RADIO VATIKAN - OFFIZIELLE WEBSEITE - Online-News 6.10.2014

Tagesmeldungen vom 6.10.2014

- Bischofssynode nimmt Arbeiten auf -
- Franziskus: „Sprecht offen und frei“ -
- Neuerungen im Prozedere der Synode -
____________________________________
Verantwortlich: P. Bernd Hagenkord SJ / Stefan von Kempis
Redaktion:
Stefan von Kempis
Redaktionsschluss 16.00 Uhr
Die folgenden Texte basieren auf unserer
Nachrichtensendung „Treffpunkt Weltkirche“ täglich um 16 Uhr
____________________________________

THEMEN DES TAGES:

Franziskus an Synodenväter: „Sprecht offen und frei“
Die Bischofssynode hat begonnen, oder genauer: Die „Dritte Außerordentliche Vollversammlung der Bischofssynode“ hat ihre Arbeiten im Vatikan aufgenommen, nachdem Papst Franziskus sie schon am Sonntag mit einer Messfeier in St. Peter eröffnet hat. Thema der Versammlung, die zwei Wochen tagen soll und die ein großes Medieninteresse erfährt, ist die Ehe- und Familienseelsorge. Papst Franziskus bat die Teilnehmer in der vatikanischen Synodenaula am Montagmorgen, eine offene Sprache zu führen. Sie seien „die Stimme der Ortskirchen“, das sei „eine große Verantwortung“. Es gehe darum, „die Wirklichkeiten und Probleme der Kirchen zu tragen“ und das „Evangelium von der Familie“ zu verkünden. (rv)
Hier mehr in Text und Ton

Kardinal Erdö: Kein Grund zu Katastrophenstimmung
Relatio ante disceptationem: So heißt bei einer Bischofssynode das Eröffnungsstatement des Berichterstatters oder Relators. Der ungarische Kardinal Peter Erdö führte an diesem Montag die Teilnehmer der Außerordentlichen Synodenversammlung in das Thema Ehe- und Familienpastoral ein. „Hoffnung“ und „Barmherzigkeit“ solle die Kirche in diesem Bereich vermitteln – aber auch „das Glaubenserbe in seiner Reinheit bewahren“, so Erdö. Als wichtigste Quellen des Lehramts zählte er „Gaudium et spes“ auf, das Schreiben „Familiaris consortio“ von Johannes Paul II. und den Weltkatechismus. (rv)
Hier mehr in Text und Ton

Viele Neuerungen im Prozedere der Synode
Mehr Synodalität, mehr offene Rede: Papst Franziskus will sich noch mehr als seine Vorgänger auf den Rat der Bischöfe stützen. Eine „Selbstentmachtung“ des Papsttums nannte das eine Zeitung an diesem Wochenende. Die Regeln der Bischofssynoden werden flexibler, und der Vatikanverantwortliche für Synoden, der „Generalsekretär“,  trägt erstmals in der Geschichte den Kardinalshut. Kardinal Lorenzo Baldisseri gab an diesem Montag zum Auftakt der „Dritten Außerordentlichen Versammlung der Bischofssynode“ einen Überblick über Bewährtes und Erneuertes. (rv)
Hier mehr in Text und Ton

____________________________________

DIE NACHRICHTEN:

Europa

Deutschland
Zur katholischen Familiensynode fordert der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, eine gemeinsame Diskussion beider Konfessionen über das christliche Familien-und Sexualverständnis. „Die evangelische Kirche erwartet von dieser Synode ökumenische Impulse auch für ihre Überlegungen zu diesem Themenbereich - gerade im Blick auf die vielen konfessionsverbindenden Ehen in unserem Land“, sagte Schneider der „Welt“ in der Dienstagsausgabe. Der Wandel des Familienbildes in der Gesellschaft gehe „an keiner Kirche spurlos vorüber“. Diesem Wandel müssten sie sich stellen. Schneider verwies auf evangelische Diskussionen über das umstrittene „Familienpapier“ der EKD im vergangenen Jahr. Die dadurch ausgelöste „intensive Debatte über die Bedeutung von Ehe und Familie“ sei in seiner Kirche „noch lange nicht abgeschlossen“. Die „Brisanz und Bedeutung des Themas“ für die Kirchen zeige sich auch an der Umfrage, die Papst Franziskus in der katholischen Kirche zu den pastoralen Herausforderungen der Familie im 21. Jahrhundert in Auftrag gegeben hatte. Mit dieser Umfrage, so Schneider, habe Franziskus „signalisiert, dass die Lehre der Kirche den Bezug zur Lebenswirklichkeit der Menschen nicht verlieren darf“. (kna)
Eine moderne Hospizbewegung statt Gesetze, die die Hilfe zur Selbsttötung erlauben, fordert Kardinal Rainer Maria Kardinal Woelki. Euthanasie sei kein selbstbestimmtes Sterben, sondern bestimmt von „Schmerz und Verzweiflung“, genauso wie dem Gefühl, „eine Last zu sein“, schreibt Woelki in einem Kommentar für die Montagsausgabe der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Da müsse ein Umdenken in der Gesellschaft stattfinden, dem Leidenden müsse widersprochen und klargemacht werden: „Es ist gut, dass es dich gibt“. Das sei ganz im Sinne der ersten Artikel des Grundgesetzes „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Das Selbstverständnis von Hospizen bestünde nicht darin, das Leben und das Leiden zu verlängern, sondern darin, einen sterbenden Menschen sterben zu lassen und ihn in dieser schwierigen Phase - nicht nur medizinisch mit Schmerzmitteln, sondern mit Geborgenheit und Menschlichkeit - zu begleiten. (pm)
Zu verstärktem Einsatz für gerechte und menschenwürdige Arbeitsbedingungen hat die Sprecherin für Wirtschaft und Soziales des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) aufgerufen. Das Engagement von Verbänden, Gewerkschaften und kirchlichen Initiativen sei unerlässlich, so Hildegard Müller. Aber auch jeder Einzelne trage Verantwortung für die weltweite Entwicklung menschenwürdiger Arbeitsbedingungen. „Wir können menschenwürdige und nachhaltige Arbeit, insbesondere in Schwellen- und Entwicklungsländern, auch durch unser Konsumverhalten unterstützen“, betonte die ZdK-Sprecherin zum „Tag der menschenwürdigen Arbeit“ am 7. Oktober. Mit Blick auf prekäre Arbeitsbedingungen Hausangestellter in Deutschland betonte Müller, Frauen aus mittel- und osteuropäischen Ländern, die in der häuslichen Pflege arbeiten, hätten ein Recht auf Arbeitsverträge, soziale Absicherung und geregelte Arbeitszeiten. Der Mehrheit dieser Hausangestellten bleibe dies leider oft verwehrt. Am 1. September war das Abkommen „Menschenwürdige Arbeit für Hausangestellte“ der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) in Deutschland in Kraft getreten. Das solle nun konkret umgesetzt werden, so Müller. (kna)
Geschiedene Mitarbeiter in katholischen Einrichtungen sollen möglicherweise zukünftig wieder heiraten können, ohne dass dies eine automatische Kündigung zur Folge hat. Einem Bericht der Tageszeitung „Rheinische Post“ vom Samstag zufolge soll das derzeitige Arbeitsrecht der Bistümer offenbar ergänzt werden. Demnach soll der „kirchenrechtlich unzulässige Abschluss einer Zivilehe“ nur noch als Kündigungsgrund gelten, wenn dieser Potenzial habe, „ein erhebliches Ärgernis in der Dienstgemeinschaft oder im beruflichen Wirkungskreis zu erregen“. Diese Einschränkung gab es bislang nicht. Der Änderungsvorschlag, der der Redaktion der Rheinischen Post vorliege, solle für alle katholischen Einrichtungen gelten, auch für Krankenhäuser und die Caritas, schreibt das Blatt. Er müsse aber noch von der Bischofskonferenz beschlossen werden. (pm)

Frankreich
Bei Großdemonstrationen in Paris und Bordeaux haben zehntausende Menschen gegen Leihmutterschaft und künstliche Befruchtung für homosexuelle Paare protestiert. Zu den Kundgebungen am Sonntag hatte die Vereinigung „Manif pour tous“, zu Deutsch „Demo für alle“, aufgerufen. Eineinhalb Jahre nach der Einführung der „Ehe für alle“, also auch für gleichgeschlechtliche Paare, erhalten deren Gegner in Frankreich ihre Verteidigung für die traditionelle Familie aufrecht. Die Auffassungen der Demonstranten werden nach einer jüngsten Umfrage von knapp einem Drittel der französischen Bevölkerung geteilt. Die Organisatoren zählten mehr als 500.000 Teilnehmer, die Polizei sprach von nur 80.000. (apic im Vatikan steht aus Sicht des Pariser Kardinals Andre Vingt-Trois auch für den Wunsch nach einer stärkeren Kollegialität zwischen den Bischöfen und dem Papst. Sie gelte es weiterzuentwickeln, sagte der Pariser Erzbischof am Montag in einem Grußwort an die Synode. Die Versammlung werde in zwei Wochen keine abschließenden Ergebnisse vorlegen können. Vielmehr lade sie ein, die Inhalte in den nationalen Bischofskonferenzen weiter zu vertiefen, bevor im Herbst 2015 die Ordentliche Synode zum Thema Ehe und Familie zusammentrete, so Vingt-Trois. (kna)

Norwegen/Vatikan
Papst Franziskus ist unter den Favoriten für den diesjährigen Friedens-Nobelpreis. Das melden Nachrichtenagenturen unter Berufung auf Wettbüros. Demzufolge setzen die meisten Bieter auf vier Persönlichkeiten. Neben dem Papst sind das der Ex-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden, der im Interesse der Menschheit Staatsgeheimnisse veröffentlichte, die pakistanische Schülerin Malala Yousafzai und der kongolesische Frauenarzt Denis Mukwege, der gegen sexuelle Gewalt kämpft. Der Osloer Friedensforscher Kristian Berg Harpviken hält die Zuerkennung des Preises an den Papst für nicht unwahrscheinlich, weil Franziskus Themen wie Armut und gerechte Verteilung ins öffentliche Bewusstsein bringe. Wer die Auszeichnung erhält, wird am Freitag in Oslo bekannt gegeben. (agi/afp)

Italien
Es gibt eine regional begrenzte Ausnahme für die Unauflöslichkeit der Ehe bei Katholiken. Das schreibt laut Katholischer Nachrichten-Agentur Jesuitenpater und Kirchenhistoriker Giancarlo Pani in einem Beitrag für die italienische Zeitschrift „La Civiltà Cattolica“, die vom vatikanischen Staatsekretariat gegengelesen wird und daher als offiziös gilt. Nach Panis Erkenntnissen erwirkten die Vertreter Venedigs beim Konzil von Trient, dass in ihrem Territorium den Christen die Möglichkeit einer zweiten Eheschließung nach orientalischem Ritus erhalten blieb. Demnach sollten Männer nach dem Ehebruch der Frau die Möglichkeit einer zweiten Ehe haben. Das habe vor allem die Gläubigen in Griechenland, Kreta und Zypern betroffen, deren Bevölkerung zwar lateinischen Bischöfen unterstanden, aber nach orientalischen Riten gelebt habe. (kna)

Portugal
Der erste Weltkongress katholischer Homosexueller hat an diesem Montag in Portimao begonnen. Das berichtet die Nachrichtenagentur apic. Zum Abschluss der Tagung wollen die Teilnehmenden einen Brief an Papst Franziskus schreiben, in dem sie zu den Debatten der Bischofssynode zur Familie beitragen wollen. Außerdem planen die rund 30 vertretenen Vereine bei dem Kongress eine Weltorganisation für katholische Homosexuelle zu gründen, hieß es. Ein Sprecher des Treffens sagte, man habe bereits vor einigen Monaten an Franziskus geschrieben und ihm für seine „Öffnung“ bezüglich der Frage der Homosexuellen gedankt. Der Papst hatte auf dem Rückflug vom Weltjugendtag in Rio gesagt: „Wenn jemand schwul ist, Gott sucht und guten Willens ist, wer bin ich, ihn zu verurteilen?“ (apic)

Afrika

Sierra Leone
Die internationale Hilfe für junge Menschen, die von Ebola betroffen sind, muss dringend verstärkt werden. Das forderte die katholische Ordensgemeinschaft Don Bosco gemeinsam mit der Regierung von Sierra Leone laut einer am Montag veröffentlichten Pressemeldung der österreichischen Hilfsorganisation „Jugend Eine Welt“. Besonders das Kinderkrankenhaus in Freetown, das wegen einer fehlenden Isolationsstation geschlossen werden musste, müsse unterstützt werden. Der Leiter des Kinderschutzzentrums Don Bosco Fambul in Freetown, Pater Lothar Wagner, beklagte, dass die deutsche Regierung aufgrund von Formfehlern beim Antrag das Projekt nicht fördern wolle. Das sei „nicht hinnehmbar“ und koste „weitere Kinderleben, was durch rechtzeitige und unbürokratische Hilfe vermieden werden könnte“. (pm)

Naher Osten

Irak
Der chaldäisch-katholische Erzbischof der nordirakischen Stadt Erbil wirft der irakischen Regierung vor, den Christen auf der Flucht vor den Milizen des „Islamischen Staats“ nicht geholfen zu haben. „Die Regierung in Bagdad hat nichts, absolut nichts getan, um den 120.000 Christen zu helfen, die vor den Terroristen geflohen sind“, sagte Bashar Warda am Sonntag zum internationalen katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“. Die vertriebenen Christen seien heute noch mehr um ihre Zukunft besorgt als bei ihrer Ankunft in Erbil vor zwei Monaten. Die meisten hätten in seiner Diözese und der Region rund um die Stadt Dohuk Zuflucht gefunden, nachdem sie im August aus ihren Häusern in Mossul und den Dörfern der Ninive-Ebene vertrieben worden waren, so der Erzbischof: „Unsere muslimischen Führer haben es versäumt, die Gewalt, die im Namen des Islam verübt worden ist, uneingeschränkt zu verurteilen. Das hat dazu geführt, dass alle Christen aus ihrer uralten biblischen Heimat vertrieben wurden.“ (pm)

____________________________________

Die Quellen unserer Nachrichtensendung sind u.a. die Agenturen Kna, Kathpress, Ansa, Efe, Afp, Kipa, Reuters, Ap, Adnkronos, Upi, Cns, Ucanews, Misna, Kirche in Not, Osservatore Romano, – die Vatikanzeitung in deutscher Sprache, sowie vatikaninterne Quellen. Der Newsletter ist nur zur persönlichen Information bestimmt. Grundlage für Zitate oder Übernahmen aus unserem Programm kann nicht unser Internetauftritt oder der Newsletter, sondern nur unser Radio-Programm sein. Die jeweils aktuelle Nachrichten- oder Magazinsendung von Radio Vatikan können Sie u.a. auf unserer Internetseite hören.
____________________________________

Programmvorschau:

Sonntag Abend, 05. Oktober: Eröffnungsmesse zur Generalversammlung der Bischofssynode

Dienstag Abend, 07. Oktober: Erster Teil der Radioakademie Oktober zum Thema Familie von Gudrun Sailer

__________________________________________

Nachrichtenarchiv von Radio Vatikan

Radio Vatikan sendet täglich:16.00 h „Treffpunkt Weltkirche“20.20 Uhr „Magazin“6.20 Uhr Wiederholung des „Magazins“ vom Vortag

Radio Vatikan ist außerdem zu hören bei:

· Radio Horeb um 16.00 und 18.00 Uhr, über ASTRA 1A - Tonunterträger von Pro7 (Frequenz 7.38 MHz - analog) und ZDF (7.56 MHz - digital). Im Kabel u.a.: München 89,6 / Augsburg 106,45 / Regensburg 101,8 / Rosenheim 101,5 / Kempten 103,6 / Luxemburg 100,5.
· Domradio Köln über Kabel im Erzbistum Köln und Satellit zwischen 18.00 Uhr und 20.00 Uhr.
· Radio Gloria über Kabel in der Schweiz und Satellit.
·
World-Radio-Network um 8.15, 9.30, 16.00, 19.00 und 0.45 Uhr MESZ, Tonunterträger von MTV-deutsch, (Frequenz 7.38 MHz).
· Radio Stephansdom um 19.40 Uhr, in Wien auf UKW 107,3 kHz, sowie im Kabel über 87,7 oder 105,0 MHz
· Radio Grüne Welle um 6.30, 10.00 und 16.00 Uhr, in Südtirol auf UKW 103,0 (Bozen) und 97,8 (Brixen)
· Radio Maria Österreich um 16.00 und 18.00 Uhr im Großraum Innsbruck auf UKW 104.8 und im Mostviertel/NÖ auf UKW 104.7. Im Kabel u.a. Telekabel Wien 102.7 MHz
· Radio Maria Schweiz um 16.00 und 18.00 Uhr kann in weiten Teilen der Deutschschweiz direkt aus der Luft empfangen werden

Im Internet:

Die deutschsprachigen Sendungen sind hier online live und auf Abruf zu hörenWeitere Informationen hierUnseren aktuellen Programmflyer können Sie anfordern bei:
Ulrich Knop, Im Hafer 2, D-71636 Ludwigsburg, Tel./Fax: 0049 (0) 7141 - 43212, Email: programm@radiovatikan.de
oder hier zum downloaden

Post: Radio Vatikan - sezione tedesca, I-00120 Città del Vaticano
Fax: 0039 - 06 - 6988 3844
e-Mail: deutsch@vatiradio.va