Meldungen
vom 18.6.2005
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Papst: "Bischöfe, seid Vorbilder!" -
- Simbabwes Bischöfe verurteilen Razzia -
- Spanien erlebt größte Familien-Demo der Geschichte -
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Verantwortlich:
P. Eberhard v. Gemmingen SJ / Stefan von Kempis
Redaktion: Gudrun
Sailer
Redaktionsschluss 16.00 Uhr
THEMEN
DES TAGES:
Vatikan: Papst erinnert Bischöfe an ihre Vorbildfunktion
Papst Benedikt XVI. hat die Bischöfe von Madagaskar auf ihre
Vorbildfunktion für die Gläubigen im Messbesuch hingewiesen.
Zum Abschluss ihres Ad-Limina-Besuchs gab das Kirchenoberhaupt den
Bischöfen der ostafrikanischen Insel mit auf den Weg: "Unser
Bischofsamt verlangt von uns, dass wir den Gläubigen helfen,
einen aufgeklärten Glauben zu erlangen, der im Zusammentreffen
mit Christus verwurzelt ist. ER muss der Maßstab für die
Wahrheit sein. So können wir auf die heutigen Probleme mit einer
authentischen Treue zu seiner Lehre antworten. Die Inkulturation des
Glaubens in die Kultur Madagaskars bleibt ein wichtiges Ziel."
Rund ein Viertel der bitterarmen Bevölkerung Madagaskars sind
Katholiken, knapp ein Fünftel gehören den protestantischen
Kirchen an. Ökumenische Gesten haben hier ihre Grenzen, betont
der Papst.
"Sich auf einen aufgeklärten
Glauben zu stützen, ist unerlässlich für einen echten
Fortschritt auf der Suche nach Einheit für die Anhänger
Christi. Eben weil brüderliche und vertraute Beziehungen bestehen,
müssen alle Gesten vermieden werden, die Gläubige verunsichern
und den religiösen Relativismus bestärken."
(rv)
Europäische Union: Giordano appelliert:
"Nutzt die Krise!"
Mit dem Scheitern des europäischen Finanzgipfels ist die EU in
ihre vielleicht tiefste Krise seit Jahrzehnten geschlittert. Nach
17stündigen Gesprächen in Brüssel warfen die Verhandler
gestern Nacht das Handtuch, der Finanzrahmen bis 2013 konnte nicht
verabschiedet werden. Am ersten Gipfeltag hatten sich die EU-Vertreter
bereits auf einen vorläufigen Stopp des Ratifizierungsprozesses
der Verfassung geeinigt. Zwei Niederlagen auf einen Schlag, die Europa
in eine Nachdenkpause zwingen, sagt der Philosoph und Priester Aldo
Giordano, der Generalsekretär des Rates der Europäischen
Bischofskonferenzen: "Die
Frage ist nur, wozu wir diese Pause nutzen. Auf der einen Seite denke
ich, muss sich Europa seiner Existenzgründe wieder bewusst werden.
Es muss seine Grundwerte wieder entdecken und die Richtung definieren,
in die es jetzt gehen will." Andererseit müsse Europa an
diesem Punkt seine Beziehungen zu den anderen Kontinenten überdenken,
regt Giordano an. Denn: "Gewisse
Nicht-Lösungen auf Probleme der Zeit scheinen mir davon her zu
rühren, dass Europa und seine Nationen in einer Selbstbespiegelung
gefangen sind. Gewiss, sie haben auch ein Recht, das zu tun. Doch
sobald Europa sich der Weltpolitik stellt, auch den Weltmärkten,
ist unser Kontinent dazu herausgefodert, schnell einen Weg der inneren
Zusammenarbeit zu finden. Andernfalls riskiert Europa, sich ins Abseits
der Geschichte zu stellen." (rv)
Simbabwe: Bischöfe veruteilen Razzia
Zwei Wochen nach einer Serie von so genannten "Säuberungsaktionen"
in den Elendsvierteln der Städte verurteilen die Bischöfe
aus Simbabwe in einem Hirtenbrief neuerlich die Unbarmherzigkeit des
Vorgehens. Anfang Juni hatte die Polizei tausende Blechhütten
abgerissen oder in Brand gesteckt. Die Regierung von Robert Mugabe
wollte mit der Aktion den Schwarzmarkt in den Slums bekämpfen.
Die Bischöfe sehen darin einen "Krieg gegen die Armen und
Obdachlosen". Und die Situation ist seither nicht besser geworden.
Zwei Wochen nach der Razzia hätten zahllose Kranke, Alte und
Familien immer noch kein Dach über dem Kopf, klagen die Bischöfe
an. Die Obdachlosen müssten bei klirrender Kälte - denn
in Simbabwe ist gerade Winter - unter freiem Himmel schlafen. Es fehle
überall an Nahrung, Kleidung und Medizin. Da der Schwarzmarkt-Handel
zusammengebrochen sei, hätten viele Menschen in den Slums ihre
Lebensgrundlage verloren. Die Regierung hätte vor ihrem Einschreiten
für Notunterkünfte und legale Beschäftigungsmöglichkeiten
sorgen müssen, schreiben die Bischöfe. Offiziell habe die
Aktion für mehr Ordnung in Simbabwe sorgen wollen, doch in Wahrheit
habe sie nur die Schwächsten in der Gesellschaft noch weiter
ins Elend gestürzt. "Angesichts des grausamen und unmenschlichen
Vorgehens ist die Aktion nicht zu rechtfertigen", heißt
es in dem Schreiben wörtlich. Die Bischöfe rufen besonders
die Christen im Land zu mehr sozialer Verantwortung auf. Diese sei
viel wichtiger als ein regelmäßiger Kirchgang am Sonntag,
heißt es in dem Brief abschließend. (rv)
Spanien: Größte Familien-Demo in
der Geschichte
Madrid erlebt heute Abend die größte Demonstration zum
Schutz der Familie in der spanischen Geschichte. Die Zusagen hätten
die Erwartungen der Veranstalter weit übertroffen, sagte eine
Sprecherin. Mehr als 1.000 internationale Organisationen und 15 weltweit
agierende Verbände wollen an der Kundgebung teilnehmen, auch
rund 20 Bischöfe wollten kommen. "Die spanische Familien
können auf die Unterstützung von 30 Millionen Menschen zählen,
die sich durch die Verbände aus allen Kontinenten anschließen",
so die Sprecherin weiter. Mit der Demonstration wollen die Familienverbände
gegen die von der sozialistischen Regierung Zapatero geplante, so
genannte Homo-Ehe protestieren. (rv)
Vereinigte
Staaten: Bischöfe gegen Todesstrafe
Die US-amerikanische Kirche bereitet eine Erklärung gegen die
Todesstrafe vor. Bis November soll eine Stellungnahme der Bischöfe
vorliegen, die jede Anwendung der Todesstrafe ächtet - diesen
Entschluss haben die Bischöfe zum Auftakt ihrer Vollversammlung
in Chicago einstimmig gefasst. Meinungsumfragen zeigten eine wachsende
Gegnerschaft gegen die Todesstrafe, vor allem unter Katholiken, sagte
der zuständige Bischof Nicholas Di Marzio laut dem US-Nachrichtendienst
CNS. Tatsächlich ist auch die Zahl der Todesurteile in den USA
rückläufig: 2004 sank sie auf den niedrigsten Stand seit
der Wiedereinführung der Todesstrafe 1976. In diesen knapp 30
Jahren starben in den Vereinigten Staaten insgesamt 944 Menschen auf
richterliche Weisung, mehr als ein Drittel von ihnen im Bundesstaat
Texas. Der texanische Erzbischof Joseph Fiorenza erklärte zum
Auftakt der Bischofskonferenz, er halte eine Erklärung der US-Kirche
gegen die Todessstrafe für "extrem wichtig". Führende
katholische Theologen sehen in der Todesstrafe eine Form der Gotteslästerung.
Schon die ersten Kapitel des Alten Testaments schärften den Lesern
ein, dass niemand gegen den Brudermörder Kain die Hand erheben
dürfe. Der Tod Jesu am Kreuz habe dann jede Möglichkeit
der Rechtfertigung der Todesstrafe "auf ewig" ausgeschlossen,
so die Argumentation der Theologen. Außerdem verlängerten
die Oberhirten in Chicago ihre im Jahr 2002 verabschiedeten Disziplinarmaßnahmen
bei Missbrauchs-Fällen. Darin halten sie an ihrer sogenannten
"Null-Toleranz-Politik" fest. Den Diözesen wird demnach
auch weiterhin empfohlen, Priester, die Kinder sexuell missbraucht
haben, vom pastoralen Dienst auszuschließen. (kap/cns)
DIE
NACHRICHTEN:
Vatikan
Der Vatikan-Verlag "Libreria
Editrice Vaticana" hat Papst Benedikt XVI. heute in einer Audienz
das neue Kompendium des Weltkatechismus überreicht. Offiziell
wird der Papst die Kurzfassung des Katechismus im Rahmen einer Zeremonie
am am 28. Juni vorstellen, einen Tag vor dem Fest der römischen
Stadtpatrone Peter und Paul. (ansa)
Paspt Benedikt XVI. empfing heute
zum ersten Mal in seinem Pontifikat ein Staatsoberhaupt aus Lateinamerika
in Audienz. Der Präsident von El Salvador, Elias Antonio
Saca Gonzalez, führte eine fast halbstündige Unterredung
auf spanisch und italienisch mit dem Kirchenoberhaupt. Am Ende lud
der Präsident den Papst zu einem Besuch in das mittelamerikanische
Land ein. (rv)
Europa
Deutschland
Europa
zeigt Anzeichen von Lähmung und Resignation. Diese Diagnose
äußerte der EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Wolfgang Huber
von Berlin, heute bei christlichen Begegnungstagen in der tschechischen
Hauptstadt Prag. Es sei die politische Begeisterung, die mit dem Stocken
des europäischen Einigungsprozesses erlahme. In dieser Situation
wollten die Kirchen ihre Hoffnung in die Gestaltung Europas einbringen.
(idea)
Die Katholisch-Theologische Fakultät
der Universität Augsburg hat heute dem römischen Historiker
und Gründer der Gemeinschaft Sant' Egidio, Andrea Riccardi, die
Ehrendoktorwürde verliehen. Riccardi sei ein erstklassiger
Wissenschaftler, ein gläubiger Katholik und ein politisch wie
ökumenisch aktiver Christ, hieß es in der Laudatio. Außerdem
wurde auch Joachim Gauck promoviert, der ehemalige Bundesbeauftragte
für die STASI-Unterlagen. Augsburg feiert in diesem Jahr den
450. Jahrestag des Augsburger Religionsfriedens. Deshalb wollte die
Fakultät einen katholischen und einen evangelischen Christen
ehren. (rv)
Finnland
Helsinikis lutherischer
Bischof Eero Huovinen fordert mehr Engagement für gemeinsame
Eucharistiefeiern von katholischen und lutherischen Gläubigen.
"Es ist unser glühender Wunsch, dass wir Lutheraner
und LutheranerInnen zusammen mit unseren katholischen Schwestern und
Bruedern am gemeinsamen Kommunionstisch niederknien können",
erklärte Huovinen. Der Glaube an die reale Gegenwart Christi
bei der Eucharistie habe lutherische wie katholische Gläubige
stets vereint. Allerdings müssten die Kirchen "zu den Wurzeln
unseres christlichen Glaubens" vordringen, bevor sie sich am
Tisch vereinen können. (pm)
Großbritannien
Die
anglikanische Kirche von England hat erstmals einen schwarzen Theologen
zum Erzbischof ernannt. Der in Uganda geborene 56-jährige
John Sentamu wurde gestern zum Erzbischof von York (Nordengland) ernannt.
Sentamu war wegen Kritik am ehemaligen ugandischen Diktator Idi Amin
in seiner Heimat in Ungnade gefallen und mußte 1974 aus Uganda
fliehen. (idea)
Tschechische
Republik
Die
Diözese Pilsen verzeichnet einen massiven Erosionsprozess.
Nur noch sieben Prozent der rund 142.000 Katholiken im westlichsten
Bistum des Landes gingen am Sonntag in die Kirche, beklagte Bischof
Frantisek Radkovsky gestern in Freising. Mit einer "aufsuchenden
Seelsorge" will der promovierte Statistiker und Theologe den
Trend umkehren: Die Geistlichen warteten nicht, bis die Menschen den
Weg zum Gottesdienst finden, sondern besuchten sie zu Hause, so Radkovsky.
Als erste Erfolge wertete er das Aufleben neuer Bräuche wie die
Sternsingeraktion. Perspektive böten auch Pfarrgemeinderäte,
Bibelkreise und Gebetsgruppen. (kna)
Rumänien
Eine orthodoxe Ordensfrau ist offenbar
bei einem privat durchgeführten Exorzismus-Ritual ums Leben gekommen.
Die 23-Jährige sei an ein Kreuz gebunden und drei Tage
ohne Essen in einem kalten Zimmer festgehalten worden, so die Polizei
gestern. Zuvor habe die Frau getobt, berichteten Angehörige des
Klosters im Nordwesten Rumäniens. Eine Obduktion soll die genaue
Todesursache klären. Auch die rumänische Orthodoxe Kirche
nahm Ermittlungen auf, hieß es. (ap)
Asien
Indonesien
Eine akute Hungersnot
bedroht die mehrheitlich von Katholiken bewohnten Gebiete an der Grenze
zu Ost-Timor. Es gebe vor allem viele unterernährte Kinder,
sagte ein Missionar dem Nachrichtendienst Asianews. Hunger-Krankheiten
wie Kwashiokor und Marasmus seien weit verbreitet. Die Eltern hätten
ihre Kinder bereits aufgegegen. Als Grund für die Hungersnot
nannte der Missionar eine schlechte Ernte nach einer langen Dürreperiode.
"Wenn nicht bald Hilfen kommen, könnte das hier ein zweites
Äthiopien werden", sagte der Missionar. (asianews)
Buchbesprechung:
Titel:
Das Buch der Deutschen, Alles, was man kennen muss
Autor: Johannes Thiele
Verlag: Lübbe-Verlag
Preis: 29 Euro
Ich
möchte Ihnen heute ein Buch vorstellen, das einen Beitrag dazu
leisten kann, das Europa der Zukunft zu bauen. Dieses Europa leidet
unter anderem an der mangelnden Selbstsicherheit von uns Deutschen.
Wir tun uns schwer, zu uns selbst zu stehen - nicht erst seit Hitler.
Wenn wir Deutsche unsere Kultur kennen würden, gewännen
wir Selbstsicherheit. Ich stelle ihnen kurz ein Buch vor, das einen
wesentlichen Beitrag leisten kann, unsere Kultur zu kennen. Es enthält
nämlich Literatur, rechtliche und politische Texte aus fast 2
Jahrtausenden. Los geht's mit dem Text von Tacitus über Germania,
es folgt die Schlacht am Teutoburger Wald, ein Gedicht aus der Edda,
das Hildebrandlied, das Testament Karls des Großen, der Schwur
von Canossa, das Wormser Konkordat, das Nibelungenlied usw, usw. Weitere
Höhepunkte sind Luthers Thesen gegen den Ablass und die Freiheit
des Christenmenschen, Hans Sachs Meistersinger, der Augsburger Religionsfriede,
Grimmelshausen Simplizissimus, der Text des Westfälischen Friedensschlusses,
Angelus Silesius Wandersmann. Immer mehr in der Neuzeit kommt Literatur
und Geschichte: nur ein paar Stichworte: Lessings Ringparabel, Claudius
Abendlied, Kant über die Aufklärung, Goethe junger Werther,
Schillers Räuber und Glocke. Weitere Namen: Novalis, Novalis,
Hölderlin, Kleist. Aber auch Brecht, Döblin, Eichendorf,
Borchert, Böll, Mann. Und große politiche Texte: Hitlers
ERmächtigungsgesetz, die Barmer Erklärung der bekennenden
Kirche, der Nichtangriffspakt, die Weisse Rose, Bonhoeffer bis zur
Rede von Richard von Weizsäcker 40 Jahre nach dem Kriegsende.
Alles, was ein gebildeter Deutscher wissen sollte, was ihm Grund gibt
zu einer sicheren Selbstwahrnehmung in Freude, Stolz und Trauer. Dies
Buch sollte mindestens jedem Abiturienten geschenkt werden.