- Papst: "Vergebung statt Rache!" -
- Irakische Bischöfe nehmen an Wahl teil -
- Topmöller: Korruptem Schiedsrichter vergeben -
Verantwortlich:
P. Eberhard v. Gemmingen SJ / Stefan v. Kempis
Redaktion: Bettina Gabbe
Redaktionsschluss: 16.00 Uhr
AUS UNSERER BERICHTERSTATTUNG:
Vatikan/Irak:
Papst und Bischöfe fordern Frieden
Unter den Augen der Weltöffentlichkeit und schärfsten
Sicherheitsbedingungen waren die Iraker heute aufgerufen, ein Parlament
zu wählen. Terroristen bedrohten jeden, der sich am Urnengang
beteiligte, mit dem Tod. Dennoch berichten chaldäische Bischöfe
zumindest aus Bagdad und Basra über eine hohe Wahlbeteiligung.
Der Papst forderte heute beim Angelusgebet auf, kommende Generationen
von klein auf zum Frieden zu erziehen. "Man muss die Ungerechtigkeit
durch Gerechtigkeit besiegen, die Lüge mit der Wahrheit, die
Rache mit der Vergebung", sagte er zu den Gläubigen auf
dem Petersplatz. So einen Lebensstil könne man nicht improvisieren,
dazu müsse man von Kindheit an erzogen werden.
Einen solchen
friedlichen Lebensstil demonstrierten heute die chalädischen
Bischöfe im Irak, indem sie zur Wahl gingen. "Die Toten dieser
Tage sind ein blutiger Preis, den wir nicht tolerieren dürfen",
sagte der Bagdader Weihbischof Shlemon Warduni. Nur die Demokratie
könne dem Terrorismus den Weg abschneiden. Ebenso wie Warduni
in Bagdad schätzte auch der chaldäische Erzbischof von
Basra, Djibail Kassab, die Wahlbeteiligung in seiner Stadt auf etwa
siebzig Prozent. (rv/ag)
Vatikan: Papst schickt Cordes in Tsunami-Region
Papst Johannes Paul II. hat den Präsidenten des Päpstlichen
Wohlfahrtsrats "Cor Unum", Erzbischof Paul Josef Cordes,
in die von der Flutkatastrophe in Südostasien betroffenen Regionen
geschickt. Das Kirchenoberhaupt äußerte in einem Schreiben
an den Kurienerzbischof die Hoffnung, dass die weltweite Solidarität
mit den Opfern des Tsunami zur Ermutigung derjenigen beiträgt,
die sich am Wiederaufbau beteiligen. Die Angehörigen unterschiedlicher
Religionen sollten den Flutopfern gemeinsam helfen, forderte der
Papst in seinem Brief an Cordes. Er hoffe, dass die Naturkatastrophe
zu mehr Zusammenarbeit unter den Nationen führt. (rv)
Vatikan: Dialog mit Altorientalen geht weiter
Erstmals hat sich in dieser Woche die internationale Theologenkommission
für die Beziehungen zwischen der katholischen und den altorientalischen
Kirchen im Vatikan getroffen. Sie war 2003 gegründet worden
und hatte schon im letzten Jahr in Kairo getagt. Die Altorientalen
haben sich im 5. Jahrhundert von der katholischen Kirche getrennt;
In der Frage nach Göttlichkeit und Menschlichkeit Christi war
es beim Konzil von Chalzedon zu unterschiedlichen Auffassungen gekommen.
Der Würzburger Altbischof Paul-Werner Scheele war bei den Gesprächen
im Vatikan dabei. Er denkt nun an die nächsten Dialoginitiativen
der Kommission.
"Nächste Schritte werden in Armenien gemacht, in Edschmiadzin
wird die nächste Tagung stattfinden. Da ist weiteres zu klären
im Hinblick auf die konkrete Struktur der Kirche. Wie verhalten
sich universale und lokale Ebene zueinander? Wir denken manchmal
in der westlichen Welt, es gebe nur in der katholischen Kirche einen
Primas, einen Papst. Es gibt ihn aber in jeder dieser orientalischen
Kirchen, bis hin zum Titel. In welchem Verhältnis steht diese
primatiale Aufgabe zu der Aufgabe aller Bischöfe und der Aufgabe
aller Gläubigen? Da gibt es viel Gemeinsames, aber es gibt
auch viel Irritierendes. Das hängt damit zusammen, dass man
sich auseinander lebt, wenn man so lange voneinander getrennt ist.
Aber das kann man im Dialog aufarbeiten. Das muss gründlich
geschehen, denn irgendein Formelkompromiss hilft niemandem."
(rv)
DIE
NACHRICHTEN:
Vatikan
Kurienkardinal
Paul Poupard hat wachsende Gleichgültigkeit der Römer
gegenüber der katholischen Kirche beklagt. Im Interview
mit der Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera"
wies er auf die wachsende Zahl von Bürgern der italienischen
Hauptstadt hin, die sich Sekten zuwenden. Auch diejenigen, die sich
offiziell als Katholiken bezeichneten, verhielten sich Glaubensfragen
gegenüber häufig gleichgültig. Eine Ausnahme stellte
für den Präsidenten des Päpstlichen Kulturrats aber
das Heilige Jahr 2000 dar, da es zahlreiche Aktivitäten in
den Pfarreien wiederbelebt habe. (corriere della sera)
Der neue Botschafter Österreichs beim Heiligen Stuhl, Helmut
Türk, ist in Rom eingetroffen. Dies verlautete am Wochenende
aus dem Vatikan. Ein Termin für die Papstaudienz zur Überreichung
des Beglaubigungsschreibens steht noch nicht fest. Türk war
in seiner bisherigen Laufbahn unter anderem österreichischer
Konsul in Hongkong, Botschaftsrat in Bonn, Botschafter in den USA,
Stellvertreter des Generalsekretärs für Auswärtige
Angelegenheiten im Wiener Außenministerium und Kabinettsdirektor
des Bundespräsidenten. (kap)
Europa
Deutschland
Kritik am neuen Zuwanderungsgesetz haben Experten aus Kirche
und Politik geübt. Die Regelung nehme die Deutschen zu
wenig in die Pflicht und fordere einseitig die ausländischen
Menschen. Das sagte der für Migrationsfragen zuständige
Weihbischof Josef Voß am Wochenende in Stuttgart. Integration
von Ausländern bedeute mehr als Deutschunterricht. Auch die
niedersächsische Ausländerbeauftragte Gabriele Erpenbeck
kritisierte das Gesetz als zu eng. Beide sprachen bei den "Hohenheimer
Tagen zum Ausländerrecht" an der Akademie der Diözese
Rottenburg-Stuttgart. (kna)
Karl der Große ist bis heute Mahnung und Ansporn für
die Wahrung des christlichen Erbes und die Erneuerung Europas aus
seinen christlichen Wurzeln. Daran hat der Apostolische Nuntius
in Deutschland, Erzbischof Erwin Josef Ender, beim traditionellen
Karlsamt im Aachener Dom erinnert. Auch wenn es nach heutigem Verständnis
eine christliche Politik im eigentlichen Sinn nicht mehr gebe, so
müsse es um so mehr christliche Politiker und eine Politik
aus christlicher Verantwortung geben, betonte er Nuntius in seiner
Predigt. Im Gegensatz zur Zeit Karls des Großen werde heute
zwischen Glaube und Politik aus gutem Grund sorgfältig unterschieden.
(pm)
Der
32. Deutsche Evangelische Kirchentag (DEKT) soll 2009 in Bremen
stattfinden, falls bis dahin kein zweiter ökumenischer Kirchentag
zustande kommt. Das hat das DEKT-Präsidium am Wochenende
in Hannover beschlossen. Die Kirchentagsleitung strebt nach eigenem
Bekunden jedoch weiterhin so bald wie möglich ein gemeinsames
Treffen mit den deutschen Katholiken an. Der erste bundesweite Ökumenische
Kirchentag hatte 2003 in Berlin stattgefunden. Das Zentralkomitee
der Deutschen Katholiken möchte das zweite Treffen 2010 in
München veranstalten. Die dazu nötige Einladung des Erzbistums
liegt jedoch bislang nicht vor. (kna)
Der frühere HSV-Trainer Klaus Toppmöller hat versöhnliche
Töne im Betrugsskandal um den Schiedsrichter Robert Hoyzer
angeschlagen. "Ich schließe mich bewusst dem Johannes-Evangelium
an und mahne die, die jetzt steinigen wollen, mit dem Satz: Wer
ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein", sagte Toppmöller
dem Kölner Stadt-Anzeiger. Er sei überzeugt, dass Hoyzer
"in die Fänge einer Sache geraten ist, aus der er letztlich
nicht mehr herauskam", betonte der Trainer, der selbst zum
Betrugsopfer wurde. Der moralische Anspruch der heutigen Gesellschaft
müsse das Prinzip der Rehabilitation sein. Selbst mit seiner
negativsten Seite darf laut Toppmöller der Fußball es
nicht wert sein, dass dies aufgegeben werde. (kölner stadt-anzeiger)
Amerika
Kanada
Der angekündigte Selbstmord eines Lungenkranken hat eine
Diskussion über Sterbehilfe und Beihilfe zum Suizid ausgelöst.
Der 78-jährige zog sich in Anwesenheit seiner Familie eine
Plastiktüte mit Helium über den Kopf und erstickte, berichtete
die kanadische Presse am Wochenende. Zuvor hatte er öffentlich
Straffreiheit für seine Angehörigen und eine Legalisierung
der aktiven Sterbehilfe gefordert. Trotz vielfältiger Gesundheitsprobleme
befand er sich den Berichten zufolge nicht im Endstadium. Ein Sterbeforscher
der Universität von Quebec befürchtet nun eine Welle von
Nachahmern. Die Polizei von Ottawa ermittelt, rechnet aber nicht
mit einer strafrechtlichen Verfolgung der Familie. (kna)