Als
der Begriff Barock erstmals auftauchte, war er abwertend
gemeint und sollte zum Ausdruck bringen, dass die so bezeichnete
Kunst schwülstig, überladen und unklar ist. Heute
empfindet man das anders. In Rom trafen sich die Protagonisten
der neuen Kunst, vor allem Michelangelo, Bernini und Borromini.
Genauso wie die Renaissance, beruft sich auch der Barock auf
die Antike: Wenn die Wirkung eines barocken Bauwerkes auch ganz
anders ist, so sind doch die verwendeten Bauelemente genau die,
die auch die Renaissance einsetzt. Nur geraten sie in der Zeit
nach 1600 in Schwingung: sie werden aufwendig verziert, sie
werden aufgebrochen, zurückgesetzt, vorgezogen, alles wird
bewegt. Plastik und Malerei werden zur unterstütztenden
Wirkung in die Gestaltung der Architektur aufgenommen. Für
die Sakralbauten wird die Kuppel zu einem entscheidenden Element
der Raumwirkung. Dabei fällt auf, daß die barocken
Kuppeln nicht die Spannweite antiker Kuppeln erreichen, etwa
der des Pantheon. Der Grund ist, dass das antike Wissen um den
Zement verloren gegangen ist. Aber die neuen, zunächst
sehr steilen, später auch flacheren Gewölbe ermöglichen
dennoch eine Lichtführung, die einen theatralischen Raumeindruck
ermöglicht, in dem der Baukörper sich für den
Betrachter in einen lebendigen Organismus verwandelt. Unterstützt
wird diese Wirkung in einigen Fällen durch die sogenannten
"Quadrature", durch gemalte Scheinarchitekur. In der
Kirche S. Ignazio z.B. gelingt es dem Maler Andrea Pozzo dort,
wo keine Kuppel ist, die Illusion einer Kuppel zu malen. Dem
Architekten und Bildhauer Bernini gelingt es in seinen Bauten
eine Harmonie der Gegensätze zu inszenieren: nicht Einheitlichkeit
war sein Ziel. Vielmehr wollte er durch gezielt eingesetzte
Gegensätze den Betrachter wachrütteln und zu einer
Auseinandersetzung mit dem Kunstwerk führen, die Emotionen
wie in einem Theater hervorruft. Sein oft als Gegenspieler bezeichneter
Zeitgenosse, der Architekt und Steinmetz Borromini war verspielter.
Seine Gebäude atmen gleichsam, wie Muskeln, die sich abwechselnd
zusammenziehen und entspannen. Eines seiner bekanntesten Werke,
San Carlo alle quattro fontane ist so klein, dass Kirche und
Kloster in einen der Haupfpfeiler der Petersbasilika passen.
Weitere
Hauptwerke des Römischen Barock:
Il Gesù - die Jesuitenkirche wurde zum Vorbild
für den Kirchenbau der katholischen Reform in ganz Europa
(Piazza del Gesù zwischen Piazza Venezia und Largo Argentina)
Sant' Ivo in Sapienza - das gedrehte Kuppeltürmchen
ist ein Beispiel für den verspielten Barock Borrominis
(Corso Rinascimento nahe Piazza Navona)
Apollo und Daphne - Berninis Skulpturengruppe in der
Galleria Borghese wirkt wie lebendig. Sie stellt dar, wie Daphne
sich auf der Flucht vor Apoll, der ihr nachstellt, in einen
Lorbeerbaum verwandelt. (Museo e Galleria Borghese, Piazzale
Scipione Borghese)
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Zu
den erwähnten Barock-Bauwerken
Sant'Ignazio
an der Piazza Sant'Ignazio zwischen Pantheon und Via del Corso,
zu Fuß zu erreichen über die Via del Seminario
San
Carlo alle quattro Fontane Ecke Via delle quattro Fontane/Via
del Quirinale, zu erreichen zu Fuß vom Quirinal über
die Via del Quirinale (5 Minuten), oder von der Piazza Barberini
über die Via delle quattro Fontane (5 Minuten). Mit der
Metro: Linie A bis Barberini, mit dem Bus: Nr. 62, 65, 116,
175 bis Piazza Barberini, dann durch die Via delle quattro Fontane
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