Tagesmeldungen
vom 20.2.2005
-Vatikan: Papst liest Ansprache wieder selbst
-
- Heftige Reaktionen auf Zitat aus neuem
Papstbuch -
-Israel: Nuntius feiert Solidaritäts-Messe -
Verantwortlich: P. Eberhard v. Gemmingen SJ / Stefan v. Kempis
Redaktion: Bettina Gabbe
Redaktionsschluss: 16.00 Uhr
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AUS UNSERER BERICHTERSTATTUNG:
Vatikan:
Papst liest Ansprache beim Angelus wieder selbst
Papst Johannes Paul II. hat seine Ansprache beim Angelusgebet erstmals
seit seinem neuntägigen Krankenhausaufenthalt wieder gänzlich
selbst vorgetragen. Darin betonte er die Aufgabe des Kirchenoberhaupts,
für die Einheit der Kirche zu sorgen. Zu den Pilgern auf dem
Petersplatz sagte er : "Die Eucharistie ist die Quelle, aus
der die Gemeinschaft der einzelnen Glieder des Leibes Christi immer
neue Kraft zieht. In dieser Perspektive wird die besondere Bedeutung
des Aufgabe deutlich, die Petrus und seinen Nachfolgern anvertraut
ist: Das Petrusamt ist im wesentlichen Dienst an der Einheit der Kirche.
"Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche
bauen." In der Betrachtung des eucharistischen Geheimnisses spüre
ich besonders deutlich die Aufforderung Jesu, die Schafe zu hüten."
(rv)
Deutschland: Ökumenischer Berlinale-Preis für "Sophie
Scholl"
Der Film "Sophie Scholl - die letzten Tage" hat den Hauptpreis
der Ökumenischen Berlinale-Jury erhalten. Er handelt von den
letzten sechs Tagen im Leben der Münchener Studentin Sophie Scholl.
Sie gehörte zu der gegen das NS-Regime kämpfenden Gruppe
"Weisse Rose". Auch die Gebete der Widerstandskämpferin
vor ihrer Hinrichtung sind auf der Leinwand zu sehen. Der Film vermittelt
das aufgeklärte Denken der jungen Studentin, das im christlichen
Glauben wurzelt. Dabei verweist er auf einen dialogfähigen, christlichen
Standpunkt, der in konsequenter Zivilcourage und im Widerstand gegen
totalitäre Denk- und Machtstrukturen seinen Ausdruck findet.
(apd)
DIE NACHRICHTEN:
Europa
Deutschland
Schon bevor das neue Buch von Papst Johannes Paul II. am kommenden
Mittwoch in mehreren Ländern gleichzeitig erscheint, hat es heftige
Reaktionen in Deutschland hervorgerufen. Scharfe Kritik löste
der darin ausgeführte Vergleich zwischen Abtreibung und Holocaust
aus.
Der Präsident des Zentralrats der Juden, Paul Spiegel, bezeichnete
den Vergleich schlicht als "unzulässig". Die Spitze
der katholischen Kirche habe nicht begriffen, dass man die Judenvernichtung
nicht in die Nähe von Schwangerschaftsabbrüchten rücken
könne. Es gebe einen "gewaltigen Unterschied zwischen einem
fabrikmäßigen Völkermord und dem, was Frauen mit ihrem
Körper tun". In dem Buch heißt es, die Vernichtung
der Juden habe nach dem Ende des nationalsozialistischen Regimes zwar
aufgehört. "Was jedoch fortdauert, ist die legale Vernichtung
gezeugter, aber noch ungeborener menschlicher Wesen." Zudem vergleicht
der Papst in dem Band mit dem Titel "Erinnerung und Identität"
die Bevollmächtigung Hitlers durch ein gewähltes Parlament
und den darauf folgenden Holocaust mit modernen Parlamenten, die Abtreibung
legalisieren.
Der Grünen-Fraktionsvorsitzende Volker Beck warf dem Papst Volksverhetzung
vor. Die Gleichsetzung von Holocaust und Abtreibungsproblematik sei
genau so unerträglich wie das Wort Holocaust, sagte er der Berliner
"Netzeitung".
(netzeitung)
Christian Schärtl ist als Bundesvorsitzender der Katholischen
Landjugendbewegung (KLJB) in seinem Amt bestätigt worden.
Die KJLB-Bundesversammlung wählte ihn am Wochenende erneut an
die Spitze des 70.000 Mitglieder starken Verbandes. Der aus der Diözese
Regensburg stammende Theologe ist seit 2002 ihr Vorsitzender.
(kna)
Die Veranstalter der Kirchenfachmesse "ecclesia 2005"
in Köln haben eine positive Bilanz gezogen. Rund 3.400 kirchliche
Mitarbeiter hätten die am Wochenende zu Ende gegangene dreitägige
Schau besucht, teilte die Kölnmesse mit. Knapp 160 Aussteller
beteiligten sich an der Messe, rund fünfzig mehr als im Vorjahr.
Im Vortragsprogramm gab es fünfzig Beiträge zu Managemant-
und Gestaltungsfragen in der kirchlichen Praxis.
(kna)
Rund 123,3 Millionen Euro umfasst der Haushalt des Bistums Hildesheim
im Jahre 2005. Eine entsprechende Vorlage hat der Diözesankirchensteuerrat
bei seiner Sitzung am Samstag im Bischöflichen Generalvikariat
beschlossen. Dies sind rund 7,6 Millionen Euro oder 5,81 Prozent weniger
als im Jahr 2004. Nach Schätzungen des Finanzdirektors Helmut
Müller wird das Bistum im laufenden Jahr etwa 98,4 Millionen
Euro durch Kirchensteuern einnehmen. Das sind etwa fünf Prozent
weniger als im Vorjahr. Hauptgrund für diesen deutlichen Rückgang
der Kirchensteuern ist der zweite Teil der dritten Stufe der Steuerreform.
Sparen will das Bistum vor allem bei den Personalkosten.
(pm)
Es ist wichtig, dass wir in der heutigen Zeit das Lesen nicht
verlernen. Wir würden mit Sicherheit dümmer, denn wir wären
unfähig uns zu sammeln. Das hat Kardinal Karl Lehmann bei
der Abschlussmesse des Diözesantags der katholischen öffentlichen
Büchereien im Bistum Mainz betont. Es sei wichtig, dass man in
Büchern ein einmal gesagtes Wort wieder zum Leben erwecken kann.
Zudem gebe das Lesen "eine königliche Freiheit."
(rv)
Schweiz
Der St. Galler Bischof Ivo Fürer hat die Ablehnung von Asyl
Suchenden als würdelos kritisiert. Er fordert die Regierung
des Landes zu mehr Solidarität auf. Seit April 2004 erhalten
abgelehnte Asylbewerber in der Schweiz keine Sozialhilfe mehr vom
Bund, sondern nur noch Nothilfe. Mit dieser Massnahme nähmen
die Behörden eine "neue Not" der Betroffenen in Kauf,
sagt Fürer in einem Interview mit dem "Tages-Anzeiger".
"Wenn ein Migrant von Pontius zu Pilatus geschickt wird, um überhaupt
überleben zu können; wenn er spürt, dass er eigentlich
gar nicht existieren dürfte, so wird seine Würde missachtet",
moniert Fürer. Die Behörden müssten einen Weg suchen,
der den humanitären Ansprüchen der Schweiz besser nachkomme.
(Tagesanzeiger)
Österreich
Die Pläne von Unterrichtsministerin Elisabeth Gehrer, 40 der
50 Pädagogischen Akademien und Instituten in Österreich
zu schließen oder zusammenzulegen, stoßen bei Opposition
und betroffenen Direktoren auf Widerstand. SPÖ-Bildungssprecher
Erwin Niederwieser sagte dem Ö1-Morgenjournal, die Reformpläne
könnten dazu führen, dass es in einigen Bundesländern
- konkret ist von Linz und Graz die Rede - nur noch kirchliche pädagogische
Hochschulen gibt. Das wäre "vom Prinzip der Trennung von
Kirche und Staat nicht verantwortbar", kritisierte er.
(Standard)
Italien
Der Erzbischof von Genua, Kardinal Tarcisio Bertone, hat die ablehnende
Haltung der katholischen Kirche gegenüber einer rechtlichen Anerkennung
von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften betont. Lebenspartnerschaften
ohne Eheschein und homosexuelle Paare müssten Ausnahmen bleiben,
forderte er bei der Eröffnung der diesjährigen Aktivitäten
des Kirchengerichts. Sie dürften jedoch keinesfalls zur Normalität
werden. Die Unterscheidung zwischen Ehe und anderen Formen der Partnerschaft
bedeute aber nicht, dass diese von der Seelsorge ausgeschlossen seien,
sagte Bertone, einer der wichtigsten italienischen Kardinäle,
in Genua.
(ansa)
Nahost
Israel
Der Apostolische Nuntius, Erzbischof Pietro Sambi, hat aus Solidarität
mit den Christen von Maghar eine Messe in dem bei Zusammenstößen
mit Drusen schwer beschädigten Dorf gefeiert. Der Vatikanbotschafter
forderte nach einem Bericht der Tageszeitung "Haaretz" die
Behörden und die Polizei auf, besser für die Sicherheit
der Christen zu sorgen. Tausende aus dem Dorf geflohene Gläubige
forderte er auf, in ihre Häuser zurückzukehren. Nach Gerüchten
um Fotomontagen im Internet war es am vergangenen Wochenende zu blutigen
Auseinandersetzungen zwischen den drusischen und den christlichen
Bewohnern von Maghar gekommen.
(Haaretz)
Afrika
Sudan
Die katholischen Bischöfe des Landes haben die verschiedenen
Volksgruppen nach dem Friedensabkommen für den Süden zu
verstärkter Zusammenarbeit aufgerufen. Frieden sei mehr als
die Abwesenheit von Krieg, betonen sie in ihrem jüngsten Hirtenbrief.
Katholiken müssten mit anderen Glaubensgemeinschaften zusammenarbeiten,
mahnten sie nach der Unterzeichnung der Übereinkunft zwischen
der Zentralregierung und den Rebellen des Südens.
Das UNO-Flüchtlingshochkommissariat kündigte unterdes die
Rückkehr von 560.000 Flüchtlingen in die Region an. (fides/misna)
Buchbesprechung:
Titel:
Das Buch der Christus-Ikonen
Autor: Karl Christian Felmy
Verlag: Herder
Preis: 39,30 Euro
Besprochen von: Ludwig Waldmüller
Ikonen
haben ihre eigene Sprache. Die Bilder, die nach Vorstellung der Ostkirche,
das Dargestellte auf eine besondere Weise gegenwärtig machen,
haben ihre ganz eigene Faszination. Nach strengen Regeln gefertigt,
haben die teilweise uralten Bilder eine beeindruckende Schönheit.
Eine besondere Rolle spielen zwischen all den Darstellungen der Muttergottes,
der Heiligen und Propheten natürlich die von Jesus Christus.
Bei Herder ist nun ein Buch erschienen, das sich extra mit den Christus-Ikonen
auseinander setzt. Ein wirklich tolles Buch! Hier werden nicht nur
die einzelnen Szenen erklärt, die dargestellt werden, die einzelnen
Motive, die Ikonographie Was ich beim Lesen besonders interessant
fand: Auch einzelne Künstler kommen vor - und so bekommen die
Ikonen auch ein ganz anderes, persönliches Gesicht. Reiche Bebilderung
macht das Buch zu einem Prachtband. Es ist ein Eintauchen in die Welt
und Spiritualität des Ostens durch diese Bilder und ihre Beschreibungen.
Sogar liturgische Texte bringt das Buch - es lohnt sich wirklich.
Wenn Sie ein interessantes Detail als Beispiel haben möchten:
Ein Bild aus dem Braunschweiger Dom sei das Vorbild gewesen für
zahlreiche Darstellungen des "Christus - das Gütige Schweigen".
Ich kann nur wiederholen: Ein tolles Buch. Prädikat: Nur her
damit!