Dem
kunstbesessenen Kardinal und Namensgeber der Galleria Borghese
war jedes Mittel recht, die eigene Sammlung zu erweitern. So
soll er nicht davor zurückgeschreckt haben, Künstler
selbst in den Kerker zu werfen, um deren Werke beschlagnahmen
zu können. Vielleicht hätte er Napoleon mehr entgegenzusetzen
gehabt als sein Nachfahre Camillo Borghese, der als Schwager
Napoleons und Gatte von Napoleons Schwester Pauline gezwungen
war, Napoleon einen Großteil der Sammlung zu verkaufen
- heute zu sehen im Louvre. Dennoch: was geblieben ist, bleibt
aufsehenerregend. Im Erdgeschoß des ehemaligen Sommerhauses
der Familie Borghese befinden sich die Skulpturen, im ersten
Stock ist die Gemäldegallerie angesiedelt. Scipione Borghese
hatte die größten Künstler seiner Zeit in Dienst
gestellt. Besonders die Zusammenarbeit mit Bernini war fruchtbar,
so gehören etwa die Statuengruppen "Raub der Proserpina"
und "Apollo und Daphne" zum bedeutendsten, das der
Barockmeister geschaffen hat. Aber der Kardinal hatte nicht
nur einen sicheren Instinkt für die zeitgenössische
Kunst, er sammelte auch antike Skulpturen, wie etwa den schlafenden
Hermaphroditen, und Bilder vorangegangener Generationen, zum
Beispiel von Raffael oder Tizian. Theologisch war Scipione Borghese
weniger zimperlich als viele seiner Zeitgenossen. Ein Beispiel
ist Caravaggios Madonna dei Palafrenieri, in Auftrag gegeben
von der Zunft der Reitknechte. Caravaggio stellte dar, wie der
Jesusknabe, unterstützt von seiner Mutter Maria eine Schlange
als Symbol des Bösen zertritt. Die Aussage des Künstlers
war, dass die Gottesmutter sich, trotz gegenteiliger Aussagen
der Protestanten, am Heilsgeschehen beteiligt. Die Reitknechte
monierten besonders die Respektlosigkeit in der Darstellung
- den nackten, wie ein gewöhnlicher Bengel aussehenden
Jesus und die proletarisch gekleidete Madonna. Ein Kunstwerk
besonderer Güte ist auch die etwa 200 Jahre später
entstandene Paolina Borghese von Canova. Die Schwester Napoleons
sorgte für einen Skandal, weil sie dem Bildhauer nackt
Modell saß und sich als entblößte Venus darstellen
ließ. Ursprünglich war die Statue mit zartrosa-farbenem
Wachs überzogen und sollte nur bei Kerzenlicht betrachtet
werden.
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Zur
Galleria Borghese
Piazzale
Scipio Borghese 5, im Park Villa Borghese
Mit
dem Bus: Nr. 52 / 53 von der Piazza San Silvestro (bei Via
del Corso) oder von der Via Veneto bis Haltestelle Via Pinciana,
dann zu Fuß in den Park rein (3 Minuten).
Öffnungszeiten: Di - Sa 9 - 19 Uhr, So 9 - 20 Uhr
Vorsicht:
in der Galleria Borghese herrscht ein Besichtigungsturnus, der
immer zu jeder zweiten vollen Stunde beginnt und dem Besucher
genau zwei Stunden einräumt, das gesamte Museum zu sehen.
Es ist ratsam, Karten vorzubestellen, besonders an Wochenenden.
Tel. 06 / 328 10, Fax 06 / 32 65 13 29.
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