und der konservative Jean Leonetti (UMP) - dann über die Ergebnisse ihrer zweijährigen Recherchen berichten. Der Vorschlag zur Regelung der Sterbehilfe in Frankreich könne von der Regierung direkt angenommen oder noch weiter bearbeitet werden. (kna)

Asien

Pakistan/Europäische Union
Das Europaparlament hat auf die Bestätigung des Todesurteils gegen die Christin Asia Bibi „mit großer Besorgnis und Trauer“ reagiert. Das steht in einer Entschließung vom Donnerstag, zwei Tage nach der Rede von Papst Franziskus in Straßburg. Pakistan wird in dem Text aufgerufen, sein umstrittenes Gesetz über Gotteslästerung abzuschaffen und bereits verhängte Todesurteile auf Grundlage dieses Paragrafen fallen zu lassen. Pakistans Blasphemiegesetz könne gegenüber Menschen aller Glaubensrichtungen missbraucht werden, kritisierte das EU-Parlament. Besonders bedroht seien dabei religiöse Minderheiten wie Christen. (kap)

Vereinte Nationen

Vereinte Nationen/Nahost
Der Weltkirchenrat ruft alle Länder dazu auf, Flüchtlinge und Vertriebene aus dem Nahen Osten auf besondere Weise zu schützen. „Die Kirchen sind sehr besorgt um die Sicherheit der Flüchtlinge, besonders um die Kinder und Frauen, da sie am meisten verwundbar sind“, betonte die Zentralausschuss-Vorsitzende Agnes Aboum. Der Weltkirchenrat wünsche, „dass die Regierungen und Glaubensgemeinschaften sich dieses Problems noch wirksamer annehmen“, hieß es in einer am Freitag verbreiteten Erklärung des 20-köpfigen Exekutivausschusses, der diese Woche in Zypern tagte. Alle Länder müssten ihren gerechten Anteil an der Verantwortung für die Menschen auf der Flucht übernehmen. (kap)

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Die Quellen unserer Nachrichtensendung sind u.a. die Agenturen Kna, Kathpress, Ansa, Efe, Afp, Kipa, Reuters, Ap, Adnkronos, Upi, Cns, Ucanews, Misna, Kirche in Not, Osservatore Romano, – die Vatikanzeitung in deutscher Sprache, sowie vatikaninterne Quellen. Der Newsletter ist nur zur persönlichen Information bestimmt. Grundlage für Zitate oder Übernahmen aus unserem Programm kann nicht unser Internetauftritt oder der Newsletter, sondern nur unser Radio-Programm sein. Die jeweils aktuelle Nachrichten- oder Magazinsendung von Radio Vatikan können Sie u.a. auf unserer Internetseite hören.

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