Meldungen vom 7.5.2005
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Benedikt XVI. nimmt Besitz von der Lateranbasilika -
- General Aoun kehrt in den Libanon zurück -
- Benedikt dankt Sri Lankas Kirche für Tsunami-Hilfe -
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Verantwortlich: P. Eberhard v. Gemmingen
SJ / Stefan von Kempis
Redaktion: Gudrun Sailer
Redaktionsschluss 16.00 Uhr
THEMEN
DES TAGES:
Wie
funktioniert eine "Inbesitznahme der Lateranbasilika"?
Mater et caput omnium ecclesiarum urbis et orbis –
Mutter und Haupt aller Kirchen der Stadt und des Erdkreises. Dieser
Titel steht einer der unzähligen Kirchen Roms zu – der
Lateranbasilika des heiligsten Erlösers und der heiligen Johannes
Baptist und Johannes Evangelist, seit Kaiser Konstantin die Kathedrale
der Diözese Rom. Und deshalb ist es auch einer der wichtigsten
Termine von Papst Benedikt XVI. seit seiner Wahl, wenn er heute Nachmittag
dorthin geht, um offiziell von der Lateranbasilika Besitz zu ergreifen,
wie das heißt. Aber wie geht so etwas vor sich?
Es ist eigentlich eine ganz normale Eucharistiefeier. Aber sie hat
natürlich ihre ganz besonderen Elemente. So wird der Papst am
Anfang vom Kardinalvikar Camillo Ruini, also dem Vertreter des Papstes
für die Diözese Rom, feierlich in seiner Kathedrale willkommen
geheißen. Das geschieht am Anfang der Messfeier, gleich nachdem
das Kyrie gesungen wurde. Der Kardinalvikar wird dem neuen Papst deutlich
ins Gewissen reden: "Erinnere Dich daran, dass Du auf dem Stuhl
des Hirten sitzt, um Dich der Herde Christi kümmerst." Und:
"Du bist der ‚Diener der Diener Gottes’."
Und dann kommt der eigentliche Moment: Der Papst nimmt auf der Kathedra
Platz, also auf dem Stuhl Petri. Nach diesem "Thronsitz"
der Bischöfe ist überhaupt erst eine Kathedrale benannt.
Dadurch dass sich Benedikt auf diesem Thron setzt, der in der Apsis
der Kirche steht, bringt er eines deutlich zum Ausdruck: Ich bin der
Bischof von Rom, ich nehme meine Aufgabe als Bischof dieser Diözese
wahr. Er nimmt mit der Mitra auf dem Kopf und dem Bischofsstab in
der Hand auf der Kathedra Platz. Dazu singt der Chor: "Dir, Benedikt,
Bischof von Rom, Freude, Frieden und ein langes Leben!"
Nun wird der Papst die Gehorsamsversprechen von verschiedenen Vertretern
der Diözese entgegen – es kommen zu ihm der Erzpriester
der Lateranbasilika, Kardinal Camillo Runi, der Viceregente des Bistums,
Erzbischof Luigi Moretti, ein Pfarrer und ein stellvertretender Pfarrer,
ein ständiger Diakon und ein Diakon auf dem Weg zum Priesteramt,
ein Ordensmann und eine Ordensfrau, ein Mann und eine Frau aus der
Diözese sowie zwei schon gefirmte Jugendliche. So soll die ganze
Diözese von Rom stellvertretend dem Papst den Gehorsam versprechen.
Da die Feier extra für die Diözese Rom ist, wird der ganze
Gottesdienst – mit Ausnahme der lateinischen und griechischen
Gesänge – auf italienisch gefeiert werden. Seine Predigt
nach dem Evangelium wird der Papst von der Kathedra aus – also
sitzend – verkünden. Er ist somit auf dem angestammten
Platz seiner Lehre – nicht umsonst nennt man ja die unfehlbaren
Lehrentscheidungen des Papstes "ex cathedra"-Entscheide.
Besonders beeindruckend: Der Papst wird das Glaubensbekenntnis in
der Form des bei uns immer üblichen "Apostolischen Glaubensbekenntnisses"
sprechen. Von diesem Credo sagt man traditionellerweise für die
Kirche von Rom verfasst wurde. Der Papst also spricht das Glaubensbekenntnis
– und die Gemeinde antwortet mit einem gesungenen "Amen.
Credo."
Nach dem Segen, der auf eine besondere Art aus verschiedenen Psalmzitaten
besteht, verlässt der Papst die Lateranbasilika und macht sich
auf zur letzten der vier Patriarchalbasiliken, die er noch nicht besucht
hat: Nach Maria Maggiore. Dort besucht er in einer kurzen Statio die
Borghese-Kapelle in der Basilika, in der sich die Ikone der Maria
Salus Populi Romani befindet, die von den Römern sehr verehrt
wird. Mit seinem Besuch am Anfang seines Pontifikats bei dieser Mariendarstellung
zeigt der Papst nicht nur seine Verbundenheit zur Mutter Gottes, sondern
auch zu den Einwohnern seiner neuen Bischofsstadt. In Santa Maria
Maggiore wird das "Ave Maris Stella" und das "Magnificat"
gesungen. Danach spricht der Papst ein Gebet – und dieses ist
interessanterweise aus Worten des Patriarchen Germanos von Konstantinopel
zusammengestellt. Mit dem Segen und einem weiteren marianischen Hymnus
endet dann diese Feier.
Damit hat Papst Benedikt XVI. dann alle vier Patriarchalbasiliken
besucht – Sankt Peter am Tag seiner Amtseinführung, Sankt
Paul vor den Mauern am Tag darauf, die Lateransbasilika eben zu dieser
Inbesitznahme – und Maria Maggiore gleich darauf am Abend. Herzlich
willkommen in Rom, Heiliger Vater! (rv)
Libanon:
Christ General Aoun kehrt zurück
Zurück in den Libanon: Nach 14 Jahren in französischem
Exil ist der frühere christliche libanesische Regierungschef
General Michel Aoun heute in seine Heimat zurückgeflogen. Im
Libanon gilt der er als Anwärter auf das Amt des Präsidenten.
Aoun war immer ein erbitterter Widersacher der syrischen Besatzung
seines Landes gewesen.
Dass der heute 70-jährige auch eine Reihe von Feinden hat, zeigt
der Bombenanschlag von gestern Abend in der Christenhochburg Junieh
- dort haben Aouns Anhänger ihr zentrales Büro. Bei dem
Anschlag auf einen christlichen Radiosender starben mindestens zwei
Menschen. Das Attentat sollte "die Libanesen terrorisieren",
sagte Aoun heute vor seiner Abreise in Paris. Es war bereits der fünfte
Anschlag in christlichen Wohngebieten seit der Ermordung des ehemaligen
Ministerpräsidenten Rafik al-Hariri im Februar, die das Land
in eine schwere politische Krise gestürzt hatte.
Die libanesische Opposition hatte Syrien für das Attentat auf
Al-Hariri verantwortlich gemacht. Syrien hatte den Vorwurf zurückgewiesen,
zog aber dennoch unter internationalen Druck seine Truppen aus dem
Nachbarland zurück. Ende April hatten die letzten syrischen Soldaten
das Land verlassen und die 29 Jahre andauernde Präsenz Syriens
als Ordnungsmacht im Libanon beendet.
Der Christ Aoun war 1984 mit 49 Jahren der jüngste Oberkommandierende
der libanesischen Streitkräfte geworden. 1988 wurde er zum Übergangs-
Ministerpräsidenten ernannt. Er führte einen "Befreiungskrieg
gegen Syrien", wurde aber 1990 von den Syrern aus dem Amt gejagt
und floh in die französische Botschaft. Ende August 1991 brachten
ihn französische Geheimagenten nach Paris ins Exil. (afp/ap/reuter)
"Ich
schwöre": 30 Schweizergardisten leisteten Eid
Verstärkung für die kleinste Armee der Welt: 30
neue Schweizergardisten haben gestern Abend im Damasus-Hof des Vatikans
ihren feierlichen Fahneneid geleistet. Die Gardisten sollen den Papst
unter Einsatz ihres Lebens schützen. Hier die Eidformel: "Ich
schwöre, treu, redlich und ehrenhaft zu dienen dem regierenden
Papst Benedikt XVI. und seinen rechtmäßigen Nachfolgern.
Ich übernehme dieselbe Verpflichtung gegenüber dem Heiligen
Kollegium der Kardinäle während der Sedisvakanz des Apostolischen
Stuhles."
Erleben die jungen Schweizer ihren Eintritt in die Garde als eine
Art Berufung? Dazu Alois Jehle, der Kaplan der Schweizer Gardisten.
"Die Gardisten kommen aus verschiedenen Motiven in die Garde,
muss man ehrlicherweise sagen. Manche kommen, um eine Auszeit zu machen
– alle mögen den Papst, und alle mögen irgendwo diese
Kirche. Aber nicht alle kommen aus Glaubensgründen. Trotzdem,
wenn sie in diese Garde eintrete: Ich merke, Gott spricht zu ihnen.
Die allermeisten machen wirklich einen Weg. Die gehen nicht gleich
nach Hause zurück, wie sie gekommen sind."
Immer wieder entdecken Schweizer Gardisten im Dienst beim Papst ihre
Berufung, hat Jehle beobachtet. "Man könnte eine Statistik
erstellen, dass es in der letzten Zeit sehr, sehr viele waren. Ich
kann mich erinnern, dass es immer wieder junge Leute gab, die am Anfang
Mühe mit der Heiligen Messe hatten, denn es wird erwartet, dass
jeder, der in die Garde eintritt, jeden Sonntag in die Messe kommt
– und zwar bei uns. Am Anfang sieht man halt, das ist etwas
ungewohnt für die Gardisten. Aber mit der Zeit sehe ich, dass
das nicht nur zur Gewohnheit für sie wird, sondern es wird auch
zu einer guten Gewohnheit – sie sehen einen Sinn dahinter. Das
trifft für die allermeisten zu."
Mit der Vereidigung der 30 Rekruten steigt die Gesamtstärke der
Garde auf 110 Mann. Unter den Neuen befinden sich lediglich drei Westschweizer,
dazu ein Tessiner und ein rätoromanisch sprechender Gardist.
Die Aufnahmekriterien in die Armee sind übrigens streng: Die
Rekruten müssen katholisch, ledig und 19 bis 30 Jahre alt sein.
Zudem sind ein Schweizer Pass, der Besuch der Rekrutenschule und eine
Körpergröße von mindestens 1,74 Meter Voraussetzung.
(rv)
DIE
NACHRICHTEN:
Vatikan
Papst
Benedikt XVI. hat der Kirche auf Sri Lanka für ihren Einsatz
an der Seite der Tsunami-Opfer gedankt. Die kirchlichen Einrichtungen
seien auf hervorragende Weise auf die materiellen, moralischen, psychologischen
und spirituellen Bedürfnisse der Menschen in Not eingegangen,
sagte der Papst vor Bischöfen aus Sri Lanka, die eben ihren Ad
Limina-Besuch im Vatikan abschließen. Außerdem forderte
er die Bischöfe auf, bei den zivilen Autoritäten auf den
Schutz von Kinderrechten zu drängen. Kinder würden oft einfach
vergessen und schamlos als Soldaten, Arbeiter oder Opfer des Menschenhandels
ausgebeutet. (rv)
Papst Benedikt XVI. hat den römischen Bürgermeister
Walter Veltroni heute für seine Stadtpolitik im Sinn der Alten
und Ausgegrenzten gelobt. Das sagte Veltroni mehreren Journalisten,
die nach seiner Audienz beim Papst im Vatikan auf ihn warteten. Außerdem
habe er Benedikt ins römische Rathaus eingeladen, der Papst sei
sehr angetan von der Idee gewesen. Papst Benedikts Vorgänger
Johannes Paul II. war römischer Ehrenbürger gewesen. (adn-kronos)
Die Versteigerung des "Papst-Golf" ist ohne den
Segen des Heiligen Vaters erfolgt. Das berichtet der "Spiegel"
auf seiner Homepage. Papst Benedikt XVI. habe die Aktion sehr missbilligt
und den Kopf geschüttelt, als er ihm davon erzählt habe,
sagte sein Bruder Georg Ratzinger demnach gestern in Regensburg. Der
Papst habe keinen Führerschein, berichtete der frühere Regensburger
Domkapellmeister. Er habe offensichtlich seinem damaligen Sekretär
erlaubt, das Auto "unter dem Namen seines Chefs führen zu
dürfen". Mitgefahren sei sein Bruder aber schon - der Sekretär
habe mit ihm Ausflüge gemacht. Der früher auf den damaligen
Joseph Kardinal Ratzinger zugelassene Wagen war am Donnerstag bei
eBay für knapp 190.000 Euro unter den Hammer gekommen. Den Zuschlag
erhielt ein US-amerikanisches Internet-Casino. Dieses will den Papst-Golf
auf Werbetour schicken und damit Geld für wohltätige Zwecke
sammeln. (spiegel-online)
Ein Vertrauter Papst Johannes Pauls II., der polnische Dominikanerpater
Konrad Hejmo, ist von seinem Orden "für zwei oder drei Wochen"
vom Dienst suspendiert worden. Ihm werden Kontakte zum polnischen
Geheimdienst zur Last gelegt. Der Ordensmann leitet das polnische
Pilgerzentrum in Rom. "Pater Hejmo ist kein Spion, aber er hat
zu viel und zu unbedacht gesprochen", sagte der Superior der
Dominikaner in Polen. In den kommenden Wochen werde die Causa untersucht.
(rv)
Europa
Deutschland
Das Bistum Erfurt bietet in diesem Jahr erstmals drei "Feiern
der Lebenswende" an. Die im Erfurter Dom stattfindenden
Zeremonien sind eine alternative Form der Jugendweihe, die in der
ehemaligen DDR christliche Feste wie Konfirmation oder Firmung ersetzte.
Damit reagiert die katholische Kirche auf die anhaltende Nachfrage
in Ostdeutschland nach einer Feier für konfessionslose Jugendliche.
(pm)
Der deutsche Zweig des evangelischen Internationalen Gideonbundes
hat im vorigen Jahr bei der Bibelverbreitung eine Rekordmarke gesetzt.
Die Mitglieder verteilten 778.978 Neue Testamente, 12,1 Prozent mehr
als 2003. Damit stieg die Gesamtzahl der bisher in Deutschland verbreiteten
Exemplare auf über 16 Millionen. Das berichtete der Geschäftsführer
Johannes Wendel in Wetzlar. Der nach dem alttestamentlichen Richter
Gideon benannte Bund ist vor allem durch die in Hotels ausliegenden
Bibeln bekannt.Wer sich dem Werk anschließen möchte, muß
unter anderem eine verantwortungsvolle berufliche Position haben,
Mitglied einer evangelischen Landes- oder Freikirche sein und die
Bibel als von Gott inspiriert und fehlerlos anerkennen. (idea)
Lutherische Christen weltweit haben Nachholbedarf in Sachen
Mission. Das erklärte der Missionsdirektor der "Lutherischen
Kirche - Missouri-Synode" (LCMS), Robert Roegner, gegenüber
der Agentur idea. Oft zögen sie sich ins stille Kämmerlein
zurück, anstatt ihren Glauben mit anderen Menschen zu teilen.
Dies sei ein Grund dafür, daß die Mitgliederzahl der LCMS
im letzten Jahr um 50.000 gesunken sei und nun bei 2,5 Millionen Mitgliedern
stehe. (idea)
Österreich
In Wiener Neustadt ist eine evangelische Kirche an die serbisch-orthodoxe
Kirche verkauft worden. Damit erhalten die zahlreichen serbisch-orthodoxen
Gläubigen in Wiener Neustadt und Umgebung ein geistliches Zentrum.
Der serbisch-orthodoxe Bischof für Mitteleuropa, Konstantin Djokic,
wird morgen den ersten orthodoxen Gottesdienst in der Kirche feiern.
In den letzten Jahren war die Zahl der evangelischen Christen in Wiener
Neustadt zurückgegangen. Wie der Pfarrer sagte, sollte mit dem
Verkauf an die Orthdoxen ein Zeichen der Ökumene gesetzt werden.
(kap)
Afrika
Sudan
Ein neuer Termin für den afrikanischen Darfur-Gipfel
ist gefunden. Er soll Mitte Mai im ägyptischen Sharm
el Sheik stattfinden. Der ägyptische Präsident Hosni Mubarak
und seine Kollegen aus Tschad, Sudan und Nigeria haben ihre Teilnahme
bereits zugesagt. Auch der lybische Staatschef Muhammar Gheddafi will
kommen. Sie wollen sich auf Maßnahmen zur Eindämmung der
humanitären Krise in der westsudanesischen Provinz einigen. (misna)
Sierra
Leone
UNO-Generalsekretär Kofi Annan hat den Sicherheitsrat
aufgefordert, die Friedensmission in Sierra Leone bis Ende des Jahres
zu verlängern. Annan schlug vor, mit dem Abzug der Blauhelme
erst Mitte August zu beginnen. Das letzte Bataillon solle aber mindestens
noch bis zur Veröffentlichung der Wahlergebnisse im Nachbarstaat
Liberia im November bleiben. Die Regierung habe zwar große Fortschritte
zur Normalisierung der Lage im heutigen Ulamsil gemacht, die Situation
sei aber noch nicht stabil genug, so Annan. (misna)
Nahost
Israel
Bei den Wahlen in den palestinensischen Autonomie-Gebieten
zeichnet sich überraschend ein Sieg für die al Fatah-Partei
ab. Die Partei von Präsident Mahmoud Abbas errang nach
ersten Hochrechnungen rund 60 Prozent der Stimmen, die favorisierte
Hamas-Partei kam nur auf 33 Prozent. Das Stimm-Ergebnis sei Ausdruck
für den Willen der Palästinenser, die von Ministerpräsident
Abbas begonnenen Reformen fortzusetzen, meinen Beobachter. Die endgültigen
Ergebnisse werden morgen erwartet. (asia-news)
Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. plädiert
für eine friedliche Lösung des Konflikts innerhalb der griechisch-orthodoxen
Kirche. Der in Istanbul ansässige Bartholomaios hat
eine dreiköpfige Delegation nach Jerusalem geschickt, die dort
vermitteln soll. Hochrangige Vertreter der griechisch-orthodoxen Kirche
im Heiligen Land hatten Patriarch Irenäus I. vor wenigen Tagen
zum Rücktritt aufgefordert. Wegen umstrittener Geschäfte
mit jüdischen Investoren war Irenäus schon seit langem in
die Kritik geraten. Palästinenser werfen ihm eine Judaisierung
der Altstadt vor. (ap)
Irak
Mindestens 70 Menschen sind gestern bei Anschlägen im
Norden und Süden des Landes ums Leben gekommen. 100
Kilometer südlich von Bagdag explodierte in einem Basar eine
Autobombe und riss vor allem Frauen und Kinder mit. Die Männer
waren zum Gebet in der Moschee versammelt. Eine weitere Autobombe
war am Morgen in Tikrit explodiert. Acht Polizisten kamen dabei ums
Leben. (misna)
Die Geiselnehmer des Australiers Douglas Wood haben der Regierung
in Sydney ein Ultimatum gestellt. Nach Angaben des arabischen Fernsehsenders
Al-Jazira muss Australien binnen 72 Stunden mit dem Abzug der Truppen
aus dem Irak beginnen, andernfalls sterbe der 63-Jährige. (misna)
Asien
Sri
Lanka
Tausende Kinder aus den Flüchtlingslagern für Tsunami-Opfer
in Sri Lanka werden sich morgen zu einem Festival in Batticaloa im
Osten des Landes versammeln. Das Fest wird von lokalen und
internationalen Hilfsorganisationen veranstaltet. Der Osten und Süden
der Insel zählt zu den am stärksten vom Tsunami betroffenen
Regionen, rund 30 000 Menschen kamen ums Leben. (misna)
Vietnam
Bei einem Treffen mit US-Regierungsvertretern in Hanoi hat
sich die vietnamesiche Regierung zu einer besseren Respektierung der
Religionsfreiheit bereit erklärt. Nähere Details
der Vereinbarung seien aber noch nicht bekannt, hieß es. Nachdem
es immer wieder zu Spannungen zwischen Hanoi und Washington gekommen
war, hatte Vietnam kürzlich einige geschlossene Kirchen wieder
eröffnet und religiöse Gefangene frei gelassen. (asia-news)
Südkorea
Die Erzdiozöse von Soul hat mit dem Bau eines Versöhnungszentrums
an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea begonnen.
Das Zentrum solle dazu beitragen, die Beziehungen mit den Gläubigen
und der Kirche in Nordkorea zu verbessern, meldete die Nachrichtenagentur
AsiaNews. Es soll eine Kirche, ein Seminar und ein Religions-Museum
enthalten. (asia-news)
Osttimor
Premierminister Mari Bin Amude Alkatiri hofft auf eine baldige
Einigung mit der katholischen Kirche im Streit um den Religionsunterricht.
In den letzten Tagen hatten tausende Menschen vor dem Büro des
Premiers gegen die Abschaffung von Religion als Pflichtfach in den
Schulen protestiert. Die Regierung des mehrheitlich katholischen Landes
hat bereits angekündigt, das geplante Gesetz zurückzuziehen.
(ucanews)
Amerika
Vereinigte
Staaten
Katholische Gruppen des Landes haben ihren Ebay-Boykott beendet,
nachdem sich das Internet-Auktionshaus bereiterklärt hat, keine
konsekrierten Hostien und ähnliche geheiligte Objekte mehr zu
verkaufen. Die Katholiken hatten auf der Internetseite www.boycottebay.org
zum Protest aufgerufen, nachdem ein Mann aus Iowa kurz nach dem Tod
von Johannes Paul II. eine angeblich vom Papst geweihte Hostie versteigern
wollte. (cns)
Dominikanische
Republik
Mehr als 400.000 Kinder und Jugendliche werden in dem karibischen
Inselstaat zur Schwarzarbeit gezwungen. Das berichtete eine
Sprecherin des internationalen Programmes gegen Kinderarbeit, Ipec.
Am schlimmsten sei die Lage in den Reisfeldern der Landwirtschaft,
wo fast 20 Prozent der Kinder die Arbeit eines Erwachsenen verrichten
müssten. Viele Kinder arbeiteten bereits mit 5 Jahren auf dem
Feld und trügen schwere Entwicklungsschäden davon, so die
Sprecherin weiter. (misna)
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Buchbesprechung:
Titel:
Kleine Bibliothek der Religionen
Autor: Adel Theodor Khoury
Verlag: Herder Freiburg
Preis: 49,90 Euro
Rezensent: Ludwig Waldmüller
Diese
Buchbesprechung müsste man eigentlich eine "Bücherbesprechung"
nennen. Denn diemal geht es nicht um eines, sondern gleich um zehn
Bücher auf einmal: Die Kleine Bibliothek der Religionen, die
nun bei Herder in einer Sonderausgabe erschienen ist. In zehn einzelnen
Bänden - Taschenbücher von einer Stärke um die 200
Seiten - werden die einzelnen Religionen der Welt vorgestellt: Buddhismus
und afro-amerikanische Religionen, Religiöse Traditionen Chinas
sowie Hinduismus, Judentum, Islam, die Religion im Alten Ägypten,
diejenige der australischen Ureinwohner und die der nordamerikanischen
Indianer. Der letzte Band ist dem Christentum gewidmet. Eine geballte
Sammlung Wissen, die all jenen zu empfehlen ist, die aus Interesse
oder von Berufs wegen mit Religionen und dem Wissen über diese
zu tun haben. Besonders für Lehrende kann dieser überblickhafte
Durchgang durch die Religionen sehr hilfreich sein. Herausgegeben
wurde die Buchreihe von Adel Theodor Khoury, bis 1993 Professor für
Religionswissenschaft und Leiter des Seminars für Allgemeine
Religionswissenschaften der Katholisch-Theologischen Fakultät
der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, der
auch selbst den Band über den Islam unter Mitarbeit von Peter
Heine verfasst hat. Interessant sind die Thematiken aller Bücher,
ein besonderer Hinweis muss aber auch dem Band übers Christentum
des ehemaligen Regensburger Professors Wolfgang Beinert gelten. Die
zehn Bände in dem roten Schuber sind ein sehr breites und breit
angelegtes Wissensspektrum, das sicherlich für viele wertvolle
Informationen aus erster Hand bereit hält. Seltsam aber, dass
im vierten Band über den Islam ein peinlicher Computerfehler
passiert ist: Die Hälfte des Inhaltsverzeichnisses gibt die Seite
"0" als Bezugspunkt an. Schade auch, dass kein Band über
die Religion der griechisch-römischen Antike und der vorchristlichen
Religionen Europas vorliegt. Denn rein gegenwartlich ist die "Kleine
Bibliothek der Religionen" nicht angelegt, analysiert sie doch
auch den Kult der Alten Ägypter. Spannende Entdeckungen halten
die Bände aber immer wieder bereit; wenn man beispielsweise liest,
dass im Judentum die Wort- und Tonkunst immer einen viel breiteren
Bereich einnahmen als bildende Kunst. Oder die analytische Beschreibung
von verschiedenen afro-amerikanischen Kulten, wie etwa der heterodoxe
Maria-Lionza-Kult in Venezuela, der nach Angaben der Autorin verschiedenste
Elemente miteinander vermischt. Eine Entdeckungsreise in die Welt
der Religionen, die wirklich spannend ist.